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Review: #4.14 Die Rückkehr (3)

Foto: Kevin Durand, Lost - Copyright: 2008 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.
Kevin Durand, Lost
© 2008 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.

Ganz klar: Meine Erwartungen an dieses Finale waren hoch. Sehr hoch. Die vierte Staffel von "Lost" war bislang so unglaublich spannend, unterhaltsam und emotional, dass ich mir kaum vorstellen konnte, wie man das alles eigentlich noch toppen will. Doch #4.14 Die Rückkehr (3) zeigt mal wieder, dass ich diese Serie nach vier Jahren immer noch nicht im Griff habe: Meine Erwartungen wurden keineswegs erfüllt. Sie wurden übertroffen.

"Whoever moves the Island, can never come back."

Beginnen wir mit den Ereignissen in der Orchid Station: Keamy stirbt. Locke ist entsetzt. Ben nicht. Er bombt ein Loch in die Wand. Locke ist völlig verdattert. Und dann wird er von Ben zum neuen Anführer der Anderen gekürt.

Dass Locke in Bens Fußstapfen treten würde, war eigentlich klar. Wie ich bereits hier dargelegt habe, waren die Parallelen zwischen Ben und Locke quasi unübersehbar und nun scheint die Zeit für Ben gekommen, zurückzutreten. Er tut dies mit Würde, zeigt sich gegenüber Locke aber gleichzeitig so aufrichtig, wie er es selten tut. Da Ben die meiste Zeit über ein skrupelloser, berechnender und eiskalter Schuft ist, ist diese Abschiednahme von Locke umso erstaunlicher und ergreifender – denn es scheint ihm wirklich Leid zu tun, was er Locke alles angetan hat. Dieser ist nun am Ziel seiner Reise angekommen: Er ist bereit, die Anderen zu führen und wird von Alpert und Co. willkommen geheißen.

Unterdessen geht es für Ben hinunter in eiskalte Tiefen. Und uns Zuschauern gehen gleich zwei Lichter auf: a) Episode #4.09 Konturen der Zukunft! Jetzt begreifen wir endlich, wieso Ben mit einem Winterparka bekleidet und einer Wunde am Arm in der Wüste aufwachte. Und b) Darltons Codename fürs Finale der vierten Staffel ergibt nun auch einen Sinn: Ich präsentiere... THE FROZEN DONKEY WHEEL!

Ben dreht also an dem sagenumwobenen Rad und bewegt die Insel. Ist das verrückt? Meint ihr das Rad oder die Tatsache, dass die Insel mit einem blubb! vom Erdboden verschluckt wird? Ich würde sagen, was soll's? Diese Serie hat es mal wieder geschafft, uns komplett zu verblüffen. Was hier passiert, ist wegweisend für die kommenden zwei Staffeln: Die Möglichkeit, durch Zeit und Raum zu reisen, wird hiermit endgültig in der Serie etabliert. Und die Insel, samt derer, die auf ihr leben, ist nun irgendwo im Nirgendwo und womöglich sogar noch in einer anderen Zeit...

"We're going to have to lie."

Dass die Insel verschwunden ist, das merken auch die Insassen des Helikopters. Sie steuern daher auf die Kahana zu, ohne zu wissen, dass dort ein großes C-4-Paket auf sie wartet. Keamys Tod hat dieses zum Ticken gebracht und während Desmond den Frachter evakuieren soll, bleiben Jin und Michael, um die Bombe in Schach zu halten. Einfach großartig, wie die beiden Männer, die sich einst nicht ausstehen konnten, nun ohne zu Zögern zusammenarbeiten.

Die Kahana geht schließlich in die Luft. Michael hat kurz zuvor eine Vision von Christian, der ihm sagt, dass er nun seine Arbeit getan hat und es heißt RIP Michael. Doch heißt es auch RIP Jin? Wir wissen es nicht, doch ich hoffe inständig, dass Jin es irgendwie geschafft hat, zu überleben. Denn man kann nicht anders als weinen, wenn man die schreiende Sun sieht, wie sie in totalem Entsetzen versucht, sich an den letzten Strohhalm zu klammern. Eine unglaubliche, herzzerreißende Performance von Yunjin Kim.

Nach dieser ergreifenden Szene gönnt man uns nur wenig Pause: der Helikopter stürzt ab und Jack birgt den scheinbar toten Desmond aus dem Wasser. Man bangt unweigerlich um Desmonds Leben, schließlich haben wir den Schotten noch kein einziges Mal in einem Flashforward gesehen und so ist dessen Überleben für ein paar Momente alles andere als klar. Zum Glück überlebt er jedoch und die zweite atemberaubende Szene geht vorüber.

Doch wer glaubt, das wäre alles gewesen, der täuscht sich: die Verschollenen werden von einem Suchschiff aufgegabelt, das sich als Pennys entpuppt. Wir sehen die Portugiesen aus #2.24 Zusammen leben - Alleine sterben (2) wieder (geniale Kontinuität!), dann fällt der Name Widmore und es heißt: Taschentücher bereithalten! Nach über drei Jahren fallen sich Desmond und Penny endlich wieder in die Arme und es ist einfach großartig. Das Puzzle fügt sich für uns schließlich vollständig zusammen: Desmond und Frank bleiben bei Penny auf dem Schiff (schließlich waren sie keine Passagiere des Flugs 815) und Jack, Kate, Sayid, Hurley, Sun und Aaron werden zu den Oceanic Six, fahren mit einem Rettungsboot nach Membata und fliegen von dort nach Hause. Damit klärt sich endlich, was zwischen dem Verlassen der Insel und ihrer endgültigen Rettung passiert ist.

"Dude I've been having regular conversations with dead people."

Selbstverständlich dürfen auch die Flashforwards nicht fehlen. Zusammen mit #4.13 Die Rückkehr (2) zeigt uns diese Folge Flashforwards von allen Oceanic Six und den Anfang macht diesmal Sayid. Er bricht in Hurleys Irrenanstalt ein, erzählt ihm von Jeremy Benthams Tod und bewegt ihn dazu, mitzukommen. Ich muss sagen, der eiskalte Killer-Sayid ist super. Ob er immer noch für Ben arbeitet (#4.03 Der Ökonom)? Und wieso sieht Hurley tote Menschen, erst Charlie und jetzt Mr. Eko? Dasselbe Phänomen wie bei Miles?

Die Verwirrung geht weiter: Wir sehen Sun, mittlerweile eine harte Geschäftsfrau, die einen Trip nach London unternimmt, um sich mit einem gewissen Charles Widmore zu treffen (!). Sie stellt gleich klar, dass sie keine Zeit für Spielchen hat und mit ihm ins Geschäft kommen will. Doch was will Sun von Widmore? Will sie ihm wirklich helfen?

Dann haben wir noch Kate, deren Flashforward uns einen fantastischen Mysterymoment liefert: Sie hat einen Traum davon, wie Claire an Aarons Bett sitzt und sie warnt, dass sie Aaron unmöglich zur Insel zurückbringen darf. Doch wieso nicht? Wieso soll Aaron unter keinen Umständen zurück zur Insel? Und was ist eigentlich mit Claire?

"The island won't let you come alone. All of you have to go back."

Fragen über Fragen. Doch tatsächlich bietet uns diese Episode auch eine Antwort. Und zwar eine wichtige. Wir folgen einem total heruntergekommenen und verzweifelten Jack ins Hoffs/Drawlar Bestattungsinstitut (Gemerkt? Ein Anagramm für "Flashforward"!), wo er auf Ben trifft. Die Identität von Jeremy Bentham wird endlich gelüftet und es ist...

... JOHN LOCKE!

Wer hätte das gedacht? John Locke wird drei Jahre in der Zukunft mausetot sein. Und damit stehen wir wieder vor einer langen Frageliste. Was ist in diesen drei Jahren passiert? Wieso nennt sich Locke nun Jeremy Bentham? Warum hat Locke die Oceanic Six einschließlich Walt besucht? Hat er auch die anderen Ex-Losties Desmond und Frank aufgesucht? Und wie ist Locke gestorben?

Fest steht, für diese Fragen können wir zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich eine Antwort finden. Wir können viel spekulieren, doch wir müssen uns damit abfinden, dass es nur eine Möglichkeit gibt, um Klarheit zu erlangen: die neuen Folgen. Es heißt also Abwarten bis zum Start der fünften Staffel, dann werden wir (hoffentlich) erfahren, was mit Jin passiert ist, mit der Insel, mit Dan auf dem Rettungsboot und natürlich mit Jeremy Bentham. So endet diese phänomenale vierte Staffel von "Lost" mit einem bombastischen Ende und wie es sich gehört, hat Ben auch diesmal das letzte Wort.

"Jack... I said, all of you. We're gonna have to bring him, too."

Vielen Dank, Ben. Vielen Dank Darlton für diese großartige vierte Staffel! Wir sehen uns in Staffel 5.

Maria Gruber - myFanbase

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