Jack vs. Locke - Glaube gegen Wissenschaft

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Zwei Männer, die eine vollkommen andere Sichtweise auf Dinge haben, müssen plötzlich zusammen arbeiten und gemeinsam versuchen die Führung zu übernehmen. Dass dieses Vorhaben schon von Beginn an unter keinem guten Stern steht, wundert dabei niemanden, nicht einmal Jack und Locke selbst. Deswegen mag es auch niemanden auf der Insel verwundert haben, als sich die Lager plötzlich trennten und man sich zwischen den beiden Anführern entscheiden musste.

Man of Science, Man of Faith

Betrachtet man das Leben der beiden Männer vor ihrem Absturz auf der Insel, könnte man meinen, dass sie vollkommen unterschiedliche Leben geführt haben. Doch so unterschiedlich ihr jeweiliges Umfeld in dem sie aufgewachsen sind auch gewesen sein mag und so gegensätzlich ihr letztlicher Werdegang auch ist, so sehr ähneln sich die beiden Charaktere doch in vielen Situationen. Beide Männer haben ihre Liebe durch die Tatsache verloren, dass sie nicht von ihrer Obsession loslassen konnten und beide haben ein gestörtes Verhältnis zu ihren Vätern, von denen sie sich nichts sehnlicher wünschen als Anerkennung und Liebe. Sie sind sich also eigentlich ähnlicher, als sie vermuten, doch der entscheidende Unterschied ist, dass sie eine komplett konträre Sichtweise auf Dinge haben.

Während Jack an die Wissenschaft glaubt, an die Tatsache, dass alles begründbar ist, und es keinesfalls soetwas wie Bestimmung oder Schicksal gibt, meint Locke, dass alles aus einem bestimmten Grund geschieht, jeder Rückschlag durch das Schicksal entschieden wurde und er nach dem Absturz genau da ist, wo er schon immer sein sollte.

Durch diese unterschiedlichen Sichtweisen der beiden Männern, entwickeln sich im Laufe der Zeit, die sie mit- und vor allem gegeneinander verbringen, gegensätzliche Reaktionen auf die neuen Umstände, in denen sie sich befinden, die nur selten auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden können, weswegen es unausweichlich ist, dass die beiden sich immer feindlicher gegenüber stehen.

"A leader can't lead until he knows where he's going."

Der starke Glaube an das Schicksal bei Locke, begründet sich vor allem darauf, dass er nach dem Absturz plötzlich wieder fähig war zu laufen, während er zuvor vier Jahre lang an einen Rollstuhl gefesselt gewesen ist. Durch dieses "Geschenk", was ihm die Insel bereitet hat, ist Locke davon überzeugt, dass der Absturz etwas Positives war und die Insel für jeden Überlebenden einen bestimmten Plan hat. Jack hingegen, der lediglich die grausamen Auswirkungen des Absturzes zu Gesicht bekommt, sich um die vielen Verletzten sorgt, und von Lockes "Wunderheilung" keine Ahnung hat, sieht die Strandung auf der Insel mit ganz anderen Augen und versucht alles, um das Überleben der Gestrandeten zu sichern und einen Weg von der Insel zu finden.

Durch seinen Status als Arzt, wird Jack ziemlich schnell in die Rolle des Anführers gedrängt. Er kümmert sich um die Verletzten und sucht einen geeigneten Ort, wo sie gemeinsam leben können, bis die Rettung endlich eintrifft. Locke rutscht zwar vorerst nicht in die Rolle des Anführers hinein, hat jedoch ausgezeichnete Erfahrungen in der Jagd und Spurenlese und kann die anderen somit mit der nötigen Nahrung versorgen, was ihm auch einen besonderen Status innerhalb der Gruppe verleiht.

Während Jack also die Führung der Gruppe übernimmt und als Entscheidungsträger gilt, mischt Locke sich in diese Angelegenheiten vorerst nicht ein, sondern verfolgt einen ganz anderen Plan. Er will die Geheimnisse der Insel erkunden, will genau erfahren, was seine Bestimmung auf Selbiger ist und schließlich die anderen Überlebenden auf den richtigen Pfad bringen. Dabei kommt es hin und wieder vor, dass er die Bemühungen der anderenm einen Weg von der Insel zu finden, manipuliert, wie beispielsweise als er Sayid niederschlägt, nachdem dieser das Funkgerät repariert hat.

"If we survive tonight we're going to have a Locke problem."

Zu einer ersten offenen Konfrontation zwischen Locke und Jack kam es schließlich, als Locke den schwerverletzten Boone ins Camp bringt und dann wieder verschwindet, ohne Jack die eigentlichen Umstände zu berichten. Durch die fehlenden Informationen kann Jack Boones Leben nicht mehr retten und als Locke erst wieder zur Beerdigung von Boone zurückkehrt, stellt Jack ihn wütend zur Rede. Zwar erklärt sich Locke und berichtet vom Hatch und dem Unfall, doch der Tod von Boone wiegt so schwer bei Jack, dass dieses Ereignis den (Vertrauens-)Bruch zwischen Jack und Locke markiert, der nie wieder repariert werden konnte. Hinzu kommt, dass Jack nach diesem Ereignis erst bewusst wird, wie fest Locke davon überzeugt ist, dass er eine Bestimmung auf der Insel hat, die er unter Umständen erfüllen muss - koste es, was es wolle.

Mit dem Öffnen des Hatches wird die Kluft zwischen den beiden immer größer, da Locke sich sicher ist, nun seine Bestimmung gefunden zu haben: Alle 108 Minuten muss er nun den Knopf drücken, um so die Welt retten zu können. Jack hingegen glaubt nicht im Geringsten daran, dass das Hatch irgendeine Funktion besitzt und reine Zeitverschwendung ist. Als dann auch noch Benjamin Linus zu den Überlebenden stößt und Locke immer wieder darauf hinweist, dass allein Jack derjenige ist, der alle Entscheidungen trifft und Locke nicht von den anderen als Anführer anerkannt wird, ist die Kluft zwischen den beiden Männern so groß, wie noch nie zuvor und es kommt daraufhin immer wieder zu Konfrontationen zwischen den beiden, die unausweichlich darauf hinauslaufen, dass sie vollkommen verschiedene Wege einschlagen und sich die Gruppe der Überlebenden trennt.

Every Man for Himself

Durch diese enorme Kluft zwischen Jack und Locke, verwundert es auch, dass Locke eine imposante Rede über die Notwendigkeit der Rettung ihrer Freunde hält, nachdem Hurley alle darüber unterrichtet, dass Jack, Kate und Sawyer entführt wurden. Nachdem Kate und Sawyer entkommen konnten und nur noch Jack gefangen gehalten wurde, beteiligte sich Locke an dem Suchtrupp für Jack. Doch an seinem späteren Verhalten zeigt sich, dass es Locke keinesfalls (nur) um die Rettung von Jack geht, sondern er mit selbiger (auch) seinen eigenen Plan verfolgt.

Dies zeigt sich vor allem, als Locke mittels des aus der Flame-Station geschmuggelten C4s das U-Boot zerstört, mit Hilfe dessen Jack und Juliet von der Insel gelassen werden sollten. Durch dieses Ereignis verlor Locke nicht nur bei Jack (erneut) seine Glaubwürdigkeit, sondern auch bei den meisten anderen, da er immer wieder gelogen hatte und nur seinen eigenen Plan verfolgt.

Doch Locke scheint dies auch nicht weiter zu stören, da er sich längst dazu entschlossen hat sich den Anderen anzuschließen und Teil der Gemeinschaft auf der Insel zu werden. Somit zieht Locke mit den Anderen davon, während Jack zurück zu den Überlebenden kehrt und weiterhin einen Weg sucht, die Insel endlich verlassen zu können. Erneut verfolgen die beiden komplett unterschiedliche Ziele, denn Locke will unbedingt auf der Insel bleiben, und möchte eigentlich auch, dass niemand sonst sie verlässt, während Jack alles tun würde, um von ihr zu kommen und so viele Überlebende wie möglich mit sich zu nehmen.

The Beginning of the End

Zum Höhepunkt ihrer Auseinandersetzungen kommt es, als Locke verhindern will, dass Jack Kontakt zur Kahana aufnimmt und so einen Weg findet die Insel für immer hinter sich zu lassen. Er bittet Jack darum den Kontakt nicht herzustellen, doch Jack lehnt dies ab, selbst als Locke ihm androht ihn zu töten. Locke spricht immer wieder von Bestimmung, doch Jack kann und will davon nichts mehr hören, da genau diese Überzeugung von Locke sie immer wieder in Schwierigkeiten gebracht hat. Die Konfrontation zwischen den beiden artet schließlich aus und Jack richtet seine Waffe auf Locke und geht sogar soweit, abzudrücken, was gerade für Jack ein enormer Schritt ist, doch die Waffe löst keinen Schuss aus. Die Wut von Jack auf Locke ist jedoch immer noch so groß, dass er auf ihn einprügelt, bis die anderen ihn von Locke wegziehen.

Danach kommt es zur großen Spaltung der Überlebenden, die sich schon von Beginn an angekündigt hat. Locke informiert alle darüber, dass die Leute auf der Kahana ihre Gegner sind und sie nur überleben können, wenn sie mit ihm zu den Barracken gehen. Jack argumentierte dagegen, dass Locke verrückt sei und niemand ihn wirklich ernst nehmen könne. Doch auch wenn viele Jack gegenüber loyal blieben und auf Rettung hofften, schlossen sich einige, darunter auch Hurley, Claire, Danielle, Karl, Alex und Sawyer, Locke an.

Doch Jack und Locke haben es nicht einfach, da ihre Führungsqualitäten immer wieder angezweifelt werden, ihre Entscheidungen nicht für alle nachvollziehbar sind und sich bald niemand mehr sicher ist, wer von beiden eigentlich die beste Entscheidung in Bezug auf die Kahana getroffen hat.

Erst Tage später treffen Locke und Jack erneut wieder aufeinander, als Locke versucht mittels Bens Anweisungen einen Weg zu finden, die Insel zu bewegen und Jack Hurley vor dem Angriff von Keamy warnen will. Als er Jack sieht, versucht Locke ihn erneut davon zu überzeugen, die Insel nicht zu verlassen, da Locke auf der festen Überzeugung ist, dass Jack aus einem bestimmten Grund auf die Insel gebracht wurde. Doch Jack will, wie immer, nichts davon hören und endlich wieder nach Hause gehen und sein altes Leben zurück haben. Somit bittet Locke ihn nur um eine Sache: Er soll nichts über die Insel erzählen, um die Insel zu beschützen. Jack kann nicht glauben, was Locke sagt und meint auch, dass keine Wunder auf der Insel geschehen, wie Locke immer behauptet. Erst als Jack einige Zeit später mit einigen anderem im Helikopter von der Insel fliehen kann und mit eigenen Augen sieht, dass die Insel plötzlich verschwindet, schenkt er Locke erstmals Glauben und bittet alle über die wahren Geschehnisse zu lügen, um die Insel und alle, die noch auf ihr sind, zu schützen.

Annika Leichner - myFanbase

Diskutiert zur Feindschaft im Forum