Bewertung

Review: #1.16 Zeitpunkt des Todes

Foto: Josh Dallas, Manifest - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Josh Dallas, Manifest
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Da ist es nun also, das Staffel- (oder vielleicht Serien-) -finale von "Manifest" . Ich muss zugeben, dass ich mit gemischten Gefühlen an diese Episode herangegangen bin, denn in den letzten beiden Wochen präsentierte man uns deutlich unterdurchschnittliche Folgen. Somit war es zweifelhaft, ob man die Staffel zu einem guten Ende bringen würde. Alles in allem bin ich positiv überrascht, man schafft es endlich ein paar der Handlungsstränge mit einander zu verbinden und somit das Gefühl aufzubauen, als würde sich der Kreis langsam schließen.

"Stop Him"

Das Calling der Woche findet in einigen Situationen seine Anwendung. Es trifft sowohl darauf zu, dass die Stones, Zeke und Saanvi Griffin davon abhalten sollen, die Callings öffentlich zu machen, dann darauf, Zeke daran zu hindern, Griffin zu erschießen und schließlich soll damit der Kampf zwischen Zeke und Jared beendet werden. Dass die Botschaft im Verlauf der Episode auf diese Weise abgewandelt wurde, hat mir gut gefallen, denn während sie zuerst eine große Gruppe von Personen einschloss, zog sich der Kreis immer enger und zum Schluss hörte nur noch Michaela die Stimme. Dies passt gut zu der Vermutung, dass es sich vielleicht bei Michaela um den heiligen Gral handelt, denn schon die gesamte Staffel über stand sie mit den Callings am engsten in Verbindung.

Dem Auftrag können die Beteiligten dieses Mal allerdings nicht gerecht werden und so kommt es zur ersten großen Enthüllung der Episode. Denn nachdem Griffin Michaela und Ben den Rücken zugewandt hat, schlägt das Schicksal zu und er stirbt genau den Tod, der ihm vorbestimmt war. Wasser speiend bricht er schließlich zusammen – wobei ich die vielen Wassermassen, die aus ihm sprudelten, fast ein wenig übertrieben fand. Nun stellt sich erst einmal die Frage, ob es sich beim Tod von Griffin um eine Botschaft handelt, denn was läge näher, als dass seinem Leben ein Ende bereitet wurde, weil er die Callings nicht für das Gute einsetzen wollte. Mit diesem Ansatz, der kurz in der Luft hängt, würde man die Überlegungen von Ben und Grace aus der letzten Woche untermauern, wodurch die Sinnlosigkeit ihres Grübelns in #1.15 Hard Landing etwas abgemildert würde. Auch wenn sich diese Theorie im Endeffekt als falsch entpuppt, würde ich sie nicht vollends verwerfen, denn um sich in einer zweiten Staffel – falls es die denn geben wird – ein Hintertürchen offen zu halten, kann man durchaus daran festhalten.

Mein größter Kritikpunkt am Staffelfinale ist Jared, der bereits in der vergangenen Woche vollkommen neben der Spur war und Charakterzüge aufwies, die überhaupt nicht zu der Figur passten, die wir bisher kennengelernt haben. Ähnlich sieht es auch in dieser Woche aus, denn seine Paranoia Zeke gegenüber geht einem wirklich auf die Nerven. Da helfen auch Michaelas beschwichtigende Worte nichts. Es kommt daher wie es kommen muss und Jared schlägt am Ende vollkommen über die Stränge. In Rage nimmt er auf der Suche nach den Drogen, die Zeke angeblich gekauft hat, Michaelas Apartment auseinander und es kommt zu einer Prügelei zwischen den beiden Männern. Dass Jared so aus der Haut gefahren ist, fand ich zu übertrieben, man nutzt den Kampf zwischen den beiden jedoch, um sich mit einem großen Cliffhanger zu verabschieden. Als der Schuss ertönt, genau in dem Moment, als Michaela ins Apartment stürzt, fragt man sich natürlich, wen oder was die totbringende Kugel durchlöchert hat. Jared? Zeke? Oder doch nur die Wand? Es ist einerseits natürlich spannend, das Ende offen zu lassen, ich halte allerdings nicht viel davon, wenn man noch nicht die Gewissheit hat, dass die Serie tatsächlich in die zweite Runde gehen wird. So eine Art Cliffhanger wirkt immer wie ein Druckmittel auf den Sender, die Fans bloß nicht mit einem offenen Ende zu enttäuschen, was sehr unfair von den Autoren ist. Hätte "Manifest" die gesamte Saison über gut abgeliefert, hätte die Serie schon längst eine zweite Staffel erhalten. Doch es gab so einige Hänger und noch viel mehr Ungereimtheiten, weshalb man sich nicht leichtfertig auf eine Verlängerung verlassen sollte.

2. Juni 2024

Die Puzzleteile mit den vielen Spekulationen, was die Callings zu bedeuten haben, die Pinnwände voll mit Informationen, die Ben und Olive erstellt haben, die Zeichnungen von Cal und sogar sein gebasteltes Schulprojekt aus der letzten Woche können nun endlich zu einem großen Gesamtbild zusammengesetzt werden. Alles verrät den Stones und auch uns Zuschauern, dass der Tod von Griffin wohl doch keine Bestrafung war. Denn auch wenn Griffin, Zeke und die Passagiere von Flug 828 das Glück hatten, dass sie in einer tödlichen Situation nicht gestorben sind, so leben sie doch nur mit geborgter Zeit. Nur so lange, wie sie als tot galten, dürfen sie anschließend weiterleben, weshalb Griffin nach 82 Stunden und 8 Minuten vom Tod durch Ertrinken ereilt wird. Das bedeutet gleichzeitig, dass Zeke nur noch ein Jahr zu leben hat, während alle Passagiere in knapp fünfeinhalb Jahren sterben werden. 2037 Tage nach ihrer Rückkehr werden also die Stones vom Tod ereilt und ihr Todesdatum bestätigt sich auf vielfältige Weise. Während Ben als Mathematiker sofort den 2. Juni 2024 ausrechnen kann (inklusive Schaltjahr), erkennt Olive nun anhand von Pfau, Zwillingen und Cals Drachen, welches Datum gemeint sein muss. Cal bestätigt dies, da er auf den gezeichneten Grabsteinen nun das Sterbedatum von sich, Ben und Michaela ergänzt hat. Zwar habe ich mich bisher nicht gefragt, ob die Lebensspanne der Passagiere von Flug 828 begrenzt ist, dennoch ist ein befriedigendes Gefühl, endlich einmal eine Antwort zu bekommen.

Außerdem

  • Staffel 1 der Serie umfasst nicht einmal zwei Monate, weshalb ich es fraglich finde, ob man, falls man so viele Verlängerungen erhält, tatsächlich die Zeit bis zum 2. Juni 2024 mit sinnvollen Geschichten füllen kann. Zudem wirft man die Frage auf, wie sich das Ganze bei Fiona und Captain Daly verhält. Die beiden sind ja vermutlich erneut durch die Zeit gereist und wer weiß wann rausgekommen. Ich hätte mich am Ende der Staffel um einen kleinen Flashforward zu den beiden gefreut und bin etwas enttäuscht, dass man die beiden vergessen zu haben scheint. Hoffentlich holt man das nach, wenn es eine Verlängerung geben sollte.
  • In die Vollen geht man in Sachen Cliffhanger auch bei Ben und Grace. Es ist nun schon eine Weile her, doch nach #1.05 Connecting Flights hatte ich bereits die Vermutung ausgesprochen, dass man uns mit einer Schwangerschaft überraschend wird. Zuletzt deuteten die Zeichen eher in Richtung des Liebesdreieckes von Michaela, Jared und Lourdes, doch nun hat man sich dafür entschieden, dass Grace schwanger sein soll. Bens Freude erstarrt ihm schlagartig im Gesicht, als er zurückrechnet und erkennt, dass das Baby nicht unbedingt von ihm sein muss. Zwar hat man den Braten bereits meilenweit gegen den Wind riechen können, als Grace sich früher in der Episode übergeben hat, dennoch ist diese Enthüllung dann doch etwas, was mich ein wenig überrascht hat, weil Danny ja eine Weile lang kein Thema mehr war.
  • Man hat uns nicht gezeigt, was aus Zekes Besuch bei seiner Mutter geworden ist, doch man konnte es ihm deutlich an seiner Niedergeschlagenheit ablesen. Es war ein Reinfall, doch wer kann es seiner Mutter verübeln, dass sie einem Süchtigen die Geschichten von Tod und Zeitreise nicht abgekauft hat. Dass Michaela bei seiner Mutter ein gutes Wort für Zeke eingelegt hat, war eine schöne Geste und hoffentlich kommt es zu einer Versöhnung im Hause Landon, falls Zeke den Schuss überlebt hat.
  • Unerwähnt darf natürlich auch nicht Saanvi und ihr Besuch bei der Therapeutin bleiben. Schon als Saanvis Kollege erwähnte, dass er sich von einer Frau behandeln lässt, schrillten bei mir die Alarmglocken und ich habe gehofft, dass man die beiden losen Enden verknüpfen wird. Als Saanvi dann zu ihrer Sitzung geht und tatsächlich die Majorin die Tür öffnet, war ich regelrecht erleichtert. Dadurch integriert man die Gegenspielerin (?) nun endlich mehr in die Handlung, auch wenn dies reichlich spät geschieht.
  • Der Gesamteindruck, den Staffel 1 bei mit hinterlassen hat, erinnert mich sehr an "Quantico". Auch bei der Drama-Crime-Serie gab es viele gute Ansätze, die im Verlauf der ersten Staffel aber nicht recht genutzt wurden.
  • Der kleine Ausflug nach Jamaika, zu dem Punkt, wo die ganze Geschichte begann, war zwar nett, hatte für mich aber keinen Mehrwert. Gab es hier ein verstecktes Zeichen, das ich übersehen habe?

Fazit

Nach einigen Enttäuschungen schafft man es dieses Mal wieder, den Zuschauer besser zu unterhalten. Etwas unsicher stehe ich den Cliffhangern gegenüber, denn wenn die Serie keine zweite Staffel erhalten wird, ist es trotz der soliden Episode ein unzufriedenstellendes Ende.

Marie Florschütz - myFanbase

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