Bewertung

Review: #2.01 Peng

Foto: Charlie Cox, Marvel's Daredevil - Copyright: Patrick Harbron/Netflix
Charlie Cox, Marvel's Daredevil
© Patrick Harbron/Netflix

Wilson Fisk ist Geschichte in Hell's Kitchen, aber natürlich bedeutet das nicht, dass nun Ruhe und Ordnung in der Stadt einkehrt. Auch wenn Daredevil, uns allen gut bekannt als rechtschaffener Anwalt Matt Murdock, versucht das Verbrechen in seinem Stadtteil in Schach zu halten, findet dies doch immer wieder Mittel und Wege, um zum Vorschein zu kommen und die Menschen der Stadt zu terrorisieren. Dabei führt uns diese Premiere der zweiten Staffel von "Daredevil" mit einigen inhaltsschwangeren Zusammenfassungen schön vor, welche kriminellen Gruppierungen hier alles um die Vorherrschaft in Hell's Kitchen kämpfen, oder in der Vergangenheit gekämpft haben. Wilson Fisk seinerseits hatte ein Machtvakuum nach dem Fall des italienischen Mafiosi Rigoletto ausgenutzt, mit ihm kamen die Russen, die Chinesen und die japanische Yakuza an die Macht, die sie dann aber Stück für Stück alle wieder aufgeben mussten. Nun stehen die irische Mafia und die Biker bereit, werden aber von einer mysteriösen Einheit daran gehindert, wirklich die von Fisk hinterlassene Leere aufzufüllen.

Diese erste Episode der neuen Staffel von "Marvel's Daredevil" ist vor allem damit beschäftigt, einerseits die Grundsituation in der Unterwelt zu verdeutlichen, und andererseits zu zeigen, wie es unseren Helden ergangen ist, seit wir sie zuletzt gesehen haben. Bevor wir uns diesem eher persönlichen Teil widmen, handeln wir aber zunächst noch einmal den geschäftlichen Teil, bzw. die Vorarbeit für die Einführung des Punishers ab. Denn es ist keine große, wohl organisierte Gruppe, die die einzelnen Parteien der Unterwelt von Hell's Kitchen drangsaliert, es ist ein Mann allein. Bevor wir diese Erkenntnis gemeinsam mit Matt haben, wird aber vor allem verdeutlicht, wie brutal dieser vorgeht. Sei es durch die ausgiebige Schießerei auf die Iren, oder die morbide Aufbewahrung seiner toten (oder noch halb lebenden) Gegner zwischen geschlachteten Tieren. In diesen Passagen gibt sich "Daredevil" ganz seinen Wurzeln als Action-Spektakel hin. Mir fehlt dabei etwas die Handlung und inhaltliche Tiefe, denn eigentlich ist in der Folge wahrlich nicht viel passiert. Das ist für eine Serie, die mit allen Folgen einer Staffel gleichzeitig an den Start geht kein großes Problem, macht die einzelne Episode aber eben doch eher vernachlässigbar.

Es war offenbar ein Grundbedürfnis der Autoren, sich hier mit den drei Grundpfeilern der Serie wieder vorzustellen: Actiongeladenen Kampfszenen, der Freundschaft zwischen Matt, Foggy und Karen und der Vorstellung des neuen Big Bads, dem Punisher. Die Action war noch nie mein Hauptfokus, wobei ich aber natürlich weiß, dass ich damit nicht zur Kernzielgruppe der "Daredevil"-Fans gehöre, deshalb kann man mich mit den Kampfszenen hier auch naturgemäß nicht hinter dem Ofen hervorlocken. Dagegen waren die Freundschaftsmomente doch ganz ansprechend, besonders die Unterhaltungen von Foggy und Matt erinnerten gut an alte Zeiten. Karen hingegen stand in dieser ersten Episode für meine Begriffe zu sehr im Hintergrund. Das wurde gegen Ende der Folge etwas besser, als sie in gewohnt kompetenter Manier dem schwerverletzten irischen Kleinkriminellen zur Seite steht, aber bis dahin trat sie mir hinter den beiden Herren leider zu sehr in den Hintergrund, um dann in ihrer einzig wirklich wichtigen Szene seltsam mit Matt zu flirten. Ich weiß dass dieser Aspekt direkt aus der Comic-Vorlage stammt, aber irgendwie passt das für mich bisher nicht zu den beiden Charakteren, wie wir sie aus der Serie kennen. Aber schauen wir mal, ob sich daraus wirklich etwas entwickelt, oder ob dies nur eine alleinstehende Andeutung war.

Alles in allem ist der Staffelauftakt #2.01 Bang eine gelungene Episode von "Daredevil", der aber die wahren Highlights noch fehlen. Aber glücklicherweise muss man ja bei einer Netflix-Serien nicht lange auf die nächste Folge warten.

Randnotizen

  • Die Kanzlei Nelson & Murdock läuft dank der lokalen Berühmtheit des Fisk-Falles recht gut, sorgt aber zu wenig für Einnahmen, denn unsere drei Freunde sind nach aktuellem Stand pleite. Sehr schön, dass Karen dafür auch erst ein kostenloses Buchhaltungsprogramm benötigte, um diese nicht ganz unwichtige Information herauszufinden.
  • Auch wenn mich die Folge insgesamt nicht vom Hocker gehauen hat, gab es doch einige amüsante Momente. Dazu gehörte für mich das Widerauftauchen von Matts Prügelknaben Turk Barrett, der wohl offensichtlich auch von einer FBI-Untersuchung nicht kleinzukriegen ist, sowie Foggys mutiges aber wahnsinniges Zusammentreffen mit den Bikern.
  • Durch das Auftauchen des Punishers wird klar, dass das Konzept des Daredevil, fast ausschließlich auf Nahkampf zu setzen natürlich immer dann an seine Grenzen stößt, wenn Waffen ins Spiel kommen. Das wäre schon ohne Matts Blindheit kreuzgefährlich, so ist es aber natürlich noch viel schlimmer.
  • Ich find das neue Kostüme von Matt immer noch ziemlich albern und trauere seiner schlichten Aufmachung aus Staffel 1 auch immer noch hinterher. Und mal unter uns gesagt, es war auch um einiges sexier.

Cindy Scholz - myFanbase

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