Bewertung

Review: #2.02 Hunde zu einer Schießerei

Foto: Elden Henson, Marvel's Daredevil - Copyright: Patrick Harbron/Netflix
Elden Henson, Marvel's Daredevil
© Patrick Harbron/Netflix

Nachdem ich mit dem Auftakt zur zweiten Staffel von "Marvel's Daredevil" noch nicht ganz zufrieden war, hat mich die zweite Folge dann doch deutlich mehr überzeugt und besonders im Zusammenspiel mit der ersten, wird das Ganze eine runde Sache. Denn hier war der Ausgleich zwischen den Action- und Kampfszenen und den charakterbezogeneren Dialogen wesentlich harmonischer und dazu kam, dass es durchaus auch einige tiefer gehende Fragen gibt, die durch diese Episode aufgeworfen wurden. Rechnet man dann noch wesentlich mehr Zeit mit Foggy und Karen dazu, erhält man eine wirklich gute zweite Episode dieser Staffel.

Dabei wurde das Thema Punisher näher beleuchtet und die Frage wurde aufgeworfen, ob Daredevil als Held, der das Gesetzt in die eigenen Hände nimmt, einen Mann wie den Punisher, der in Sachen Selbstjustiz viel zu weit geht, erst erschaffen hat. Karen äußert diese Zweifel ganz offen und bedenkt man Karens eigene Schuldgefühle über ihre Verantwortung für James Wesleys Tod, dann wird klar, warum sie diese Bedenken so umtreiben. Matt ist momentan noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um überhaupt in der Lage zu sein, komplexe moralische Dilemmas auszuwerten, aber es scheint sich anzudeuten, dass seine Verantwortung für das Auftauchen des Punishers einen wichtigen Teil der nächsten Episoden ausmachen wird. Zumal man ja auch bereits in Staffel 1 immer wieder der Frage nachging, ob das was Matt als Daredevil tut, wirklich etwas Gutes ist, oder es ihm nur ermöglicht, seine Aggressionen mit zunächst reinem Gewissen auszuleben. Ich erinnere mich da nur an die Erörterung der Frage nach der Existenz des Teufels mit Pater Lantem in #1.09 Wenn man vom Teufel spricht, die ich da gerade aufgrund Matts katholischer Wurzeln sehr ansprechend fand. Nun kommt durch Matts Konfrontation mit dem Punisher und dessen Waffen dazu, dass er auch körperlich stark unterlegen ist. Er ist einem ernsten körperlichen Schaden am Ende von #2.01 Peng nur knapp entkommen, dank seines Anzugs der den Schuss abwehren konnte, aber ganz ohne Folgen blieb dies für ihn nicht. Er hat immer wieder Anfälle, in denen sein Gehör wegbricht, was für den blinden Matt natürlich existenzbedrohend ist. Zumal Matt sich bisher ganz auf sich selbst und seine Sinne verlassen konnte, während er nun ohne sein Gehör zum ersten Mal wirklich hilflos und eben auch wirklich behindert wirkt. Das wird ihn sicher im Kern treffen und ich bin gespannt, wie sich das weiterhin äußert. Zum ersten bedeutet es aber, dass der Punisher in der Lage ist, Matt gefangen zu nehmen und die Folge mit einem enorm fiesen Cliffhanger abzuschließen, den wir durch Foggys panische Augen miterleben.

Überhaupt war Foggy der heimliche Held dieser Episode. Nicht nur wie er Staatsanwältin Reyes Paroli geboten hat, auch seine eindringlichen Worte an Matt zeigen, dass Foggy für sich und seine Mitmenschen eine ganz andere Vorstellung von Moral, von Richtig und Falsch hat, als beispielsweise Matt. Dazu kommt, da Foggy nun da er von Matts Doppelleben weiß, in ständiger Sorge um den ist und immer wieder Situationen erlebt, in denen er Matt halbtot irgendwo aufliest. Gleichzeitig ist es aber er, der sich gegen die Staatsanwaltschaft durchsetzt, deren Motive wir momentan noch nicht durchschauen, die uns aber zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht unbedingt als rein und edel erscheinen. Allerdings wäre ich für Staffel 2 ganz dankbar, wenn man nicht den Weg wählen würde, dass alle Cops und Staatsanwälte außer Sergeant Mahoney korrupt und gekauft sind, das war mir in Staffel 1 doch immer zu extrem. Hier haben wir es mit den beiden neuen Figuren Reyes und Blake Tower zu tun. Erstere haben wir bereits im Finale von "Jessica Jones" kurz kennengelernt, letztere gehört in "Daredevil" zum Hauptcast, weswegen wir ja durchaus davon ausgehen können, dass dieser Aspekt der Serie weiterhin bedeutend sein wird.

Aus meiner jetzigen Sicht scheint dies nur folgerichtig zu sein, dem Gefüge um Matt als heimlichen Rächer und Helden, Foggy als dessen Gewissen noch die Perspektive der Polizei hinzuzufügen. Dazu zähle ich auch Mahoneys Worte, der Foggy und Karen klar macht, dass der Punisher nicht der erste Nachahmer des Daredevils ist. Überhaupt ist es neben Foggy auch Karen, die mit der Frage nach dem Richtig und Falsch hier am meisten ringt. Karen hat im Gesamtgefüge momentan noch den Nachteil, nicht über Matts Geheimnis Bescheid zu wissen, aber glücklicherweise baut man hier einige Szenen ein die klar machen, dass sie nicht naiv ist und ahnt, das da etwas im Busche ist. Wie beim letzten Mal erwähnt, stehe ich einer eventuellen Liebesgeschichte zwischen ihr und Matt eher skeptisch gegenüber, allerdings muss sich sagen, hat mich die Andeutung in dieser Richtung hier doch mehr überzeugt als noch in der vorherigen Folge. Das lag für mich daran, dass die körperliche Nähe zwischen ihr und Matt hier organischer Zustande kam und durchaus auch sehr sexy war.

Insgesamt war diese zweite Episode in meinen Augen deutlich besser als die erste, wobei es aber wohl am allerbesten wäre, wenn man die beiden einfach in einem Rutsch nacheinander schaut, dann gleichen sich auch die Schwächen des Auftakts ein wenig aus. Im Großen und Ganzen startet die Staffel aber wirklich solide und macht Lust auf mehr.

Cindy Scholz - myFanbase

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