Review: #2.03 Dein Freund und Helfer
Es ist diese dritte Folge der zweiten Staffel von "Marvel's Daredevil", in der wir den neuen Antagonisten, den Punisher zum ersten Mal wirklich kennenlernen. Er war zwar bisher durchaus präsent, aber nur als schweigende Figur, die sich eine Schneise durch die Unterwelt von Hell's Kitchen bahnt. Nun hat der Punisher, beziehungsweise Frank Castle, Matt gefangen genommen, um mit ihm über ihre gemeinsame Verantwortung zu diskutieren und dabei erhalten wir einen ersten Einblick, wie diese Figur denn eigentlich so tickt. Ich als Zuschauerin bin in meiner Reaktion auf diese Dialogszenen etwas zwiegespalten. Einerseits weiß ich es immer zu schätzen, wenn man den Charakteren nachvollziehbare Motive gibt und diese auch versucht zu erörtern, aber andererseits ist die ganze Sache bisher doch ein zeimliches Testesteron-Klischee. Dabei hilft auch der optische Eindruck wenig, der dank der Biker-Gang, die die Gangster sind, die in dieser Episode zur Strecke gebracht werden müssen (sozusagen die Gangster der Woche) entsteht und mich damit zu sehr an meine persönliche Hass-Prestige-Serie "Sons of Anarchy" erinnert. Alles rund um die Geschichte des Punishers, und warum er ist wie er ist, erscheint momentan einfach noch wenig originell. Er ist gezeichnet vom Krieg und was er darin erlebt hat, er hat sicher ihm nahestehende Menschen verloren und nun übt er Rache, so weit so altbekannt. Da ist die Frage, wie sein Verhalten sich auf Matt auswirkt, schon die wesentlich interessantere. Eine Diskussion über die moralischen Auswirkungen ihrer unterschiedlichen Herangehensweisen und ob und wenn ja, das Töten jemals gerechtfertig ist, bleiben weiterhin interessant. Allerdings darf man darüber auch nicht zu sehr nachdenken, denn woher Matt seine Überheblichkeit nimmt, dass er bei seinen Kämpfen nicht tötet, wo er doch oftmals Verletzungen austeilt, die gut und gerne auch tödlich enden können, weiß ich auch nicht. Aber man kann diese Frage ja auch eher als theoretichen Konstrukt hinnehmen und glücklicherweise hat das Marvel-Netflix-Team in Sachen Casting wieder mal großes Können bewiesen und Jon Bernthal überzeigt in seiner Rolle, das hilft dabei, gewisse Logiklöcher zu überwinden. Der Konflikt zwischen seinem Punisher und dem Daredevil leidet für mich hier außerdem stark darunter, dass Matt die ganze Zeit hinter seiner Maske versteckt und die allermeiste Zeit gefesselt bleibt. Es ist für mich einfach die viel interessante Frage, was die Worte des Punishers für Matt bedeuten, als warum der diese vorbringt. Und davon hat man leider dank der Maske und der gewohnt düsteren Beleuchtung nur wenig mitbekommen.
Die moralischen Erörterungen zwischen diesen beiden extremen Ausprägungen derselben Medaille münden in dieser Folge in einem Aggressionsausbruch Matts, wie wir ihn bisher noch nicht erlebt haben. Dieser wird durch eine der zum Markenzeichen der Serie gewordenen Kampfszenen illustriert, in der er geradezu animalisch gegen die Bikergegner kämpft. In diesen Momenten werde ich persönlich immer etwas aus dem Geschehen heraus transportiert, da die Szene in meinen Augen zu sehr beweisen sollte, was für großartige Kämpfe es doch bei "Daredevil" zu bewundern gibt. Der Kampf litt aber für mich auch an der grotesken Computerspiel-Ästhetik, in der immer schön ein Gegner nach dem anderen zum kämpfen bereit stand und schön nach einander von Matt K.O. geschlagen werden konnte. Das war sicherlich kunstvoll choreographiert und fotografiert, ist aber dabei irgendwie zu weit übers Ziel hinaus geschossen. Da waren die Mann gegen Mann Kämpfe der ersten Staffel vielleicht nicht realistischer, aber sie haben den realeren Eindruck der Bedrohlichkeit erweckt.
Das Thema Punisher gegen Daredevil ist damit sicher noch lange nicht abgehandelt und wir werden sehen, was sich aus diesem Gewaltausbruch für Matt nun für Konsequenzen ergeben. In anderen Bereichen der Episode haben sich Foggy und Karen jeweils einzeln mit dem gescheiterten Versuch der Staatsanwaltschaft, ihren Klienten als Köder zu nutzen, auseinander gesetzt. Karen hat dabei versucht, Blake Tower auf ihre Seite zu ziehen und diesem vorzuführen, dass auch er vieles von Staatsanwältin Reyes zu befürchten hat. Dieser Handlungsstrang hat momentan noch nicht viel Substantielles zu bieten, bereitet aber offensichtlich das Fundament für spätere Entwicklungen vor. Das die Folge dann aber ausgerechnet auf Karens Entdeckung von Frank Castles Röntgenbild endete, war für mich außerdem etwas antiklimatisch, da fehlte für mich der richtige Aha-Moment.
Foggy macht sich unterdessen auf die Suche nach Claire Temple und so gibt es endlich einmal ein Wiedersehen mit meiner Lieblingskrankenschwester. Ich habe sie ja bisher schon sehr vermisst, gerade in der letzten Folge, als Matt eigentlich dringend ihren Rat gebraucht hätte. Hier kommt es allerdings zunächst zum Wiedersehen mit Foggy und auch wenn diese beiden Charaktere in Staffel 1 keine gemeinsame Screentime hatten (ihre Begegnung fand off screen statt), harmonieren sie hier doch sofort. Überhaupt entwickelt sich Foggy zum heimlichen MVP dieser frühen Phase der zweiten Staffel, entschärft er hier doch wieder einmal eine brenzlige Situation durch Worte und unverhohlene Ehrlichkeit. Nach diesen Szenen mache ich mir aber etwas Sorgen, dass die Serie momentan keinen festen Platz für Claire Temple hat, was ich doch enorm Schade fände.
Cindy Scholz - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: New York's FinestErstausstrahlung (US): 18.03.2016
Erstausstrahlung (DE): 18.03.2016
Regie: Marc Jobst
Drehbuch: Mark Verheiden
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