Bewertung

Review: #2.06 Reue

Foto: Charlie Cox, Marvel's Daredevil - Copyright: Marvel Television and ABC Studios
Charlie Cox, Marvel's Daredevil
© Marvel Television and ABC Studios

Nach einer wohltuenden Verschnaufpause in der letzten Folge kehrt mit #2.06 Reue auch Frank Castle zurück in die Mitte des Geschehens, auch wenn Elektra ebenfalls Matts Aufmerksamkeit beansprucht. Mit Frank kehren auch einige der Probleme zurück, die dessen Geschichte umgeben und auch bei Elektra tun sich einige Löcher in der Charakterisierung der Figur auf.

In Sachen Frank steht der Prozess bevor, der von der Obersten Staatsanwältin Reyes enorm forciert wird, was unserem Team rund um Matt, Foggy und Karen reichlich seltsam erscheint. Und es ist auch für den Zuschauer ziemlich eigenartig, dass Reyes sich derart an der Sache fest beißt. Marci Stahl hatte in der vorherigen Folge die Theorie in den Raum gestellt, dass Reyes den Prozess als Sprungbrett für eine Bürgermeisterkandidatur nutzen will, und wir wissen durch die bis dato dargelegten Indizien sowie jahrelange Erfahrung mit derartigen Verschwörungstheorien in ähnlichen Serien und Filmen, dass sicher ein wichtiger Punkt ist, Frank ein für alle mal loszuwerden. Die Auflösung dieses Rätsels schiebt man aber noch weiter in die Zukunft, denn hier geht es dann doch wieder um Franks Reue, seine Erinnerungen an seine Familie und was dies für den bevorstehenden Prozess bedeutet. Dabei entwickelt sich zwischen Karen und Frank eine eigenartige Dynamik, die mich irgendwie ungut an Clarice Starling und Hannibal Lecter erinnert, nur das man innerhalb von "Marvel's Daredevil" anscheinend komplett aufgegeben hat, Frank als den Bösen zu klassifizieren. Bis zu einem gewissen Punkt kann ich da auch noch mitgehen. Das sich Matt beispielsweise auch in seinem zivilen Leben gegen die Ausübung der Todesstrafe ausspricht, nachdem er das ja nun auch als Daredevil bereits mehr als deutlich gemacht hat, ist nur konsequent. Und dass Karen sich dafür einsetzt, dass Frank Gerechtigkeit widerfährt ist auch nachvollziehbar, aber dass gerade sie beginnt, all seine Schuld zu negieren und ihn plötzlich nur noch als Opfer sieht, passt für mich einfach nicht in das Bild, was ich bisher von ihr aufgebaut hatte. Einzig Foggy äußert noch all die realistischen Bedenken, die die drei eigentlich alle haben sollten, als es darum geht, Frank zu verteidigen. Allerdings tut er dies auch nur, weil er um die Existenz der Kanzlei fürchtet. Am Ende kommen sie aber alle nicht um den gefürchteten Schauprozess herum, der nun auch noch innerhalb kürzester Zeit beginnen soll. Nelson & Murdock werden dabei auf der Seite der Verteidigung des Punishers kämpfen, ob sie wollen oder nicht.

Am anderen Ende des Geschehens arbeitet die Folge zudem mit einer komplett anderen Grundstimmung. Während es bei Frank an dessen Krankenbett sehr düster und bedrückend zugeht, sorgt Elektra eher für eine beschwingte Laune und zieht auch den sich weigernden Matt mit. Dabei stellen die beiden ein klassisches James-Bond-Szenario nach, in dem sie versuchen in das gut gesicherte Büro eines Yakuzza-Anführers einzubrechen, der wohl aber gar nicht zur Yakuzza gehört. (Erwartet man wirklich von uns, dass es uns interessiert, ob nun die eine eigenschaftslose Mafiaeinheit oder eine andere kriminelle Vereinigung mit wahrscheinlich ebenfalls wenig charakteristischen Eigenschaften der große Böse ist?) Einerseits sind diese Spionage-Einbruchs-Szenen amüsant und unterhaltsam und lockern die Episode deutlich auf. Andererseits ist mir dabei doch arg negativ aufgestoßen, wie leichtsinnig und unvorbereitet man Elektra dabei hat aussehen lassen. Soll sie nicht eigentlich selbst auch gut trainiert und eben auch sehr versiert darin sein, was sie da tut? Warum musste dann Matt mehrmals die Mission vor dem Scheitern retten? So wie Elektra die Sache geplant hatte, wäre sie mehrfach gescheitert und es war der unvorbereitete Matt, der jedes Mal die richtige Idee und die nötigen Fertigkeiten dazu hatte. Das ist zwar wunderbar für unsere Hochachtung von Matts Fähigkeiten, dass die aber auf Kosten von Elektra aufgewertet werden, musste nun wirklich nicht sein.

Unterm Strich machen so all diese kleinen Schwächen diese Folge zu einer eher mittelmäßigen Übergangsfolge, in der einige Handlungsstränge ein wenig vorangebracht werden, es aber offensichtlich ist, dass man sich die großen A-ha-Momente noch etwas aufhebt.

Cindy Scholz - myFanbase

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