Bewertung

Review: #2.05 Kinbaku

Foto: Elodie Yung, Marvel's Daredevil - Copyright: Patrick Harbron/Netflix
Elodie Yung, Marvel's Daredevil
© Patrick Harbron/Netflix

Puh, nachdem mich die letzte Folge nur mit Augenrollen und genervter Laune zurückließ, hat mich #2.05 Kinbaku glücklicherweise wieder gut unterhalten. Diese widmete sich fast ausschließlich der Hintergrundgeschichte der Beziehung von Elektra und Matt und stellt den Rückblicken auf diese die beginnende Beziehung von Matt mit Karen gegenüber. Glücklicherweise hat die nicht gleich mit irgendwelchen Eifersuchtsdramen begonnen, oder einem Matt, der hin und her gerissen ist zwischen den zwei Frauen. Das ist schon mal gut, auch wenn diese Gefahr natürlich noch nicht ganz abgewendet ist. Vielmehr geht es für Matt darum, was Elektra für ihn repräsentiert und welche Eigenschaften sie in ihm hervorruft, ganz im Gegensatz zu Karen.

Elektra als reiche und gelangweilte Erbin ist zwar auch nicht wahnsinnig viel einfallsreicher als die Backstory des Punishers, aber der Unterschied liegt für mich hier vor allem darin, dass es Spaß macht, diesen Szenen zuzuschauen. Sie sind unterhaltsam und zeigen uns eine Seite von Matt, die wir so bisher noch nicht gesehen haben. Da spielt es gar keine Rolle, ob mir Elektra nun sympathischer ist, denn die Gute hat durchaus auch so einige Macken, über die man wahrlich nicht hinwegsehen kann. Aber diese sind nicht durchsetzt von Gewalt- und Leidensexzessen. Ich mag meine Comicserien entweder tiefgründig und psychologisch, wenn sie auf diesem Gebiet etwas Neues erzählen zu haben, wie das bei "Jessica Jones" der Fall war, oder locker und unterhaltsam. Das konnte diese Folge nun wesentlich besser gewährleisten, als alles was die zweite Staffel bisher zu bieten hatte. Besonders die Bildsprache war verspielt und ansprechend, und das ausnahmsweise mal nicht in irgendwelchen Kampfszenen.

Besonders das erste Date von Karen und Matt hat über die großartige Location des zweiten Restaurants für ein Lächeln auf meinem Gesicht gesorgt. Darüber hinaus hat man auch die Chemie der beiden Darsteller sehr gut ausgenutzt und ihnen eine wunderschöne Abschiedsszene zu Füßen gelegt, die nur so vor Romantik strotze. Und dann transportierte man Matt, nur über Bilder und Geräusche wieder ins reale Leben zurück und konfrontierte ihn mit den Schattenseiten der Stadt New York. Das war einfach eine rundum gelungene Szene, die mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Inhaltlich bin ich mit Karen und Matt immer noch nicht zu 100 Prozent zufrieden, weil mir zwischen ihnen zu viele Lügen existieren. Selbst wenn man von dem großen, gehörnten Elefanten in Form von Daredevil absieht, verschweigen sie sich beide hier so viel: Karen, dass sie weiter in Sachen Frank Castle ermittelt und Matt sein Wiedersehen mit Elektra. Warum? Ich hoffe wirklich, dass es dabei nicht nur um das unwiderrufbare Drama geht, dass durch solche Geheimnisse entstehen muss. Hoffentlich belehrt mich da die Serie bald eines besseren.

Blicken wir auch noch einmal auf Karens Ermittlungen, die langsam die Zusammenhänge rund um den Punischer ans Licht bringen. Wir wissen nun also, dass dessen Familie wahrscheinlich zufällig Opfer eines Gang-Zusammentreffen geworden ist, und wahrscheinlich wurde Frank bei diesem Vorfall angeschossen und ist dann später, wie wir ja schon länger wissen, wieder auferstanden. Dies findet Karen alles mit der Hilfe von Mitchell Ellison heraus. Und während dieser Momente musste ich nur daran denken, wie viel schöner es wäre, wenn sie dies an der Seite von Ben Urich tun könnte. Dessen Tod gehört für mich immer noch zu den Schwachpunkten der ersten Staffel, vor allem da der einen unschönen Beigeschmack hatte, da der einzige Schwarze aus dem Hauptcast der Serie getötet wurde. Generell ist dies der größte Schwachpunkt von "Daredevil", das es zu leichtfertig die Menschen anhand von Nationalitäten und Gruppenzugehörigkeiten in starre Gruppen einteilt. Ben Urichs Präsenz konnte da das ein oder andere ungute Gefühl darüber noch etwas ausgleichen, was aber nun leider nicht mehr der Fall ist.

Foggys Freundin Marci bringt ebenfalls Erinnerungen an die erste Staffel der Serie mit sich, wobei bei ihrem Auftauchen hier vor allem interessant ist, dass sie nun für die Kanzlei von Jeri Hogarth aus "Jessica Jones" arbeitet. Sie fungierte hier als Erklärerin für die neuesten Entwicklungen in Sachen Staatsanwältin Reyes gegen Nelson & Murdock, wobei sich diese hier noch weitestgehend im Hintergrund hielten.

Denn der Vordergrund gehörte voll und ganz Elektra. Elodie Yung hat sich dabei in der Rolle gut eingelebt. Wir erfahren auch schnell, warum Matt auf ihre Zeit mittlerweile mit so viel Herablassung blickt. Denn Elektra hat seine innersten Dämonen herausgekitzelt, in dem sie zunächst lediglich mit ihm kämpft, dann aber auch vor Dilemmas setzte, wie zu entscheiden, ob er den Mörder seines Vaters selbst töten sollte. Das ist natürlich harter Tobak, was Elektra selbst aber lediglich als puren Spaß zur Unterhaltung betrachtet. In den Matt-Elektra-Szenen waren mir zwar die Dialoge zweitweise zu bedeutungsschwanger, sprachen sie doch ständig davon, auf ewig füreinander bestimmt zu sein und sich als einzige wirklich zu kennen und zu verstehen. Niemand redet so, aber dies waren glücklicherweise nur kurze Momente. Ingesamt hat es einfach Spaß gemacht, Matt so locker und entspannt zu sehen, besonders da Charlie Cox diese Leichtigkeit und Geschmeidigkeit wunderbar auf die Bildschirme zaubern konnte (wie er da so auf dem Küchentisch lag war schon ein Augenschmaus). Mit dieser Leichtigkeit war es dann am Ende der Folge aber leider vorbei und nun steht uns wahrscheinlich wieder eine gehörige Kampfeinlage für die nächste Folge bevor.

Cindy Scholz - myFanbase

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