Review: #1.08 Der falsche Song zur rechten Zeit?

Große Erwartungen bestimmen das Geschehen dieser Episode. Und auch als Zuschauer hat man sich nach sieben Episoden der Serie bereits daran gewöhnt, dass man Großes von einer jeden Episode erwartet. Die große Hürde ist nicht immer vollkommen zu nehmen, aber auch eine durchschnittliche "Modern Family"-Episode ist prinzipiell überdurchschnittlich gute Comedy.

I can't not think of things I want

Phil und Claire haben ihren Jahrestag und während es die Regel ist, dass die Männer den Tag entweder vergessen oder mit einem grausamen Geschenk daherkommen, darf bei "Modern Family" Claire den schwarzen Peter abbekommen. Man könnte Phil mit so vielen sinnlosen Dingen übermäßig glücklich machen, aber Claire hat dafür kein Gespür und schenkt stattdessen Gutscheine für Umarmungen. Da wäre ich auch ganz schön enttäuscht. Claire greift nach dem letzten Strohhalm und bedeutet, dass das große Geschenk noch kommen werde. Das klingt viel versprechend und wenn Phil ein riesiger Fan von Spandau Ballett gewesen wäre, hätte Claire ihm ein wirklich wunderbares Geschenk gemacht, was emotional unschätzbaren Wert gehabt hätte. Da Phil aber nicht mal weiß, wer Spandau Ballett ist, geht der Wert sofort gegen null. Phil ist natürlich so empathisch und will die Geste seiner Frau würdigen, doch dass dies nur über einen begrenzten Zeitraum funktionieren wird, war abzusehen. Neben den herrlichen Phil-Momenten, in denen Ty Burell so wunderbar mit Mimik und Gestik agiert, konnte man sich auch köstlich über Edward Norton als wunderbaren Gastdarsteller amüsieren. Man musste schon zwei Mal hinschauen, um ihn hinter dieser herrlichen Frisur zu erkennen und sein Dialekt war auch hervorragend. Eigentlich ist es schade, dass die Rolle es kaum hergibt, ihn erneut auftreten zu lassen. Insgesamt erreicht die Story allerdings trotzdem nur ein gutes Niveau, weil sie zu vorhersehbar war.

This place brings back so many memories

Ein weiterer prominenter Gaststar überrascht in dieser Episode. Dass man schon so früh in einer Serie gleich zwei bekannte Gesichter für sich gewinnen kann, ist schon beeindruckend. Elizabeth Banks ist der Comedy natürlich mächtig, wie sie in "Scrubs – Die Anfänger" in zahlreichen Episoden zeigen konnte. Hier mimt sie nun die alte Freundin von Cam und Mitch, die früher wie heute weiß, wie man Partys feiert. Ausgeflippt und aufgedreht dominiert sie die Storyline der beiden Väter, die gerne in Erinnerungen schwelgen, dem Feierleben aber einfach schon lange entronnen sind. Sals große Erwartungen an den Abend werden aber nicht erfüllt. Sie wollte am Alten festhalten und verspottet die Entwicklung ihrer einst besten Freunde. Dass dahinter ein gekränkter Stolz und Eifersucht steckt, ist leicht nachzuvollziehen und Mitch und Cam sind gewiss nicht die ersten Eltern, die Freunde seit dem Familienzuwachs nicht mehr so intensiv berücksichtigen und zu sehr im Elternsein aufgehen. Man darf dabei ruhig aber auch mal fragen, ob nicht auch Sal selbst etwas mehr Respekt vor dem neuen Leben haben könnte und versuchen könnte, aus Entwicklungen etwas Positives zu sehen. So leidet diese Story für mich vor allem darunter, dass man zu sehr der Vergangenheit nachhängt, so schön es auch ist, über Sal etwas mehr über das frühere Leben von Cam und Mitch und etwas über die First-Child-Theorie zu erfahren. Insgesamt war auch hier das Thema etwas zu undifferenziert. Eigentlich ist es schade, dass man die Potenziale der Situationen nicht ausschöpft, sondern "leidglich" witzig darstellt, aber nicht in die Tiefe geht.

It's Jay's Night

Jay hat seinen Enkelabend, der traditionell gefeiert wird. Für eine pubertierende Göre wie Haley ist dieser Termin natürlich eine Belastung, vor allem, wenn eine Party ansteht. Dieser rote Faden der Geschichte wird wunderbar von kleinen weiteren Geschichten ummantelt. Sei es Lukes Sorge um Jays baldiges Ableben oder Mannys plötzliches Interesse an Haley. Das ist zwar etwas sehr überraschend gewesen, allerdings darf man nicht vergessen, dass Haley natürlich attraktiv und Manny auch nur ein Junge ist, der seine typischen pubertären Phasen hat. Neben den Vergleichen zu Claire hatte diese Geschichte ihre Highlights durch Alex, die hier mit geschickt gesetzten Einzeilern alle Lacher auf ihrer Seite hat. Dieses wunderbar altkluge, leicht arrogante Kommentieren der Situationen ist etwas, was mich immer wieder bestens unterhält. Das mochte ich beispielsweise auch bei Ruthie in "Eine himmlische Familie" auch sehr. Jedenfalls entsteht ganz nebenbei der große Wunsch, dass man Alex in der Serie viel mehr Möglichkeiten gibt, sich einzubringen. Bei der Familie gibt es noch so wunderbar viele Kommentarmöglichkeiten. Das darf man gerne weiter nutzen.

Unterdessen muss sich Haley mit Jay rumärgern, der sie genau so leiden lässt wie Claire früher. Als er dann in Analogie zu Phils Versuchen dann Dylan erlaubt, Haley zur Party zu fahren, scheint Haley am Ziel ihrer Träume, doch aus der erwartet aufregenden Nacht wird doch nichts, denn Dylan ist zu begeistert vom Western. Diese Story hatte somit als einzige überraschende Wendungen und konnte von Alex und Jay/Haley getragen werden. Gloria spielte unterdessen eine sehr geringe Rolle als Babysitterin für Lily. Irgendwie wirkte das nicht richtig. Gloria sollte doch mehr Raum einnehmen. Als unbedeutender Sidekick ist ihr Potenzial verschwendet.

Fazit

Auch diese Episode hat wieder bestens die Lachmuskeln trainiert und wunderbare Situationen kreiert. Einzig an der Ausgewogenheit und an Überraschungsmomenten mangelte es in dieser Episode, aber letztlich ist das ein Klagen aufgrund enorm hoher Ansprüche, welche die noch junge Serie bereits gesetzt hat.

Emil Groth

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