Review: #3.16 Aber eigentlich...
War #3.15 Aunt Mommy noch eine dieser so typischen "Modern Family"-Episoden, die mit scheinbar eigenständigen Storylines beginnen, letztlich aber bei einem Zusammentreffen der gesamten Familie gelungen ineinanderfließen, dreht #3.16 Virgin Territory den Spieß einfach mal um. So überrascht man hier mit einem gemütlichen Großfamilienbrunch als gemeinschaftliche Anfangsszene, die man als Zuschauer mittlerweile vielmehr in den Schlussminuten einer Folge zu erwarten gelernt hat, und dröselt die Charaktere anschließend in mehrere einzelne Paarungen und Handlungsstränge auf. Das bildet zwar eine ganz nette Abwechslung vom bewährten Erfolgsrezept, so richtig aufzumischen vermag diese kleine Variation aber leider nur wenig.
"We need to take her down."
In die Wege geleitet wird der Aufbruch aller von Lukes abermals in Erscheinung tretender Abneigung gegenüber seiner Cousine Lily, welche seit ihrer Einführung in #3.02 When Good Kids Go Bad zweifellos den gelungensten Running Gag der aktuellen Staffel darstellt. Angefressen von Neid darauf, dass Lily nun das allseits vergötterte Nesthäkchen der Familie ist und die Aufmerksamkeit aller Erwachsenen für sich vereinnahmt, beschließt Lausebengel Luke gemeinsam mit Manny, ihr im wahrsten Sinne des Wortes eine Falle zu stellen, die ihr Ärger mit Claire einhandeln soll. Der Plan geht aber natürlich nicht auf, weil nicht Lily sondern Cam in die Keks-Falle tappt und sich dabei nicht nur den Rücken zerrt, sondern auch Lilys Puppe Beatrice in Mitleidenschaft zieht. So eilt Phil, der sich für Cams Sturz verantwortlich fühlt, mit den Mädels ins Puppenkrankenhaus, während Cam die Gelegenheit nutzt, sich unter Vortäuschung großer Schmerzen auf das Sofa der Dunphys zu legen und zu warten, bis auch der Rest der Familie ausgeflogen ist, damit er sich in Claires Küche in Ruhe auf die Suche nach einer von ihm vermissten Tupperware machen kann – eine Storyline, über die wir hier lieber ganz schnell den Mantel des Schweigens hüllen und uns stattdessen wieder den "bad boys" Luke und Manny widmen.
"She's like a dream wrapped in a wish poured into jeggings."
Die wiederum widmen ihre Aufmerksamkeit ganz plötzlich (und daher leider auch etwas unmotiviert) einem ganz anderen Mädchen, nämlich Mannys Schwarm Miranda. Den ziemlich aus der Luft gegriffenen Handlungsumschwung verzeiht man den Autoren aber schnell, ist es doch wahrlich ein Bild für die Götter wie Manny, ganz der aufreißerische Macho, in Cams Wagen wenig später im Schneckentempo am Limonadenstand(!) seiner Angebeteten vorbeifährt, um sie zu beeindrucken, während aus den Autolautsprechern passenderweise auch noch Jay-Zs "Big Pimpin'" dröhnt. Und als wäre das nicht schon herrlich genug, muss der arme Kerl dieselbe Strecke peinlicherweise gleich nochmal im Rückwärtsgang zurücklegen, weil er nicht weiß, wie man in einer Sackgasse wendet. Die Glaubwürdigkeit dieses Umstands kann man sicherlich hinterfragen, aber allein die großartige Chemie zwischen Manny und Luke sowie die Art und Weise wie man ihrer ungleichen Freundschaft hier mehr Profil verleiht, lassen einen angesichts der nicht ganz astreinen, da stellenweise arg gezwungenen Realisierung dieser Storyline ein Auge zudrücken.
"I have a cool dad."
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem episodentitelgebenden Handlungsstrang um Haleys verlorene Jungfräulichkeit. Denn auch wenn Alex' verräterischer Versprecher auf dem Weg zum Shopping-Zentrum unheimlich plump und schlicht viel zu gewollt wirkt, entschädigt die Art und Weise, wie man mit diesem wohl größten Albtraum eines jeden Vaters letztlich umgeht mehr als genug für den schwachen Auslöser der Storyline. Denn mal ganz davon abgesehen, dass allein schon die Idee eines Puppenhospitals sehr viel komödiantisches Potential bietet, das hier auch bravourös ausgeschöpft wird, bildet das wundervolle Vater-Tochter-Gespräch zwischen Phil und Haley, in dem sich beide augenscheinlich über den Gesundheitszustand von Lilys Puppe unterhalten, in Wirklichkeit aber durch die Blume ihre Gefühle bezüglich Haleys sexueller Erfahrung gestehen, einen dieser raren Aww-Momente, die nicht nur witzig, sondern eben auch absolut herzerweichend sind, ohne dabei auch nur eine Sekunde lang Gefahr zu laufen, in Kitsch abzudriften. Denn mit Phils Selbstvorwürfen, als Vater in dieser so wichtigen Angelegenheit total versagt zu haben, wo er unwissentlich doch eigentlich genau das Richtige tut, gepaart mit Haleys sichtlich gerührter Erkenntnis, dass sie einen unheimlich coolen Dad hat, treffen die Autoren hier wirklich mitten ins Schwarze. Die Tatsache, dass Sarah Hyland dabei womöglich ihre beste schauspielerische Leistung seit Beginn der Serie abliefert und die sonst so verkrampfte Claire schon lange von Haleys Geheimnis weiß und es offenbar nicht nur locker nimmt, sondern auch noch ihrem Mann verschwiegen hat, weil sie wusste, wie sehr es ihn mitnehmen würde, katapultiert diese wunderbare kleine Storyline in die Riege der besterzählten Geschichten aus Staffel 3.
"You never got a hole-in-one."
Leider kann die Folge dieses hohe Niveau nicht durchgängig halten. So wird in der ohnehin schon nicht gerade sonderlich originellen Storyline um Jay und Mitchell zudem auf ein klassisches, schrecklich klischeehaftes Sitcom-Missverständnis zurückgegriffen, das zu allem Überfluss auch noch eher schlecht als recht inszeniert wird. Das ist insbesondere deswegen so schade, weil Jays Interaktionen mit seinen Golfkumpeln bis dahin eigentlich recht unterhaltsam waren und sich dementsprechend eine gewisse Enttäuschung breit macht, als diese im Anschluss an die versehentliche Enthüllung, dass Jay in Wirklichkeit nie ein Hole-in-one gelungen ist, einem Gespräch mit Mitchell weichen müssen, das leider nicht nur ziemlich vorhersehbar ist, sondern auch noch gerade dann aufhören muss, als es wirklich interessant wird. So entsteht einmal mehr der Eindruck, als wären die Autoren in ihrer Darstellung der Vater-Sohn-Beziehung zwischen Jay und Mitchell ein wenig festgefahren und einfach nicht gewillt, endlich mal einen Schritt weiterzugehen. Im Endeffekt lässt sich das sich hier aufdrängende Gefühl nicht ausgeschöpften Potentials aber vielleicht auch auf das immerwährende "Modern Family"-Problem mangelnder Screentime zurückführen, was das zu abrupt wirkende Ende dieser Storyline jedoch leider auch nicht wirklich besser macht.
"Why you don't want to spend time with me?"
Schon etwas besser zu gefallen weiß der Handlungsstrang um Claire und Gloria, weil er nicht nur auf sehr viel natürlichere Weise aufgebaut wird und den Charakteren durchgängig treu bleibt, sondern auch noch mit einer ganz vorzüglichen Schlusspointe aufzuwarten weiß, die perfekt sitzt und noch dazu den nötigen Nährboden für so manch einen prächtig amüsierenden Spruch aus Glorias Munde schafft. Letztendlich hätte aber auch hier ein bisschen mehr Zeit und somit Substanz sicherlich nicht geschadet.
Alles in allem leidet die prinzipiell solide Folge also wieder einmal daran, dass die einzelnen Geschichten mit Ausnahme der grandiosen Storyline um Phil und Haley einfach zu zerstreut und unzureichend entwickelt anmuten, da es schlicht unmöglich ist, fünf Handlungsstränge zufriedenstellend unter einen Hut zu bringen. Grund ganz breit zu grinsen und herzhaft zu lachen bietet sie durch eine Vielzahl an cleveren Onelinern sowie die Rückkehr von zwei herrlichen Running Gags der Serie, nämlich Lukes Hass auf Lily und Phils Eselsbrückensongs zur Bedienung technischer Geräte, hier und da aber glücklicherweise trotzdem.
Paulina Banaszek - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Virgin TerritoryErstausstrahlung (US): 22.02.2012
Erstausstrahlung (DE): 12.12.2013
Regie: Jason Winer
Drehbuch: Elaine Ko
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