Terra Naomi
Die Geschichte hört sich an wie eine von vielen. Ein junges Mädchen studiert klassische Musik und entscheidet sich dann zu einem musikalischen Richtungswechsel. Sie versucht ihr Glück in New York, wo sie mit ihrer selbst geschriebenen Rock-Pop-Musik in den kleinen Clubs des Szeneviertels East Village spielt und sich ihren Lebensunterhalt als Kellnerin verdient.
Während die vielen Künstler und Bands in der Zeit vor Web 2.0 Demotapes aufnahmen, die Plattenfirmen abklapperten und vom Durchbruch träumten, entschied sich eine New Yorker Musikerin dazu, die neuen Medien für sich zu nutzen. Sie nahm 2006 aus ihrem Apartment eine virtuelle Tournee auf und stellte sie ins Videoportal YouTube. Vor allem der Song "Say It's Possible" erfreute sich großer Beliebtheit und mittlerweile sind auf YouTube knapp 700 Coverversionen des Songs zu finden, die Fans aufgenommen haben. Das Original hat schon längst mehrere Millionen Aufrufe und die Musikerin ist dank Internet zu einer Web-2.0-Berühmtheit geworden. Ihr Name ist Terra Naomi und sie hat durch die Aktion Internetgeschichte geschrieben.
Terra Naomi braucht auf der Bühne keine ausgefeilte Show, keine Backgroundmusiker oder eine zehnköpfige Band. Sie steht alleine, nur mit einer Gitarre ausgestattet, auf der Bühne, so wie beim "Live Earth"-Konzert im Wembley-Stadion in London im Oktober letzten Jahres. Umweltaktivist Al Gore persönlich hatte sie zu dem Auftritt eingeladen, nachdem sein Film "An Inconvenient Truth" die Musikerin zum Text von "Say It's Possible" inspiriert hatte. Dieser Auftritt vor 80.000 Menschen und Millionen mehr vor dem Bildschirm war sicher das bisherige Highlight in der Karriere von Terra Naomi. Zu dem Zeitpunkt war noch nicht einmal ein Album von ihr auf dem Markt und sie war die einzige Künstlerin des Events ohne weltweite Popularität.
Terras Erfolgsrezept: Ehrliche, handgemachte und puristische Musik, dazu eine ausdrucksstarke, außergewöhnliche Stimme, die unter die Haut geht und Gänsehaut bereitet. Ihren Musikstil in wenigen Worten zu charakterisieren oder gar in eine Schublade zu stecken, ist schwierig. Sie ist einfach sie selbst und macht die Dinge so, wie sie sie für richtig hält.
Nachdem sie viele Jahre als Independent-Künstlerin mit ihrer Musik quer durch die Vereinigten Staaten unterwegs war, wurde sie 2006 vom britischen Label Island Records unter Vertrag genommen und zog nach England. Ihr erstes kommerzielles Album "Under the Influence", das 2007 erschien, spiegelt Terra Naomis volle musikalische Bandbreite wieder: Gefühlvolle Balladen wie "Close to Your Head" oder "Never Quite Discussed" wechseln sich ab mit temperamentvollen Songs wie "Up Here" und "I'm Happy". Ein besonderer Tipp ist das Album "Virtually", das Akustikaufnahmen ihrer "Virtual Summer Tour" enthält und von denen nur 1.000 Exemplare erschienen sind. Der Song "Jenny", das man von "Unter the Influence" in einer 0815-Popversion kennt, kommt als langsame Akustikversion rüber wie ein komplett anderes Lied - oder eben wie eine Version, bei der die Plattenfirma nicht das Ergebnis bestimmt hat.
Auch live ist Terra Naomi ein Erlebnis. Momentan haben Musikfans noch das Glück, sie auf kleinen Clubbühnen in intimer Atmosphäre zu erleben. Die Sängerin ist zurück in die USA gegangen und nimmt dort gerade ein neues Album auf – ohne die Unterstützung ihrer Plattenfirma, denn sie will unabhängig sein und sich kein Image diktieren lassen. Zum Glück, denn in Zeiten, in denen Fernsehcastings und langweilige Einheitsmusik Konjunktur haben und die Stars und Sternchen ihr Lieben und Leiden in den Medien ausleben, haben Künstler wie Terra Naomi Seltenheitswert.
Sandra G. - myFanbase
Zum Interview mit Terra Naomi
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