Review: #1.17 Herzblut
So langsam bewegen wir uns auf das Staffelfinale zu und sämtliche Handlungsstränge gewinnen zunehmend an erzählerischer Dichte. Lange vorhandene Konflikte und Probleme werden aufgearbeitet, Entscheidungen getroffen und manchen die Augen geöffnet.
"I just feel we missed our live together a little bit"
Schon von Serienbeginn an, haben wir gesehen, dass das Verhältnis von Rayna zu Lamar sehr gestört ist und sie sich nach dem Unfalltod ihrer Mutter schon früh von ihm losgesagt hat. Vor dem Hintergrund seines Herzinfarkts bekommen wir nun endlich mehr Details, was damals passierte und warum es zum Bruch zwischen Vater und Tochter kam. Die Gründe erschließen sich Rayna selbst erst durch Wattys Geständnis, dass er es war, der ein Verhältnis mit ihrer Mutter hatte und sie auch bereit war, Lamar für ihn zu verlassen. Doch für Lamar blieb sie die Liebe seines Lebens und Rayna war ihr sehr ähnlich, so dass er sie immer beschützen wollte und sie daher auch immer streng behandelte. So kommt es dann auch am Ende der Folge zum stärksten Moment, als Rayna dem schlafenden Lamar verzeiht und laut ausspricht, dass sie das Gefühl hat, ihr gemeinsames Leben mit ihm verpasst zu haben. Genau in diesem Moment wacht Lamar auf und es bleibt offen, ob er Raynas Worte wahrgenommen hat. Dennoch ist davon auszugehen, dass Raynas Beziehung zu ihrem Vater nun eine andere Wendung nehmen wird. Es ist schön, dass die Autoren hiermit Lamar die längst überfällige etwas persönlichere und menschlichere Note verleihen. Bislang schien seine Figur doch recht eindimensional auf unsympathisch und skrupellos getrimmt, was die ohnehin stets wie ein Fremdkörper wirkende Politik-Storyline dann auch nicht besser machte. Connie Britton konnte in dieser letzten Szene auch endlich mal wieder ihre schauspielerische Klasse beweisen, mit der sie mich bereits zu Zeiten von Friday Night Lights so überzeugen konnte. Bitte mehr davon.
Im Zuge dessen rückt auch Deacon wieder näher an Rayna heran. Er betrachtet sie als Teil seiner Familie und auch sie wendet sich in dieser Situation mit einer Mailbox-Nachricht an ihn. Ihr Aufeinandertreffen im Krankenhaus zeigt dann auch wieder, wie gut und lange sich die beiden kennen. Man merkt Deacon direkt an, wie sehr er um Rayna besorgt ist, als er äußert, dass sich ihr Anruf so anhörte als würde sie ihn brauchen. In dem nachfolgenden kurzen, stillen Moment liegt eine Spannung zwischen den beiden in der Luft, die Deacon nur mit seinem spontanen Aufbruch aufzulösen vermag. Obwohl die Bindung der beiden zuletzt durch Stacey gebrochen schien, scheint nun wieder das Gegenteil einzutreten. Das zeigt sich dann auch als Deacon zu Hause von Stacey freudig begrüßt wird und er auf ihre Umarmung doch recht zögerlich und mit einem unbeteiligten Blick reagiert, der auch zeigt, dass er mit seinen Gedanken wohl eher bei Rayna ist. Es ist ein wenig schade, dass es nun wohl so aussieht, dass Susan Misners Auftritt als Stacey schon bald wieder vorbei sein könnte. Sie und Deacon haben in der Kürze der Zeit wirklich gut harmoniert und es hatte den Anschein, als könne sie ihn wirklich von seinen Gedanken an Rayna lösen. Natürlich ist der Hintergrund seines Sinneswandels auch etwas soapig, aber "Nashville" ist im Grunde ja nun auch nichts anderes als eine Soap, nur eben viel bodenständiger als das ebenfalls bei ABC laufende "Revenge".
"Not the first time... No, but it’s gonna be the last"
Auch in der Handlung um Juliette erfahren wir in dieser Folge ein weiteres Detail aus der Vergangenheit mit ihrer Mutter. Juliette und Dante sind nun ein Paar, halten dies aber noch geheim, um Jolenes Genesungsprozess nicht zu gefährden. Es ist keine Überraschung, dass sich Jolene nicht ausreichend von Dante unterstützt fühlt, da er ja fast ausschließlich nur noch Juliette zur Seite steht. Als er Jolene jedoch versichert, dass sie ihm sehr wichtig sei, deutet sie das wohl als Liebesbekundung und küsst ihn, was zu einem Streit mit Juliette führt, die den Kuss gesehen hat. Durch sie erfahren wir dann auch, dass dies wohl nicht Jolenes erster Vorfall dieser Art mit einem ihrer Betreuer gewesen ist. Es ist aus Sicht der nach wie vor recht labilen Jolene durchaus nachvollziehbar, dass sie zu ihrer derzeit wichtigsten Beziehungsperson in Form von Dante auch eine emotionale Bindung aufgebaut hat, doch offenbar hat sie aus ihren früheren Fehlern nicht gelernt. Da hilft es natürlich auch nicht, dass Dante seinen eigentlich Job zugunsten seiner Gefühle und der von Juliette von ihm geforderten Aufmerksamkeit mehr und mehr vernachlässigt. Ohnehin hat Dante bei mir zunehmend an Sympathien verloren. Juliette hat ihn sehr vereinnahmt, und dass scheint seinem Wesen nicht besonders gut zu tun. Auch er hatte in der Vergangenheit seine Probleme und diese scheinen in seiner jetzigen Situation wieder an die Oberfläche zu gelangen. Statt anderen zu helfen, scheint er seine zunehmenden Einfluss und Macht auszuspielen, was er zum Beispiel Avery spüren lässt, den er ohne Juliettes Wissen feuert. Nachdem Juliette ihn nun zu ihrem Manager ernannt hat, wird es in den kommenden Episoden interessant zu beobachten sein, wie sich sein Charakter weiter entwickeln wird und inwiefern sein Handeln auch Auswirkungen auf Juliettes weitere Karriere haben wird.
"The only true way to get over death is to tempt it a little"
Zwischen diesen beiden Handlungssträngen geht die Handlung um Scarlett und Gunnar fast ein wenig unter, was schade ist, denn Gunnar findet dank des neuen Nachbarn Will endlich einen Weg, seine Trauer um den Tod seines Bruders zu bewältigen und seine künstlerische Blockade zu lösen. Dabei ist es schön zu beobachten, wie sensibel die Autoren mit diesem Thema umgehen und dies auch nicht dazu nutzen, eine Krise zwischen der noch recht jungen Liebe von Gunnar und Scarlett zu schaffen. Dabei spielt dann auch der neue Nachbar Will eine entscheidende Rolle, der es mit seiner zugegebenermaßen doch recht waghalsigen Aktion schafft, Gunnar wieder Freude am Leben und seiner Musik zu geben. Will ist wirklich eine schöne und interessante Ergänzung dieses Duos und bislang zeigen sich erfreulicherweise auch noch keine Anzeichen, dass er zum Störfaktor der Beziehung von Scarlett und Gunnar werden könnte. Auch wenn er in dieser Folge als Frauenheld dargestellt wird, der problemlos jede Telefonnummer bekommen kann, habe ich sogar eher den Eindruck, dass es weniger um eine aufkommende Liebe von Will zu Scarlett kommen wird als dass vielmehr Gunnar im Mittelpunkt dieses Dreiergespanns stehen könnte. Aber das ist lediglich meine reine Spekulation, wirkliche Anzeichen gibt es dafür wie gesagt bislang nicht.
Bleibt noch eine Bemerkung zu Raynas Schwester Tandy. Sie blieb bislang stets ein wenig blass und im Hintergrund, immer etwas reserviert im Umgang mit Rayna, die ihrer Schwester wiederum sehr zu vertrauen scheint und ich hatte stets den Eindruck, Tandy sei Lamar treu ergeben, was durch die in dieser Folge aufgedeckten Hintergründe um Raynas Mutter nun wesentlich verständlicher erscheint. Offenbar verfolgt sie aber nun eine andere Linie als ihr Vater. Die Familie und insbesondere das Wohl ihrer Schwester scheint ihr am Herzen zu liegen, so dass sie Teddy unmittelbar aufzeigt, dass es Peggy war, die Informationen zur Scheidung an die Presse gegeben hat.
Fazit
Viele starke Momente in einer starken Folge, in der vor allem die letzte Szene von Rayna an Lamars Krankenbett und die Harakiri-Aktion von Will mit Gunnar herausstechen. Aber auch die Entwicklungen im Erzählstrang von Juliette wissen zu überzeugen und öffnen interessante Perspektiven für die noch ausstehenden Folgen. Positiv zu erwähnen ist auf jeden Fall auch noch der erfreulich hohe Musikanteil in dieser Folge. Gunnars Song "Shine" am Ende der Folge war hier mein persönliches Highlight.
Jan H. – myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: My Heart Would KnowErstausstrahlung (US): 10.04.2013
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Erstausstrahlung (Pay-TV): 01.10.2013
Regie: Sanaa Hamri
Drehbuch: Mollie Bickley St. John
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