Bewertung

Review: #1.18 Falsche Freunde

Foto: Eric Close, Nashville - Copyright: Bob D'Amico
Eric Close, Nashville
© Bob D'Amico

Diese Folge hat erst mal ein wenig Zeit gebraucht, um wirklich in Fahrt zukommen, hat dann aber in der zweiten Hälfte kräftig an Zug gewinnen können. Auch wenn nicht alle Entwicklungen dieser Folge ganz stimmig und rund auserzählt waren, bot doch auch diese Folge wieder große Emotionen, Musik und einen Kuss, der pathetisch-kitschiger, aber gleichzeitig auch nicht schöner hätte inszeniert werden können.

"There were no me without Gunnar"

Die Problemfelde, die auch schon in den letzten Folgen thematisiert wurden, stehen auch in dieser wieder im Zentrum: Scarlett versucht Gunnar in musikalischer Hinsicht irgendwie zu helfen und macht sich deshalb bei Rayna für ihn stark, doch Gunnar will seinen musikalischen Weg selbst finden und geht deshalb in dieser Folge quasi auf einen musikalischen Selbstfindungstrip zusammen mit Nachbar Will. Die stärkeren Momente lagen dann auch in den Interaktionen zwischen Will und Gunnar, die relativ schnell ziemlich gute Freunde geworden sind und einander offensichtlich äußerst gut tun. Das Anliegen Gunnars seinen eigenen musikalischen Weg ohne die Hilfe von Scarlett einschlagen zu wollen ist dabei auch nachvollziehbar, warum er aber immer wieder so überreagiert, wenn Scarlett ihm nur helfen will, nicht. Dabei ist Scarlett immer so geduldig mit ihm. Am Ende versöhnen sich die Beiden zwar immer wieder und zeigen Verständnis für das Verhalten des jeweils anderen, trotzdem wird es wohl nicht ganz einfach für die Beiden werden, wenn beide separate musikalische Wege gehen, aber anders herum wäre es auch auf gemeinsamer Basis sicher nicht immer einfach gewesen. Diese Beziehung wird weiter unter Spannungen leiden und es wird schließlich darauf ankommen, wie beide damit schlussendlich umgehen.

Eine Entwicklung, die man sich hätte sparen können ist der Kussversuch Wills am Ende der Folge. Die Freundschaft war gerade dabei schön ausgearbeitet zu werden und dann baut man einen solchen homoerotischen Moment ein, den man zwar irgendwie hat kommen sehen, der aber trotzdem leicht deplatziert wirkte. Auch dass Gunnar einen Song seines verstorbenen Bruders als seinen eigenen ausgibt und damit vielleicht sogar einen Plattendeal an Land zieht, wird sicher nicht ohne Folgen bleiben. Der Song ist unterdessen wirklich ganz gut, wobei ein Gunnar-Soloprojekt mir weitaus weniger zusagt, als ein Scarlett-Gunnar Gemeinschaftsprojekt, haben die Beiden gemeinsam doch bisher immer für die besten musikalischen Einlagen der Serie gesorgt. Insgesamt sind die Entwicklungen rund um Gunnar, Scarlett und Will also nicht allesamt wirklich zufriedenstellend, was auch daran liegt, dass die Autoren von "Nashville" es einfach nicht lassen können immer wieder recht billige Soap-Elemente in die Serie einzuflechten. Doch dazu gibt es im nächsten Absatz noch mehr zu sagen.

"I saw you kissing another woman"

Juliette hat es in Bezug auf ihre Männerauswahl wahrlich nicht gut getroffen. Schien sie mit Dante für ungefähr eine Sekunde tatsächlich den richtigen Partner gefunden zu haben, stellt sich dieser dann doch als riesengroßer Manipulator und Schwindler heraus. Juliette geht in ihren Beziehungen aber auch immer viel zu schnell zum nächsten Schritt über: Erst die verfrühte Heirat in der Vergangenheit und nun der überhastete Hauskauf, mit einem Typen, den sie gefühlt erst eine Woche kennt. Ihre Sehnsucht nach Nähe und einer tiefen und langfristigen Beziehung zu einem anderen Menschen lässt sie da ihren Verstand ausschalten. Grundsätzlich ist die Entwicklung der Dante-Story aber dann doch ziemlich enttäuschend und fast schon hanebüchen: Dass er alles geplant hat, um Juliette dadurch richtig abzuzocken ist doch mehr als unglaubwürdig und auch sonst badet die Serie hier wieder viel zu sehr in Daily-Soap-Elementen. Mit dem Charakter der Juliette und auch der Beziehung zu ihrer Mutter kann man viel mehr machen, was die Serie in dieser Staffel auch schon selbst gezeigt hat und in dieser Folge auch wieder andeutet, aber statt sich auf interessantere Problematiken zu konzentrieren, baut man einen solch abstrusen Storyschlenger ein. Die Konsequenzen daraus können dann aber für die folgenden Ereignisse doch noch äußerst interessant werden, denn so manipuliert zu werden ist schon ein harter Schlag für eine Frau, wie Juliette, die sowieso immer viel auch mit sich und ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat. Trotzdem hätte man die ganze Dante-Geschichte auch etwas eleganter lösen können.

"What’s the matter?" – "You"

Das große Prunkstück dieser Folge war im Grunde alles, was irgendwie mit Rayna und Deacon zu tun hat. In fast jeder Serie gibt es in irgendeiner Form ein überlebensgroßes Liebespaar und allerspätestens in dieser Folge wird endgültig klar, dass es bei "Nashville" Deacon und Rayna sind. Sehr gut wurde in dieser Folge der Kampf der Beiden um ein anderes Leben ohne einander gezeigt. Rayna geht wieder auf Liam zu, der ähnlich wie auch Deacons momentane Partnerin Stacey ein wunderbarer und liebevoller Mensch zu sein scheint und beide probieren es auch und scheinen oberflächlich auch glücklich damit zu sein, doch wenn sie sich beide über den Weg laufen, miteinander agieren, merken sie, dass sie vor ihren Gefühlen nicht davon laufen können. Jede Szene zwischen Rayna und Deacon war schlichtweg wundervoll und voll funkensprühender Emotion. So Leid einem vor allem auch Stacey tut, die man auch schon irgendwie in sein Herz geschlossen hat, sie wäre mit Deacon nie wirklich glücklich geworden, was sie dann auch selbst schon realisiert hat, denn der Schatten der Verbindung zu Rayna ist einfach zu groß und kaum zu überwinden. Die schlussendliche Kussszene triefte dann nur so vor kitschigem Serienpathos und funktionierte gerade auch deshalb so unheimlich gut. Wie Deacon sich zunächst über Rayna und ihre Sprunghaftigkeit aufregt und sie dann aber doch in seine Arme schließt ist wohl einer der schönsten Momente, der vor emotional aufgeladenen Momenten nicht armen ersten Staffel. Endlich haben die beiden sich überwunden und den letzten Schritt gewagt. Wie lange die beiden aber wirklich glücklich miteinander sind und was für Steine ihnen eventuell noch in den Weg gelegt werden, wird sich erst noch zeigen müssen.

"Peggy was the leak"

Schlussendlich ging auch das politische Intrigenspiel munter weiter, ohne aber wirklich in irgendeiner Weise zu begeistern. Die einzig wirklich nennenswerte Entwicklung, die es in diesem Zusammenhang zu vermelden gibt, ist der Umstand, dass Teddy nun über Peggys Vergehen Bescheid weiß und sie von sich gestoßen hat. Da die Teddy-Peggy-Story noch nie zu den wirklichen zentralen und wichtigen Storys dieser Serie gehörte, hat einen das somit auch nicht wirklich berührt. Man hat auch weiterhin das Gefühl, dass die Autoren mit dem politischen Kontext weiter nicht wirklich viel anzufangen wissen und so schleift man diese Geschehnisse weiter so mit und verschenkt dabei munter weiter das darstellerische Potenzial eines Eric Close, der viel mehr kann, als er hier zu tun bekommt. Mit Tandys Versuch Teddy zu stürzen wird dann schlussendlich auch noch eine Story angerissen, die kaum Spannung und vielmehr nur ein weiteres ödes Intrigenspiel verspricht.

Fazit

Insgesamt hatte diese Folgen viele Schwächen, aber mit der Entwicklung in Bezug auf Rayna und Deacon auch einer der stärksten Momente der Staffel zu bieten, was schließlich zu einer Folge führt, die im oberen Mittelmaß anzusiedeln ist.

Moritz Stock – myFanbase

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