Bewertung

Review: #1.19 Ein Leben ohne Liebe

Foto: Sam Palladio, Nashville - Copyright: 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate
Sam Palladio, Nashville
© 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate

Im Zentrum der drittletzten Folge der ersten Staffel stehen die Nominierungen für den renommiertesten Country-Musik-Award der Vereinigten Statten, für den Juliette und Rayna beide in der gleichen Kategorie nominiert sind. Darüber hinaus geht es zahlreiche persönliche Konfliktfelder: Deacon und Rayna müssen sich nach einer romantischen Nacht der Realität ihrer möglichen Beziehung stellen, Gunnar begibt sich auf einen moralisch fragwürdigen Weg, um seine eigene musikalische Karriere voranzutreiben, Juliette versucht ihren Schmerz über Dantes Betrug im Alkohol zu ertränken und Teddy bemüht sich wieder engeren Kontakt zu seiner ältesten Tochter aufzubauen.

"Is this not a party?"

Juliette hat in dieser Folge mit den Konsequenzen von Dantes Verrat zu kämpfen und muss dann auch noch feststellen, dass Dante mit einem Teil des von ihr entwendeten Geldes einen Verlobungsring für seine Freundin gekauft. In dieses ganze emotionale Chaos bricht auch noch die Nachricht der Nominierung für die CMA-Awards, bei denen sie in ihrer Kategorie auch noch gegen Rayna antreten muss. Nach der ganzen nicht wirklich gelungenen Auserzählung der Dante-Story hat Juliette in dieser Folge wieder eine der stärksten Storys, kann man in Zeiten dieser emotionalen Krise doch abermals tief in die Seele einer jungen Frau blicken, die äußerlich immer so stark und selbstbewusst tut, innerlich aber immer noch das kleine, verletzliche Mädchen ist, welches von einer alkoholkranken Mutter aufgezogen wurde. Die Vereinbarung der Wunden ihres "alten" Lebens mit dem recht schnell aufgekommenen Starruhm war ein zentraler Teil dieser Staffel und führte auch zur Ambivalenz eines der stärksten und interessantesten Figuren im nicht kleinen "Nashville"- Cast. Trotz ihres alkoholbedingten Absturzes liefert sich dann aber auf der Party ihrer Plattenfirma doch eine beeindruckende Gesangsperformance ab und das sagt jemand, der ansonsten nicht viel mit ihrer Musik anfangen kann. Eine weitere Entwicklung, die hier zumindest angedeutet wird, ist eine Zusammenarbeit zwischen Avery und Juliette. Avery schwebt momentan ein wenig im luftleeren Raum und hat nicht wirklich eine Berechtigung weiter Teil der Serie zu sein, was auch nicht weiter schlimm wäre, ist er doch der mit Abstand unsympathischste und uninteressanteste Charakter der Serie. Doch in dieser Folge wird bereits mit einer möglichen Juliette-Avery-Paarkonstellation gespielt und man kann eigentlich sicher sein, dass sich da noch irgendwas in die Richtung entwickeln wird. Ansonsten hat Avery sich in dieser Folge aber im Grunde komplett anständig verhalten und hat eigentlich kaum genervt. Der Schluss der Folge, der Dante schneller als gedacht zurück ins Spiel bringt, enttäuscht dann aber doch, hatte man sich doch schon kurz darüber gefreut diesen Charakter endlich los zu sein.

"Can we please go home now?"

Schön war auch in dieser Folge die Entscheidung, Teddy endlich mal wieder im privaten Kontext im Zusammenspiel mit Rayna und seinen Kindern zu zeigen. Seine emotionale Ansprache gegenüber Rayna, dass sie sich besser nicht wieder mit Deacon einlassen soll, gehörte zu den intensivsten Momenten der Folge und auch sein Zusammenspiel mit seiner älteren Tochter Maddie, mit der er einen Vater-Tochter-Schulball besucht, zeigte ihn von seiner besten und fürsorglichsten Seite. Zudem ist es auch immer schön, wenn Eric Close ein wenig mehr Screentime zugestanden bekommt und nicht nur in irgendwelchen politischen Ränkenspielchen verbraten wird, die es in Zukunft aber wohl noch häufiger geben wird, hat sich Coleman schlussendlich doch dazu entschieden seinen Job bei Teddy zu kündigen und wieder an seiner eigenen politischen Agenda zu arbeiten. Ob die Serie erneut eine solche Story braucht ist dabei mehr als fragwürdig.

"You took Jasons song?"

Gunnar befindet sich immer mehr auf einem sehr fragwürdigen Pfad und in gewisser Weise auf einem musikalischen Selbstfindungstrip, bei dem er irgendwie auch den Verlust seines Bruders noch zu verarbeiten versucht. Er kämpft um musikalische Selbstständigkeit, um ein eigenes, individuelles Profil unabhängig auch von Scarlett, er weiß aber auch selbst nicht wirklich, wie das auszusehen hat und bedient sich deshalb bei den Songs seines verstorbenen Bruders. Das tragische an dieser ganzen Geschichte ist nicht unbedingt der begangene geistige Diebstahl, sondern sein Verhalten gegenüber Scarlett, die er schon länger nicht mehr wirklich an sich ranlässt und die er bei jeder Gelegenheit abblockt. Es ist so traurig zu sehen, wie sehr sich Scarlett um ihn bemüht, wie sie ihm helfen will und wie er sich immer weiter zurückzieht und sich einfach nicht helfen lassen will. Auch sein ständiges Verschweigen wichtiger Dinge belastet diese Beziehung, die mehr und mehr zu wanken beginnt. Die persönliche Krise Gunnars scheint sich dabei auch immer mehr zuzuspitzen und wird, wenn das so weiter geht, noch tragisch enden.

"It is always so complicated."

Deacon und Rayna erwachen derweil nach einer romantischen und leidenschaftlichen Nacht in der brutalen Realität und müssen sich jetzt mit den Bedeutungen und Konsequenzen dieser Nacht auseinandersetzen. Dabei treffen sie auf ein Umfeld, was ihnen von der Wiederaufnahme ihrer lang zurückliegenden und teilweise selbstzerstörerischen Beziehung abrät. Der Kampf der Beiden mit ihren Gefühlen und den Konsequenzen dieser Gefühle wird dabei stark und plausibel dargestellt. Das Hin und Herkreisen umeinander und das kurze Zurückziehen von Rayna und dann auch von Deacon und das schlussendliche wieder aufeinander zusteuern, zeigt die Unsicherheit der Beiden, aber auch den Umstand, dass egal, was sie auch versuchen, sie doch wieder beieinander landen. Die endgültige Trennung Deacons von Stacey war dann einer der traurigsten Momente der Folge, ist sie in dieser Sache die ärmste von allen, hat sie sich doch in jemanden verliebt, der sein Herz schon lange verschenkt hat. Die schlussendliche Szene in der Limousine war dann ähnlich romantisch-überhöht, wie schon die letzte Schlussszene der Beiden. Hier hat man mal wieder ein Paar zum hemmungslosen mitfiebern, bei dem ein endgültiges und finales Glück aber alles andere als gesichert scheint, besonders Deacons Wunsch nach einer eigenen Familie könnte schlussendlich noch zum Problem werden, vor allem auch deswegen, da Teddy seine Familie sicher nicht an Deacon verlieren wird.

Fazit

Diese Folge war sicherlich in vielen Belangen deutlich stärker, als die letzte und hat im Grunde auf allen Ebenen überzeugen können. Viele wichtige Entwicklungen wurden weiter ausformuliert und das Seelenleben der einzelnen Charaktere wurde ausführlich beleuchtet. Eine sehr überzeugende Folge so kurz vor Schluss der ersten Staffel.

Moritz Stock – myFanbase

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