Review: #2.09 Mit offenen Karten
Die kurze Thanksgiving-Pause ist vorbei und "Nashville" meldet sich mit einer erneut vollgepackten Folge auf den Bildschirmen zurück. Vielversprechend ist die Mixtur aus den Themen Freundschaften, Beziehungen und familiären Problemen. Doch halten die Entwicklungen was das Handlungspotential verspricht?
"I have a life that’s good."
Bereits seit dem Ende der ersten Staffel weiß Maddie nun, dass Deacon ihr leiblicher Vater ist. Inzwischen schreiben wir Folge neun der zweiten Staffel und langsam aber sicher, rückt diese Geschichte immer stärker in den Mittelpunkt und involviert alle Beteiligten zunehmend zusammen, anstatt wie zuletzt immer nur die eine oder die andere "Partei" im Zusammenspiel mit Maddie zu zeigen. Dabei gefällt mir vor allem, wie Maddie mit dieser Situation umzugehen weiß. Verständlicherweise versucht sie, eine Annäherung an Deacon zu finden. Zugleich ist es aber auch ihr Wille, ihre Mutter und Teddy in das Gefüge einzubinden. Sie will sich weder für oder gegen jemanden entscheiden, sondern sucht den gemeinsamen Weg. Trotz ihres noch jungen Alters ist sie die Reife und Vernünftige unter den Erwachsenen, die sich stattdessen einen kindischen Streit und Kampf liefern, anstatt im Sinne und Wohl für Maddie nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen. Selbst Rayna, weiß zunächst nicht genau, wie sie mit der Situation umgehen soll, was sich auch im ziemlich verkrampft wirkenden Aufeinandertreffen in Deacons Haus zeigt. Maddies wirklich schöner, mit Deacon präsentierter Song beim Talentwettbewerb im Rahmen des Musikfestivals steht hier symbolisch für sie selbst. Sie ist mit ihrem Leben zufrieden und hat eine sie liebende Familie. Einen größeren Wunsch hat sie nicht und dieser ist doch nun wirklich einfach zu erfüllen. Stattdessen geraten unmittelbar nach dem Auftritt die beiden Streithähne Teddy und Deacon unter den Augen von Maddie aneinander. Ich kann durchaus Teddys Angst, seine Tochter an Deacon zu verlieren, nachvollziehen und ich kann auch Deacon verstehen, der Maddie besser kennenlernen will. Doch zwischen den beiden herrscht eben eine solch lange Rivalität, die sie selbst zugunsten von Maddie nicht in der Lage sind zu begraben. Insbesondere in Teddys Fall hat dann auch die Kopfwäsche von Rayna nicht lange gefruchtet, denn mit der Ausladung von Deacon für das Musikfestival ist die nächste Runde in der Auseinandersetzung bereits eröffnet worden. Hier hätte ich Teddy wirklich mehr Vernunft zugetraut. Und leider macht ihn das auch nicht sympathischer, was schade ist, da es den Autoren gerade anfing zu gelingen, Teddy durch diese Familiengeschichte mehr in die Interaktion mit den anderen Hauptcharakteren einzubinden. Deacon und Teddy werden aber wohl sicher keine Freunde mehr. Ich hoffe aber sehr, dass man bei der Konfrontation der beiden, Maddie nicht zu sehr aus den Augen verlieren wird, die nicht nur Stein des Anstoßes, sondern vielmehr im Zentrum dieser Handlung stehen sollte. Wie ein junges Mädchen mit der Wahrheit über den Vater umzugehen versucht, bietet großes Potential für eine gefühlvolle und spannende Geschichte, die es verdient hat, nicht nur in Form der Rivalität der Väter gezeigt zu werden.
"Maybe someday, if I’m lucky, I’ll find someone who makes me feel like the best version of myself."
Bislang war Will für mich immer ein Typ, der eher durch Taten und markige Sprüche anstelle von tiefgründigen Äußerungen auffiel. Umso mehr hat es mich positiv überrascht, dass hinter der Machomäßigen Fassade auch ein gefühlsbetonter Charakter steckt. Das hat man im Grunde natürlich auch vorher schon erahnen können, weil er im Umgang mit seiner Sexualität durchaus sensibel ist, dies aber eher nicht verbal thematisiert, geschweige denn näher an sich heran ließe. Aber auch abseits seiner Szene mit Juliette, wird langsam aber sicher eine Handlung in Gang gesetzt, die für die nächste Zeit durchaus Spannung hinsichtlich Wills Charakterentwicklung verspricht. Sein alkoholisierter Bar-Auftritt ist sicher nicht die Lösung seiner Identitäts-Probleme, die ihm mit seiner Scheinbeziehung zu Layla langsam aber sicher über den Kopf zu wachsen scheinen. Dass nun ausgerechnet Brent sein Aufpasser sein soll, der ihn quasi rund um die Uhr begleitet, könnte Geschehnisse der Vergangenheit wachrufen und vielleicht gar zum endgültigen Bröckeln der aufgebauten Fassade führen. Ich persönlich fände das eine hochspannende Geschichte und alles was Will von Layla fern hält, halte ich sowieso für begrüßenswert.
"Do you realize how special you are?"
Die Interaktion von Juliette und Will war trotz der gemeinsamen Tour bisher recht eingeschränkt, doch die gemeinsame Bar-Szene war nicht nur schön anzusehen, sondern hat auch einen erheblichen und vor allem positiven Einfluss auf Juliette. Zuvor bekamen wir einmal mehr die "alte" Juliette zu sehen, die sich auf Kämpfe mit der Rivalin, hier in Gestalt von Layla, einließ, ihren Manager Glenn mal wieder in dessen Aufgabengebiet pfuschte und sich zudem an der Aufmerksamkeit eines attraktiven, ihr schmeichelnden Mannes labte. Das haben wir nun schon so oft gesehen, dass es zwar im Fight mit Layla durchaus für unterhaltsame Momente sorgt, wenn die jeweils andere wieder zum Gegenschlag ausholt, aber letztendlich dominiert doch das Gefühl des Stillstands in der Charakterentwicklung. Immerhin weiß Juliette noch ein wenig zu überraschen, indem Wills Worte ihr offenbar zu der Einsicht verhalfen, dass Charlie nicht der Richtige für sie ist, da er sie wohl nur als persönliche Herausforderung und weniger als Liebes seines Lebens sieht. Da schimmert also durchaus wieder einmal die viel zu selten gezeigte, verletzliche Seite an Juliette hindurch. Letztendlich sucht sie nämlich noch immer nach Liebe und Geborgenheit, aber bloße Schmeichelei bleibt eben nur das und nicht mehr. Schön auch, dass Juliette sich im Anschluss auf die Freundschaft zu Avery besinnt, den sie auf dem Rückflug nach Nashville anruft. Diesen freundschaftlichen, vertrauensvollen Umgang würde ich mir jetzt auch noch gegenüber Glenn wünschen, der wirklich nur Juliettes Bestes im Sinn hat, in dieser Folge aber wieder einmal hart von ihr abgekanzelt wird. Da fragt man sich, welch masochistische Ader ihn immer noch bei ihr hält. Er scheint sich als Vaterfigur für seinen Schützling zu sehen, für die er auch Tiefschläge in Kauf nimmt und das finde ich eine sehr lobens- und liebenswerte Eigenschaft des Charakters. Trotzdem muss Juliette aufpassen, Glenn nicht wie schon in Staffel eins wieder zu verprellen.
Mit dem Gespräch von Juliette und Charlie dachte ich schon, dass man die ganze Geschichte um die Wentworths nun endlich ad acta legen könnte, was man ohnehin bereits am besten nach deren ersten Aufeinandertreffen hätte tun sollen. Stattdessen droht nun sogar die Verlängerung, da nach Laylas anonymen Anruf jetzt wohl die Pressemeute auf Juliette gehetzt wird und eine öffentliche Schlammschlacht droht. Diese Entwicklung hätte ich nun nicht gebraucht, aber vielleicht überrascht uns wenigstens Juliette in diesem Zusammenhang ja erneut positiv.
"You know the feeling when you’re in a big room full of people, but you still feel really alone?"
Seit ihrem Eintritt in das professionelle Musikbusiness haben wir wiederholt erleben dürfen, wie sich Scarlett offenbar durch die erhöhte Aufmerksamkeit und dem auf sie lastenden Erfolgsdruck zunehmend unwohl zu fühlen scheint. Sei es beim Fotoshooting, beim Auftritt am roten Teppich oder dem ersten Auftritt im ausverkauften Stadion. In dieser Folge kommt noch ein weiterer Aspekt zum Unwohlsein hinzu, das Alleinsein. Zwar hat sie Gunnar in ihrer Nähe, aber deren gemeinsame Beziehung lastet nach wie vor auf ihnen und erschwert einen natürlich Umgang miteinander. Durch den Besuch von Zoey und Avery bekommen wir aber sehr gut anhand des gemeinsamen Kartenspiels visualisiert, wie losgelöst von deren Leben inzwischen das von Scarlett geworden ist. Sie selbst spricht ja davon, in dieser Szene zwar anwesend gewesen zu sein, sich aber wie hinter einer Glasscheibe, als Beobachter gefühlt zu haben. Ein sehr passendes Bild, das zudem glaubwürdig und überzeugend eben mit genau dieser Wirkung inszeniert wurde. Ganz ähnliche Äußerungen macht Scarlett auch in ihren Gesprächen mit Avery und Zoey. Das Alleinsein fällt ihr zunehmend schwer und wenn man sich ihren Charakter rückblickend näher betrachtet, so dürfte das auch nicht überraschen. Ihr fehlt das nötige Selbstvertrauen und die Sucht nach Erfolg, wie es beispielsweise Layla und Juliette perfekt verkörpern. Ich habe fast ein wenig Angst um sie, dass es in naher Zukunft noch zu einem Zusammenbruch kommen wird. Dass sie dann auch noch, wie zu befürchten war, per Zufall von der Beziehung von Zoey und Gunnar erfahren muss, ist da auch nicht gerade zuträglich. Dabei ist sicher der Vertrauensbruch ihrer Freunde, die ihr die Beziehung verheimlicht haben, deutlich schwerwiegender als das Eifersucht hier eine Rolle spielt, zumal sie mit Avery ja wieder einen Freund hat.
Etwas hineingequetscht in die Folge wirkte wieder einmal die Handlung um Lamar und Tandy. Seit seinem Krankenhausaufenthalt in Staffel eins hatte ich ehrlich gesagt nicht mehr den Eindruck, dass Lamar gesundheitlich angeschlagen wirkte. Daher war mir das nun angeführte Argument, Lamar benötige den Hausarrest, weil er für den Gefängnisaufenthalt zu schwach sein könnte, etwas arg aufgesetzt. Nachvollziehbar erschien mir dagegen Tandys Verhalten. Trotz allem hat sie natürlich Gewissensbisse gegenüber ihrem Vater und auch Rayna, so dass sie sich letztendlich nur mit dem Fernbleiben von der Anhörung zu helfen wusste. Doch wie lange wird sie nun noch gegenüber Rayna still halten können? Glaubwürdige Argumente hatte Tandy meines Erachtens nicht parat und ihre Schwester wird auch zunehmend misstrauisch. Da bin ich wirklich gespannt, wie Rayna dann reagieren wird. Sicher wird dies ihr ohnehin angespanntes Verhältnis zu Lamar nicht verbessern, aber die gute und vertrauensvolle Schwesternbeziehung wird sicher nicht unbeschadet bleiben. Dass schließlich Rayna bei der Anhörung anstelle von Tandy als Fürsprecherin einsprang, kam dann sicher nicht ganz unerwartet. Dennoch ist positiv zu vermerken, dass sie ihr Verhältnis zu ihrem Vater nicht beschönigte, sich damit treu blieb und trotzdem versuchte, Lamar möglichst positiv darzustellen. Auch wenn dies nicht von Erfolg gekrönt wurde, weiß Lamar ihren Einsatz sicher zu würdigen.
Fazit
Starke Momente in nahezu allen Handlungssträngen prallten in dieser Woche leider zu häufig auch auf schwache. Während insbesondere Maddie und ihr Umgang mit den beiden Vätern zu imponieren wusste, wurde der zuvor gute Gesamteindruck dieser Angelegenheit vor allem durch Teddy und seine sinnlose Ausladung von Deacon vom Musikfestival wieder getrübt. Ähnlich erging es der Geschichte um die einsame Scarlett, die letzten Endes doch per Zufall von der Beziehung von Zoey und Gunnar erfahren musste. Dagegen kamen bei Juliette, nach einem Rückfall in alte Gewohnheiten, die starken Momente erst zum Ende der Folge. Einzig die Entwicklungen um Will wussten mich vollends zu überzeugen. Hier will ich unbedingt wissen, wie sich seine Geschichte und der Charakter weiter entwickeln werden.
Jan H. – myfanbase
Die Serie "Nashville" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: I'm Tired of PretendingErstausstrahlung (US): 04.12.2013
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Erstausstrahlung (Pay-TV): 27.05.2014
Regie: Kevin Dowling
Drehbuch: David Handelman
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