Review: #2.16 Alles im Fluss
Wenn einem gar nichts mehr einfällt, dann lässt man eben einfach mal eine neue Figur kommen und gehen, platziert mit einem unnötigen Seitensprung ein künstlich geschaffenes Liebesdrama oder lässt die Handlung eine kleine, überflüssige Wiederholungsschleife drehen. Da hilft dann auch der interessante Twist am Ende der Folge nichts mehr, der auch weniger überraschend als wahrscheinlich beabsichtigt kam.
Aus den Augen aus dem Sinn
Ich kann nicht konkret einschätzen, wie viel Zeit inzwischen seit dem Zusammenbruch von Rayna am Ende der letzten Folge vergangen ist. Der Zeitraum scheint mir jedoch überschaubar. Umso erstaunlicher ist es, wie wenig doch Lamars Tod und die Trauer um ihn noch eine Rolle spielen. Weder Tandy noch Teddy, die sie zuletzt in verzweifeltem Zustand aufgefunden hatten, scheinen ihr mit Hilfe zur Seite zu stehen. Stattdessen ist Rayna wieder voll auf ihr Label konzentriert und die einzige Hilfe, die ihr angeboten wird, kommt von Luke und ist eher finanzieller Natur. Ich muss jetzt auch nicht folgenlang die Trauer um Lamar präsentiert bekommen, aber gerade nach dem letzten Cliffhanger gäbe es bei Rayna und auch ihrem Konflikt mit Tandy doch durchaus Potential, die zerstörte Vertrauensbasis durch die Lügen in der Familie noch einmal zu thematisieren. Stattdessen fokussiert sich die Diskussion der Schwestern auf die finanziell angeschlagene Labelsituation. Das ist per se immerhin eine recht spannende Thematik, die aufgrund der privaten Entwicklungen der Charaktere zuletzt etwas in den Hintergrund getreten ist.
Mit dem nach wie vor unveröffentlichten Album von Rayna (woran hängt das eigentlich noch?) und nur einer unter Vertrag stehenden Künstlerin, ist der Start in die Selbständigkeit doch ziemlich holprig. Nun bietet Scarlett als Newcomerin durchaus gute Voraussetzungen für einen Erfolg. Aber natürlich geht es nicht ohne Drama und so wird mal eben einer meiner bisherigen Lieblings(neben)charaktere dafür geopfert, eine zusätzliche Erfolgsbremse einzubauen. Leider Gottes haben die Autoren es inzwischen wirklich geschafft, die Figur des Liam völlig an die Wand zu fahren. Er war natürlich schon immer eine Figur mit Ecken und Kanten, aber trotzdem immer mit einem sympathischen Augenzwinkern versehen. Zusammen mit Rayna gab es zahlreiche tolle Szenen und Charaktermomente. Das funktionierte auch anfangs mit Scarlett gut. Aber insgesamt schienen für ihn dann doch die Ideen ausgegangen zu sein, denn irgendwie fühlte sich seine Annäherung an Scarlett wie eine schlechte Wiederholung seiner Vergangenheit mit Rayna an. Da fehlte mir zuletzt einfach die Leichtigkeit in der Erzählweise und der Charakter wird zur Karikatur seiner selbst. Die ganze Handlung nahm sich selbst zu ernst und am Ende ist dann sogar noch die freundschaftliche Beziehung von Liam und Rayna hinüber. Das war meines Erachtens total unnötig und auch nicht richtig durchdacht. Jetzt heißt es noch abwarten, inwiefern die ursprünglich durch Liam eingeführte Tablettensucht von Scarlett jetzt überhaupt noch weiter thematisiert wird. Zu sehen war davon in dieser Folge schon einmal nichts.
Liebesgewirr
Der absolute Tiefpunkt der Episode wurde aber mit dem Seitensprung von Teddy und Megan erreicht. Langes Glück ist den Paaren in “Nashville“ wohl einfach nicht vergönnt. Nun war eine gewisse Vertrautheit des Bürgermeisters und der Anwältin zuletzt zwar durchaus ersichtlich, aber auch hier wurde künstlich eine dramatische Situation heraufbeschworen, die in der Art ihrer Inszenierung dann einfach nur ziemlich platt geriet. Hatte man zu Beginn eigentlich vermehrt den Eindruck, dass Deacon seine Beziehung nicht so ernst wie Megan nahm, so muss nun ausgerechnet in dem Moment, in dem Deacon ihr ein "ich liebe Dich“ schenkt, die Lage umgekehrt werden. Ihre Erwiderung an Deacon war schon ziemlich zögerlich und spätestens mit dem Griff zu Teddys Hand zum Trost war klar, was nun folgen würde. Dass es dann ausgerechnet auch noch der Erzrivale Teddy ist, der diese Beziehung wohl zerstören wird, treibt das Drama noch zusätzlich auf die Spitze, schlägt damit aber auch eine viel zu (Daily) Soap-lastige Richtung ein. Dass man Deacon in der parallelen Handlung beim Aufeinandertreffen mit einer alten Flamme als treuen Freund dagegen stellte, war mir dazu einfach zu viel des Guten, zumal dieses Aufeinandertreffen auch total überflüssig war. Ich glaube nicht, dass wir Ruth noch einmal zu sehen bekommen.
Auf die Bühne, fertig, los
Drei Leute, ein Ziel, zwei unterschiedliche Herangehensweisen. Das neu formierte Trio um Gunnar, Zoey und Avery hat teils verschiedene Vorstellungen was die weitere Planung angeht. Dabei ist es vor allem Gunnar, der ein enormes Tempo und ehrgeizige Ambitionen an den Tag legt. Da wird von ihm mal flugs ein Studio und ein Gig gebucht und nebenbei die Bandkollegen mit ihrer Meinung außer Acht gelassen. So ganz scheint mir Gunnar seine mit Scarlett verpasste Chance auf eine Gesangskarriere noch nicht überwunden zu haben. Das könnte eine neue Chance für ihn sein und so geht er das Bandprojekt auch mit einer zielstrebigen Art und Weise an. Avery ist darüber weniger begeistert und so ganz kann ich es ihm auch nicht verübeln. Wer wird schon gerne ungefragt vor vollendete Tatsachen gestellt. Eine Band ist ein Gemeinschaftsprojekt und der Start dieses Trios ist bereits holprig und einseitig bestimmt. Zoey nimmt hier eher eine neutrale Rolle ein, wenn auch leicht tendierend zu ihrem Freund. Schließlich kann sie von der Zusammenarbeit mit den beiden am meisten profitieren, weil sie bislang musikalisch noch ein weitgehend unbekanntes Blatt ist. Beim Auftritt können sie als Band erneut überzeugen, aber ihr ursprüngliches Vorhaben steht bereits zu Beginn auf wackligen Beinen.
Nichts gelernt oder ein Akt der Verzweiflung
Das wieder aufgeflammte Interesse an Juliette resultiert in mehreren Angeboten von Plattenlabels, sie unter Vertrag nehmen zu wollen. Dass auch Jeff Fordham von Edgehill Records unter den Interessenten vertreten ist, ist aus seiner Perspektive sicher nachvollziehbar. Abgesehen von Luke Wheeler hat er zuletzt die ganz großen Namen, insbesondere unter den weiblichen Künstlern, verloren. Für mich jedoch ziemlich überraschend und vor allem auch wenig verständlich ist hingegen, dass Juliette sein Angebot tatsächlich ernsthaft in Betracht gezogen hat. So wie Jeff mit ihr zuletzt umgegangen ist, sollte man von der durchaus stolzen Juliette doch eine andere Reaktion erwarten. Dass sie ihre Entscheidung pro Edgehill tatsächlich auch vom Schicksal Averys abhängig macht, reicht mir als alleiniger Grund aber nicht aus. Das Verhältnis der beiden ist zwar gut gewachsen, wir sprechen hier aber immer noch von Juliette, die sicher auch immer das Beste für sie will. Wäre sie am Ende wirklich zu Edgehill zurückgekehrt, hätte sie in meinem Ansehen aber erheblich an Sympathiepunkten eingebüßt. Doch das Ende der Folge hat eine ganz andere Entwicklung zu bieten, die durchaus Potential birgt und für die weitere Handlungsentwicklung vielversprechend ist. Juliette springt über ihren Schatten und bittet Rayna um die Aufnahme bei Highway 65. Ganz überraschend finde ich diesen Schritt jetzt allerdings nicht. Spätestens seit dem Vertragsende mit Edgehill war es für mich eine Option, Juliette auf kurz oder lang mit Rayna vereint zu sehen. Der gegenseitige Respekt ist seit der großen Rivalität der beiden in Staffel eins deutlich gewachsen und ebnete den Weg für diese nun recht spannende Ausgangssituation für die kommenden Folgen.
Der tiefe Fall
Wie hart das Musikbusiness sein kann, muss diese Woche Layla am eigenen Leib erfahren. Ihre neue Single bringt nicht den erhofften Erfolg und schon lässt Jeff sie fallen. Das mag in der abgehandelten Schnelligkeit der Dramaturgie geschuldet sein, dürfte tatsächlich aber nicht zu sehr von der Realität abweichen. Viele Teen-Stars und One-Hit-Wonder hat man schon kommen und gehen sehen und Layla steht ja noch ganz am Anfang ihrer Karriere, hat den Status einer Rayna Jaymes noch lange nicht erreicht. Es spricht tatsächlich für Will, wie er für Layla in die Bresche springt und seine eigenen PR-Termine für die Unterstützung seiner Freundin nutzt. Dass es abseits dieser vermeintlichen Liebesbekundung bei den beiden, insbesondere im Bett, überhaupt nicht harmoniert, ist da noch einmal ein anderes Thema. Laylas Offenbarung, vor der Beziehung mit Will noch Jungfrau gewesen zu sein, belastet ihn offensichtlich schon. Auch wenn er es sich immer noch nicht eingestehen kann, wird ihm natürlich bewusst, dass Laylas erstes Mal nun immer mit ihm verbunden sein wird, was sie durch die mögliche Offenbarung seiner Homosexualität zukünftig stets belasten könnte. Im Rahmen dieser Handlung wird auch Brent noch einmal ein Thema, den Layla gerne als ihren Manager einsetzen würde. Wills fast schon panische Reaktion zeigt noch einmal sein persönliches Unbehagen, fällt Layla aber nicht weiter auf. Im Grunde war dieser Handlungsstrang zwar kein großes Highlight aber immer noch das Interessanteste an dieser Folge.
Fazit
Insgesamt fehlte es der Episode an erzählerischen Höhepunkten und war somit leider ein totaler Reinfall. Der Seitensprung von Megan mit Teddy bildete dabei den absoluten Tiefpunkt. Diese soapigen Klischees hat die Serie meines Erachtens gar nicht nötig. Meinen Lieblings-Nebencharakter Liam haben die Autoren inzwischen bedauerlicherweise auch total ruiniert. Die Story um Juliette schien sich nur im Kreis zu drehen und konnte dann immerhin noch mit einer guten Auflösung aufwarten. Zusammen mit der überraschend interessanten Entwicklung um Layla und Will waren das aber auch schon die einzigen positiven Aspekte. Der dringend benötigte Aufschwung kommt hoffentlich schon in der nächsten Woche.
Jan H. – myfanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Guilty StreetErstausstrahlung (US): 05.03.2014
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Erstausstrahlung (Pay-TV): 17.06.2014
Regie: David Grossman
Drehbuch: Sibyl Gardner
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