Bewertung

Review: #3.20 Männer sind vom Mars

Foto: Jake Johnson, New Girl - Copyright: 2013 Fox Broadcasting Co.; Alexei Hay/FOX
Jake Johnson, New Girl
© 2013 Fox Broadcasting Co.; Alexei Hay/FOX

Es war absehbar und ich muss gestehen, es überrascht mich eigentlich nicht, dass die Autoren beschlossen haben, Nick und Jess nach fast einer Staffel getrennte Wege gehen zu lassen. Dennoch ärgert es mich schon ein wenig, dass man seitens der Serienverantwortlichen nicht etwas mutiger gewesen ist. Am Ende der zweiten Staffel beschloss man, Nick und Jess zu einem Paar werden zu lassen und bewies damit Experimentierfreude, denn normalerweise dauert es ewig, bis ein designiertes Paar einer Serie zusammen findet. Und doch wagte man es bei "New Girl", einen anderen Weg zu gehen.

Zu Beginn funktionierte die Beziehung auch hervorragend. Mittlerweile kann ich Jess und Nick zusammen jedoch nicht mehr sehen, einfach weil sämtliche Geschichten immer nach dem gleichen Muster ablaufen: Es stellt sich ein Problem, Nick springt über seinen Schatten und wächst über sich hinaus und am Ende reift er zu einer erwachseneren Person. Jess hingegen bleibt so wie sie ist. Keine Entwicklung. Keine Veränderung. Nicht ein einziges Mal begibt sie sich in Nicks Welt, um zu verstehen, was ihn antreibt, sondern setzt nur eine Schnute auf, wenn sie nicht das bekommt, was sie will, und erreicht so, dass Nick wieder einmal nachgibt. Dabei legt er ihr die Welt zu Füßen, unterstützt sie, ermutigt sie und ist stets an ihrer Seite, wenn sie ihn braucht.

Die Trennung ist also vielleicht nicht einmal schlecht. Dennoch ärgert es mich, wie die beiden getrennt werden. Nach einer Runde True American geraten die beiden am nächsten Morgen in einen Streit um die Zukunft. Während Jess sich Haus und Kinder ausmalt, ist Nick nicht bereit, so weit in die Zukunft zu denken und sieht sich viel lieber als intergalaktischen LKW-Fahrer, der seine Kinder niemals zur Schule schicken will. Der Streit stellt überspitzt das Problem von Nick und Jess dar – er ist ein Träumer, sie eine Realistin (jedenfalls was Beziehungen betrifft). Und als die beiden feststellen, dass sie eigentlich nie einer Meinung sind und absolut nichts gemeinsam haben, da tun sie das einzig Richtige, was ihnen in dem Moment in den Sinn kommt – sie trennen sich.

Natürlich hätte man sich auch hinsetzen, ein ernsthaftes Gespräch führen und anschließend an den Problemen arbeiten können, aber das hier ist nicht das wahre Leben. Drama funktioniert besser als Harmonie und genau deswegen müssen Nick und Jess jetzt eine Zeit lang getrennt werden, um am Ende wieder zusammen zu finden. Und bitte kommt mir jetzt keiner mit dem Spruch, dass im wahren Leben Beziehungen auch daran zerbrechen, dass man nichts gemeinsam hat und andere Vorstellungen von der Zukunft hat. Das ist ein unglaublich beliebter Griff in TV-Serien und man bedient sich hier mal wieder dem Klischee, dass niemand auch nur ansatzweise bereit ist, Kompromisse zu machen oder sich ernsthaft länger als fünf Minuten damit auseinanderzusetzen, welche Motivation eigentlich hinter der Meinung des Partners steht.

Das einzige, was wirklich interessant an der Trennung ist, ist die Tatsache, dass Nick und Jess sich beim Zusammensetzen eines Spielzeugs trennen. Sie scheitern grandios an so einer einfachen Sache, während sie noch vor einem Jahr im Streit einen perfekten Tisch zusammen gebaut haben, ohne auch nur ein bisschen darauf zu achten, was sie tun. Sie passen also nicht zusammen, will man uns hier suggerieren. Plötzlich ist es vollkommen irrelevant, dass Nick ihr einst gestanden hat, dass er sich vom Fleck weg in sie verliebt hat. Oder dass er bereit ist, sich für sie zu ändern. All die Entwicklung, die er in dieser und in der letzten Staffel gemacht hat, ist hinfällig, da Jess einfach nicht akzeptieren kann, dass Nick eben keinen Lebensplan hat, sondern in den Tag hinein lebt. Ergo bleibt nichts anderes übrig, als das Paar zu trennen, denn den Autoren fällt nichts sinnvolles mehr ein, wie sie das Paar interessant erscheinen lassen können.

Genau das gleiche Problem hat man anscheinend bei Schmidt, Coach und Winston. Den dreien ist auch dieses Mal keine nennenswerte Storyline gegönnt. Sie streiten sich um die Aufmerksamkeit einer wunderschönen Frau, die in Schmidts altes Appartement auf der anderen Seite des Flurs zieht, und überbieten sich gegenseitig mit peinlichen Auftritten. Das ist weder witzig, noch innovativ, noch irgendwie interessant. Hätte man die drei aus der Episode heraus gelassen, niemand hätte sie vermisst.

Ich frage mich allmählich wirklich, was man damit bezwecken wollte, Damon Wayans Jr. überhaupt wieder in den Cast zu integrieren. Hatte man Mitleid mit ihm, weil seine Serie "Happy Endings" abgesetzt wurde und hatte gleichzeitig so viel Geld übrig, dass man sich seitens der Produzenten dachte "Hey, geben wir dem armen Kerl jeden Monat einen Scheck, damit er nicht auf der Straße sitzt"? Einen kreativen Plan für seinen Charakter Coach hatte man nämlich anscheinend nicht in petto. Zu keinem einzigen Zeitpunkt.

Fazit

Die kreative Talfahrt der einst frischen und witzigen Comedy "New Girl" geht weiter und erreicht mit der Trennung von Nick und Jess einen neuen Tiefpunkt. Die Trennung kommt überstürzt, aus dem heiteren Himmel und ist absolut nicht nachvollziehbar. Und sie bringt keinen Schwung in die Serie, da ich mir nicht vorstellen kann, wie die beiden jemals wieder zu einem "nur Freunde"-Status zurückkehren sollen, nicht nachdem Nick einst groß verkündet hatte, dass er Jess eigentlich schon liebt, seit sie im Appartement eingezogen ist. Also wird es am Ende wohl irgendwann wieder zur Versöhnung kommen. Fragt sich nur, wie lange man dafür brauchen wird. Lust darauf, dabei zuzusehen, habe ich nur bedingt, denn in der Serie gibt es bereits ein on/off-Pärchen und das sind Cece und Schmidt. Noch eines kann ich nicht ertragen.

Melanie Wolff - myFanbase

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