Review: #3.03 Eine recht gewöhnliche Fee
Mit Tinker Bell als gescheiterter Fee, die vergeblich versucht hat, die Böse Königin zu erlösen, mit Robin Hood als heimlichem Seelenverwandten besagter Böser Königin und schließlich mit Mulan, die in verzweifelter Liebe zu Dornröschen (Aurora) entbrannt ist, beweist diese Episode einmal mehr das besondere Talent der Serie "Once Upon a Time", weltberühmte Märchen und Sagen auf faszinierende, unterhaltsame und leicht absurde Weise zu vermischen und die Fantasievorstellungen, die man als Kind hatte, im Nachhinein auf den Kopf zu stellen. Nebenbei erwähnt Peter Pan die Geschichte von Wilhelm Tell und zwischen dem sterbenden Prinz Charming und Captain Hook bahnt sich so etwas wie eine Männerfreundschaft an.
Die Auflösung, dass Robin der geheimnisvolle Mann mit dem Löwentattoo und damit Reginas Seelenverwandter ist, kam am Ende der Folge zwar nicht mehr ganz überraschend, dennoch stellt die Erkenntnis, dass es da draußen einen Mann gibt, mit dem Regina nach Daniels Tod hätte glücklich werden können und vielleicht immer noch werden kann, eine Bereicherung für die Serie dar. Einerseits gewinnt Reginas Vergangenheit dadurch noch mehr Tragik und Reizpunkte, andererseits erscheint ein klassisches Happy End für sie plötzlich wieder so möglich, wie vielleicht nie zuvor. Mit Robin wartet ein potentieller Ehemann auf Regina, dessen kleiner Sohn eine Mutter braucht. Robins Löwentattoo verweist übrigens auf König Richard I., genannt Richard Löwenherz, an dessen Seite Robin Hood der Sage nach im dritten Kreuzzug gekämpft hat.
Zurück zu Regina. Sie ist und bleibt ein polarisierender Charakter, der das Verständnis und die Mitleidsfähigkeit der Zuschauer aufs Äußerste strapaziert. Wir haben im Laufe der bisherigen zwei Staffeln schon mehrere Situationen gesehen, in denen Regina die Chance hatte, ihre dunklen Pläne aufzugeben und in Frieden zu leben, sich aber stets dagegen entschieden hat. Nun erfahren wir, dass Regina kurz nach ihrer Hochzeit mit Snow Whites Vater die ultimative Gelegenheit bekam, Glück zu finden, diese aber ausgeschlagen hat und weiter dem Pfad des Zorns und des Hasses gefolgt ist, dem später so viele Menschen zum Opfer gefallen sind. Selbstverständlich vergessen wir nicht, dass Rumpelstilzchens Ränkespiele und die Einmischungen der im wahrsten Sinne des Wortes herzlosen Cora Regina auf die dunkle Seite gezogen haben, aber Regina traf letztlich die Entscheidungen über ihre Taten selbst. Ihr erschienen Hoffnung und Vergebung wie Schwächen, die sie nicht zulassen wollte, obwohl es in Wahrheit sehr viel Stärke erfordert hätte, der dunkle Magie abzuschwören und das Streben nach Macht und Rache aufzugeben.
Reginas Wahl gegen das Happy End hat Tinker Bell mit ins Verderben gerissen. Die Fee hat daran geglaubt, dass Regina gerettet werden kann, und war bereit, dafür gegen die Anweisung der Blauen Fee zu handeln. Die Blaue Fee ist, das haben wir schon mitbekommen, so etwas wie eine Bürokratin mit Flügeln, die zwar zu den Guten gehört, aber unflexibel an Regeln festhält und dadurch etwas Hartes, Unnachgiebiges ausstrahlt. Als Regina sich gegen die Hoffnung entschied, wurde Tinker Bells eben selbige grausam zerstört. Sie verlor ihre Flügel und stürzte in eine triste und einsame Existenz ab. Das Bild von den verlorenen Flügeln und dem Fall weist dabei eine starke Engelssymbolik auf.
Beim Wiedersehen in Neverland bekommt Tinker Bell die Chance, sich gewaltsam an Regina zu rächen, tut dies aber letztlich nicht. Damit zeigt sie den Willen und die moralische Stärke, die Regina und auch ein Greg Mendell, dessen Leben ja ebenfalls von Regina sehr negativ beeinflusst wurde, vermissen ließen. Wie gut und stark Tinker Bell tatsächlich ist, welche Spuren ihre Zeit in Neverland hinterlassen haben und wie ihre Beziehung zu Peter Pan wirklich ist, wird sich natürlich noch zeigen müssen. Sie stellt auf jeden Fall einen interessanten neuen Faktor in der Handlung dar.
Geprägt wird diese Episode auch durch das Thema Mulan und Aurora. Nachdem Mulan zunächst Gefühle für Prinz Phillip besaß, hat sie sich nun in Aurora verliebt, die aber von Phillip schwanger ist. Die Szene, in der Mulan versucht, sich nichts anmerken zu lassen, und mit Tränen in den Augen von Aurora weggeht, ist ein genaues Spiegelbild des Moments aus #2.01 Der neue Fluch der Freiheit, in welchem Phillip, nachdem er vom Wraith (Seelensauger) markiert wurde, die ahnungslose Aurora verlässt. Darauf, dass zwischen Mulan und Aurora mehr als nur Freundschaft besteht, gab es in der zweiten Staffel zwar keine expliziten Hinweise, aber durchaus die einen oder anderen Andeutungen, welche sich jetzt im Nachhinein natürlich besonders schön interpretieren lassen.
Unterdessen versucht Peter Pan weiterhin, Henry für sich zu gewinnen. Man hat den Eindruck, dass dies Pan durchaus gelingen könnte, denn er ködert Henry mit dessen Glaube an Magie und dessen Begeisterung für das Vollbringen von wichtigen Missionen. Es bedeutet Henry viel, Teil von etwas Großem zu sein, und das verspricht Pan ihm. Jeder Moment mit Pan entfremdet Henry von seinem Leben in Storybrooke.
Maret Hosemann - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Quite a Common FairyErstausstrahlung (US): 13.10.2013
Erstausstrahlung (DE): 12.11.2014
Regie: Alex Zakrzewski
Drehbuch: Jane Espenson
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