Bewertung

Review: #3.05 Und sie wurden Piraten

Viele Fans von "Once Upon a Time" haben seit Beginn der zweiten Staffel darauf gewartet, andere haben gehofft, dass es niemals passieren wird, und so ziemlich jeder Zuschauer wird mit mir darin übereinstimmen, dass es DIE Szene dieser Folge ist: Emma und Captain Hook küssen sich leidenschaftlich. Man kann über viele Aspekte dieses Kusses streiten, aber nicht darüber, ob er gut inszeniert ist oder nicht, denn er wurde wirklich stark in Szene gesetzt. Es ist ein feuriger Kuss, in dem viel Verlangen gepaart mit Verzweiflung steckt. Dass innerhalb der CaptainSwan-Fraktion, die diese Paarung so leidenschaftlich shipped, nicht vorsorglich Sauerstoffzelte ausgeteilt wurden, um hysterische Ohnmachtsanfälle zu verhüten, grenzt schon beinahe an Fahrlässigkeit.

Der Charakter Captain Hook ist eine Sache für sich. Während der zweiten Staffel gehörte ich wohl zu seinen schärfsten Kritikern, doch in dieser dritten Staffel gefällt er mir bisher recht gut. Seit er sich von der fixen Idee, Rache an Rumpelstilzchen zu üben, gelöst hat, kommt er besser zur Geltung und wirkt nicht mehr so eindimensional. Sein ungehobelter Bad-Boy-Charme wird nun wesentlich besser mit seiner sensiblen Seite verknüpft. Grundsätzlich ist er in Neverland viel mehr in seinem Element, als er es in und um Storybrooke war, wo er ständig wie ein zerbrochenes Spielzeug darniederlag, nachdem er mal wieder eins auf die Rübe bekommen hat.

Aus den Flashbacks erfahren wir, dass Killian "Hook" Jones durch die Zwielichtigkeit seines Königs und den Tod seines Bruders zum Piraten wurde. Bis zu der tragischen Reise nach Neverland im Auftrag des Königs war Killian ein Offizier und Gentleman, der Wert auf Anstand und Disziplin gelegt hat. Hook ist als Teil der Henry-Rettungstruppe also nicht zum zweiten, sondern sogar schon zum dritten Mal in Neverland und hat eine noch weiter zurückreichende Geschichte mit Peter Pan, als wir bisher dachten.

Pans Versuch, einen Deal mit Hook abzuschließen, erinnert wohl nicht zufällig an Rumpelstilzchen, den Meister der fatalen Vereinbarungen. Es drängt sich immer mehr der Eindruck auf, dass Rumpelstilzchens Verhaltenweisen als der Dunkle nicht zuletzt durch die Erfahrungen, die er in seiner Kindheit mit Pan gemacht hat, beeinflusst wurden.

Hook geht zwar nicht auf Pans Deal ein, wird durch das dämonische Babyface aber dennoch in einen schweren emotionalen Zwiespalt gebracht, denn just nach dem Kuss zwischen Hook und Emma, vertraut Pan dem Piraten an, dass Neal noch lebt und in Neverland ist. Pan überlässt es Hook, dies Emma und Co. mitzuteilen - oder eben auch nicht. Für Hook ist das eine schwierige Lage. Er macht sich wirklich Hoffnung darauf, Emmas Herz zu gewinnen, andererseits bedeutet ihm aber auch sein Quasi-Stiefsohn Neal sehr viel. Zudem weiß Hook, dass es falsch wäre, Emma die Wahrheit zu verschweigen, und dass er damit nicht wie der ehrenwerte Mann handeln würde, der er gerne für Emma wäre.

Dreiecksbeziehungen gibt es in der Fernsehlandschaft natürlich wie Giftpflanzen in Neverland, aber die Konstellation aus Emma, Hook und Neal besitzt viele ungewöhnliche Aspekte, denen man nicht häufig begegnet. Obwohl alle drei im gleichen Alter sind, leben Hook und Neal schon wesentlich länger als Emma. Hook wiederum ist älter als Neal, war mit dessen Mutter liiert und hat sich auch eine Weile um den jungen Neal, damals noch Baelfire, gekümmert, nachdem dieser in Neverland gelandet ist. Von einem emotionales Chaos zu sprechen, ist fast noch untertrieben.

Eine ganz andere Art von Dreiecksbeziehung spielt sich zwischen Emma, Mary Margaret/Snow White und Regina ab. Als Regina einem der Verlorenen Jungs das Herz herausreißen will, um ihn so zu steuern und Kontakt zu Henry aufzunehmen, ist Snow strikt dagegen. Emma schlägt sich jedoch auf Reginas Seite und hindert ihre Mutter daran, Regina aufzuhalten. Das ist ein bemerkenswerter Moment, der im Betrachter gegensätzliche Gefühle weckt. Selbstverständlich wissen wir, dass es sich dabei um eine brutale Tat handelt, die man nicht gutheißen sollte. Wir haben das Herz-Herausreißen im Laufe der Serie schon einige Male erlebt und dies eigentlich immer in dem Kontext, dass es eine grausame und hinterhältige Praxis ist, die unschuldige Personen zu einem willenlosen Werkzeug macht. Man denke an Sheriff Graham/den Jägersmann, oder auch Aurora. Diesmal aber trifft es eine Person, die trotz ihrer Jugend weder als unschuldig noch als sympathisch durchgeht. Zudem gelingt den Mitgliedern des Rettungstrupps durch diese Aktion der erste richtige Schlag gegen Peter Pan, indem sie Henry darüber in Kenntnis setzen, dass sie in Neverland sind. Wie viel dies letztlich Wert ist, muss sich zwar noch zeigen, trotzdem haben Emma und Co. damit mehr erreicht als bisher. Heiligt der Zweck also die Mittel? Das ist das große Dilemma.

Am Ende der Folge wird Neal in einem Käfig aufgehängt, neben einem anderen Käfig, in dem sich ebenfalls eine Person zu befinden scheint. Die spannende Frage lautet, wer diese andere Person sein könnte. Tinker Bell ist durchaus eine plausible Kandidatin, aber spontan kommen mir noch einige andere Namen in den Sinn. Einer davon ist Wendy. Nach wie vor wissen wir nicht, was aus ihr geworden ist, nachdem Baelfire von dem Schatten mitgenommen wurde, und ich halte es für denkbar, dass sie irgendwie nach Neverland gelangt ist. Wir haben sie jetzt schon fast alle zusammen in Neverland - Peter Pan, Tinker Bell, Captain Hook, sogar das "Krokodil" - da kann Wendy doch nicht außen vor bleiben, oder?

Maret Hosemann - myFanbase

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