Bewertung

Review: #3.12 Grün ist das neue Schwarz

Stell dir vor, du machst einen Schritt zurück und alles ist wieder wie früher, nur in anders. Diese Episode revidiert vieles von dem, was zuletzt geschehen ist, bringt uns aber dennoch nicht an den bekannten Ausgangspunkt zurück, sondern erschafft ein neues Jetzt. Storybrooke existiert wieder, ohne dass die Bewohner wissen, wie es dazu kam und was in dem einen Jahr geschehen ist, in dem sie in der Märchenwelt waren. Dass einige Monate vergangen sind, verrät ihnen eigentlich nur Mary Margarets/Snow Whites Babybauch. Das ist definitiv mal ein bemerkenswertes Souvenir von einer Reise, an die sich keiner erinnern kann!

Wir Zuschauer sind zumindest etwas schlauer als die Charaktere und wissen, dass es sich bei dem neuen Feind unserer Helden um die Böse Hexe des Westens handelt. Diese Figur, im Original The Wicked Witch of the West, ist im deutschsprachigen Raum zwar weniger bekannt als in den USA, aber auch hierzulande dürften viele wissen, dass sie aus "Der Zauberer von Oz" stammt, einem amerikanischen Kinderbuch aus dem Jahr 1900, zu dem es eine berühmte Verfilmung von 1939 gibt. Die Hexe des Westens zeichnet sich durch drei Merkmale aus, die uns in dieser Episode präsentiert werden: sie hat nicht nur einen grünen Daumen, sondern gleich eine vollkommen grüne Haut, sie trägt gerne spitze, schwarze Hüte, die bei Hexen grundsätzlich nie aus der Mode kommen, und sie hält sich fliegende Affen als angriffslustige Haustiere. Diese geflügelten Kreaturen in dieser Folge zu erleben, macht schon Eindruck, zumal es in Zusammenhang mit ihnen eine dicke Überraschung gibt, zu der wir noch kommen.

Darüber, was die Hexe des Westens genau im Schilde führt, tappen wir weitestgehend im Dunkeln. Sie deutet in der Schlussszene der Folge aber an, dass sie sich an Regina rächen will, was in mehrfacher Hinsicht sehr spannend ist. Zum Einen erleben wir damit einen Rollentausch, da nun die bisherige Rächerin Regina zum Opfer eines Vergeltungsfeldzuges und infolgedessen verflucht wird. Zum Anderen dürfen wir uns auf ein wahres Duell der Gigantinnen freuen. Die Böse Königin gegen die Böse Hexe ist, wenn man so will, auch ein Kampf zwischen zwei Märchengenerationen, zwischen denen fast ein Jahrhundert liegt, bzw. zwischen zwei Märchenkulturen, der europäischen und der amerikanischen. Let's get epic!

Ein Geheimtipp von mir (ohne Gewähr): den bisherigen Erfahrungen mit "Once Upon a Time" nach, sollte man auf jeden Fall im Auge behalten, dass Regina und die Hexe des Westens miteinander verwandt sein könnten.

Ein direktes Aufeinandertreffen von Regina und der Hexe des Westens erleben wir in dieser Episode nicht, dafür begegnet Regina endlich ihrem Seelenverwandten Robin Hood. Von Liebe auf den ersten Blick kann dabei keine Rede sein, aber selbstverständlich gibt es erste leichte Andeutungen, dass die beiden irgendwie aneinander interessiert sind. Viel bemerkenswerter finde ich in dieser Episode allerdings das Zusammenspiel von Regina und Snow. Ich kann mich an keine andere Episode erinnern, in der die beiden so viele gemeinsame Szenen hatten, ohne sich anzufeinden. Sie sprechen hier offen über ihre Gefühle, helfen sich gegenseitig, als sie von einem fliegenden Affen angegriffen werden, und schließlich fragt Regina Snow sogar nach ihrer Meinung zu Robin. Das geht schon fast als freundschaftlicher Plausch durch. Auch spricht Regina gegenüber Snow und David immer von "unserem" Schloss, nicht von "meinem" Schloss. Reginas Schritt, selbstlos auf Henry zu verzichten, hat sie und Snow einander durchaus näher gebracht, aber es ist selbstverständlich eine fragile Verbindung, die nun auf die Probe gestellt wird, da Snow nicht nur ein neues Kind erwartet, sondern auch Emma zurück hat, die sich wieder an alles erinnern kann, während Henry weiterhin keine Ahnung von seiner wahren Vergangenheit hat.

Alles in allem wirkt es ein wenig hastig, dass Emma ihre Erinnerungen so schnell zurückbekommt, andererseits wäre es doch ziemlich ermüdend gewesen, mehrere Folgen lang dabei zuzusehen, wie Hook hinter Emma herläuft und sie zu überzeugen versucht, ihm seine absurd klingenden Geschichten zu glauben. Man muss hier abwägen und letztlich ist das hohe Tempo unterhaltsamer. Ob es bei Henry ebenso einfach geht, ihm seine Erinnerungen zurückzugeben, steht auf einem anderen Blatt.

Emmas und Henrys Leben während des vergangenen Jahres war recht harmonisch und ich muss sagen, mir gefällt die Dynamik zwischen Emma und ihrem Sohn, wie sie jetzt (noch) ist. Die beiden wirken wie ein eingeschworenes Duo, das fast ein Trio geworden wäre, da Emma in Walsh den scheinbar perfekten Freund gefunden hat. Als Emma ihre Erinnerungen zurückerlangt, entpuppt sich Walsh allerdings als einer der Handlanger der Bösen Hexe des Westens. Dass sich Walsh plötzlich in einen geflügelten Affen verwandelt, ist definitiv eine faustdicke Überraschung. Besitzen diese Wesen grundsätzlich die Fähigkeit, menschliche Gestalt anzunehmen, oder ist dies einem speziellen Zauber der Hexe zu verdanken? Wir lernen daraus, dass wir wieder viel Neues zu entdecken haben, nun da auch das zauberhafte Land Oz ein Teil der "Once Upon a Time"-Mythologie ist.

Als kleiner Nachtrag sei noch erwähnt, dass wir in dieser Episode ziemlich überraschend Ruby wiedersehen. Sie ist zwar nur kurz im Bild und hat keinen Text, aber es ist nach der langen, nicht erklärten Abwesenheit dieses Charakters zumindest ein Anfang.

Maret Hosemann - myFanbase

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