Bewertung

Review: #5.01 Schwarzer Schwan

Eines sind Reisen in die Märchenwelt definitiv nicht: unvergesslich. Erneut kehren unsere Helden, bzw. einige von ihnen, aus ihrer alten Heimat nach Storybrooke zurück und haben keine Ahnung, was eigentlich passiert ist. Ein Tagebuch zu führen könnte beim nächsten Mal vielleicht hilfreich sein. Diesmal fehlen zwar "nur" sechs Wochen, allerdings sechs Wochen, in denen aus der Retterin der Dunkle geworden ist. Was für ein bitteres, schmerzliches und schockierendes Ende für einen Staffelauftakt, der uns zeitweise Hoffnung gegeben hat, das Emmas Verwandlung doch noch gestoppt werden könnte und es nicht zum Äußerstes kommt. Ich war schon nach dem Finale der vierten Staffel angespannt ob des Gedankens an Emma als Bösewicht, nun da es Realität ist und wir erste Eindrücke von Dark Swan bekommen haben, muss ich das erst einmal verdauen. Emma so zu sehen, dabei zu wissen, dass sie eigentlich schon auf dem besten Weg war, die Dunkelheit zu besiegen, aber nicht zu wissen, was sie von diesem Weg wieder abgebracht hat, ist erschütternd, gemein, aufregend, befremdlich, fies und ... sagte ich schon erschütternd? Das ist es wirklich.

Aber der Reihe nach:

Die Folge beginnt mit einem Flashback in Emmas Kindheit. Diesmal sehen wir sie als Sechsjährige in einem Kino, wo sie einen Disney-Film über König Arthur sieht, der für alle anderen Besucher einfach nur ein Zeichentrickspaß, für Emma aber eine Art prophetischer Blick in die Zukunft ist. Ein mysteriöser Mann sagt ihr, dass sie eines Tages Exkalibur aus dem Stein ziehen kann, es aber nicht tun sollte. Aha. Wenn es sich bei diesem Mann, wie ich glaube, tatsächlich um Merlin handelt, war das für einen so mächtigen Zauberer eine ziemlich nutzlose Aktion. Was bringt es, einer Sechsjährigen, die gerade mal ihren eigenen Namen schreiben kann, solche kryptischen Warnungen zukommen zu lassen? Weder kann sie das Ganze wirklich erfassen, noch ist sicher, dass sie sich in 25 Jahren überhaupt daran erinnert. Klar, für uns Zuschauer ist das interessant und zeigt wieder einmal, wie engmaschig Emmas Schicksal mit einigen der größten Legenden aller Zeiten verwoben ist und dass sie keinen Tag ihres Lebens je ein unbeschriebenes Blatt war, aber aus Merlins Sicht kann man diese Aktion kaum nachvollziehen.

Merlins Zauberlehrling, der etwa 40 Jahre älter als sein Lehrmeister aussieht, hat auch nochmal einen kurzen Auftritt, obwohl es in der letzten Folge ganz so schien, als sei er gestorben. Da habe ich mich in meiner Review wohl zu früh darüber ausgelassen, dass hier wieder einmal ein Sterbender mit seinen letzten Atemzügen möglichst unzureichende Informationen von sich zu geben wusste, allerdings erscheint es mir auch eher, als war es ursprünglich durchaus so gedacht, dass er im Staffelfinale gestorben ist, was aber nochmal schnell revidiert wurde, damit er Regina, Hook und Co. den Zauberstab geben kann und diese in die Märchenwelt gelangen können. Mit Hüten, Bohnen und Flüchen als Transportmittel sind wir ja schon durch.

Da zur Nutzung des Zauberstabes auch dunkle Magie benötigt wird, Regina ihre aber durch zu viele gute Taten verloren hat, richtet sich die Aufmerksamkeit auf Zelena, die diese Chance zur Flucht selbstverständlich sofort ergreift. In bester Tradition der Mills-Frauen benutzt und übervorteilt sie Hook, der wieder einmal bei dem Versuch, einem Mitglied dieser Familie das Herz zu stehlen, kolossal scheitert. Wenngleich Hook, was das Umsetzen von Plänen angeht, erneut nicht die allerbeste Figur abgibt, steht er von Anfang an wirklich an vorderster Front bei der Suche nach Emma. Er zeigt absolute Bereitschaft, auch dorthin zu gehen, wo es wehtut, um Emma zu retten. Man kann das so oder so bewerten. Seine Entschlossenheit bringt vieles voran und sein Wille ehrt ihn, andererseits bewegt er sich auf dem schmalen Grat, zu viel zu riskieren. Die Gefahr ist groß, dass er Grenzen überschreitet. Vielleicht hat er genau das in den verlorenen sechs Wochen getan.

Interessant sind auch Hooks Interaktionen mit Henry und Regina. Das Verhältnis zwischen Hook und Henry war nicht immer optimal, in dieser Folge sehen wir aber, wie sich die beiden zusammentun. Regina, Mary Margaret und David haben natürlicherweise den Impuls, ihren Sohn und Enkel möglichst zu schützen und aus allem herauszuhalten, Hook aber bezieht Henry mit ein und will dessen Unterstützung. Das ist für Henry, von dem wir ja nun wirklich wissen, dass er bei einer Mission mittendrin statt nur dabei sein will, sehr wichtig. Zwischen Hook und Regina kracht es unterdessen immer wieder. Die beiden liefern sich amüsante Wortgeplänkel. Zwar verfolgen beide das gleiche Ziel, gehen es aber völlig unterschiedlich an: Hook impulsiv, Regina mit bedacht. Hook will Emma einfach nur finden, koste es was es wolle, bei Regina sind die Gefühle komplexer. Sie sieht mehr vom großen Ganzen.

Währenddessen sucht Emma allein in der Märchenwelt nach einem Ausweg aus ihrer misslichen Lage. Sie hat einen unerwünschten Reisegefährten in Form von Rumpelstilzchen. Nicht dem echten Rumpelstilzchen, sondern der Dunkelheit in Emma, die sich die Gestalt von Rumpelstilzchen gegeben hat, um mit Emma zu kommunizieren. Die Dunkelheit könnte auch als feuerspeiendes Biest oder als Mickey Mouse auftreten, aber Rumpelstilzchen ist schon eine passende Erscheinung. Emma steht nun vor denselben Versuchungen wie dereinst der echte Rumpelstilzchen, der bekanntlich nicht widerstehen konnte. Emma hofft, Merlin zu finden und so von der Dunkelheit befreit zu werden. Das schafft sie allerdings nicht ohne die Hilfe von "Rumpelstilzchen", der wiederum Emma austrickst und sie mit ihren neuen Kräften bekannt macht. Diese Dunkelheit ist schon ein gewieftes Aas.

Bei ihrer Suche nach Merlin trifft Emma auf Merida, einem Charakter, den Filmfans aus "Merida – Legende der Highlands" (Originaltitel "Brave") kennen. Wie die Film-Merida ist der "Once Upon a Time"-Charakter eine begabte Bogenschützin, die allerdings als Frau von ihrem Volk nicht ernst genommen wird. Mir hat Merida auf den ersten Blick ganz gut gefallen, sie und Emma werden wohl nicht so enge Freundinnen wie Emma und Elsa, das lassen allein schon die "Hör auf, auf mich zu schießen oder ich reiße dir das Herz heraus"-Umstände nicht zu, aber dafür ist Merida frecher und pfiffiger und sorgt für mehr Humor. Sie spielt vom Bekanntheitsgrad und der Beliebtheit dennoch nicht in der Liga der Frozen-Charaktere und wird dementsprechend auch nicht viele neue Zuschauer anlocken.

Am Ende ist es Regina zu verdanken, dass ein ungewöhnlich großer Rettungstrupp in der Märchenwelt landet und Emma findet. Es sind nicht nur die üblichen Verdächtigen, sondern auch eine Reihe von Nebencharakteren, die in dieses Märchenwelt-Camelot-Abenteuer verwickelt werden. Das gefällt mir persönlich ganz gut, schließlich waren Charaktere wie die Großmutter und die Zwerge auch früher in der Märchenwelt immer an der Seite von Snow White und Prinz Charming. In Storybrooke dagegen wurden sie zumeist nur in der zweiten Reihe eingesetzt, z.B., um auf Henry aufzupassen. Jetzt sind sie wieder voll dabei, zum Teil jedenfalls. In gewisser Weise ziehen Mary Margaret und David also mit ihrem Hofstaat in Camelot ein.

Apropos Camelot. Die Entdeckung, dass der Dolch des Dunklen ein Teil des sagenhaften Schwertes Exkalibur ist, kommt überraschend und hat das Potential für eine wirklich spannende neue Legende.

Wir werden in den kommenden Folgen wohl anhand von Flashbacks erfahren, was in den sechs Wochen geschehen ist. Momentan wissen wir nur, dass Emma zum Dunklen geworden ist, den Dolch wieder an sich gebracht hat und Rachegedanken hegt. Irgendwas ist in Camelot richtig schief gelaufen. Merlins Warnung an Klein Emma war also keine Hilfe. Wer hätte das gedacht?

Es ist ein Staffelauftakt mit guten und weniger guten Momenten, der vor allem durch die Schlussminuten lange im Gedächtnis bleibt. Die Verbindung zwischen Exkalibur und dem Dolch ist reizvoll und auch Merida macht eine gute Figur, der Kniff mit dem Gedächtnisverlust hingegen hat bereits den schalen Beigeschmack einer ausgereizten Idee, genau wie das plötzliche Auftauchen eines Objektes, das irgendwie die Reise in eine andere Welt ermöglicht.

Uns wurde bezüglich Emma Hoffnung gegeben und wieder genommen. Jetzt blicken wir in eine ungewisse Vergangenheit und ungewisse Zukunft.

Maret Hosemann - myFanbase

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