Bewertung

Review: #5.03 Der neue Ritter der Tafelrunde

Dieses Exkalibur pflegt schon einen interessanten Umgang. Das sagenhafte Schwert lässt einerseits fragwürdige Charaktere, die es aus dem Stein ziehen wollen, zu Staub zerfallen oder schleudert sie durch die Gegend, um sich dann andererseits von jemandem wie Arthur in die Hand nehmen zu lassen, der seine Rolle als König dahingehend auslegt, dass Lug, Betrug und Anstiftung zum Selbstmord den Zweck heiligen. Hat sich Exkalibur in Arthur geirrt oder hat das Schwert ihn überhaupt erst so werden lassen, wie er jetzt ist? Immerhin ist aus der Spitze des Schwertes der Dolch des Dunklen entstanden und eine Wiedervereinigung der beiden Teile kann angeblich jedes verbliebene Licht in besagtem Dunklen auslöschen. Das gibt einem bezüglich Exkalibur schon ein wenig zu denken.

Die Vermutung aus meiner letzten Review, dass Arthur nicht zu trauen ist, erweist sich also als äußerst korrekt, meine Einschätzung, dass seine Frau Guinevere ihn entscheidend lenkt, bestätigt sich aber erst einmal nicht. Es erscheint diesmal in den Flashbacks eher so, dass es ihr nicht behagt, wie Arthur David täuscht, sie es aber mit Arthurs Mantra "Für Camelot!" hinnimmt.

Der Prinz und der König

Zwei märchenhafte Monarchen meistern gemeinsam Abenteuer oder, wie es in der fabelhaften Sprachwelt heißt, Quests. Beide, Prinz Charming und König Arthur, haben viel gemeinsam, nicht nur, dass mit ihren Namen unzählige Bücher und Filme verkauft werden, ohne dass sie dafür je Tantiemen einstreichen, sie stammen auch beide aus ärmlichen, unadeligen Verhältnissen, haben begabte Bogenschützinnen geheiratet und wollen nur das Beste für ihre Leute. Das klingt nach einer wunderbaren Bromance, die nur leider schockierend einseitig ist. Während Prinz Charming alias David sowohl in Camelot als auch in Storybrooke Arthurs Freundschaft schätzt, erschleicht sich Arthur ganz bewusst das Vertrauen von David, um diesen zu hintergehen.

Die Flashbacks zeigen uns, wie David und Arthur gemeinsam als Waffenbrüder einen magischen Pilz suchen, der ermöglichen soll, mit dem eingebaumten Merlin zu kommunizieren. David macht dabei ein interessantes Geständnis: er will nicht nur dafür bekannt sein, vor 30 Jahren (s)eine Frau wachgeküsst zu haben. Im Originalmärchen ist das tatsächlich seine einzig wahre Heldentat und auch in "Once Upon a Time" war er zwar bisher bei jedem Quest mit dabei, aber die entscheidenden Tätigkeiten oblagen zumeist seiner Tochter oder Regina, ja sogar seinem Enkel Henry. In der letzten Review habe ich mich ja bereits darüber ausgelassen, dass David und Mary Margaret die Elternschaft bisher nicht unbedingt heldenhaft meistern. David scheint das erfreulicherweise nun auch zu erkennen und er versucht, aktiver zu werden. Obwohl, was heißt hier eigentlich "erfreulicherweise"? In Storybrooke kann David noch Erfolg haben, was ich auch hoffe, in Camelot hat er aber, wie wir längst wissen, versagt - und das dürfte einiges mit Arthur und dem Überraschungsgast Lancelot zu tun haben.

Lancelot lebt!

Cora hat uns belogen (schockierend!), Lancelot ist gar nicht tot ... oder aber er streift als Geist durch Camelot. Jedenfalls kommt es zum Wiedersehen zwischen ihm und Mary Margaret. Damit musste man rechnen, nachdem Lancelot in dieser Folge so oft erwähnt wurde. Sein Auftauchen wäre allerdings fast stimmiger, wenn er tatsächlich nur ein Gast wäre, der ruhelos umherwandert. Dass er nämlich passend zu Davids Ritterschlag in den Palast zurückkehrt, aus dem er vor Jahren verstoßen wurde, und dort mit unauffällig klappender Ritterrüstung durch die Flure marschiert, aber nur von der richtigen Person entdeckt wird, ist schon sensationelles Timing – und spricht für ein ernsthaftes Sicherheitsproblem in Camelot. Es liegt natürlich auch im Bereich des Möglichen, dass Lancelot noch heimliche Verbündete im Palast hat (Guinevere), die ihn informieren und einschleusen, wodurch sich die Sache schon wieder ganz anders darstellen würde.

Wie dem auch sei, vertraut Lancelot seiner alten Freundin Mary Margaret an, dass Camelot nicht das ist, was es zu sein scheint und man Arthur nicht trauen darf. Zeitgleich könnte David als neuer Ritter an Arthurs Tafel kaum seliger sein. Wurde die Familie Charming in Camelot etwa entzweit? Stand David auf Arthurs und Mary Margaret auf Lancelots Seite? Wir wissen noch nichts Konkretes, aber es deutet mehr und mehr darauf hin, dass diese sechs Wochen in Camelot für die Charmings ein Familienurlaub waren, gegen den Neverland wie Disneyland aussieht.

Signifikante Zunahme der Diebstahlsdelikte

Als Sheriff in Storybrooke muss sich David mit einem Anstieg der Kriminalitätsrate herumschlagen. Zunächst mopst seine außer Kontrolle geratene Tochter Emma den Zwergen eine Axt, was für ihn verständlicherweise überhaupt keinen Sinn ergibt, dann ereignet sich im Lager der Camelot-Bewohner ein (vermeintlicher) Diebstahl. Emmas wiederholte Attentate auf die Zwerge nimmt schon die Form eines fiesen Running Gags an. Erst versteinert sie Sneezy, dann wird Dopey zum Baum und nun klaut sie Happy die Axt. Für die Zwerge ist das natürlich nicht so lustig, sie stehen dem ziemlich machtlos gegenüber. Sie sind wie Jungs auf dem Schulhof, die von einem stärkeren Kind drangsaliert werden. Jeder weiß, dass so etwas nicht passieren darf, aber niemand tut etwas dagegen, in der Hoffnung, dass nichts Schlimmeres passiert und sich das Problem irgendwie von alleine erledigt.

Der Diebstahl im Camelot-Lager war dagegen nur eine Inszenierung von Arthur, um Davids Vertrauen zu gewinnen und seine wahren Absichten zu verschleiern. Arthur will Storybrooke erobern und ein neues Camelot entstehen lassen. Im ersten Moment dachte ich ja, dass der König seinen Knappen Grif eigenhändig töten würde, doch dass er diesen vom Selbstmord überzeugt, ist noch perfider. Das zeigt, wie radikal Arthurs Ansichten sind, wie sehr er davon überzeugt ist, das Richtige zu tun. Camelot, oder zumindest seine Vorstellung davon, steht über allem. Das ist gefährliche Verblendung.

Arthur sieht sich im Recht, Storybrooke einzufordern, schließlich wurden er und sein Volk gegen ihren Willen vom Dunklen hierher gebracht, allerdings bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob das wirklich stimmt. Möglicherweis hat nicht Emma, sondern Arthur den Fluch ausgesprochen und kann sich nun nicht mehr daran erinnern. Oder war es womöglich sogar Merlin? Was mir hier sehr zu denken gibt ist die Tatsache, dass für diesen Fluch ja wieder eine Person geopfert werden musste. Die Menschen, die Emma am meisten liebt, scheinen aber alle wohlauf zu sein. Wessen Herz soll sie vernichtet haben, um den Fluch zu wirken? Oder standen ihr andere Möglichkeiten zur Verfügung? Wurde gar wieder wie bei ihren Eltern ein Herz geteilt, um eines vernichten zu können? Merlin bleibt dabei eine unbekannte Größe. Warum hat Arthur in Camelot verhindert, dass David und Co. durch den magischen Pilz Kontakt mit Merlin aufnehmen?

Dass Merlin in einem Baum steckt(e) und sich jeder Mensch, der die Stadtgrenze von Storybrooke passiert, jetzt ebenfalls in einen Baum verwandelt, wird wohl auch kein Zufall sein.

Der Pirat, der liebte

Emma versucht Hook zu manipulieren, damit er für sie Exkalibur aus dem Stein zieht. Das misslingt. Hook, der in der Vergangenheit ja durchaus sehr anfällig dafür war, sich beeinflussen zu lassen und äußerst unkluge Allianzen einzugehen, bleibt standhaft. Soll man das als eine Trennung bezeichnen? Er spricht davon, dass er Emma geliebt hat, so als ob die Frau, der sein Herz gehörte, tot sei. Gibt er sie wirklich auf? Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen und ich will es auch nicht hoffen. Emma an seiner Stelle würde nicht so schnell aufgeben und ich wünsche mir, dass er, sollte er wirklich Emmas große Liebe sein, dass jetzt auch in der schwersten Zeit beweist. Das erwarte ich natürlich von all den Menschen, die Emma lieben: tut was, gebt nicht auf, macht es besser als in Camelot! Ihr seid es ihr schuldig.

Da Hook nicht ihr Held sein will, greift Emma auf einen sehr unerwarteten Plan B zurück: sie holt Mr. Gold aus dem Koma und will ihn zu einem Helden machen. Einem Helden, der nach ihrer Pfeife tanzt. Geht das überhaupt? Diese Frage stellt sich in mehrfachem Sinne. Ist es möglich aus Mr. Gold, der erst ein berüchtigter Feigling und dann ein manipulativer Bösewicht war, einen Helden machen? Und was soll das für ein Held sein, der unter Kontrolle des Dunklen steht? Widerspricht es nicht der Definition von Heldenhaftigkeit, die Marionette einer finsteren Macht zu sein? Andererseits haben wir ja bereits festgestellt, dass Exkalibur einigermaßen unergründliche Standards ansetzt. Grundsätzlich kann ich mir zu diesen Zeitpunkt schwer ausmalen, wie Emma aus Mr. Gold einen Helden machen will.

Ultraschall

Robin Hood betrachtet ein Ultraschallfoto des ungeborenen Kindes, das er mit der Bösen Hexe des Westens erwartet, obwohl er eigentlich mit der Bösen Königin liiert ist, und spricht im Diner von Rotkäppchens Großmutter mit Captain Hook darüber, der eigene Probleme hat, da die Tochter von Prinz Charming und Snow White gerade zum Superschurken mutiert. Nach fünf Staffeln "Once Upon a Time" nehmen wir kaum noch wahr, wie viele skurrile Momente eigentlich in jeder Folge der Serie stecken und welche zahlreichen Geschichten aus unserer Kindheit in diesen einzelnen Momenten total auf den Kopf gestellt werden. Sich wieder daran zu erinnern tut manchmal gut, gerade, wenn man mit der aktuellen Storyline nicht ganz warm wird.

Maret Hosemann - myFanbase

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