Bewertung

Review: #5.06 Der Bär und der Bogen

Die letzten zehn Minuten, in denen Emma in den Besitz von Exkalibur gelangt und ihre Familie eine erschreckende "Voicemail" von Merlin erhält, retten diese Episode. Die 35 Minuten davor, abzüglich Werbung, stolpern dagegen ziemlich ungeschickt an uns vorbei. Das gemeinsame Abenteuer von Belle und Merida ist leider ein Musterbeispiel für eine völlig konstruierte Storyline, die mehr Löcher als Substanz hat. Das beginnt schon mit dem Kennenlernen der beiden Frauen, das sich im Verließ von Camelot abspielt. Warum ist Belle bei dieser Befreiungsaktion überhaupt dabei? Kampfeinsätze sind eigentlich nicht ihr Ding und dass Bücherwissen gebraucht werden würde, war im Vorfeld wirklich nicht abzusehen. Ja gut, Merlin kann ein Stückweit in die Zukunft blicken, aber da ihm der Zauber, der über den Zellen liegt, unbekannt ist, als er dort eintrifft, wird er diesen wohl auch nicht vorhergesehen haben. Es lässt sich kein triftiger Grund erkennen, warum Merlin, David und Hook hier Belle mitgenommen haben, statt zum Beispiel Regina oder Robin, die deutlich kampferprobter sind.

Dass dann Merlin, der trotz seiner langanhaltenden Baumphase ziemlich gut informiert ist, ausgerechnet diesen einen Zauber nicht kennt und ihn daher nicht aufheben kann, bis ihn Belle nach zweisekündiger Suche in ihrem Buch die Lösung präsentiert, ist, wenn ich das mal so sagen darf, ziemlich stumpf. Diese Präsentation von Belles Cleverness in Bezug auf Magie führt dazu, dass Merida in ihr die letzte Hoffnung sieht und sie gewaltsam entführt. Im Detail bedeutet dies, dass Merida Belle erst niederschlägt und die bewusstlose, gleichgroße Frau dann alleine meilenweit zu einem See trägt. Das Ganze noch dazu in einem schottischen Affentempo, dem Merlin und Co. offenbar nicht folgen konnten, nachdem sie bemerkt haben, dass ihnen die Frauen abhanden gekommen sind. Oder hat es die Männer überhaupt nicht interessiert, wo Belle und Merida so plötzlich abgeblieben sind? Wie Merida anschließend an ein Boot gekommen hat, nachdem sie bei ihrem letzten Versuch, sich ein solches zu besorgen, von Arthur verhaftet wurde, wird ebenfalls unserer nachsichtigen Fantasie überlassen.

Insgesamt überschreitet dieses Abenteuer von Belle und Merida das Kontingent hinnehmbarer Logikschwächen doch sehr deutlich. Die Autoren wollten diese Geschichte unbedingt durchdrücken und haben es auch getan. Es wird sicherlich genug Fans des Charakters Belle geben, die sich darüber freuen können. Für mich bleibt leider auch bis zum Schluss unklar, wofür Merida Belles Hilfe eigentlich braucht. Es macht den Anschein, als bestünde Belles Aufgabe nur darin, die Zutaten in den magischen Kessel der Hexe zu werfen, während die Ideen und Impulse alle von Merida selbst ausgehen. Hätte sie das wirklich nicht alleine hinbekommen? Bei der berechtigten Frage, wo die ominöse Hexe die ganze Zeit über abgeblieben ist, während sich Belle und Merida bei ihr stundenlang wie Kinder im Süßwarenladen bedient haben, tippe ich persönlich auf einen Sonderausverkauf von Warzenabdeckstiften im DunBroch-Drogeriemarkt. Okay, bevor ich noch zu gehässig werde, schließe ich diesen Teil mit dem Fazit ab, dass man Belles und Meridas Abenteuer am besten schnell wieder vergisst. Es wird der Serie nicht nachhaltig schaden, aber überzeugt hat es wirklich nicht.

In Storybrooke treffen Belle und Merida erneut aufeinander, diesmal aber als (unfreiwillige) Gegner und mit mehr Zug und Spannung dahinter. Merida wird von Emma gezwungen, Jagd auf Belle zu machen, damit Mr. Gold den Helden in sich entdeckt – was er auch tut. Ein bisschen einfach und schnell ging das ja dann doch. Über die Ansprüche von Exkalibur kann man eh streiten, wie man an Arthur sieht, aber ich denke, um ein richtiger Held zu sein, der es verdient hat, ein mächtiges Schwert aus einem Stein zu ziehen, sollte es eigentlich mehr bedürfen, als die Person, die man am meisten liebt auf der Welt, zu retten. Ist es nicht wesentlich heldenhafter, sein Leben zu riskieren für Menschen, denen man nicht so nahe steht, die aber unschuldig sind und sonst niemanden haben, der ihnen helfen kann? Na ja, Heldenhaftigkeit bleibt auch nach fast 100 Folgen von "Once Upon a Time" oder gerade nach all diesen Episoden immer noch ein Thema mit vielen Interpretationsmöglichkeiten, was ja auch sehr reizvoll ist. Nach den ersten Eindrücken wirkt Mr. Gold als Held nicht unbedingt sympathischer, sondern auf seltsame Art wieder bedrohlich. So, als würde er jetzt eine neue Form der Macht auskosten. Wir werden sehen, wie sich das entwickelt.

Am interessanten Ende dieser schwachen Episode ist Emma im Besitz von Exkalibur, was bedeutet, dass wir uns einem Showdown nähern. Wird Emma wirklich versuchen, das ultimative Böse ohne jedes Licht zu werden? Oder offenbart sich nun ein überraschendes Ganzes? Was ist mit Merlin (und übrigens auch mit Lancelot) geschehen? Wessen Herz wurde gecrasht, um den aktuellen Fluch zu erschaffen? Hat wirklich Emma den Fluch ausgesprochen? Und wer ist Nimue? In der Original-Artussage handelt es sich bei ihr um eine Flußgöttin und Geliebte von Merlin. Ich tippe daher darauf, dass sie auch hier Merlins verlorene Liebe ist. Diese Theorie lässt allerdings Zweifel an den Motiven des Zauberers aufkommen. Geht es ihm letztlich nur darum, seine Geliebte zu retten? Benutzt er Emma dafür? Ich erlaube mir mehr und mehr hoffnungsvolle Zweifel daran, dass Emma einfach nur der dunklen Macht erlegen ist wie dereinst Rumpelstilzchen.

Maret Hosemann - myFanbase

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