Review: #6.02 Der rätselhafte Graf von Monte Christo

Obwohl "Once Upon a Time" schon fast alle interessanten Märchen-, Sagen- und vor allem Disneyfiguren interpretiert hat, wagt man sich mit dem Land der unerzählten Geschichten vor allem in den Literaturbereich und greift nun eine Figur auf, mit der ich ehrlich gesagt nie gerechnet hätte, dass sie eines Tages in der Serie zu sehen sein wird: Edmond Dantés oder besser bekannt als: Der Graf von Monte Christo.

"My story ended the moment I plugged us from the land of untold stories."

Wie auch in der literarischen Vorlage sinnt der Graf von Monte Christo nach Rache an all denjenigen, die ihm Leid zugefügt haben. Wie dieses Leid genau ausgesehen hat, bekommen wir nicht zu sehen. Stattdessen wird nur erwähnt, dass er einige Zeit wegsperrt wurde. Gleich zu Beginn hat der Graf keinen sonderlich sympathischen Eindruck auf mich gemacht, was sich im Verlauf der Episode auch nicht geändert hat. Aus diesem Grund hat mich auch sein Ableben am Ende der Episode relativ kalt gelassen. Das große Problem für mich an der ganzen Story um den Grafen war, dass sie für mich viel zu konstruiert wirkte. Die Autoren wollten diese Figur scheinbar unbedingt einführen, hatten jedoch keine Idee, wie sie Edmond Dantés in die aktuelle Storyline einweben können. Und die "Auflösung", warum die Böse Königin ausgerechnet den Grafen zur Vollendung ihrer Rache an Snow White benötigte, war aus meiner Sicht extrem an den Haaren herbeigezogen. Denn durch einen Zauber von Rumpelstilzchen konnte Regina nun Snow und Charming nichts mehr antun, woraufhin diese auf einen Handlanger angewiesen ist, der die Schmutzarbeit ausführt. Und um das Ganze noch lächerlicher zu machen, wendet Regina genau denselben Schutzzauber beim Grafen an, damit Rumpel diesem nicht schaden kann. An dieser Stelle hatte ich echt den Eindruck, dass den Autoren langsam aber sicher die Ideen ausgehen, wenn sie solche Geschütze auffahren müssen. Auch die Szenen zwischen dem Grafen, Snow und Charming waren für den Gesamtkontext komplett unwichtig und konnten für mich auf keiner Linie überzeugen. Erwähnenswert ist noch, dass die Szene, in der der Graf von Snow und Charming gefunden wurde, von der Aufmachung genau identisch war, wie in #2.04 Der Zorn des Krokodils als Hook als angebliches Opfer von Emma und den Anderen gefunden wurde. Wenn man die Szenen vergleicht, haben auch hier beide eine andere Identität vorgegeben, um einen "finsteren" Plan durchzuführen.

Obwohl der Graf zwar nicht überzeugen konnte, konnte es Regina in dieser Folge alle Mal. Allein die Szene, wo sie sich mit dem Grafen einen Schwertkampf geliefert hat und diesen schließlich töten musste, um Snow und David zu schützen, war unheimlich stark gespielt. Auch die Tatsache, dass Schauspielerin Lana Parrilla momentan doppelt gefordert ist, tut ihrer schauspielerischen Leistung keinen Abbruch, wobei Reginas Szenen die Episode noch ziemlich aufgewertet haben.

"This is where you want me to stay? The Jolly Roger?"

Nachdem Belle sich von Mr. Gold getrennt hat, verleiht sie diesem nun Nachdruck, indem sie sich einen neuen Wohnplatz sucht, was mir persönlich gut gefällt. Dafür gibt es natürlich viele Möglichkeiten: Obwohl über den Wohnungsmarkt in Storybrooke nicht so sonderlich viel bekannt ist, hatten die Autoren keinerlei Probleme eine Wohnung oder ein Zimmer aus dem Hut zu zaubern, wenn es gebraucht wurde. Als Emma nach Storybrooke kam, hat sie gleich ein Zimmer im Grannys bekommen, konnte später sofort bei Mary Margaret unterkommen, als sie das Grannys verlassen musste und hatte später sogar ein eigenes Haus, nachdem sie zum Dunklen geworden ist. Selbst Belle hatte damals auf einem Sparziergang zufällig das Haus des Zauberers entdeckt, wo sie und Mr. Gold ihre Flitterwochen verbringen konnten. Und jetzt fällt den Autoren tatsächlich nichts Besseres ein, als Belle auf der Jolly Roger unterzubringen? An sich war die Szene ja ganz nett, wobei Hook nun knapp nach 4 Staffeln auch endlich mal auf die Idee kommt, sich bei Belle für sein damaliges Verhalten zu entschuldigen. Aber trotzdem wirkt die Idee nur einfallslos und soll wohlmöglich einige Konfliktsituationen bescheren, denn Mr. Gold wird wohl nicht tatenlos dabei zusehen, wie seine Frau und sein ungeborenes Baby auf das Schiff seines größten Erzfeindes ziehen. Allerdings ist aus meiner Sicht die Feindschaft zwischen Hook und Mr. Gold einer der Handlungsbogen der Serie, der schon längst ausgereizt ist und auf den ich in Zukunft auch gut verzichten könnte.

"I'm not here because of your daddy issues. I'm here to ask you one question: Are you sure, it was an accident?"

Definitiv zu den unerzählten Geschichten der Serie gehört die Geschichte über Davids Vater, der bislang nur sporadisch erwähnt wurde. Was wir von David wissen ist, dass sein Vater angeblich bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Doch die Königin schafft es nun, dass an dieser Geschichte sowohl bei David als auch beim Zuschauer erste Zweifel aufkommen. Ich denke mal, dass David in den kommenden Folgen versuchen wird herauszufinden, was tatsächlich mit seinem Vater passiert ist und bin mal gespannt, wie die Geschichte aufgelöst wird. Vielleicht ist sein Vater ja auch noch am Leben und taucht auch noch unter den Gästen aus dem Land der unerzählten Geschichten auf.

"The people from the land of untold stories aren't the only one with tales they don't want told. And when your stories finally play out, I'll just sit back and watch you tear yourselves apart."

Obwohl die Autoren in der letzten Episode mit kreativen Einfällen überzeugen konnten, hat man nun das Gefühl, dass sich einige Geschichten wiederholen. Denn wie die Böse Königin nun verkündet hat, will sie sich zurücklehnen und zugucken, wie sich die Menschen gegeneinander wenden, wenn ihre unerzählten Geschichten ans Licht gekommen sind. Kommt euch dieser Ansatz auch irgendwie bekannt vor? Auch Schneekönigin Ingrid hatte diesen Plan im Laufe der vierten Staffel, allerdings nutzte sie dafür nicht die unerzählten Geschichten der Storybrooke Bewohner, sondern sprach den Zauber der zersetzenden Sicht aus. Natürlich bleibt nun abzuwarten, ob dies tatsächlich eintreten wird oder ob dies nur eine Drohung der Königin war. Falls dies aber eintreten sollte, wäre ich enttäuscht, da die Autoren sich nun mittlerweile wohl denken, was einmal funktioniert hat, kann man ja noch ein zweites Mal mit anderen Personen durchführen. Eine weitere Dopplung ließ sich bei dem Gespräch zwischen der Bösen Königin und Mr. Gold erkennen, als dieser sie, im Austausch für die Münze, gebeten hat, Belle und ihr Kind zu verschonen. Auch mit der Schneekönigin hatte Gold genau diese Abmachung getroffen, nur das statt dem da noch nicht existierenden Kind Henry geschützt werden sollte. An sich ist das ja kein großes Problem, wenn bei einer so langlebigen Serie wie Once mal ein paar Dopplungen innerhalb der Geschichte eintreten. Aber die Serie hat mittlerweile einen Weg eingeschlagen, wo sie diese Dopplungen extrem häufen, was mir nicht gefällt. Zudem sei noch der kleine Flirt zwischen der Bösen Königin und Mr. Gold anzumerken. Ich hoffe sehr, dass dies eine einmalige Angelegenheit gewesen ist, weil es aus meiner icht komplett unpassend wäre, wenn dieser jetzt noch mit der Königin anbandeln würde.

"I'm worried about… who might be in the hood?"

Welche Person verbirgt sich unter dem Umhang? Sprich, mit wem wird Emma kämpfen und wer wird sie letztendlich töten? Ich muss derweil gestehen, dass auch ich mir diese Frage im Verlauf der vergangenen Woche öfters gestellt hab. In Emmas Version sahen sowohl ihre Eltern, Hook und Henry tatenlos dabei zu, wie sie ihren Kampf verliert und getötet wird. Wie Emma selbst bemerkt hat, steht Regina nicht bei den Anderen, sodass diese nun vermutet, dass sich die Bürgermeisterin selbst oder gar die Böse Königin unter dem Umhang befindet, was ich momentan noch bezweifle. Denn Regina hat (noch) keinen Grund Emma töten zu wollen und die Böse Königin würde wohl eher versuchen, ihre Erzfeindin Snow White umzubringen. Es sei denn, die Königin beschließt Snow nicht mehr zu töten, sondern ihr das zu nehmen, was sie am meisten liebt, nämlich ihre Tochter, aber das bleibt abzuwarten.

Fazit

Obwohl Lana Parilla in ihrer Doppelrolle besonders glänzen konnte, kommt die restliche Episode bei weitem nicht an die gelungene Staffelpremiere heran. Auch die Geschichte um den Graf von Monte Christo konnte mich nicht überzeugen und wird vermutlich schnell wieder in Vergessenheit geraten, da dieser Handlungsstrang aus meiner Sicht viel zu konstruiert wirkte und keinerlei Relevanz für die kommenden Folgen bietet. Die spannendste Frage ist und bleibt die, wer sich unter dem Umhang befindet und somit Emmas Endgegner werden soll. Es bleibt zu hoffen, dass die Autoren das Potenzial dieses Handlungsstranges nutzen und in Zukunft auf die Dopplungen innerhalb der Geschehnisse verzichten.

Marcel F. - myFanbase

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