Bewertung

Review: #6.06 Viele Meilen unter dem Meer

Das Land der unerzählten Geschichten bietet viele Möglichkeiten. Denn nun haben die Autoren die Chance, die ungeklärten Fragen, die im Laufe der Serie entstanden sind, zu beantworten, wie z.B. bei der Cinderella Geschichte. Allerdings haben sie nun auch die Möglichkeit, vollkommen neue Geschichten zu erzählen, so wie bei der Aladdin-Story. In dieser Folge wird zum ersten Mal die Geschichte von Captain Nemo aufgegriffen und "Once Upon a Time" wagt sich erneut in den Literaturbereich, nachdem zuletzt die Geschichte von Jekyll und Hyde, sowie des Grafs von Monte Christo erzählt worden ist. Überraschenderweise verknüpft man diese Geschichte mit einem alten Handlungsstrang, womit ich ehrlich gesagt nicht gerechnet hab, dass diese Storyline zu diesem Zeitpunkt bzw. besser gesagt überhaupt noch einmal aufgegriffen werden könnte.

"You've taken everything from me! First my father then Nemo!"

Der Roman "20000 Meilen unter dem Meer" von Jules Verne gehört wohl zu den wichtigsten Literaturklassikern des späten 19. Jahrhunderts. Wie auch bei dem Graf von Monte Christo hätte ich auch bei dieser Geschichte vor einiger Zeit niemals damit gerechnet, dass sie jemals innerhalb der Märchenserie erzählt wird. Da den Autoren durch die Einführung sämtlicher Disneyfiguren aber wohl langsam die neuen Figuren ausgehen, müssen offenbar nun auch sämtliche Literaturfiguren herhalten. Während ich zu Beginn der Flashbacks dachte, dass es sich bei der gemeinsamen Vergangenheit von Captain Hook und Captain Nemo eher um ein belangloses Piratenabenteuer aus alten Zeiten handelt, nutzen die Autoren diese Geschichte um ein kleines Familiendrama um Hook zu inszenieren, aber dazu später mehr. Bereits als die Folge anfing, war ich leicht verwirrt. Denn wie sonst auch bei Flashbackszenen wird der Zuschauer mittels einer Texteinblendung darüber informiert, zu welcher Zeit die Rückblendenszenen überhaupt spielen. Nun wurde uns verkündet, dass diese Flashbacks zur Zeit des dunklen Fluches spielen. Als ich dies gelesen hab, wurde ich stutzig. Denn war Hook nicht zusammen mit Cora und den Anderen im abgeschirmten Teil des Märchenlandes 28 Jahre lang eingefroren? Warum kann er denn plötzlich mit der Jolly Roger die Gewässer unsicher machen? Anscheinend wird hier dieselbe Erklärung wie damals bei Prinz Philip und Mulan in #2.01 Der neue Fluch der Freiheit benutzt, dass das Leben weiterging, als der Fluch begann schwächer zu werden. Das bedeutet, dass diese Flashbacks ungefähr zu der Zeit spielten, kurz bevor Emma den ersten Fluch gebrochen hat.

Auch zu Beginn der Flashbacks war es recht befremdlich zu sehen, dass plötzlich unter der Jolly Roger ein U-Boot entlang gefahren ist. Das wäre genauso gewesen, als wenn die Blaue Fee am Himmel geflogen wäre und plötzlich wäre ein Flugzeug an ihr vorbeigerast. Für mich passt diese Thematik einfach nicht in die Märchenwelt hinein. Wenn die Autoren die Geschichte so geschrieben hätten, dass Nemo und Hook auf der Jolly Roger eine gemeinsame Vergangenheit gehabt haben und dass erst in der Storybrooke Handlung offenbart worden wäre, dass Nemo in Zwischenzeit Kapitän eines U-Boots geworden wäre, hätte die Sache noch anders ausgesehen. Obwohl die U-Boot Effekte nicht zu den schlechtesten Effekten der Serie gehörten, konnte mich die Geschichte zwischen Nemo und Hook nicht begeistern. Während ich die ganze Zeit darauf gewartet hab, dass sich die Situation zwischen den beiden Captains zuspitzt, haben die Autoren von vornherein nicht den Fokus auf diese beiden Männer gesetzt. Denn Nemo war letztendlich nur Mittel zum Zweck, um Hooks Halbbruder wiederaufzugreifen, der ebenfalls den Namen Liam trägt und der, wie es der "Zufall" will, ausgerechnet bei Nemo angestellt ist. Für alle die es vergessen haben: Im Winterfinale der 5. Staffel wurde uns die Geschichte zwischen Hook und seinem Vater erzählt, der diesen letztendlich tötete und seinen Halbbruder somit zu einem Waisenjungen machte. Wie es in der Serie üblich ist, sinnt auch Liam 2.0 auf Rache und will Hook töten. Er vergisst anscheinend, dass Killian der letzte Überlebende aus seiner Familie ist und will diesen trotzdem umbringen. Die Kampfszene zwischen den Männern ist nicht wirklich bedrohlich und wirkt fast lächerlich. Denn bevor Liam seinen Bruder töten kann, kommt Henry einfach dazu und bittet ihn aufzuhören, woraufhin Liam solange überlegt, dass Hook ihn einfach k.o. schlagen kann.

Liams Rachegelüste wurden nicht nur durch Hooks Mord an ihrem gemeinsamen Vater beflügelt, sondern auch dadurch, dass er davon ausgegangen ist, dass Nemo, der für ihn eine Vaterfigur darstellte, gestorben ist. Denn als Liam Hook schon in der Vergangenheit töten wollte, ist Nemo dazwischengegangen und hat den tödlichen Hieb abbekommen. Auch dieses Geschehen wurde schon mehrfach in der Serie aufgegriffen, dass jemand eine andere Person angreifen wollte und letztendlich hat es ein Dritter im Bunde abbekommen. Denn so ist in Staffel 4 Helga, die Schwester der Schneekönigin, zu Tode gekommen und auch Robin Hood warf sich vor Regina, als sie von Hades mit dem olympischen Kristall angegriffen wurde. Nun kam für mich aber die Krönung. Denn Nemo ist damals nicht durch den Angriff gestorben, sondern sein Schiff erreichte gerade noch rechtzeitig die sagenumwobene "mysteriöse Insel", die sich letztendlich als das Land der unerzählten Geschichten herausstellte. Dadurch pausierte seine Geschichte. Obwohl dieses Thema damals schon bei Charlotte, der Zofe von Snow White, in der Graf von Monte Christo-Folge aufgegriffen wurde, wird es ein paar Folgen erneut benutzt. Bei Charlotte hat es mich allerdings damals nicht so gestört. Sie wurde von Rumpelstilzchen vergiftet und von dem Grafen rechtzeitig ins Land der unerzählten Geschichten gebracht. Jedoch starb sie kurz nachdem sie dieses Land verlassen hatte. Bei Nemo sieht die Sache aber anders aus, da man bedenken muss, wie lange die Figuren aus dem Land der unerzählten Geschichten schon in Storybrooke verweilen, da sie ja alle zusammen in die einst verfluchte Kleinstadt gebracht worden sind. Und Nemo soll jetzt allen Ernstes in der Zeit von sechs Episoden schwer verletzt irgendwo herumgelegen haben, um rechtzeitig gefunden und letztendlich gerettet zu werden? Also das ist schon sehr an den Haaren herbeigezogen.

Eine weitere Frage, die bei mir entstand war, wie ist das U-Boot so plötzlich nach Storybrooke gekommen? Andauernd wird ja erwähnt, wie schwer es ist, nach Storybrooke zu kommen. Als Ursula und Hook damals die Jolly Roger nach Storybrooke bringen wollten, mussten sie ein Portal dafür öffnen. Und nun taucht das U-Boot ohne eine Erklärung einfach im Hafen der Stadt auf. An dieser Stelle wird wieder deutlich, wie sehr die Autoren sich widersprechen und dass sie die Tatsachen und die selbstaufgestellten Regeln immer drehen und wenden, wie sie es gerade brauchen.

"Being the savior is who she is. It's was brought us together. You're not even part of this family."

Nachdem Emma und Hook zusammengezogen sind, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Beziehung zwischen Henry und Hook in den Fokus gestellt wird. In dieser Folge löste man ganz einfach das Problem, indem die Beiden auf das U-Boot von Captain Nemo entführt werden. Auslöser der ganzen Situation war, dass Henry durch die Hilfe der Bösen Königin entdeckte, dass Hook doch nicht wie versprochen die Schicksalsscheren im Meer versenkt hat. Natürlich ist Henrys Standpunkt verständlich, da er nicht möchte, dass Emma ihre Kraft als Retterin verliert, da diese Eigenschaft die Beiden nach seiner Adoption letztendlich wieder zusammengeführt hat, was Emma schlussendlich nach Storybrooke brachte. Ich muss auch gestehen, dass ich nicht erwartet hab, dass Hooks Tat so schnell schon aufgedeckt wird. Aber auch diese Geschichte hat mir nicht sonderlich gefallen, da sie einfach zu vorhersehbar war. Nun wo Emma mit Hook zusammengezogen ist, muss auch Henry sich mit Hook arrangieren. Da ein Streit zwischen beiden entsteht, werden sie einfach in eine bedrohliche Situation gebracht, wodurch sie darauf angewiesen sind miteinander zu kooperieren und letztendlich schaffen sie es der Situation zu entkommen und alles ist wieder Friede, Freude, Eierkuchen. Allerdings fand ich das Gespräch zwischen Hook und Henry schön, wo Hook ihm von seinem Vater erzählt hat, da er ihm eines seiner größten Geheimnisse anvertraut hat und Henry so eine Menge Vertrauen entgegenbringt. Auch das Hook am Ende des Tages Emma gesteht, dass er die Scheren nicht versenkt hat, hat mir gut gefallen. Daran kann man auch wieder deutlich Hooks Entwicklung sehen. Er weiß, dass er einen Fehler begangen hat und will keine weiteren Geheimnisse vor Emma. Diese reagiert entsprechend darauf, da sie einsieht, dass Hook sie liebt und sie einfach nur schützen wollte, um sie nicht zu verlieren. Diese Gespräche gehörten für mich zu den wenigen positiven Eindrücken dieser Episode.

"So tell me, what is it you need my help in getting? "- "Oh the one thing I always wanted. Snow Whites heart!"

Was könnte die Böse Königin wohl begehren? Als am Ende der Folge nun endlich enthüllt wurde, was die Königin will, hab ich gehofft, dass ihr Ziel nicht unbedingt die Rache an Snow White ist, da diese Geschichte mittlerweile echt ausgelutscht ist. Vor allem wenn man bedenkt, dass sich Regina im Laufe der Staffeln so positiv entwickelt hat, ihrer einstigen Feindin verziehen hat und sie sogar Freundinnen geworden sind, hab ich trotzdem ein wenig gehofft, dass der Plan der Königin vielleicht ganz Storybrooke betrifft und nicht nur Snow. Reginas altes und vor allem böses Ego trachtet ihr aber immer noch nach dem Leben und will – welch Überraschung – das Herz von Snow bekommen. Ich bin mir nicht sicher, ob all das, was die Königin bereits in die Wege geleitet hat, jetzt nur darauf abzielen soll, an das Herz zu kommen und ob die Autoren wirklich wissen, welchen Masterplan diese letztendlich verfolgen soll. Zunächst wollte die Königin sich zurücklehnen und zusehen, wie sich die Menschen gegeneinander wenden, nachdem ihre unerzählten Geschichten ans Licht gekommen sind. Dann wollte sie, dass sich die Charmings zerstreiten, indem sie Archies Gestalt angenommen und dafür gesorgt hat, dass Emma ihr Geheimnis erzählt und nun möchte sie Snows Herz bekommen. Es scheint so, dass die Königin in jeder Folge einen anderen Plan verfolgt und momentan nicht mit Schurken wie Zelena oder Peter Pan damals zu vergleichen ist, die die ganze Zeit lang einen Plan hatten und darauf hingearbeitet haben. Auch die momentane Allianz zwischen der Königin und Mr. Gold gefällt mir nicht besonders. Und warum küsst die Königin Gold jetzt auch noch? Nachdem bereits Cora mit dem Dunklen angebandelt hat und dieser später auch von Zelena geküsst wurde, hat er mit der Königin nun alle Frauen der Mills Familie durch. Ich hoffe nur, dass die Königin und Gold keine Beziehung eingehen und auch noch ein Liebesdreieck mit Belle entsteht. Das wäre echt zu viel des Guten.

Die Story von Gold, dass er nun auch noch mit den Schicksalsscheren die Zukunft seines ungeborenen Kindes beeinflussen will, zeigt wieder mal deutlich, wie egoistisch er ist und dass er sich überhaupt nicht verändert hat. Ich weiß nicht wie oft ich in meinen Reviews schon den Charakterstillstand von Gold kritisiert habe. Und bei jeder Aktion von ihm wird wieder deutlich, dass er sich niemals ändern wird. Vor allem, dass er nun sogar sein ungeborenes Kind für seine egoistischen Pläne benutzen will, beweist mal wieder seine Skrupellosigkeit und ich hoffe echt, dass wenn die Serie eines Tages endet Mr. Gold nicht unter denjenigen ist, die ein Happy End bekommen. Außerdem sei noch anzumerken, dass auch dieser Handlungsstrang sich wiederholt, da auch Snow und Charming die Zukunft von Emma beeinflusst haben, indem sie deren Potenzial für Dunkelheit auf ein anderes Baby übertragen haben.

Randnotizen:

  • Da die Geschichte um Hook in dieser Episode im Fokus stand, gibt es bezüglich der Retter-Storyline keine wirklichen Fortschritte, weshalb man diese Folge ohne Zweifel als Lückenfüllerepisode bezeichnen kann. Die einzige interessante Information erhalten wir von Jasmine, die erzählt, dass Agrabah verschwunden ist, nachdem Aladdin damals geflüchtet ist. An dieser Stelle bleibt nur zu vermuten, dass eventuell Jafar seine Finger im Spiel gehabt hat. Nach dieser Folge gehört die Storyline um den Retter und Agrabah zu den wenigen Geschichten momentan, die richtig Potenzial haben.
  • Auch die Szenen im Krankenhaus zwischen Snow und Belle waren nett anzusehen, hatten jedoch keine Relevanz für die kommenden Folgen. Obwohl Belle zunächst mit sich gehadert hat, ob sie ihrem Mann tatsächlich ein Ultraschallbild zukommen lassen soll, entscheidet sie sich schlussendlich doch noch dafür. Ich bin bloß froh, dass Belle nicht den Laden betreten hat, als die Königin Gold abgeknutscht hat. Denn eine zusätzliche Szene, so nach dem Motto: "Es ist nicht das, wonach es aussieht" wäre für mich in dieser Folge zu viel gewesen.

Fazit

Insgesamt lässt sich sagen, dass sich die Märchenserie momentan sehr durchwachsen präsentiert. Es gab bislang einige richtig gute Episoden, aber auch einige schlechte. Obwohl ich es zunächst sehr gut fand, dass diese Staffel nicht in zwei Hälften unterteilt wird, muss ich doch gestehen, dass die Qualität der Serie mit dieser Folge einen neuen Tiefpunkt erreicht hat und nun, da sich die Handlung über die gesamte Staffel erstrecken soll, wieder viel mehr Lückenfüllerhandlungen eingesetzt werden. An sich können Lückenfüllergeschichten ganz reizvoll sein, aber Once schlägt nun erneut den Weg ein, wo viele Handlungsstränge sich komplett wiederholen. In dieser Folge haben mir weder die Flashbacks, noch die Handlungen in Storybrooke gefallen, wodurch die Episode aus meiner Sicht zu den schlechtesten der Serie gehört. Ich hoffe sehr, dass das Erzähltempo in der nächsten Folge ein wenig gesteigert wird und dass es in einigen Handlungssträngen noch ein paar Überraschungen gibt.

Marcel F. - myFanbase

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