Review: #1.22 Die richtige Entscheidung
Ein Staffelfinale mit allem, was das Herz begehrt! "One Tree Hill" hat mich wirklich im Sturm erobert und dazu noch völlig überraschend, denn ich hab nur angefangen, die Serie zu schauen, weil sie im deutschen TV den Sendeplatz von "O.C. California" übernommen hat. Wenig ahnte ich davon, dass mich eine Teenager-Serie emotional derart in ihren Bann ziehen würde. Dafür ist wahrscheinlich ein ausgeklügeltes Zusammenspiel verschiedener Komponenten verantwortlich.
Zunächst erwirkt die Gesamtheit der zwischenmenschlichen Entwicklungen und die bewegenden Dialoge zwischen den einzelnen Charakteren, dass ich mit einiger Melancholie das Bedürfnis habe, mit einem großen Stapel Drehbücher aus der Feder der "One Tree Hill"-Autoren ausgerüstet, eine Zeitreise zurück in meine eigene Schulzeit zu machen, um diese an alle Leute um mich herum auszuteilen, damit wir uns in den dramatischen Momenten auch immer so tolle Sachen sagen können wie die Charaktere in "One Tree Hill". Und dabei möchte ich betonen, auch wenn es vielleicht nicht immer realistisch ist, dass Teenager so reflektiert miteinander oder mit ihren Eltern sprechen, so finden die Autoren, zumindest in der Originalfassung, für ihre Charaktere eine Ausdrucksweise, die jugendlich und realistisch wirkt und nicht im geringsten so geschwollen oder altklug klingt, wie z.B. in "Eine himmlische Familie".
Some people believe that ravens guide travelers to their destinations.
Als nächstes erfüllt sich in dieser ersten Staffel der Wunsch, den sicher insgeheim fast jede Frau in ihrer Schulzeit hatte. Da ist der gutaussehende, beliebte, sportliche Star der Schule, der, wie zu erwarten, charakterlich deutlich zu wünschen übrig lässt. Nathan ist der Prototyp eines arroganten Jerks, aber er durchläuft eine beinahe märchenhafte Wandlung zu einem mehr als liebenswerten Charakter, der sicherlich immer noch seine Fehler hat, dadurch aber wiederum auch authentisch bleibt. Und all das in erster Linie für seine große Liebe zur schlauen, aber eher grauen Maus der Schule, Haley, die dafür keine Kunststücke im herkömmlichen vollzieht, sondern genau das bietet, was für einen Teenager eigentlich das Wichtigste auf der Welt ist: Sie ist für ihn da und öffnet ihm ihr Herz. Dafür heiratet er sie am Ende sogar und rundet damit mein persönliches Märchen ab, an das ich wohl in der Schulzeit glauben wollte. Auch diese Szene wirkt kein bisschen platt, sie ist einfach die konsequente Fortführung der Beziehung zwischen Nathan und Haley. Dennoch kann man sich mit Abstand betrachtet natürlich nicht des Gefühls erwehren, dass dieses Happy End zu märchenhaft wirkt, vor allem in Anbetracht der Tatsache, wie jung die beiden sind, und dass man bereits weiß, dass die zwischenmenschlichen Verwicklungen der Charaktere noch Stoff für mindestens vier weitere Staffeln liefern werden.
...because you're one hell of a basketball player...and because you're my brother.
Und dann ist da noch mehr von dem Stoff aus dem Träume gemacht sind: Zwei Jungs, die den gleichen Vater haben, und die dazu erzogen wurden einander zu hassen, bzw. in Lucas' Fall zumindest den anderen mit Skepsis zu betrachten, werden auf Umwegen dazu geführt, sich miteinander zu verbrüdern. Das Unmögliche, das möglich gemacht wird. Auch wenn diese Entwicklung sicherlich zu erwarten war, so haben die Autoren meines Erachtens nichts überstürzt. Ich hab mir an diversen Stellen in der gesamten Staffel gewünscht, dass die beiden einander mit großen Schritten näherkommen, aber die Geschichte wurde sehr behutsam entwickelt, und es wurde zum Glück auf zu viele und zu emotionale Auseinandersetzungen zwischen den beiden verzichtet. Das was wir an Annäherungen in dieser Folge zwischen den beiden erleben, hat mich dann völlig glücklich gemacht, obwohl ich sicher bin, dass die beiden noch sehr weit davon entfernt sind, beste Freunde zu sein. Sie haben sich überhaupt erstmal eingestanden, dass sie Brüder sind, mit allen Höhen und Tiefen, die diese Beziehung mit sich bringen kann. Ich bin sehr froh, dass Nathan derjenige war, der es als erster ausgesprochen hat, denn schließlich war er es, der anfangs teeniemäßig grausam mit Lucas umgegangen ist. Außerdem verleiht James Lafferty seinem Charakter eine Aufrichtigkeit, die ans Herz geht. Bei Lucas bin ich mir da nicht ganz so sicher, er verpackt seine Erwiderung in einen "Kleiner Bruder"-Witz und versteckt sich auch hinter der Umarmung. Ich kann noch nicht so richtig beurteilen, ob Chad Michael Murray diese Szene einfach für mein Empfinden nicht ganz so aufrichtig spielt oder ob diese leichte Distanz beabsichtig ist.
Tim, go get security! Tell him my son's been beaten to death!
Eine ganze erstaunliche Rolle spielt in diesem Szenario der böseste Vater aller Serien, die ich kenne. Dan beweist wiederholt in dieser Folge und in der ganzen Staffel, dass er die Art von Vater ist, die eines jeden jungen Menschens Alptraum ist. Das einzige, was für ihn zählt, ist, dass sein Sohn Leistung zeigt und zwar die Art von Leistung, die er von sich selber in seiner Jugend erwartet hat. Nur ein Ergebnis zählt, Nathan muss der Beste sein. Ich frage mich, ob diese Mentalität tatsächlich häufiger in den USA auftritt als anderswo oder ob ich sie einfach nur häufig in US-Serien und –Filmen gesehen habe. Dennoch schafft Paul Johansson es in jeder einzelnen Szene, in der er etwas weicher wird, so wie hier in der Szene mit Deb, als er ihr eröffnet, was mit ihm vorging, als er sich damals für sie entschied, dass ich sofort bereit bin, ihm eine Wandlung in eine bessere Richtung abzunehmen.
It's gonna be long road-trip to Seattle.
Bei Brooke wage ich nie, mir ihrer Motivation wirklich sicher zu sein. Ich habe keinen Moment daran gezweifelt, dass sie sich selbst immer noch so wichtig nimmt, dass sie ihre persönliche Rache über das Glück Jakes und seiner kleinen Tochter Jenny stellt. Sie hat schon vorher bewiesen, dass sie bereit ist, anderen bewusst großen Schmerz zuzufügen, wie könnte man ihr also jetzt noch glauben? Es sieht dann zwar so aus, als hätten Peyton und sie Nikki geplantermaßen in die sprichwörtliche Wüste geschickt, aber wir haben auf der Straße, auf der Nikki fuhr, kein Schild gesehen, daher glaube ich hier noch nicht so recht an Frieden.
I can’t look at you anymore without my heart breaking.
Keith und Karen zeigen beide in ihrer Abschiedsszene sehr sehr viel Gefühl. Da kann man echt darüber verzweifeln, dass die Gefühlswelt so vielschichtig aussieht, dass Liebe untereinander nicht ausreicht, um glücklich zu werden. Es muss auch noch die gleiche Form der Liebe sein, sonst kann sie zwei Menschen auch auseinander treiben. Dass Keith und Deb eine Nacht miteinander verbringen, ist meines Erachtens vor allem passiert, damit der ohnehin schwachen Brüderbeziehung zwischen Dan und Keith der finale Stoß versetzt werden konnte, und damit die Gegenbewegung, die sich bei Lucas' und Nathans Annäherung vollzieht, in ihrer Wirkung verstärkt wird. Ich bin nun sehr gespannt, welche Reaktion Dans Herzinfarkt bei Keith und Lucas hervorrufen wird. Schließlich hat Lucas in dieser Folge von sich aus zum ersten Mal einen Schritt auf Dan zugemacht.
Fazit
Das Staffelfinale war voll von großen Szenen zwischen allen Charakteren: Freunden, Freundinnen, Liebenden, Eltern mit ihren Kindern, Coach und Schülern, und mir tut es jetzt schon leid, nicht auf jede einzelne dieser Szenen eingegangen zu sein. Nicht unerwähnt sollen allerdings Whitey und das Basketballspiel an sich bleiben. Beide bilden einen Rahmen für die ganze Serie und halten die verschiedenen Handlungsstränge somit zusammen. Ich kann nur hoffen, dass sie uns ebenso beide erhalten bleiben.
Nicole Oebel - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The Games That Play UsErstausstrahlung (US): 11.05.2004
Erstausstrahlung (DE): 19.09.2008
Regie: Greg Prange
Drehbuch: Mark Schwahn
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