Bewertung

Review: #6.01 Hochzeitspläne

Foto: Lee Norris, One Tree Hill - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Lee Norris, One Tree Hill
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Die sechste Staffel hat begonnen und ich muss sagen, der Auftakt war für mich etwas enttäuschend. Vielleicht waren die Erwartungen nach dem Finale der fünften Staffel und dem tollen Cliffhanger zu hoch, aber auch die Folge an sich lässt einiges von dem vermissen, was für "One Tree Hill" typisch ist, unter anderem, sich für Storylines Zeit zu lassen und nicht zu hektisch und zu viel zu erzählen.

Three queens, three choices. Just follow the heart.

Der Handlungsstrang, der den Stil der Serie noch am besten verkörpert hat, war die Auflösung des Cliffhangers. Lucas hat also endlich eine Wahl getroffen, und die fiel auf Peyton. Das war alles andere als unerwartet und somit vermutlich auch logisch, da die beiden schon in der ersten Folge als Paar konzipiert wurden und ihre vorübergehende Trennung zwischen der vierten und fünften Staffel weniger mit ihren Gefühlen füreinander als mit den Umständen zu tun hatte. Doch ganz festlegen will sich Mark Schwahn dann anscheinend doch nicht, schließlich heiraten die beiden nicht wie geplant in Las Vegas, sondern sie verloben sich nur. Trotzdem hoffe ich, dass die beiden für eine Weile glücklich sind, damit der Fokus nach der doch sehr Lucas-lastigen fünften Staffel wieder mehr auf andere Figuren gerichtet wird.

Etwas enttäuscht war ich von Lucas' Traum zu Beginn, der zwar die Spannung bis zur Auflösung des Cliffhangers noch steigern sollte, aber inhaltlich nicht überzeugen konnte. Schließlich ist Lucas in allen drei Versionen seines ersten Hochzeitstages mit der jeweiligen Frau glücklich und sagt ihr, dass er sie liebt. Es erklärt nicht, weshalb Lucas Peyton nimmt, und wenn man argumentiert, dass das sowieso klar war, hätte man sich den Traum auch sparen können. Ebenso unglaubwürdig war Lucas Satz "I guess I always knew" – da musste ich sofort an Kommentare wie "I’m the guy for you, Brooke Davis" denken oder daran, dass vor nicht allzu langer Zeit Lucas' erster Gedanke nach dem Aufwachen "Lindsey" war…

Aber wie gesagt war es trotz allem die Story, die am meisten One Tree Hill-Zauber hatte, zum Beispiel als Peyton in ihrem süßen weißen Kleid vor Lucas steht oder dass sie ihn in das Hotelzimmer in L.A. bringt, um ihren Traum zu verwirklichen. Und der Knaller war natürlich diese durchgeknallte Elvis-Kapelle und Lucas Kommentar dazu: "What the hell was I thinking? This is supposed to be a dream come true and not… this!"

You should have seen Daddy last night! He’s going to play in the NBA for sure!

Dass neben der Handlung um Lucas und Peyton und der Tatsache, dass sie endlich wieder zueinander gefunden haben die anderen Figuren und Storys etwas zurückstecken müssen, war absehbar, aber wie schon gesagt hoffe ich, dass nun auch mal wieder andere Charaktere im Mittelpunkt stehen. Den Anfang macht Nathan, dessen Basketball-Comeback doch nicht mehr so sicher scheint, wie noch im Finale der fünften Staffel. Nun da er wieder richtig spielt merkt er, dass sein Rücken ihm mehr Probleme bereitet als gedacht. Die Frage ist nun, ob es nur eine Überanstrengung ist, die Nathan kurzzeitig zurückwirft oder ob sich sein (und auch Jamies) Traum von der NBA endgültig erledigt hat. Falls das der Fall sein sollte, wird es interessant zu sehen, was für Alternativen es noch für Nathan gibt, wenn man bedenkt, dass er schon öfters versucht hat, mit dem Basketball aufzuhören und doch immer wieder zurückgekommen ist.

Sicher scheint allerdings, dass seine Familie ihm den Rücken zumindest metaphorisch stärken wird und die drei vorerst so glücklich bleiben wie am Ende der fünften Staffel. Sehr süß waren auch Jamies Tanzeinlagen sowohl mit Q als auch mit Haley, die die Stimmung der Folge immer wieder auflockerten.

Is this some kind of a grandmother-midlife-crisis?

Als Auflockerung war hoffentlich auch die Beziehung zwischen Deb und Skills gedacht, denn eine ernste Handlung kann sich daraus ja wohl nicht entwickeln! Es ist wirklich schade, dass Skills mehr und mehr zum Ersatz-Tim wird und nur noch für komische Parts zuständig ist. Was mit Bevin teilweise noch wirklich lustig war, wirkt mit Deb einfach nur konstruiert. Die Drehbuchautoren sollten die Rolle des Pausenclowns lieber Jamie überlassen und dafür Skills (und auch Deb) eine anständige Story schreiben. Das einzige, was mich bei dieser Handlung zum Schmunzeln bringen konnte, waren Nathans Gespräche mit den beiden und Haleys Satz: "What is it with you and naked Nannys in the pool?" – aber wie gesagt, nur zum Schmunzeln reicht auch Jamie voll und ganz!

It is just not my freaking day!

Mindestens ebensoviel Potential wie Nathans Rückenprobleme hat die Story um Brooke. Die Arme trifft es in dieser Folge knüppeldick: nachdem sie Angie abgeben musste wird sie von ihrer Mutter damit konfrontiert, dass diese ihr die Firma wegnehmen will, anschließend wird sie beklaut und ganz zum Schluss überfallen und wer weiß wie übel zusammengeschlagen. Brooke scheint in dieser Folge ihren Problemen völlig alleine gegenüber zu stehen und es könnte spannend sein, wie sie auf diese Ereignisse reagieren wird, ob sich ihr Charakter durch das traumatische Erlebnis eines Überfalls verändert und wenn ja, wie. Allerdings hoffe ich, dass Brooke ihre positive Art nicht verliert, da ihre Energie und ihr Optimismus für mich ihre bezeichnendsten Charaktereigenschaften sind.

Ein Highlight waren auf jeden Fall die Szenen mit Victoria, da knisterte förmlich die Luft vor Zickenpotential und es war schön zu sehen, dass Brooke ihrer manipulativen Mutter endlich mal die Meinung sagt – wenn auch mit weniger schönen Konsequenzen.

You’re fired. Now go to Omaha!

Ein weiterer Schlag für Brooke war natürlich die Abreise von Mouth und Millie und auch Tree Hill wird der Abschied der beiden guten Seelen nicht gut tun. Eine der emotionalsten Szenen der Folge und damit auch wieder typisch "One Tree Hill" war der Abschied zwischen Brooke und Millie. Allein die Tatsache, dass Millie für Brooke in Tree Hill bleiben und nicht mit Mouth gehen würde, war schon sehr bewegend, aber nichts gegen Brookes Monolog, als sie Millie klar macht, dass sie den Mann, den sie liebt, nicht einfach gehen lassen kann:

Brooke: Let me tell you something about love, Millicent Huxtable. It does not knock often and when it does you have to let it in. You are a wonderful friend, and you’re smart and beautiful and it is going to suck to lose you. But there is a boy out there who loves you, and I know that you love him back.

Dass Millie daraufhin mit Mouth zusammen Tree Hill verlässt, ist zwar für die beiden wirklich schön, aber ich hoffe doch inständig, dass sie aus irgendeinem Grund wieder zurückkommen. Denn mit Victoria, Dan und Carrie in Tree Hill können ein paar gute Menschen zum Ausgleich wahrlich nicht schaden!

What is it going to be? Death or agony?

Und damit wären wir bei der vermutlich kontroversesten Story dieser Folge: der intrigante Rabenvater und die manipulative Psycho-Nanny im Nahkampf. Auf dem Papier mit Abstand die abgehobendste Handlung, die man sich vorstellen kann, aber vor der Kamera mit diesen beiden verrückten Figuren sind es einfach nur wahnsinnig intensive Szenen, die mich ebenso emotional berührt haben wie Millie und Brooke, aber am ganz anderen Ende der Emotions-Skala. Es war immer eine Stärke von "One Tree Hill", mit Dan eine absolute Antipathie-Figur zu haben, die man abgrundtief hassen konnte – und immer überrascht war, wenn er doch mal menschliche Züge gezeigt hat. Diese menschlichen Züge konnten zumindest in der fünften Staffel in den Szenen mit Jamie den Fiesling überdecken, aber man konnte doch nie ganz vergessen, was Dan in den vier Staffeln zuvor alles angerichtet hat.

Dieses Hassobjekt nun hilflos ausgeliefert in den Händen einer mindestens ebenso gehassten Figur zu sehen, hat zumindest bei mir jede Menge zwiespältiger Gefühle ausgelöst: einerseits wünscht man es Dan, dass er einmal so gequält wird, andererseits ist Carrie nun wirklich die letzte, der man irgendeine Art von Triumph oder Genugtuung gönnen würde. Ich muss sagen, mir gefällt dieser Handlungsstrang bis jetzt recht gut, aber ich liebe es auch, wenn sich Serien ironisch selbst zitieren – mal ehrlich, Lucas' Kommentar zu Peyton "I just can’t believe you actually had your very own psycho stalker" ist ja wohl kein Zufall, wenn man direkt danach Carrie mit einer Gabel vor Dans Augen herumfuchteln sieht!

Wie bereits erwähnt: die Story ist zwar wahnsinnig übertrieben, aber sie war intensiv, hat mich berührt und wirklich überrascht, denn ich (auch wenn ich vermutlich die einzige bin) hab es wirklich nicht kommen sehen, dass Carrie Dan bei sich zu Hause hat! Jetzt ist natürlich die Frage, was die Autoren mit dieser Geschichte machen, aber für mich hat sie definitiv Potential.

Fazit

Einige gute Ansätze mit Potential, aber insgesamt ist in der Folge viel zu viel passiert. Es wäre vielleicht besser gewesen, sich auf weniger Figuren zu konzentrieren und deren Storys ausführlicher zu erzählen – und vor allem die Zeit, die Skills und Deb bekommen haben, war einfach nur verschwendet.

Lena Stadelmann - myFanbase

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