Bewertung

Review: #6.13 Wo ist Sam?

"One Tree Hill" ist aus der Winterpause zurück und die Folge krankt genau wie der Staffelauftakt daran, dass gleich mehrere Cliffhanger aufgelöst werden müssen und gleichzeitig neue Handlungsstränge angelegt werden. Neben den Altlasten wie Peytons Gesundheitszustand, Sams Verschwinden und Nathans Basketball-Karriere, wird noch die Beziehung von Mouth und Millie gehörig aufgemischt, Chase ersetzt Owen, Haley hilft Mia und Jamie hilft André – und das alles an einem Tag...

If one day my son comes to me and asks me to believe in him, I can’t believe that I wouldn’t do that.

Wie von mir eigentlich schon fast erwartet, ist Peyton nicht an Krebs erkrankt, sondern sie bekommt ein Baby. Das war nicht sehr überraschend, aber für mich sehr positiv, weil damit das ewige Fragezeichen hinter Leyton wohl endgültig gestrichen werden kann. Allerdings frage ich mich, wieso diese Neuigkeit nicht schöner zelebriert wurde: Peyton erzählt Lucas am Telefon (!), dass er Vater wird, und auch als Haley herausfindet, dass Peyton schwanger ist, wird der Moment nicht zelebriert, sondern gnadenlos abgebrochen. Da hoffe ich auf jeden Fall noch auf eine Intensitätssteigerung in der nächsten Folge, denn bislang hat mich trotz dieser wichtigen und einschneidenden Information keine der Szenen wirklich berührt.

Auch wenn Lucas’ Gespräch mit Julians Vater in L.A. eigentlich ein eigener Handlungsstrang ist, ist er doch so sehr mit der Nachricht von Peytons Schwangerschaft verknüpft, dass ich mich entschlossen habe, daraus nur einen Abschnitt zu machen. Denn die Nachricht von einem Baby beeinflusst natürlich auch Lucas’ Haltung gegenüber Julian: selbst wenn er noch Angst gehabt hätte, dass Julian sich zwischen ihn und Peyton drängt, so dürfte die Schwangerschaft für alle ein klares Zeichen der Zusammengehörigkeit von Lucas und Peyton sein. Natürlich kann Lucas in der Situation die Provokationen von Julians Vater leichter wegstecken und außerdem bringt ihn seine eigene Vergangenheit mit Dan und das Wissen, selbst Vater zu werden, dazu, für Julian einzustehen. Dass Lucas wieder Vertrauen in Julian hat, ist zwar sehr schön – aber wirklich nötig waren die Szenen in dieser Folge (die ja sowieso vor Handlung fast platzt) nicht, denn als Zuschauer weiß man, dass Julian nicht wegen Peyton nach Tree Hill gekommen ist und auch, dass Julian und Lucas sich gut verstanden haben, bevor die Sache mit Peyton herauskam. Deshalb bin ich mal gespannt, ob diese Szenen noch eine entscheidende Auswirkung auf den weiteren Handlungsverlauf haben, wenn nicht ist es schade, dass dafür andere Storylines zu kurz gekommen sind.

I didn't tell her that I love her, no matter what!

Allerdings nicht die Handlung rund um Brooke und Sam, die gefühlt am meisten Screentime einnahm, aber nach dem Cliffhanger der letzten Folge auch nicht eingeschränkter behandelt werden konnte. Extrem erleichtert war ich darüber, dass nicht ein zweites Carrie-Entführungsdebakel eingeleitet wurde, sondern Sam nach einer Folge gefunden und Jacks Bruder (anders als Psycho-Derek und Carrie) gleich festgenommen wird. Außerdem fand ich die Story für die Entwicklung der Beziehung von Brooke und Sam sehr schön, wie positiv sich Brooke über Sam geäußert hat und auch Sam gegenüber Jack und seinem Bruder über Brooke. Die Schlussszene, als Brooke mit Jacks Bruder kämpft, war dann allerdings wieder etwas zwiespältig: einerseits fand ich es gut, dass Brooke tatsächlich ihre Angst in Person des Täters bekämpfen konnte, andererseits war mir sowohl die Pistole als auch das "I need you, Mom" von Sam etwas zu dick aufgetragen. Absolutes Highlight war trotz weniger Szenen auf jeden Fall Julian, der jetzt endlich auch mal nach außen den tollen Kerl gibt und sich wirklich rührend um Brooke und Sam gekümmert hat.

I wish I could take it back, because it was supposed to be you.

Die Leidtragenden des Überflusses an Handlungssträngen waren ohne Zweifel Mouth und Millie: gerade einmal zwei Szenen, da entschädigt auch das Wiederauftauchen von Skills nicht wirklich! Dass Millie tatsächlich mit Owen (oder sonst jemandem) geschlafen hat, widerspricht völlig dem Charakter, den wir bis jetzt kennen gelernt haben, da sie bis jetzt eigentlich Mouths weibliches Gegenstück in Sachen Loyalität und Integrität war und es ist wirklich schade, dass es über die Beziehung der beiden anscheinend sonst nichts zu erzählen gibt und Mouth schon wieder kein Glück mit Frauen hat. Allerdings erinnert mich die Konstellation auch sehr an Brookes Ausrutscher mit Chris Keller, und vielleicht brauchte es auch hier einen Ausgleich zu Mouths Flirt mit Gigi. Ich persönlich würde es auf jeden Fall sehr schade finden, wenn Mouth und Millie mit diesen zwei Szenen Geschichte wären.

You would do that for me? – No, I do that for the other version of you.

Völlig daneben ist für mich auch der Umgang der Autoren mit Owens Figur, da er absolut gar nichts zur Handlung der sechsten Staffel beitrug und einfach nur systematisch zerstört wurde. Man weiß zwar nie, ob in den zukünftigen Folgen noch etwas passiert, was diese widersprüchliche Figurenzeichnung rechtfertigt, aber wenn das Owens Abschied gewesen ist, sehe ich darin überhaupt keinen Sinn und finde die ganze Erklärung von wegen "Once an addict, always an addict" doch ziemlich weit hergeholt. Und für das Auftauchen von Chase hätte sich doch auch bestimmt ein anderer Grund finden lassen!

Dass Chase wieder da ist freut mich allerdings sehr, genau wie die Tatsache, dass er scheinbar als "love interest" für Mia und nicht für Brooke angelegt ist. Ansonsten hat man von ihm ja noch nicht sehr viel gesehen, er ist auf jeden Fall charmant wie immer und ich freue mich darauf, ihn in dieser Staffel in mehr als einer Folge zu sehen.

What do you say, we’re trying to find the girl who used to wear that hoody?

Die einzige Storyline, an der ich überhaupt nichts auszusetzen habe, sind Mia und Haley. Ich find es sowieso toll, dass Mia noch länger in Tree Hill bleibt, und wenn Haley dadurch endlich mal wieder mehr zu tun bekommt, als Stichworte zu geben, umso besser! Haley hat wirklich ein Talent dafür, Leuten auf die Sprünge zu helfen, angefangen von Nathan über Quentin bis hin zu Sam. Dass diese Eigenschaft und ihre Liebe zur Musik nun darin vereint werden, dass sie Mia bei ihrem neuen Album hilft, ist wirklich ein gelungener Ansatz und ich hoffe, dass uns die beiden in den nächsten Folgen tolle Szenen und vor allem viel Musik bescheren werden.

Is it a dream come true?

Auch Nathans Handlungsstrang hat mir bis auf eine winzige Kleinigkeit gefallen, doch gerade diese winzige Kleinigkeit könnte sich eventuell dazu ausweiten, dass ich von Nathans Basketball-Ambitionen endgültig genug habe. Aber erst mal zu den überwiegenden positiven Seiten: Nathan wurde bei den Charleston Chiefs aufgenommen und es gibt endlich wieder Basketball-Szenen, auch wenn die für Nathan nicht unbedingt optimal verlaufen. Viel beeindruckender ist deshalb sein Verhalten danach, als ihm auch noch sein größter Konkurrent die Bilder von Quentin und seiner Familie zerrissen hat: er behält zwar seinen Kampfgeist und sagt seinem neuen Teamkollegen die Meinung, aber gleichzeitig hält ihn ein Blick auf Jamies Foto davon ab, wieder auszurasten, sondern letztendlich beherzigt er den Rat, den er selbst in letzter Zeit jedem gegeben hat, und geht einfach davon. Bis dahin war an der Storyline überhaupt nichts auszusetzen, aber dann kam der Anruf von Jamie und Nathans etwas zu deprimierte Antwort allein im Hotelzimmer, die mir dann dieses mulmige bis ärgerliche Gefühl verschafft hat, dass Nathan doch wieder alles hinschmeißt. Klar gibt es das Dilemma, dass die NBA und Tree Hill nicht vereinbar sind, aber dann sollte es für Nathan doch wohl irgendeine andere Story geben, als immer nur Comeback und Rückschläge...

I just wanted to talk to Quentin.

Zu guter Letzt haben wir noch Jamie, André und ihren kleinen Ausflug zum Friedhof. Wie immer fand ich die beiden wirklich toll zusammen, weil es einfach schön ist, Jamie mal wirklich als Kind zu erleben und die Autoren treffen bei den Unterhaltungen der beiden immer genau den richtigen Ton. Von witzig über bittersweet zu traurig war hier alles dabei, besonders schön die Unterhaltung über die Unterschiede von Geistern und Engeln ("We should google that") und das sehr einfühlsame Gespräch über die Trauer ihrer Eltern. Der einzige Wermutstropfen: auch diese Handlung hatte keine Bedeutung für die Folge (außer dass sie toll zum Titel passt) und wäre deshalb vielleicht in einer anderen besser aufgehoben gewesen, damit die Zeit den relevanten Storylines zugute kommt.

Fazit

Im Prinzip könnte hier auch das Fazit der ersten Folge der sechsten Staffel stehen: die Folge war viel zu vollgestopft mit Handlungssträngen, um die einzelnen Geschichten zufriedenstellend zu erzählen. Es gab einige schöne Momente, aber die wurden viel zu schnell abgehandelt – kein Wunder bei sieben Storylines und 40 Minuten Sendezeit… Wenn der Inhalt dieser Folge auf zwei aufgeteilt worden wäre, wären es zwei sehr gute bis grandiose Folgen gewesen, aber so fehlt mir die liebevolle Sorgfalt, die sonst so typisch für "One Tree Hill" ist und die ich mir von der nächsten Folge wieder erhoffe.

Lena Stadelmann - myFanbase

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