Bewertung

Review: #6.12 Wie der Vater so der Sohn

Nach dem kleinen Ausflug in die 40er Jahre sind wir wieder im 21. Jahrhundert gelandet und Mark Schwahn ist wieder der Herr des Drehbuchs – zumindest in der Realität, in der Serie streitet sich Chad Michael Murray als Lucas genau darum mit einem ganz besonderen Gastdarsteller: James van der Beek, der jahrelang in Wilmington gedreht hat, kommt an seine alte Wirkungsstätte zurück! Und um der alten Zeiten willen spielt er wieder einen Regisseur, der allerdings so ganz und gar nicht wie Dawson Leery ist…

You've got to raise the stakes!

Adam Reese gehört vielmehr genau zu den Regisseuren, die Dawson damals aus seiner Hollywood-Traumwelt in die knallharte Realität des Filmbusiness geholt haben, und auch Lucas ergeht es in dieser Folge in L.A. kaum anders, da Adam viel mehr Dramatik im Film haben will. Dafür will er die Story, die auf Lucas realer Vergangenheit beruht, komplett umwerfen; schlägt einerseits vor, dass Haley sterben soll und fragt sich andererseits, warum am Ende eigentlich ausgerechnet Peyton und Lucas zusammen sein sollen – wobei natürlich Lucas’ Argument der realen Ereignisse nicht zählt.

Sehr gut gefallen haben mir, wie auch bisher bei allen Folgen rund um das Drehbuch, die netten kleinen Anspielungen auf die Serie selbst, die sich hier natürlich auch auf "Dawson’s Creek" ausgeweitet haben. Adams Rat an Lucas, dass sich die Leute nur dafür interessieren, wer am Ende mit wem zusammen ist, trifft einerseits natürlich auf die Brucas- und Leyton-Shipper zu, aber auch bei "Dawson’s Creek" gab es ja bis zur letzten Folge zwei Lager in der Fangemeinde, die entweder auf ein Happy End von Dawson und Joey oder von Joey und Pacey gehofft haben. Doch es gibt nicht nur Anspielungen auf die Serienvergangenheit, auch die Zukunft wird scheinbar vorausgedeutet, wenn Adam Lucas rät, einen der jungen Hauptcharaktere zu töten und in der nächsten Szene Peyton den entscheidenden Anruf ihres Arztes bekommt.

James van der Beek gefällt mir in der Rolle des koksenden und (vermutlich deshalb) völlig überdrehten Regisseurs wahnsinnig gut und ich freue mich schon darauf, dass er bei seinen kommenden Auftritten auch auf die anderen Charaktere trifft, denn Lucas war in diesen Szenen mehr Stichwortgeber als tatsächlich aktiver und ebenbürtiger Gegenpart. So ein schöner Schlagabtausch mit Brooke oder Sam oder auch ein nettes Geplänkel mit Jamie würde mir richtig gut gefallen.

You can't measure a dream.

Nathan verlässt Tree Hill ebenfalls, um seine Karriere voranzutreiben, indem er an einem Auswahlprogramm der NBA teilnimmt. Es war wirklich schön, mal wieder ein paar richtige Basketball-Szenen zu sehen – das gehört nun mal einfach zu der Serie und kam meiner Meinung nach in der fünften und sechsten Staffel viel zu kurz. Die Parallele zu #3.20 Liebe und Lügen durch Nathans Voice Over während des Spiels, das auch damals mit "You ever heard the expression…" begonnen hat, hat mir sehr gut gefallen, da in der Folge deutlich wurde, wie sehr Nathan dieses Spiel liebt und es verdeutlicht, wieso er die Verwirklichung seines Traums bis jetzt nicht aufgeben kann. Trotz all den tollen Szenen in dieser Folge bin ich der Storyline langsam wirklich überdrüssig und hoffe, dass Nathan seine Entscheidung ernst meint und es nun kein weiters Hin und Her zwischen Comeback und Karriereende mehr gibt – wobei ich natürlich hoffe, dass es zum Comeback und damit zu weiteren Basketball-Szenen kommt!

The attack... it was my fault!

Auch wenn ich mich mittlerweile jede Woche wiederhole: die stärkste Storyline haben auch in dieser Folge Brooke und Sam und das mit einer absolut grandiosen Dramaturgie! Alles beginnt ganz harmlos mit der Übernachtung von Jack, doch das bringt einen Stein ins Rollen, der zu einem unglaublich beeindruckenden Midseason-Cliffhanger führt. Aufgrund der Übernachtung kommt es zwischen Brooke und Sam zu einem ernsten Gespräch über zu frühen Sex, das an sich schon zeigt, was für eine tolle Beziehung die beiden mittlerweile haben. Dass Brooke Sam daraufhin von dem Überfall in ihrer Boutique erzählt, zeugt natürlich einerseits vom Vertrauen zwischen den beiden aber führt letztendlich auch zum Bruch, als Sam herausfindet, dass Brooke dieses Trauma ihretwegen erleiden musste.

Ich dachte eigentlich nicht, dass die Szene, als Brooke Sam ihre Zeichnungen übergibt und ihr gesteht, dass der Überfall indirekt ihre Schuld war, an Intensität noch zu überbieten wäre, doch die Schlusssequenz übertrifft sie noch bei weitem, wenn durch Jack und seinen Bruder die beiden schlimmsten Ereignisse dieser Staffel (der Überfall auf Brooke und der Mord an Quentin) zusammengeführt werden und man Sam mit diesen beiden Gestalten in die Nacht fahren sieht. Dazu noch das Voice Over von Jamie, das in den letzten Worten von Jacks Bruder übernommen wird – Gänsehaut pur! Ich hoffe natürlich, dass Sam unbeschadet aus dieser Geschichte kommt, aber fast noch mehr wünsche ich es mir für Brooke, die sich bestimmt nicht verzeihen würde, wenn Sam etwas passiert.

I'm not that guy, Brooke. I'm just getting coffee, sorry!

Dieser Satz von Julian ist vermutlich die liebenswerteste Lüge, die je im Fernsehen zu hören war, und macht Julian, genau wie in allen Folgen seit seinem Auftauchen, mal wieder ein Stück sympathischer. Ich finde es toll, wie er mittlerweile schon selbst mit der Rolle des Bösewichts, die ihm scheinbar völlig ungerechtfertigt von allen zugeschoben wird, spielt und gleichzeitig jedem helfen will: Sam mit ihren Texten, Brooke mit ihrer neuen Firma und zuletzt natürlich auch bei der Suche nach Sam. Dass sich zwischen Brooke und ihm etwas anbahnen könnte, hat sich ja schon ein bisschen in #6.10 Even Fairy Tale Characters Would be Jealous angedeutet, und diese Anzeichen haben sich in dieser Folge so verdichtet, dass eine neue Romanze für Brooke kaum noch auszuschließen ist. Für Brooke würde es mich sehr freuen, da Julian in den Rückblicken mit Peyton sehr verständnisvoll erschien und vermutlich genau das ist, was Brooke jetzt braucht, um Männern nach dem Überfall und nach Owen wieder zu vertrauen.

Rough night, Millie? - Horrible. - Yeah, me too.

Und damit wären wir schon beim eindeutigen Schwachpunkt der Folge: Millie und Owen! Ich hätte ja nicht gedacht, dass die Autoren die Figur von Owen so zerstören, nachdem sie sich solche Mühe gegeben haben, eine eventuelle Wiedervereinigung von Brooke und Owen zu suggerieren. Gerade nach den Gesprächen, die die beiden miteinander geführt haben, ist Owens Reaktion auf Sams Verschwinden völlig unglaubwürdig und wird nur noch getoppt durch seinen Entschluss, nach acht Jahren als trockener Alkoholiker wieder zu trinken – ganz miese und nicht nachvollziehbare Figurenzeichnung! Und genau dasselbe gilt für Millie: auch wenn sie immer sehr unsicher war, gerade wegen ihrer Jungfräulichkeit, ist es doch völlig überzogen, sich selbst ein Sex-Ultimatum zu stellen. Vor allem, da Mouth sich vielleicht nicht ganz korrekt verhalten hat, aber ihr immer treu war und sie nicht unter Druck setzen wollte. Für mich bleibt in dem Fall nur zu hoffen, dass sich diese Szenerie genau wie Gigis unmoralisches Angebot auflöst und zumindest Millies Integrität unangetastet bleibt – allein schon Mouth zuliebe, der nicht schon wieder mit einer Beziehung auf die Schnauze fallen soll!

Life's too short, trust me!

Der Cliffhanger der letzten Folge um Peytons mysteriöse Schmerzen wurde auch in dieser Folge nicht eindeutig aufgelöst. Natürlich deuten das Gespräch mit dem Arzt und ihre Internetrecherche auf eine Krebserkrankung hin, doch über die letzten fünf Staffeln hat Mark Schwahn den Zuschauer zu oft hinters Licht geführt, als dass ich auf diese fast schon zu offensichtlichen Anzeichen gleich anspringe. Vor allem das Bild von Ellie, das Peyton in der Hand hält als sie Lucas anruft, ist in seiner Aussage sehr doppeldeutig: natürlich kann es ein weiterer Hinweis darauf sein, dass Peyton Krebs hat, doch da es außerdem zeigt, wie Ellie Peyton als Baby auf dem Arm hält, ist auch eine Schwangerschaft nicht ausgeschlossen.

Was mich sehr gefreut hat ist die Tatsache, dass Mia Tree Hill nach der USO Show tatsächlich nicht sofort verlässt, sondern uns noch eine Weile erhalten bleibt. Leider waren ihre Szenen relativ kurz, was natürlich der Fülle an Handlungssträngen in dieser Folge geschuldet ist, und ich hoffe deshalb, dass Mia und Peyton ihre Differenzen beseitigen können, sodass es vielleicht auch wieder zu Szenen mit meiner neue Lieblingskombi Mia/Sam kommt.

Fazit

Die Serie verabschiedet sich mit einer zwar nicht herausragenden, aber sehr guten und über weite Stecken überzeugenden Folge in die Winterpause. Vor allem das unerwartete Auftauchen von Quentins Mörder, aber auch die offenen Fragen in den anderen Handlungssträngen sorgen dafür, dass die Spannung auf die nächste Folge auch bis Januar erhalten bleiben sollte.

Lena Stadelmann - myFanbase

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