Review: #7.15 Das große Revival
Wenn eine Folge nicht nur "Don't you forget about me" heißt, sondern genau wie John Hughes vermutlich bekanntester Film "The Breakfast Club" mit eben diesem Lied eingeleitet wird und darüber hinaus einen vergessenen Geburtstag, ein Kind allein zu Hause und allerhand 80er-Jahre-Flair zu bieten hat – dann kann man sich ziemlich sicher sein, dass es eine Hommage an DEN Regisseur der 80er-Jahre-Coming of Age-Filme ist. Nachdem dieser im vergangenen August verstorben ist, ist es kein Wunder, dass eine Coming of Age-Serie wie "One Tree Hill" ihm eine ganze Folge widmet, noch dazu wenn mit Julian einer der Hauptcharaktere bekennender Hughes-Fan ist.
Those two are gonna end up together, even if they don't know it yet.
Daher passt es ausgezeichnet, dass neben den ganzen mehr oder weniger subtilen Anspielungen auf seine Filme auch der direkte Bezug zu John Hughes durch den angehenden Regisseur Julian hergestellt wird, denn Hughes und vor allem der "Breakfast Club" werden von ihm nicht erst seit dieser Folge erwähnt. Schon in #7.08 (I Just) Died in Your Arms Tonight besiegelte Julian die Annäherung zwischen sich und Nathan mit einem Zitat aus diesem Film ("Your old man and my old man should get together and go bowling."), aber die schönsten Referenzen zu "The Breakfast Club" hat zweifellos die Beziehung zwischen Julian und Brooke mit sich gebracht und das hat meiner Meinung nach große Auswirkungen auf die Aussage dieser Folge in Bezug auf diese beiden.
Laut Julians eigenen Worten hat er sich in Brooke verliebt, als er gesehen hat, wie sie in #6.12 Wie der Vater so der Sohn diesen "ridiculous Molly Ringwald dance" getanzt hat, übrigens zu – Überraschung! - "Don't you forget about me". Und schon damals war der kleine Dialog, den die beiden nach dem Tanz geführt haben, mehr als aufschlussreich:
Julian: Oh, Breakfast Club, let me guess, you were the priss?
Brooke: Let me guess, you were the stoner?
Julian: If you say so…they end up together.
Im Prinzip war schon ab diesem Moment klar, dass dieser Satz von Julian keineswegs zufällig gefallen ist, und genauso wenig ist es Zufall, dass Alex fast denselben Satz in einer John Hughes-Hommage-Folge sagt, in der es für die Beziehung von Brooke und Julian (zumindest aus deren Sicht) alles andere als rosig aussieht. Die Szene in der Autowerkstatt der Schule war eindeutig der Höhepunkt der Storyline und hat mir extrem gut gefallen, weil die momentane Situation der beiden wunderbar zusammengefasst wurde: nach der ersten Annäherung in der letzten Folge, die überraschenderweise erfrischend locker und unbelastet vonstatten ging, merken die beiden, wie schwierig es für sie ist, zusammen zu arbeiten und doch nicht zusammen zu sein. Die Vertrautheit zwischen ihnen ist zweifellos noch vorhanden, das wird in dieser Szene mehr als deutlich, als Brooke Julian ganz selbstverständlich den Rücken stärkt und ihn zur Ermutigung küsst. Doch schon während dem vorsichtigen, fast schon unschuldigen Kuss wird nicht nur den beiden, sondern auch dem Zuschauer klar, dass trotz aller Vertrautheit das Vertrauen von Brooke und Julian ineinander und in ihre Beziehung nach wie vor angeknackst ist. Und wieder einmal war ich (wie schon am Ende von #6.19 Geplatzte Filme) absolut begeistert von dem toll inszenierten emotionalen Wandel innerhalb der Szene, der zur Abwechslung mal nicht durch An-, sondern durch Abwesenheit von Musik während den letzten, wehmütigen Sätzen der beiden verstärkt wurde.
Aber gerade die Tatsache, dass beide es nicht ertragen, den anderen nicht in ihrem Leben haben, verdeutlicht, dass sie zusammengehören und auch wieder zusammen sein werden, wobei es mir sehr gut gefällt, dass wie schon in so vielen Storylines dieser Staffel die Lösung des Konflikts nicht überstürzt wird. Natürlich könnte man den beiden schon in dieser Folge ihr Happy End geben, aber es wäre zumindest für mich unglaubwürdig, nachdem vor allem von Brookes Seite aus das Misstrauen gegenüber Julian so lange gewachsen ist. Stattdessen finde ich es viel besser, wie die beiden sich nun langsam wieder annähern und da nun auch Alex ein "total Brulian fan" ist, konzentrieren sich die Autoren hoffentlich wirklich nur auf die Beziehung von Brooke und Julian ohne irgendeinen Lückenfüller-Partner einzubringen.
Apropos Alex: die mausert sich langsam aber sicher zu meinem Liebling unter den neuen Hauptcharakteren, nachdem sie ihre Spielchen abgelegt hat und es mir so vorkommt, als würde sie mit jeder Folge mehr Selbstbewusstsein und innere Stärke gewinnen. Sie gibt zwar zu, dass sie noch immer in Julian verliebt ist, aber wie von mir erhofft versucht sie nun, diese unerwiderten Gefühle in eine echte Freundschaft zu Julian ohne Hintergedanken und Intrigen zu wandeln, die in dieser Folge auch richtig schön gezeigt wurde. Denn jetzt ist es zur Abwechslung Julian, der wegen Brooke und seinem ersten Tag als Regisseur unsicher und voller Selbstzweifel ist und den Alex überraschend selbstlos wieder aufmuntert, ohne dass sie dabei in die Rolle der Märtyrerin fallen würde. Die Chemie zwischen den beiden hat mir schon immer gut gefallen und ich freue mich wirklich auf mehr Szenen von ihnen, ohne befürchten zu müssen, dass es doch noch zu mehr als einer Freundschaft kommt. Denn so sicher wie die Wiedervereinigung von Brooke und Julian ist für mich nach dieser Folge und Alex' Aussagen auch, dass zwischen ihr und Julian nichts passieren wird.
They freakin' forgot my birthday!
Während bei Julian, Brooke und Alex Hughes zwar namentlich erwähnt wird, aber ansonsten eher kleinere Referenzen zu seinen Filmen zu finden sind, haben die anderen drei Handlungsstränge zumindest für Teile ihrer Storylines einen ganz bestimmten Hughes-Film als Vorlage. Im Fall von Haley dreht es sich dabei um "Sixteen Candles", was schon in der ersten Szene deutlich wird, als Haley erkennt, dass Jamie ihren Geburtstag vergessen hat und die Hauptfigur Sam aus diesem Film zitiert, wobei im Original allerdings ein anderes f-Wort verwendet wird… Damit ist aber auch schon alles Spannende zu diesem Teil der Storyline gesagt: es ist zwar nett gemacht, wie Haley bei jeder Begegnung neue Hoffnung schöpft, dass zumindest einer an ihren Geburtstag gedacht hat, aber es ist erstens ziemlich unwahrscheinlich, dass all ihre Freunde und sogar ihre eigene Schwester wegen einer 80er-Jahre-Party alles andere vergessen und andererseits passiert einfach nichts, das für die nächsten Folgen relevant wäre.
Umso interessanter ist deshalb die Odyssee, die Nathan und mit ihm Clay auf sich nehmen, um irgendwie nach Tree Hill und zu Haley zu kommen. Das ist zwar vom Grundgerüst her auch die Idee eines Hughes-Films ("Planes, Trains & Automobiles"), aber darüber hinaus ist es vor allem in Verbindung mit Haleys Geburtstag nicht nur eine wichtige, sondern eine entscheidende Storyline für die Freundschaft von Nathan und Clay. Die beiden hatten zwar schon in der letzten Folge ein, zwei nette Szenen zusammen, aber ich fand es toll, sie mal wieder für einen längeren Zeitraum zusammen und vor allem mit eigener Storyline zu sehen. Die Kabbeleien am Anfang der Folge fand ich genauso herrlich wie am Anfang der Staffel, vor allem als Nathan Clay schon wieder mit seinem Liebesgeständnis aufzieht: "I know you're planning on falling insanely in love with that pig…" – das kann von mir aus gern zum Running Gag der weiteren Staffel werden, weil es mir total gut gefällt, wie diese schöne, aber doch auch recht verkitschte Liebeserklärung aus #7.12 Some Roads Lead Nowhere im Nachhinein ihren Pathos verliert und mit einem Augenzwinkern gesehen wird. Ganz zu schweigen von der Ironie, dass Clay sich von einem Mann aufziehen lassen muss, dessen Catchphrase "Always and forever" ist…
Aber die entscheidende Szene dieser Storyline, auf die man im Prinzip seit #7.08 (I Just) Died in Your Arms Tonight gewartet hat, war natürlich die, in der Clay Nathan endlich von Sara erzählt. Ich habe mich ja wirklich gefragt, wie die Autoren das authentisch hinbekommen wollen, nachdem Woche für Woche verging und das entscheidende Gespräch nicht stattgefunden hat. Denn natürlich ist es absolut nachvollziehbar, dass Clay nicht zwischen irgendwelchen Werbeverträgen beiläufig erwähnt, dass er verheiratet war und seine Frau gestorben ist, nachdem er so lange darüber geschwiegen hat, aber irgendwann und irgendwie musste Nathan es mal erfahren und ich habe schon befürchtet, dass der Anstoß zu diesem Gespräch von Quinn oder sogar von Dan kommen wird. Deshalb war ich wirklich extrem froh, wie dieses Problem nun gelöst wurde und dass vor allem niemand außer Clay und Nathan involviert war. Der Aufbau der Storyline war dabei wunderbar konsequent und hat mit Nathans wachsender Gereiztheit durch die immer neu auftauchenden Probleme seinen Ausraster absolut plausibel gemacht, während als Nebeneffekt auch der vergessene Geburtstag nicht nur in die Story eingebaut, sondern ausschlaggebend und grundlegend war.
Der einzige Wermutstropfen war für mich, dass das Gespräch zwischen Nathan und Clay so extrem abrupt abgebrochen wurde, nachdem gerade einmal die reinen Fakten ausgetauscht wurden, dass Clay eine Frau hatte und diese gestorben ist. Für diese Szene, die meiner Meinung nach einen neuen Abschnitt in der Freundschaft einleitet (oder zumindest einleiten sollte), hätte man sich ruhig ein, zwei Minuten mehr Zeit nehmen können, vor allem da es neben der Story um Brooke, Julian und Alex das einzige relevante Ereignis für die fortlaufende Gesamthandlung der Serie ist. Deshalb hoffe ich, dass es abseits der Hommage-Episode noch einmal thematisiert wird und nicht mit dieser zwar schönen und intensiven, aber zu kurzen Szene abgehandelt ist. Innerhalb der Hommage-Episode wurde man allerdings durch die weiteren "Sixteen Candles"-Anspielungen wie den roten Sportwagen und natürlich den Naley-Kuss über dem Geburtstagkuchen absolut entschädigt.
Clay told me that he doesn't believe in love and then you come along and I realized what he really meant was that he didn't believe in love with someone like me.
Im Gegensatz zu diesen zwei wirklich überzeugenden Handlungssträngen waren bei dem Date von Mouth und Kylie und deren Zickereien mit Quinn einzig die Referenzen auf die Hughes-Filme gelungen, während die darüber hinaus gehende Handlung doch ziemlich oberflächlich und deshalb überflüssig blieb. An sich finde ich es ja wirklich toll, dass Nebenfiguren nicht mehr einfach fallen gelassen werden, doch ähnlich wie bei Devon in #6.21 Wenn Träume wahr werden wurde mit Kylie in dieser Folge einem Charakter viel mehr Platz eingeräumt, als seine Bedeutung für die gesamte Serie rechtfertigen würde. Bis zu dieser Folge war eigentlich schon die Bezeichnung "Nebencharakter" für Kylie eine Übertreibung und plötzlich soll man ihr die tiefgründigsten Gedanken (die sie wohlgemerkt völlig betrunken von sich gibt) abkaufen?
Da Kylies Verhalten und ihre Äußerungen überhaupt keine Wirkung auf Quinn hatten, hätte man sich die Story um die zwei Damen wirklich sparen können, denn außer ein paar guten Sprüchen ("How American of you to pick a fight you can't win!"), hatte sie nichts zu bieten, das irgendeinen Charakter oder eine Beziehung oder die Handlung an sich weiterbringen würde. Statt sich auf das Date zwischen Mouth und Kylie zu konzentrieren, das eventuell ein Ansatzpunkt für eine Mouth/Millie-Storyline wäre (auf die man nach Mouths Rückkehr schließlich immer noch wartet…), hat man zwei angerissene Handlungsstränge, die beide jeweils durch eine Szene etwas Pseudo-Tiefe bekommen sollen, was allerdings nicht funktioniert. Die ganze Geschichte war zwar nicht unbedingt sinnlos, aber sie war zwecklos und das ist für mich mindestens ebenso enttäuschend.
I'm all alone in the house? I'm all alone in the house!
Dann doch lieber nur die Hughes-Referenzen ohne den verzweifelten Versuch, eine künstliche Story einzubringen! Genau das haben wir bei Jamie und es funktioniert einwandfrei, weil man die Szenen auf ein absolutes Minimum reduziert und darin trotzdem wunderbar die Eckpunkte von "Home Alone" durchgespielt hat: Eine kurze Szenen-Collage, wie Jamie das Haus auf den Kopf stellt und das tut, was er will, die "Bedrohung" durch Junk und Fergie und ein angemessen kurzer Kampf, bis Jamie erkennt, um wen es sich bei den "Einbrechern" handelt und am Schluss die schöne Familien-Wiedervereinigungs-Szene. Das einzige, was die Autoren hier leisten mussten, war die möglichst plausible Einbettung in die ganze Folge und die fand ich vor allem durch die Verknüpfung mit Haleys vergessenem Geburtstag wirklich gelungen.
Fazit
Wenn man die Folge ausschließlich als Hommage an John Hughes betrachtet, hätte sie definitiv die volle Punktzahl verdient. Von kleinen Anspielungen in einzelnen Szenen bis zur kompletten Adaption ganzer Filmplots war das komplette Spektrum an Referenzen auf sein Werk und seine Intentionen vorhanden und wurde liebevoll detailliert in Szene gesetzt. Allerdings muss man die Folge auch als "One Tree Hill"-Folge sehen und als solche hat sie in der Hälfte der Handlungsstränge nichts abgeliefert, was über diese eine Episode hinaus wichtig wäre, deshalb der Punktabzug vor allem für die Story rund um Kylie.
Lena Stadelmann - myFanbase
Die Serie "One Tree Hill" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Don't You Forget About MeErstausstrahlung (US): 01.02.2010
Erstausstrahlung (DE): 15.06.2015
Regie: Terrence Coli
Drehbuch: Les Butler
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