Review: #7.19 Jedes Bild erzählt eine Geschichte
Dass diese Folge vollgestopft und zerfahren wird, war eigentlich schon nach der Coda der letzten Folge absehbar, denn dort wurden bereits all die (mehr oder weniger belanglosen) Storylines angerissen, unter denen diese Folge nun zu leiden hat. Die einzige wirklich positive Ausnahme ist die Storyline rund um Haley, die sich aus dem Tod ihrer Mutter entwickelt hat und das Einzige war, das mich in dieser Folge berühren konnte.
Deep down inside your mom is still very sad that your grandma died.
Das lag vor allem daran, dass man Haleys Zusammenbruch und damit das Ausmaß ihrer immer noch andauernden Trauer zwar erst in den Schlussminuten sieht, aber schon während der gesamten Folge bei jeder Nahaufnahme ihres Gesichts, vor allem wenn sie alleine ist, offensichtlich wird, wie sehr sie unter dem Tod ihrer Mutter leidet und dass es ihr entgegen aller Beteuerungen keineswegs gut geht. Gerade im Gegensatz zu den fast schon künstlich wirkenden Gesprächen mit Quinn oder Brooke ist die Traurigkeit in ihren Augen umso erschütternder, wenn sie sich unbeobachtet fühlt und erzeugt eine Atmosphäre, von der die Folge ansonsten viel zu wenig hat. Bethany Joy Galeotti spielt diese Szenen absolut hervorragend, einziges Manko: die Autoren geben ihr zu wenige davon bzw. halten die Szenen, die sie hat, schmerzhaft kurz. Wieso unterhalten Brooke und Haley sich innerhalb von einer Minute auf einer Vernissage mal eben kurz darüber, dass die Mutter der einen gestorben ist und die andere keine Kinder bekommen kann, wenn gleichzeitig über zwei Minuten(!) lang Zeit für eine vollkommen überflüssige Kiss-Persiflage von Nathan und Jamie ist? Wieso ist Nathan am Ende der Folge überhaupt nicht überrascht, als Haley ihm von dem Schwangerschaftstest erzählt? Wieso fragt er nicht nach, warum sie ihm nichts davon erzählt hat? Und wieso muss ich mich die ganze Folge über mit Mouth, Lauren, Skills und ihren Liebesproblemen herumärgern, wenn dafür die wirklich wichtigen Gespräche derartig zu kurz kommen, dass man das Gefühl hat, es wäre die Hälfte davon herausgeschnitten worden?
Es ist unglaublich ärgerlich, dass die einzig richtig gute Storyline, die das oberflächliche Geplätscher der Episode immer wieder überraschend durchbricht, nicht die Möglichkeit bekommt, ihr Potential auszuschöpfen, sondern durch die unmögliche Vielzahl an Handlungssträngen ausgebremst wird. Die Szenen zwischen Nathan und Jamie beim Rasieren bzw. beim Vorlesen waren die einzigen, die mit der Intensität von Haleys Szenen auch nur ansatzweise mithalten konnten, und zwar genau aus dem Grund, weil hier die Gespräche nicht unzusammenhängend und wirr waren, sondern weil aus einer normalen Unterhaltung heraus schöne, tiefgründige Dinge angesprochen wurden. Sie fügen sich in ihrer Emotionalität in die stetige Steigerung von Haleys Szenen wunderbar ein, die mit deren Zusammenbruch am Pool am Ende der Folge ihren Höhepunkt erreicht. Das sind die Szenen, die ich in einer "One Tree Hill"-Folge sehen will: berührend, mitreißend und menschlich, aber davon gab es wie gesagt außer im Zusammenhang mit Haley so gut wie keine.
You're kind of liking calling me boyfriend again, aren't you? – Yeah, it has a nice ring to it, don't you think?
Zu dieser beklemmenden Traurigkeit bilden die frisch Wiedervereinten Brooke und Julian einen krassen Kontrast, weil bei ihnen einfach alles viel zu harmonisch ist. Das ist nach dem ganzen Beziehungsdrama völlig in Ordnung, aber es wäre doch schön gewesen, wenn man nach dem gut geschriebenen und vor allem mit tollen Dialogen gespickten Drama ein abschließendes Gespräch gesehen hätte, denn Brookes Entschuldigung am Ende der letzten Folge zählt für mich in dieser Hinsicht nicht wirklich. Ja, sie hat sich dafür entschuldigt, dass sie Alex geschlagen hat, aber es gab noch immer keine Erklärung für ihr Misstrauen Julian gegenüber bzw. wieso sie dieses Misstrauen nun plötzlich nicht mehr hat, nur weil nun Alexander derjenige war, der Sex mit Alex hatte. Der einzige, der sich zu ihrer Trennung und zu ihrer Wiederversöhnung äußert, ist Julian – doch bei ihm gab es (zumindest für den Zuschauer) nie einen Zweifel daran, dass er Brooke liebt und dass er die Beziehung will.
Brooke hingegen war bis auf ihren versteckten Heiratsantrag am Strand die ganze Zeit enervierend passiv, wenn es um die Beziehung ging: sie hatte Zweifel, ob es gut gehen wird, wenn Julian und sie zusammen wohnen, sie hat ihm zugetraut, dass er sich auf Alex einlässt und sie war diejenige, die eine vorübergehende Trennung wollte. Und doch ist es Julian, der ihr ein (in Anbetracht der zu kurz gekommenen anderen Gespräche viel zu langes) Liebesgeständnis macht, während Brooke mehr oder weniger so tut, als hätte es überhaupt keine Trennung gegeben. Es ist schade, aber es kommt einem so vor, als könnten Brooke und Julian entweder eine gute Storyline haben (wie in Staffel 6 oder den meisten Folgen in Staffel 7) oder glücklich und dabei ziemlich langweilig sein. Bleibt abzuwarten, ob die Autoren das in den noch kommenden drei Folgen irgendwie besser ausbalancieren können, das Potential wäre zweifellos da.
Clay, I can be whoever you want me to be.
Die ganze Story rund um Clay und Psycho-Katie hat mich überraschenderweise nicht so genervt, wie ich es nach dem Ende der letzten Folge noch vermutet habe. Das liegt vor allem daran, wie Clay mit der ganzen Situation umgeht: anders als Nathan in der fünften Staffel mit Carrie weist er Katie sofort in ihre Schranken und macht ihr klar, dass er keinesfalls Interesse an einem Double seiner verstorbenen Ehefrau hat und vor allem erzählt er Quinn sobald sie alleine sind, was es mit Katie wirklich auf sich hat. Es soll also vermutlich, anders als bei Nathan und Haley, nicht auf ein Eifersuchts-/Beziehungsdrama hinauslaufen – davon hatten wir in der siebten Staffel mit Brooke/Julian/Alex ehrlich gesagt auch schon genug – sondern dadurch, dass Clay alle Karten offen auf den Tisch legt besteht viel eher die Möglichkeit, dass sich die Beziehung der beiden festigt, wenn sie das Katie-Drama gemeinsam durchstehen.
Allerdings fällt es mir trotzdem extrem schwer, an diese Storyline unbefangen heranzugehen und ihr eine Chance zu geben, weil mich trotz einer eventuell guten Umsetzung zwei Dinge an der Grundkonstellation so sehr stören, dass sie kaum auszumerzen sind. Das ist zum einen die Tatsache, dass wir es nach der vierten, fünften und sechsten Staffel schon wieder mit einem psychisch labilen Charakter zu tun haben und zum anderen vor allem, dass durch Katie als Doppelgängerin von Sara die schöne Liebesgeschichte von Clay und Sara und vor allem die tolle Chemie zwischen Robert Buckley und Amanda Schull im Nachhinein viel von ihrem Zauber verliert.
"Marry me" fixes everything.
Ziemlich ähnlich ist es mit der Storyline um Miranda, Grubbs und den Heiratsantrag, nur dass es hier so ist, dass ich die Grundkonstellationen von den beiden als Paar so passend und toll finde, dass eventuelle Schwächen in der Storyentwicklung nicht ganz so schwer ins Gewicht fallen. Dass zwischen den beiden etwas passieren wird, war absehbar, aber mir gefällt es noch nicht so wirklich, dass es durch eine mögliche Abschiebung zustande kommt, bzw. angesprochen wird. An sich fände ich die Idee interessant, dass nach der ersten Annäherung durch die gemeinsame Arbeit an Grubbs' Album das Konzept um ein mehr oder weniger erzwungenes Zusammensein ausgeweitet wird und sie noch vertrauter miteinander werden.
Doch damit das funktioniert, dürfte nicht von vornherein klar sein, dass Grubbs den Antrag nicht nur macht, um Miranda die Abschiebung zu ersparen, sondern weil er sie wirklich heiraten oder zumindest mit ihr zusammen sein will. So scheint es, dass man (vier Folgen vor Schluss der Staffel) unbedingt noch einen Katalysator benötigt, um die beiden zusammen zu bringen und die Frage ist, ob man es bei diesem angezogenen Tempo (und den ganzen übrigen Handlungssträngen, die ebenfalls in den kommenden Folgen aufgelöst werden müssen) schaffen kann, die schöne Dynamik der beiden zu erhalten oder ob sie mit zu viel Story in zu wenig Zeit untergehen.
That's just scandalous!
So viel also zur einzig sehr guten und den akzeptablen Storylines, die aber leider zumindest gefühlt nur die Hälfte der Folge ausgemacht haben. Der Rest der 42 Minuten wurde von mehr oder weniger unterhaltsamen, auf alle Fälle aber überflüssigen Handlungssträngen dominiert, die teilweise mit der Zeit einfach nur noch extrem genervt haben. Josh, Alex und das Sextape kann ich ja insofern noch als halbwegs relevant akzeptieren, als es die Geschichte um Julians Film betrifft, auch wenn ich mir keine halbwegs plausible Story denken kann, für die man dieses Sextape unbedingt brauchen würde. Brooke erlaubt Julian, Alex zu helfen – das war aber auch schon alles, was man in dieser Folge an Mehrwert von dieser Storyline erhielt.
Allerdings ist das mehr, als man von den anderen beiden behaupten könnte: Victorias Affäre mit Alexander und das Love Triangle um Mouth, Skills und Lauren waren nun wirklich absolut überflüssig und ich kann mir wirklich nicht erklären, wieso für so etwas in der absoluten Endphase der Staffel Screentime verschwendet wird. Während Victoria und Alexander wenigstens ganz amüsant sind, auch wenn die scheinbar obligatorische Cougar-Story mit Skills und Deb reichlich abgedeckt wurde, werden Mouth, Skills und Lauren mit jeder Szene mehr zum Ärgernis, das den Gesamteindruck der Folge extrem nach unten zieht. Nicht nur, dass Love Triangles an sich schon ziemlich nervig sind, nein, es muss auch noch ein Love Triangle zwischen Nebencharakteren sein, dass völlig grundlos aus dem Boden gestampft wurde und nun kostbare Screentime frisst. Mir ist sehr wohl bewusst, dass Lee Norris und Antwon Tanner im Hauptcast geführt werden, aber genau solche Szenen wie in dieser Folge, in denen ich gedanklich abschweife, weil sie total langweilig geschrieben und gespielt sind, bestätigen mich darin, Mouth, Skills und co. weiterhin als Nebencharaktere zu bezeichnen. Wäre wirklich schön, wenn Mark Schwahn das endlich auch einsehen würde und nicht krampfhaft versuchen würde, ihnen eine eigene Story aufzudrücken…
Fazit
Leider hatten die Hauptcharaktere viel zu wenig Screentime bzw. Material, um der Folge den nötigen Tiefgang zu verleihen. Zu viele relevante Gespräche wurden oberflächlich gehalten oder abgebrochen, während man sich als Zuschauer mit langweilig geschriebenen und gespielten Szenen von Nebendarstellern abgeben muss, deren Storys drei Folgen vor dem möglichen Serienfinale absolut niemanden interessieren und der gesamten Folge durch die unglaublich vielen Szenenwechsel mit Ausnahme von Haleys Verzweiflung und Traurigkeit jegliche Stimmung nehmen.
Lena Stadelmann - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Every Picture Tells A StoryErstausstrahlung (US): 26.04.2010
Erstausstrahlung (DE): 19.06.2015
Regie: Chad Graves
Drehbuch: William H. Brown
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