Bewertung

Review: #2.04 La Dame Blanche

Die Erlebnisse in Frankreich werden immer mitreißender und #2.04 La Dame Blanche erinnerte ein wenig an eine Schachpartie, in der zwei Parteien versuchen, den anderen geschickt auszumanövrieren. Denn nicht nur der Comte St. Germain hat einige Züge gemacht, um sich in eine gute Position für seine Rache zu bringen. Auch Claire und Jamie gelang der ein oder andere Schachzug und erfuhren dadurch einige Neuigkeiten. Gerade durch diese Handlungen konnte die Episode punkten.

"Ich muss dir etwas sagen. Randall ist am Leben."

Fangen wir doch mal damit an, wovor Claire seit den letzten Folgen am meisten Angst hatte: Jamie zu sagen, dass Randall noch am Leben ist. Wenn wir uns an #1.15 Im Kerker und #1.16 Erlösung zurückerinnern, kann man ihre Ängste vollkommen nachvollziehen. Wie sehr hat ihr Mann darunter gelitten, was ihm in der Gefangenschaft angetan wurde. Es war so schlimm, dass er von Willie und Murtagh erwartet hat, ihm beim Sterben behilflich zu sein. Somit ist es nachvollziehbar, weshalb Claire so lange gezögert hat, um ihm von den neusten Entwicklung in Bezug auf Randall zu berichten. Dennoch hätte wohl niemand damit gerechnet, dass er davon derartig begeistert sein würde, seinen Erzfeind noch am Leben zu wissen. Dies lässt sich kaum auf einen Schock zurückführen, sondern vielmehr auf die Rache, die Jamie nun ausüben könnte, auch wenn ich nicht glaube, dass es tatsächlich zum kaltblütigen Mord kommen wird.

Vielleicht ist Rache alleine auch das falsche Wort. Es ist vielmehr ein Befreiungsschlag für ihn, um mit den Ereignissen in Wentworth Prison besser fertig zu werden. Schließlich haben diese dazu geführt, dass die intime Beziehung zwischen den Frasers alles andere als gut gewesen ist. Wie oft haben die beiden versucht miteinander zu schlafen und immer wieder wurde Jamie durch die Empfindungen an die Ereignisse in Wentworth Prison erinnert, so dass er doch keine körperliche Intimität fertig brachte.

Der Knackpunkt liegt auch in der Ehre des Schotten. Bereits bei seiner Rettung war klar, dass er es sich wahrscheinlich nie verzeihen kann, von Randall gebrochen worden zu sein und dadurch seinem Verlangen nachgegeben zu haben. Für Jamie fühlte es sich damals wie ein Betrug an Claire an, auch wenn er sie durch das Einlassen auf Randall und auch das Zulassen von Gefühlen für seinen Peiniger beschützt hat und somit das Eheversprechen erfüllt hat, sie mit seinem Körper und Blut zu beschützen.

In gewisser Weise kann man so auch seine Argumentation in Bezug auf den Knutschfleck der Prostituierten nachvollziehen, wobei es ihm aber genau dadurch gelang, auch wieder auf Claire zu zugehen. Trotzdem ist wohl für jeden auch Claires Reaktion verständlich, die ihn nach den Ereignissen wieder zurück in das Leben geführt hat und die auf die körperlichen Intimitäten verzichtet hat, nun aber erfahren muss, dass jemand anders ihm nahe kam. Durch den deswegen aufkommenden Streit wird aber noch einmal deutlich, wieso es für Jamie so wichtig ist zu wissen, dass Randall noch lebt. Dieses Wissen ermöglicht es ihm, sich gegenüber Claire zu öffnen und vielleicht können sie jetzt zumindest beide bis zu einem gewissen Grad mit den Ereignissen in Schottland abschließen.

Die Vergiftung

Zu Beginn der Staffel hat Claire dafür gesorgt, dass sie sich mit dem Comte St. Germain ihren ersten Feind machen. Schon damals hatte er versichert, dass sie dafür bezahlen müsse und man konnte sich sicher sein, dass es sich dabei um kein leeres Versprechen handelt, dafür wirkte er viel zu wütend. Zudem konnte man davon ausgehen, dass seine Rache sehr schmerzhaft ausfallen wird, da der Comte sehr furchteinflößend wirkt und vielleicht auch einiges auf dem Kerbholz hat.

Es ist davon auszugehen, dass er jemanden damit beauftragt hat, Claire zu vergiften. Dafür spricht nicht nur, dass er sie mit Adleraugen beobachtet hat oder dass Raymond tatsächlich eine Art Gift vor einigen Monaten verkauft hat, sondern es ist gerade seine Bemerkung über Claires Amulett, die einen aufhorchen lassen. Natürlich ist sein Wissen über die Fähigkeiten des Steins kein Beweis dafür, dass er tatsächlich der Täter ist. Allerdings denke ich, dass er noch die ein oder andere böse Überraschung parat hat. Dennoch macht es unglaublichen Spaß, Stanley Weber bei seinem Spiel zuzusehen.

Die Vergewaltigung

Neben der Vergiftung an Claire gab es in dieser Folge auch noch ein wesentlich schrecklicheres Verbrechen, welches sich durch die kaputte Kutsche bereits in der Mitte der Episode abzeichnete. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das Rad der Kutsche ausgerechnet zu dem Zeitpunkt kaputt gegangen ist. Das aber nur am Rande. Extrem erschreckend war der Überfall auf Claire, Mary und Murtagh, vor allem weil das schüchterne Mädchen die Leidtragende ist, die noch in der letzten Folge ihre Angst vor dem Ersten Mal offenbart hat. Ausgerechnet sie muss auf eine sehr brutale und grausame Art ihren ersten Geschlechtsverkehr erleben, so dass sich all ihre Ängste tatsächlich bewahrheiten. Es ist fraglich, ob das zarte Mädchen diese traumatischen Ereignisse überhaupt verkraften wird. Denn ihre verständliche Reaktion auf Alex Randall zeigt bereits, wie tief der Schrecken bei ihr sitzt. Obwohl dieser absolut nichts dafür kann, erschreckt er sie fürchterlich durch seine Anwesenheit und bringt sich damit selbst in Lebensgefahr, als er von ihrem Onkel und ihrem Verlobten dabei gesehen wird, wie er bei dem Versuch sie zu beruhigen über ihr kniet. Es ist davon auszugehen, dass die Situation sicherlich auch nicht einfacher wird, wenn herauskommt, dass er und Mary verliebt sind, da sie ja schon jemand anderem versprochen ist.

Ich bin zudem mal gespannt, ob noch aufgeklärt wird, wer hinter dem Angriff steckt. Denn wieder ist es der Comte St. Germain, der sich in dieser Situation verdächtig macht, da er mitten im Kampf unbemerkt zusammen mit Prinz Charles Stuart das Anwesen verlässt.

Das Abendessen und die Bekanntmachung

Wer hätte gedacht, dass Jamie und Claire so clever sind und eine Affäre dafür benutzen, um an ihr Ziel zu kommen, also die Rebellion zu verhindern? Die Rede ist natürlich von Louise und Prinz Charles. Hier haben sich wirklich zwei gefunden, die sich nicht ähnlicher sein könnten. Sowohl Charles als auch Louise haben bereits klar gemacht, dass sie mehr Lust auf sexuelle Abenteuer haben, als auf ein auf Vertrauen aufgebautes Eheleben. So besucht Louise Veranstaltungen lieber ohne ihren Gemahlen und Charles kann von den Damen im Bordell nicht genug bekommen.

Interessant ist vor allem, dass die beiden eine Affäre haben bzw. hatten, die vielleicht am Ende für den Prinzen doch mehr Bedeutung hatte, als es zunächst den Anschein hatte. Denn er scheint sichtlich geschockt, als Jamie in der Absicht die Rebellion zu verhindern offenbart, dass Louise schwanger ist. Sicherlich begreift auch der Prinz, dass das Kind von ihm stammt und dass das der Grund für das Ende seiner Affäre mit Louise de Rohan ist. Allerdings ist auch zu befürchten, dass der Comte St. Germain den Liebeskummer des Prinzen ausnutzen wird.

Was sonst noch so war

  • Sehr amüsant war das Gespräch zwischen Murtagh und Fergus vor dem Hospiz. Schon mehr als einmal konnte man feststellen, dass der Schotte sich nicht für die Gefühlsbelange der Frauen interessiert. Es ist jedoch auch nicht verwunderlich, dass Fergus soviel von Frauen versteht. Immerhin ist er im Bordell aufgewachsen und hat sicherlich die ein oder andere Beobachtung gemacht.
  • Sehr gut hat mir gefallen, wie einfühlsam und vertrauensvoll die sexuelle Annäherung zwischen Jamie und Claire gestaltet worden ist. Auch ohne viele Worte spürte man, wie viel sich die beiden bedeuten und wie wichtig es für sie ist, sich auch körperlich wieder nahe zu sein.
  • Ich liebe es, wenn Jamie und Claire sich über etwas uneinig sind und dann auch noch versuchen, sich zu erklären. So wie beim Namen für das kommende Baby. Dalhousie klingt tatsächlich wie ein Niesen, wonach man nicht unbedingt ein Kind benennen sollte.
  • Interessant war ebenso das Gespräch zwischen Claire und Raymond. Damit ist nicht nur gemeint, dass er ihr vorausgesagt hat, dass sie Frank wiedersehen wird (was wir ja bereits wissen), sondern eher seine Aussage "Ich bin fasziniert von Dingen, die nicht aus dieser Zeit sind." Es klang sehr danach, als wüsste er mehr als er zugibt und stellt sein eigenes Wesen ebenfalls in ein anderes Licht.

Fazit

Durch einige kluge Schachzüge ist es den Machern mal wieder gelungen, eine unterhaltsame Folge zu kreieren und dabei neue und wichtige Fragen aufkommen zu lassen, deren Antworten in nächster Zeit von großer Bedeutung sein könnten.

Daniela S. - myFanbase

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