Bewertung

Review: #3.02 Unerträgliche Glut

Wenn ich mich an die erste Staffel zurück erinnere, dann bin ich dankbar, dass die Autoren diesmal bei dem Ausbruch einen anderen Weg eingeschlagen haben: Einen viel schnelleren, denn Michael hat heute seine erste Hürde vom Ausbruch geschafft und wir konnten ihm endlich wieder dabei zusehen, wie er im Null komma Nichts einen Plan zusammenbastelt, der ihm dem Ausbruch ein Stück näher bringt.

Der Aufstand der Meute

Schon in der letzten Episode haben wir einen Eindruck von Sona bekommen und welche Zustände dort herrschen. Heute haben wir ein wenig mehr erfahren. Lechero ist der Anführer, der König unter den Verbrechern. Das wussten wir schon, allerdings ist sein Amt nicht immer einfach. Respekt hat man nicht, sondern muss sich ihn verdienen. Als das Wasser knapp wurde, war nichts mehr in den geregelten Bahnen und Lechero musste sich mit den eigentlichen Gefängniswärtern in Verbindung setzen. Da hat man erst mal gesehen, dass er vielleicht innerhalb der Gefängnismauern der mächtigste Mann ist, außerhalb jedoch nicht mehr als ein gewöhnlicher Verbrecher, der seinen Willen nicht durchsetzen kann, sondern in der Hand vom Militär ist. Sie haben die Macht, indem sie bestimmen können, wann das Wasser kommt und wann nicht.

Da Lechero also kein Wasser herzaubern konnte, verlor er auch immer mehr an Macht. Durstige Menschen haben eben nichts anderes im Kopf, als ihr Überleben. Da ist es egal, ob sie sich mit jemanden anlegen, der eigentlich der Herrscher ist. Solange er ihre Grundbedürfnisse nicht befriedigen kann, hat er den Thron auch nicht verdient. Glück für Lechero, dass Michael sich im Gefängnis befand und etwas von ihm wollte und ihm somit seine Macht wieder gegeben hat. Und "sportlich" von Lechero, dass er auf Michaels Bedingung eingegangen ist, nachdem dieser das Wasser wieder hat fließen lassen. Aber das ist wohl so was wie ein "Ehrenkodex", der auch unter Verbrechern besteht.

Neben diesem Handlungsstrang haben wir ganz nebenbei mal wieder gesehen, welche Unterschiede zwischen Fox River und Sona bestehen. In Sona ist es ein leichtes, sich unbekümmert im Gefängnis zu bewegen und die einzelnen Räume und Gegebenheiten zu erkunden. Das war in Fox River nicht möglich. Dafür konnten unsere Ausbrecher in Chicago mit Leichtigkeit über die Mauer, da sie nur ein Kabel entlang mussten. Die eigentlichen Mauern von Sona zu verlassen wird hier jedoch die größte Herausforderung, denn genau dort warten die Wachen mit ihren Gewehren und zögern nicht einen Moment zu schießen.

They told me that your brother got all the brain, but I didn't realise that you were that stupid

Susan bietet extrem viel Hass-Potenzial und genau das gefällt mir an ihr. Die Szenen zwischen Lincoln und ihr waren kurz, aber haben mir wirklich gut gefallen. Zuerst die kurze Unterhaltung zu Beginn, als sie Lincoln sofort klar macht, dass sie ihre Zeit nicht verschwenden will und deswegen diesen ganzen Smalltalk auslassen will, der üblicherweise immer stattfindet, indem Lincoln ihr drohen würde und so weiter. Abscheulich schön dargestellt – man hasst sie wirklich und wünscht sich nur, dass Lincoln dieser Frau irgendwann einfach mal kräftig in den Hintern tritt.

Auch die zweite Szene in Lincolns Hotelzimmer war einfach nur großes Kino. Wie Susan auf Lincoln gewartet hat und meinte, dass sie zwar wusste, dass Michael das "Gehirn" der beiden Brüder wäre, sie aber nie geglaubt hätte, dass Lincoln so wenig auf dem Kasten hätte, war schon harter Tobak. Aber auch wenn Michael vielleicht der intelligentere Bruder ist, so ist Lincoln alles andere als dumm, denn er hat sich natürlich abgesichert und das Buch, was Susan von ihm wollte, noch einmal gekauft, um das Original behalten zu können.

Wie auch immer es mit den beiden und deren unfreiwilliger Zusammenarbeit weitergeht, ich freue mich jetzt schon auf weitere Szenen, denn es passt einfach alles. Die Interaktion der beiden kommt schon fast an die von Michael und Mahone heran, allerdings nur fast.

Ich muss sowieso sagen, dass ich Dominic Purcell immer besser finde. Nicht, dass ich ihn jemals "schlecht" gefunden hätte, aber er hatte bisher meiner Meinung nach eher immer den Schattenplatz hinter Wentworth Miller. Aus diesem Schatten ist er jedoch meiner Meinung nach raus getreten und seine Mimik und Ausdrucksweise gefallen mir sehr gut und ich finde den Charakter extrem glaubhaft und mag Szenen mit ihm unheimlich gerne.

Wenn ich schon mal bei Lincoln und Michael bin, dann muss ich auf jeden Fall noch mal kurz die Szene zwischen beiden am Gefängniszaun erwähnen. Der kurze Moment, als Michael sagte, dass er alles tun würde, um LJ und Sara zu retten oder bei dem Versuch sterben würde, war schon hart. Die Antwort von Lincoln, dass er sofort den Platz mit Michael tauschen würde, wenn er könnte, war noch härter. Ich will einfach immer wieder mehr solcher Szenen zwischen den beiden sehen! Großes Kino!

What's his story? – I don't know. Maybe it's better this way

Ein riesiger Pluspunkt in dieser Episode war die Tatsache, dass James Whistler jetzt schon gefunden wurde. Alles andere wäre reine Zeitverschwendung gewesen. In der letzten Episode wurde er von Bellick entdeckt und wie es nun mal so ist, verbreitet sich so etwas extrem schnell. Da war es nur eine logische Konsequenz, dass dieser Handlungsstrang schnellsten aufgelöst werden musste, schließlich war ja auch so etwas wie ein "internes Gefängnis-Kopfgeld" auf ihn ausgesetzt. Genau das geschah, aber dazu später mehr.

Viel haben wir noch nicht von dem Mann erfahren, für den Michael ins Gefängnis gesteckt wurde, und diesmal kann ich Michael leider gar nicht zustimmen, denn ich würde mich riesig freuen mehr von ihm zu erfahren.

Erfahren haben wir zumindest, dass er den Sohn des Bürgermeisters bei einer Kneipen-Schlägerei getötet hat und dafür einsitzt. Es scheint deswegen einen politischen Interessenkonflikt zu geben und die Company ist mehr als interessiert darin, dass sie Whistler bekommen. Seine Freundin, Sofia Lugo, hat keine Ahnung, dass Michael James aus dem Gefängnis holen soll, aber er hat ihr eine Nachricht übermittelt, die sie zu einem Schließfach gebracht hat, in dem sich ein Buch über Vögel befand, was nun allerdings in Lincolns Besitz ist.

Was sagt uns das? Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Aber dieses Buch über Vögel muss einen Sinn haben und hoffentlich viele Hinweise beinhalten, die Lincoln entziffern kann. Vielleicht kann auch Michael selbst James ein wenig befragen und seinen Grundsatz ablegen, dass er nicht viel über James wissen will, denn wie sagt man so schön: "Wissen ist Macht" und dem sollte Michael sich bewusst werden.

Mahone zwischen Entzug, Wahnsinn und Verzweiflung

Dieses Mal bekommt William Fichtner von mir den Preis für die überzeugendste Darstellung. Für mich lebte diese Episode hauptsächlich durch ihn und seinen Charakter Alex Mahone.

Schon zu Beginn der Episode haben wir aus dem Augenwinkel gesehen, dass der Entzug immer schlimmer für Alex wird. In der letzten Episode hat er die letzten Pulverreste seiner Pillen verbraucht und nun steht er völlig ohne seine Drogen da. Das muss ihn fertig machen, denn ein Entzug ist niemals leicht, ein kalter Entzug ist extrem hart und ein kalter Entzug an einem Ort wie Sona, muss einfach die Hölle sein.

Als Alex dann seine Chance wittert aus Sona rauszukommen, nachdem Michael ihm mehr als deutlich gemacht hat, dass er niemals mit Alex zusammen arbeiten wird, nutzt er diese Chance und macht sich auf die Suche nach Whistler. Er findet diesen, wird jedoch sofort von drei anderen Typen dabei gesehen. Doch Alex schnappt sich ein Rohr und verdeutlicht, dass niemand ihm zu nahe komme soll – was auch keiner tut, denn den Eindruck, den alle anderen von Alex haben ist der, dass er einen Insassen ermordet und seine Stimme gegen Lechero erhoben hat. Außerdem macht er generell einen ziemlich schrägen Eindruck, den man als Zuschauer natürlich auf seinen Entzug zurückführen kann, als Insasse allerdings nicht und deswegen wohl besser einen Bogen um Alex machen sollte.

Michael versucht einen Schritt auf Alex zuzumachen, doch dieser lässt ihn nicht – völlig verständlich. Schade eigentlich, aber es wäre einfach zu unrealistisch, wenn die beiden sich sofort angefreundet hätten. Die Enttäuschung und Verzweiflung, als Alex erfahren musste, dass Whistler nichts mehr wert ist, hat mich selbst ein wenig überwältigt und ich hoffe inständig, dass Michael nun einen (weiteren) Schritt auf ihn zumacht und die beiden zusammen mit James aus Sona verschwinden.

Sucre, T-Bag und Bellick

Viele haben darauf gewartet, endlich wieder etwas von Sucre zu sehen. Mich haben die Szenen mit ihm allerdings ein wenig "gestört" in der Gesamthandlung. Es war nett zu erfahren, dass es Maricruz gut geht und dass Bellick ihm damals alles nur vorgespielt hat, um an das Geld zu kommen. Gefreut hat mich an dieser Sache vor allem, dass wir Camille Guaty selbst gesehen haben und somit die Hoffnung hegen können, dass es noch weitere Gastauftritte von ihr geben wird, auch wenn sie nun zum Hauptcast von "Las Vegas" gehört. Sucres Entwicklung selbst ging auch sehr schnell, da er sich sofort an Lincolns Worte "gehalten" hat und eingesehen hat, dass er Maricruz und sein Kind eher in Gefahr bringt, als dass er sie schützen könnte. Somit können wir nun hoffen, dass er sich auf Lincolns Seite schlägt und hilft, Michael aus Sona raus zu bekommen.

T-Bag ist und bleibt der Alte. Einfach nur ekelig und abartig und immer nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Schön, dass dieser Charakter konsequent bleibt und keine menschlichen Züge bekommt! Bellick hingegen ist ein sehr diffuser Charakter. Ich weiß nie, ob ich ihn hassen soll, oder ob ich Mitleid mit ihm haben soll. Seine Handlungen kann ich in seiner jetzigen Situation nachvollziehen, denn er will einfach nur ein einigermaßen, den Umständen angepasstes Leben führen und Kleidung und Essen haben, dennoch finde ich ihn in seiner Art immer wieder abstoßend. Auf der anderen Seite hatte ich totales Mitleid mit ihm, als er Sucre darum gebeten hatte, dass dieser Bellicks Mutter anrufen sollte. Mensch, ein Mann der schon über 40 ist und nach seiner Mutter ruft, ist einfach nur extrem bemitleidenswert.

Wie dem auch sei, ich denke einer dieser drei Charaktere wird die Staffel nicht überleben. In Serien wie "Prison Break" müssen immer mal wieder Opfer gebracht werden und Zuschauer müssen vertraute Personen ihren Serientod sterben sehen. Diese drei Charaktere kommen derweil für mich in Frage im Laufe der Staffel selbigen zu sterben. Erstens, da ich denke, dass nach dem Ausbruch bzw. während des Ausbruches nicht immer noch Bellick und T-Bag, zusammen mit Alex, James und Michael und eventuell sogar noch Lechero, dabei sein können und einer auf der Strecke bleiben muss. Die neuen Charaktere kommen dabei für mich (noch) nicht in Frage, da sie zu neu sind und den Zuschauer emotional einfach (noch) nicht berühren. Zum anderen denke ich, dass man nicht die Handlung von allen Charakteren weiter verfolgen kann und es im Laufe der Staffel eher um die Brüder und die Company selbst geht, anstatt die alten Geschichten wieder aufzurollen. Deswegen würde ich zurzeit sogar Bellick am ehesten das Zeitliche segnen sehen.

Aber das soll vorerst nur eine Prognose sein, bei der man abwarten muss, ob sie so zutrifft, oder eher nicht.

Fazit

Selbst die zweite Episode konnte mich voll und ganz überzeugen und erhält nur ein paar Abzüge wegen einzelner, nicht so interessanter Handlungsstränge. Es ist auf jeden Fall schon wieder soweit, dass ich die nächste Episode kaum noch erwarten kann und endlich wissen will, wie es weitergeht, was nicht nur den Autoren, sondern auch den Darstellern selbst zu verdanken ist. Wenn die "Zeit" stimmt, die in der Episode angesprochen wurde, dann hat Michael jetzt noch sechs Tage Zeit.

Annika Leichner - myFanbase

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