Bewertung

Review: #3.13 Auf die Rettung folgt die Rache

Foto: Dominic Purcell & Wentworth Miller, Prison Break - Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
Dominic Purcell & Wentworth Miller, Prison Break
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Es ist soweit. Die dritte Staffel von "Prison Break" ist nun (leider verfrüht) zu Ende und es ist ungewiss, ob sich damit auch die Serie an sich für immer verabschiedet hat, oder wir noch eine vierte Staffel sehen werden. Potenzial ist in jedem Fall noch da und wir haben vieles gesehen, was auf den weiteren Verlauf der Serie schließen lässt.

Musste das sein?

Mir hat das Finale wirklich sehr gut gefallen, deswegen arbeite ich auch zuerst den Part ab, der mir gar nicht gefallen hat, bzw. den ich einfach überflüssig fand: Die Geschichte um McGrady.

Ich habe nie ein wirkliches Verhältnis zu dem kleinen Jungen aus Sona aufbauen können. Er war einfach ein unschuldiges Kind, dem man nicht gewünscht hat in so einer Umgebung seine Jugend zu verbringen. Sein Verhältnis zu Michael war auch nie so intensiv, als dass man sich mehr Szenen zwischen den beiden gewünscht hätte, er war einfach da, um einen Gegenpol zu den brutalen Insassen darzustellen und Michael immer wieder daran zu erinnern, dass er im Grunde ein guter Mensch ist und das alles nicht verdient hat.

Dass er bei dem Ausbruch dabei war und sein Vater eine wichtige Rolle übernommen hatte, konnte ich noch verkraften, wobei ich auch das schon allein ein wenig überflüssig fand. Dass wir in der finalen Episode allerdings noch so viel von ihm sehen mussten, wobei eigentlich ja klar war, dass man ihn durchkommen lassen und ihm ein normales Leben schenken wird, hat mich gestört und hat für mich auch vieles von dem Tempo rausgenommen. Emotionale Momente gab es genug, die mussten nicht noch von McGrady ausgehen.

Sucre, T-Bag und Sona

Wie ich schon in meinen anderen Reviews geschrieben habe, war Sucre für mich einer der überflüssigsten Charaktere dieser Staffel. Auch die Tatsache, dass er ein bedeutender Teil des Ausbruches war, hat dieses Gefühl nicht wett gemacht. Zu sehr wurde wieder auf seiner Geschichte mit Maricruz rumgeritten, die mir langsam wirklich zum Halse raushängt, und zu unbedeutend waren seine eigenen Handlungsstränge. Demnach hätte er durch jeden x-beliebigen Charakter ersetzt werden können...

Im Finale hat er nun noch einmal einige Szenen gehabt, in denen er hauptsächlich gefoltert wurde, damit er verrät, wo sich Michael aufhält. Natürlich ist Sucre einer der besten Freunde von Michael und hat dieses Geheimnis keine Sekunde preis gegeben. Ganz ehrlich, so sehr ich das auch schätze, kann ich es nicht wirklich nachvollziehen. Sucre war ein (mehr oder weniger) freier Mann, der alles für seine Familie tun wollte und Michael geholfen hat, als er von dem Schicksal von Sara und LJ gehört hat. Jetzt steht er kurz vor dem Tod und sagt kein Wort, weil ihm seine Freundschaft zu Michael wichtig ist? Vielleicht bin ich aber auch einfach kein Mensch, der innerhalb von ein paar Wochen ein so starkes Vertrauen zu einer Person aufbaut, dass dessen Leben mir wichtiger ist, als mein eigenes.

Aber natürlich wurde Sucre dann doch nicht getötet, sondern teilt sich nun, wie in alten Tagen, eine Zelle mit T-Bag und seinem ehemaligen Wärter Bellick. Wo wir auch schon beim nächsten Thema wären. Bellick ist diesmal eigentlich keinen Kommentar wert, da er nicht wirklich eine Rolle in dieser Episode gespielt hat. Das einzig erwähnenswerte ist wohl, dass er gänzlich alles von seinem alten Charakter verloren hat, ein weinerliches Kind geworden ist, dass nur noch Angst um sein Leben hat und die Misshandlungen aus #3.12 Hell or High Water anscheinend sehr gut überstanden hat.

Im Gegensatz dazu hat T-Bag immer noch alles von dem, was seinen Charakter schon in der ersten Staffel ausgemacht hat und ich muss zugeben, dass ich ihn abartiger denn je finde. Das beweist aber mal wieder, dass er definitiv einer der interessantesten Charaktere der Serie ist. Nachdem der Ausbruch nicht gelungen ist, hat T-Bag sofort geschaltet und wusste, dass er sich das Leben in Sona nun so angenehm wie möglich gestalten sollte. Also nutzt er sein Verhältnis zu Lechero, von dem er weiß, dass er noch extrem viel Geld auf die Seite gelegt hat, und trickst diesen aus. Nachdem er sich die Garantie für 50.000 $ gesichert hat, bereitet er seinem ehemaligen Patron einen Abschluss, indem er ihn kurzerhand erstickt. Brutale Szene, die aber wie die Faust aufs Auge zu unserem lieben T-Bag passt.

Nachdem er eine – meiner Meinung nach völlig fehl platzierte – romantische Szene mit Schwester Mary Francis hatte, ist er zurück und hat seine neue Position verkündet. Ich denke, der Mann wird sich seinen Chefposten dort sichern und der neue Sheriff von Sona werden.

Obwohl mich diese Szenen rund um Sona nicht wirklich interessiert haben, mussten sie dennoch im Finale vorkommen, denn ansonsten wäre es sehr unkonsequent gewesen. Gerade die letzten Episoden haben sich ja immer auch um Lechero, T-Bag, Bellick und Sucre gedreht und wenn man nun nichts von ihnen und ihrem Schicksal gesehen hätte, dann wäre es wohl noch enttäuschender gewesen. Doch für mich ist das Kapitel Sona damit fast abgeschlossen und ich hoffe, dass in einer eventuellen vierten Staffel der Fokus erst einmal auf anderen Handlungssträngen liegt und wir erst später sehen, was eigentlich in Sona geschehen ist. Das muss dann auch nicht wirklich lang gezogen, sondern in ein/zwei Episoden abgehandelt werden.

Welcome to the real world

Susan/Gretchen hat diesmal definitiv das ausgesprochen, was ich immer gedacht habe: Sofia, wach auf! Obwohl ich ihren naiven Glauben in Whistler, den Mann, den sie über alles liebte, irgendwie immer süß fand, hat es mich doch aufgeregt, dass sie die eindeutigen Zeichen nie erkannt hat - wobei sich mir natürlich immer wieder die Frage stellt, ob sie die Zeichen wirklich nie erkannt hat.

Als sie James nun gegenüber steht und ein angenehmes Leben haben könnte, spricht sie ihre Unsicherheit endlich aus und muss erfahren, dass James sie die ganze Zeit angelogen hat. Nicht eine Geschichte stimmte und Sofia hat sich in einen Mann verliebt, den es gar nicht gibt. Das muss ein harter Schlag gewesen sein, doch auf der anderen Seite denke ich, dass sie einfach die Gewissheit wollte, um später nichts zu bereuen. Denn wenn man eine Person so sehr liebt, wie sie es getan hat, will man wahrscheinlich einen ordentlichen Schnitt haben, ohne noch einen Funken Ungewissheit zu haben, der einen eventuell Nächte lang wach liegen lässt. Nun ist diese Ungewissheit passé, da sie weiß, dass alles eine Lüge war, und sie kann sich nun vollkommen von James abkapseln, was sie ja auch gleich getan hat. Manchmal muss man die Wahrheit eben von der Person hören, die man geliebt hat, damit man mit diesem Kapitel für immer abschließen kann.

Ob es nun eine Zukunft für sie und Lincoln gibt? Viele wollen davon nichts wissen, ich für meinen Teil mochte ihre Szenen immer gerne und bin deswegen sehr froh, dass sie das Finale überlebt hat und wir einen kleinen Einblick in die Zukunft bekommen haben, als LJ und Lincoln bei Sofia im Krankenzimmer standen. Vielleicht ist es den dreien nun vergönnt, eine gemeinsame Zukunft aufzubauen und ein gemeinsames Leben zu führen. Gefühle scheinen bei beiden Seiten definitiv da zu sein, was man nicht nur in dieser, sondern auch in den vorangegangen Episoden gesehen hat.

Der Glaube an AlMi

Mein größter Schock war natürlich die letzte Szene mit Alex. So sehr ich darauf hoffte, dass Michael jeden Moment in die Bar kommen würde, da die beiden ein Abkommen geschlossen hatten, so sehr wurde ich enttäuscht, als auf einmal Whistler, der natürlich zur Company gehörte und nie ein Unschuldslamm war, zu ihm kam. Ich bin natürlich erst mal mehr als glücklich, dass auch Alex in einer eventuellen vierten Staffel noch einen wichtigen Part spielen wird, allerdings hatte ich es mir anders vorgestellt.

Jedoch gebe ich meinen Glauben an dieses "Dreamteam" nicht auf und hoffe einfach, dass das Misstrauen, dass Alex Whistler die ganze Zeit entgegen gebracht hat, dazu führt, dass er und Michael irgendwann ein Abkommen geschlossen haben, dass besagt, dass Alex undercover arbeitet und die beiden die Company hochnehmen wollen, da sie beiden das Leben zerstört hat. Denn schließlich kann Alex doch nicht einfach vergessen, was die Company auch ihm und seiner Familie angetan hat...

Das wäre natürlich mein Traum und ich hoffe es wird auch irgendwann einmal so enden, ansonsten muss Michael sich (erneut) warm anziehen, da er nun Gegner hat, mit denen nicht zu spaßen ist.

Doch gehen wir wirklich einmal davon aus, dass es nie ein "Dreamteam" namens AlMi gab und geben wird. Dann stellt sich natürlich sofort die Frage, seit wann Mahone und Whistler zusammen arbeiten. Ihr erstes Zusammentreffen war im Keller des Gefängnissen in #3.02 Fire/Water und da schien es nicht so, als würden die beiden sich kennen. Demnach muss sich alles in Sona abgespielt haben, was jedoch auch erst später geschehen sein kann, da Alex zu Beginn mehr als misstrauisch gegenüber Whistler war. Es muss also etwas zwischen den beiden geschehen sein und es muss einen Grund geben, warum James seine wahre Identität an Alex verraten hat. Das ist für mich einer der spannensten Punkte, die in der neuen Staffel aufgegriffen werden sollten.

Was wird uns erwarten?

Nachdem Michael nun noch einmal von seinem Neffen an das tragische Schicksal von Sara erinnert wurde, ist ihm eins klar geworden: Er will Rache! Und die wichtigen Informationen dafür hat er nun dank Sofia auch. Mit einer Akte unterm Arm hat er sich von seinem Bruder getrennt und geht nun seinen eigenen Weg, um Susan/Gretchen aus der Welt zu schaffen und den Tod seiner Freundin (und der vielen anderen) zu rächen.

Natürlich stellt sich die Frage, ob Michael fähig ist, einen Mord zu begehen. Die erste Gegenüberstellung von ihm und Susan hat angedeutet, dass er es nicht kann. Doch dann gab LJ ihm die Rose von Sara, die Michael ihr in der ersten Staffel gegeben hat und die sie bis zu ihrem Tod bei sich trug. Das erinnerte Michael natürlich noch einmal an seinen Verlust und wird ihn auch immer daran erinnern. Und genau dieser Punkt ist, denke ich, entscheidend, da er Michael motiviert hat, auf die "Jagd" zu gehen und das Bild von der Rose und der Waffe auf dem Beifahrersitz hat für mich Bände gesprochen.

Der Abschied der beiden Brüder ist natürlich tragisch, aber auch auf eine gewisse Art und Weise konsequent. Es ging darum, dass Lincoln lebt und nicht für eine Tat sterben muss, die er nie begangen hat. Dass sie damit eine Lawine ins Rollen gebracht haben, die nun nicht mehr aufzuhalten ist, war nie die Intention. Doch was bleibt Michael nun noch? Er hat kein Leben mehr, was sich zu leben lohnen würde. Er hat erreicht, was er wollte und seinen Bruder und seine Neffen in Sicherheit gebracht, doch seine große Liebe konnte er nicht retten und demnach macht er sich auf den Weg, um Gerechtigkeit zu üben und Saras Tod nicht einfach so stehen zu lassen. Dass Lincoln seinem kleinen Bruder nicht helfen kann bzw. will, finde ich auf eine gewisse Art und Weise auch nachvollziehbar, da er einen Sohn hat, den es zu beschützen gilt und der sich diesem Kampf nicht aussetzen sollte, da er erst 16 Jahre alt ist und schon genug erleiden musste.

Ich denke allerdings, dass dies kein Abschied für immer war und die Brüder sich noch einmal vereinen, wenn einige Dinge geklärt sind und LJ (und Sofia) in Sicherheit sind. Außerdem wird Lincoln ja eigentlich auch gesucht, da er ja den Bus überfallen hat, um seinen Bruder aus dem Gefängnis zu holen. Wir haben zumindest in der letzten Episode gesehen, dass die Polizei deswegen Zeugen vernommen hat und das würde doch nicht einfach so gezeigt werden...

Whistler, Alex und Susan/Gretchen machen sich derweil auf einen Angriff von Michael gefasst und müssen gleichzeitig noch das Vogelbuch wieder bekommen. Ich verstehe bis heute nicht, warum Susan James das Buch einfach so gegeben hat, ohne eine Kopie davon anzufertigen. Anscheinend sind wichtige Informationen in dem Buch enthalten (jetzt wo die beiden zusammen arbeiten, macht es auch endlich mehr Sinn, warum James eine Notiz über Mahone in dem Buch hatte) und man sollte sich doch immer absichern, wenn man ein wichtiges Dokument hat.

Die Verbindung zu Sona ist (leider) auch noch gegeben, da T-Bag das Vogelbuch hat, was ihm vielleicht irgendwann die Freiheit schenken könnte, und Sucre auch dort einsitzt und Michael das sicherlich irgendwann erfahren wird.

Fazit

Wenn wir es hier mit einem Serienfinale zu tun haben, dann ist dieses mit einem sehr offenen Ende bestückt. Es gibt noch viele offene Fragen nach drei Staffeln "Prison Break", allerdings müssen diese nicht unbedingt für mich beantwortet werden. Selbst wenn wir keine vierte Staffel mehr bekommen, finde ich, dass es kein durchaus schlechtes Finale gewesen wäre. Dennoch betrachte ich dieses Finale lieber erst mal als Staffelfinale und gebe deswegen auch mehr Punkte, da ich die Cliffhanger recht interessant finde.

Annika Leichner - myFanbase

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