Bewertung

Review: #4.04 Adler und Engel

Und weiter geht's mit der rasanten Fahrt, die sich Staffel vier nennt. Obwohl, dieses Mal geht es etwas gemächlicher zu und es bleibt mehr Zeit, sich mit den Charakteren auseinander zu setzen.

Die zweite Karte

Am Ende der Folge haben Michael und Co es geschafft, auch die zweite Karte herunterzuladen und sind einen guten Schritt weiter, Scylla zu komplettieren. Zwar war es auch dieses Mal nicht sonderlich schwierig, an die Informationen zu gelangen, allerdings wurde wieder einmal klar gestellt, dass die Gruppe nur als Team zu ihrem Ziel kommt. Der bisherige Aussenseiter Bellick kann auch endlich mal beweisen, dass er zu etwas nützlich ist und begräbt so vorerst sein Kriegsbeil mit Lincoln, den er aus einer misslichen Lage gerettet hat. Allmählich wird die zusammengewürfelte Truppe zu einer eingeschworenen Gemeinde – nur Roland steht noch immer etwas außen vor. Ansonsten hat man erkannt, dass man weiter kommt, wenn man an einem Strang zieht.

Die Bergungsaktion der Karte war spannend inszeniert, wenngleich das Ziel nicht schwierig zu erreichen war. Die Company spielt Michael und Co unwissentlich die zweite Karte in die Hände, als der General Lisa Tabak verbietet, sofort abzureisen, um so nicht noch mehr aufsehen zu erregen. Glücklicher Zufall? Auch den muss es geben. Im Gegensatz zur ersten Staffel, wo Michael mit einem Hindernis nach dem anderen konfrontiert wurde, geht es bei dieser "Mission" relativ problemfrei voran. Der Zuschauer verdient es nach den vergangenen drei Staffeln auch endlich einmal zu sehen, dass die Gruppe ihr Schicksal selbst in der Hand hat und ein realistischer Weg aus der ganzen Misere führt.

Unverhofft kommt oft

Kaum erinnert man sich daran, dass T-Bag noch im Besitz des Vogelkundebuchs von Whistler ist, steht Besagter direkt vor einem. Manchmal gibt es schon Zufälle, die schickt einem der Himmel. Ich hätte nicht gedacht, dass Michael und T-Bag so schnell aufeinander treffen, doch es ist unbedingt notwendig gewesen, dass Michael weiß, dass ihr Unterfangen, alle sechs Puzzelteile von Scylla aufzuspüren, einen Sinn hat. Jetzt wo er weiß, dass T-Bag in der Stadt ist, hat er wieder ein konkretes Ziel vor Augen.

T-Bag ist selbst etwas überrascht, Michael und Lincoln in L.A. zu sehen und hat Glück, dass er nicht gleich von beiden windelweich geprügelt wird. So bleibt ihm genug Zeit, verkleidet als Cole Pfeiffer den Hinweisen in Whistlers Buch nachzugehen. Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass T-Bag und Michael irgendwann aufeinander angewiesen sind. T-Bag weiß noch nicht ganz genau, was er eigentlich auf der Spur ist, aber er ahnt, dass dies sein Schlüssel zu Michael sein kann und schnüffelt munter weiter.

Mutterseelenallein

Nach dem Tod von Bruce Bennett erkennt Sara, dass sie nun völlig alleine ist. Alle Bezugspersonen aus ihrem früheren Leben sind mittlerweile tot und nur noch Michael hält sie davon ab, vollends zusammen zu brechen. Was die Frau nicht nur körperlich, sondern auch emotional über sich hat ergehen lassen müssen, würde wohl die stärkste Persönlichkeit aus der Bahn werfen, doch Sara vertraut Michael und hofft auf eine Zukunft mit ihm fernab all der Gewalt. Michael tut sein möglichstes, um Sara eine Stütze zu sein, doch aufgrund seines Auftrags bleibt ihm nur wenig Gelegenheit dazu. Ich finde faszinieren, wie nah sich Michael und Sara sind, obwohl sie einander eigentlich gar nicht richtig kennen. Die meiste Zeit haben sie getrennt voneinander verbracht und trotzdem wissen sie, dass sie füreinander bestimmt sind. Not schweißt zusammen und es wäre beiden Charakteren zu wünschen, dass sie am Ende der Serie gemeinsam in den Sonnenuntergang fahren können.

So recht will aber noch niemand daran glauben, denn schon ist wieder jemand auf Saras Spur und der Zuschauer muss befürchten, dass der geschundenen Frau bald wieder eine schwere Prüfung bevorsteht, wenn der Auftragskiller, der ihren Ziehvater auf dem Gewissen hat, sie in die Finger bekommt. Mein Appell an die Drehbuchautoren: Bitte hört endlich auf, immer nur die Frauen zu malträtieren. Sara Tancredi hat mittlerweile mehr mitgemacht, als ein normaler Mensch aushalten kann.

Selbst wenn Sara dem Killer entkommen kann und die Company tatsächlich zerschlagen wird, so steht noch immer Michaels mysteriöse Erkrankung im Raum. Wieder hat er plötzlich Nasenbluten und aufgrund der Häufigkeit der "Anfälle" wird deutlich, dass dies nicht als harmlos abgetan werden sollte. Ich frage mich jedoch, wieso wir vorher noch nichts davon mitbekommen haben. Drei Staffeln lang war kein Anzeichen dafür, das Michael an irgendeiner Erkrankung leidet und nun plötzlich läuft ihm bei jeder Gelegenheit Blut aus der Nase. Natürlich macht das die ganze Geschichte etwas spannender, denn die Zuschauer wünschen sich für den Hauptdarsteller ein Happy End. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, das die Drehbuchautoren immer wieder neue Einfälle haben, die sie nicht komplett durchdacht haben und die sie einfach so in den Raum werfen.

Gretchen

Gretchen hatte ich im Laufe der letzten Folge schon wieder vergessen. Da sieht man mal, wie sehr man sich auf die Gruppe um Michael konzentriert. Gretchen geht es nicht sonderlich gut und ihre Erscheinung lässt vermuten, dass sie kein leichtes Leben hat. Die Company ist eigentlich nicht dafür bekannt, dass sie sich lange mit Leuten aufhält, die sie enttäuscht haben, bei Gretchen scheint man jedoch eine Ausnahme zu machen. Warum, das will mir nicht so recht einleuchten, vielleicht ja auch nur, weil man ein wenig Foltern will. Was soll Gretchen denn schon über Whistler wissen, was sie nicht schon längst verraten hat – immerhin hielt er sich wochenlang in Sona versteckt. Was erhofft sich die Company also aus der ganzen Folter von Gretchen – wir werden es hoffentlich noch herfahren.

Nebenbei bemerkt sind zwei Charaktere der vergangenen Staffel nun völlig untergegangen. Weder von Sofia, noch von LJ gibt es irgendein Lebenszeichen und auch Lincoln scheint keinerlei Gedanken an die beiden zu verschwenden. Ich hätte schon gerne gewusst, was die beiden so treiben. Suchen sie nach Lincoln? Sind sie noch in Panama? Oder haben es sich die beiden mittlerweile gemütlich gemacht und trinken Eistee unter der heißen Sonne Lateinamerikas? Auch hier zeigt sich einmal mehr, dass die Drehbuchautoren eben nur das bedingt einen großen Plan haben und eher spontan arbeiten, getreu nach dem Motto: Wie können wir das Publikum bei der Stange halten?

Fazit

Nach einigen rasanten Episoden nimmt man nun ein wenig Fahrt heraus und konzentriert sich etwas mehr auf die Charaktere. Allerdings werden hier vor allem Schwächen des Drehbuchs sichtbar, die ansonsten im Getöse quietschender Reifen untergehen würden. Und nun führt man auch noch einen Asiaten ein, der irgendwie seine Finger im Spiel hat und ebenfalls nach Scylla sucht. Wenn das mal nicht irgendwann zu konfus wird.

Melanie Brandt - myFanbase

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