Bewertung

Review: #5.04 Das Gefangenendilemma

Foto: Numan Acar & Wentworth Miller, Prison Break - Copyright: 2017 FOX Broadcasting Co.
Numan Acar & Wentworth Miller, Prison Break
© 2017 FOX Broadcasting Co.

Ich hatte ehrlich gesagt befürchtet, dass "Prison Break" sich selbst hemmt und man wie in einem Hamsterrad stecken bleibt, also Episode um Episode schaut und nicht vorwärts kommt. Diese Episode zeigt, dass die Macher diesen Fehler nicht begehen wollen.

"Unser Freund Poseidon ist gerade aufgetaucht."

Nachdem in der letzten Woche der Name Poseidon mehrmals gefallen ist, dreht sich die New-Yorker-Storyline ausschließlich darum. T-Bag hilft Sara und spürt Kellerman auf, den man - wie ich - natürlich erst mal in Verdacht hatte. Schnell wird klar, dass es wahrscheinlich die falsche Fährte ist. Kellerman gibt aufgrund von T-Bags Drohung auch direkt mal ein paar wesentliche Informationen, die man über Poseidon wohl weiß. Es handelt sich also um einen ehemaligen CIA-Agenten, der mit seinen Mitteln versucht, die Außenpolitik zu beeinflussen. Es wird erneut klar, dass es offenbar ein würdiger Gegner ist. Ob es sich bei Poseidon aber wirklich um Saras Ehemann Jacob Ness handelt, will ich erst mal noch anzweifeln. Dass er mit drin steckt, war irgendwie von Anfang an klar. Insofern ist es nicht so überraschend gewesen, dass er mit den beiden Killern zu sehen ist. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es da noch mindestens eine Ebene höher geht. Ich glaube nämlich nicht, dass die Macher der Serie wirklich jetzt schon mit dieser Info die Zuschauer aufklären. Michaels Gegner auch gleichzeitig Michaels Ersatz spielen zu lassen, ist auch irgendwie zu plump. Die Neugier ist jetzt aber um einiges größer als noch die letzte Episode, zumal Poseidon wirklich kein Kind von Traurigkeit zu sein scheint. Kellerman mal eben aus der Serie zu nehmen, ist auch ein starkes Stück. Immerhin konnte der vielleicht noch ein klein wenig Zwietracht säen. Das Ratespiel nimmt also wohl noch kein Ende, aber es gab hier deutliche Fortschritte und viel Neues. Und da T-Bag sogar noch ein bisschen Humor zeigte und die Fokussierung auf seine Person gut ausnutzen konnte, bin ich mit diesem Teil summa summarum ziemlich zufrieden.

"Wir sind in der Hölle. Die Frage ist: Willst du wieder raus?"

Michael hat nach dem missglückten Ausbruchsversuch nun ein Problem, weil ihm erstens die Zeit abläuft und zweitens Abu Ramal, der oberste Terrorist von ISIL, nicht mehr auf seiner Seite steht. Druck und Ungewissheit lassen dann aber doch Michaels Plan B zu. Neben den nicht ganz so interessanten Klassenkämpfen im Gefängnis gelingt ein recht unglaubwürdiger Ausbruch, der von Michael immer wieder schnelle Entscheidungen verlangt. In Summe tut man sich aber schwer, dass man so oft so dermaßen viel Glück haben kann. Das kennt man aber von früher.

Interessant und irgendwie überraschend finde ich eigentlich den weiteren Weg. Nachdem die Flucht aus dem Gefängnis gelungen ist, der Mehrwert im Vergleich zu allen anderen aber nur die Tatsache ist, dass man sich nicht mit dem 'Mob' konfrontiert sieht. Nun musste man sich auf den Oberschurken verlassen und gerät daher in einen Hinterhalt, der erneut vor allem durch Glück Bestand hatte. Als Königsmörder ist man nun vogelfrei. Zwar hat man das Gefängnis verlassen, letztlich ist man jetzt aber in einem ganzen Land gefangen. Das Konstrukt gefällt mir. Michael braucht mal wieder eine Herausforderung und schnell einen neuen Plan.

"Wo bist du, Michael?"

Der Rest der Episode hat Lincoln im Blick, der weiterhin als einziger Mensch gegen den Strom will. Während alle aus dem Gefängnis raus wollen, will er rein. Zuvor gibt es aber noch eine schöne Szene mit Sheba, die wieder deutlich macht, dass es sich hier um einen Love-Interest handelt. Da will man direkt mehr von haben, aber das geht in dieser Episode natürlich nicht. Lincoln muss Michael retten, denn deshalb ist er im Jemen. Und er kann sich auf seine neuen Freunde verlassen. Der Vater von Sheba hilft ihm ebenso wie der kleine Junge, der den TicTac-Mann so schnell ins Herz geschlossen hat wie den Kaugummi-Mann. Ein bisschen gemein war es dann schon, dass Lincoln endlich den Schlüssel hat, alle befreien kann und Michael gleichzeitig mit seinem Trupp "ausbricht". Lincoln muss also weiter suchen, während Michael versucht Abu Ramal zu hintergehen. Mit ISIL im Rücken ist Ramal natürlich überlegen und das Ende scheint gekommen. Doch hier hat Lincoln nun seinen heroischen Auftritt. Nachdem Abu Ramal seine Arroganz zum Verhängnis wird und der große Bösewicht nun offenbar tot ist (was bedeutet das eigentlich für die Ziele und die Strategie von Poseidon?), kann Lincoln mit dem Maschinengewehr einmal nur die Bösen niedermetzeln. Dann folgt eine kurze Flucht, weil man in der Unterzahl ist.

Zum Ende gibt es dann die lang ersehnte Reunion zwischen Michael und Lincoln. Sie können sich in die Arme nehmen und ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Das war tatsächlich berührend, aber beide bedeuten sich auch enorm viel. Lincoln hat selbst gesagt, dass er ohne Michael vollkommen verloren ist. Michael hat eine unglaubliche Odyssee hinter sich, bei der er seinen Namen leugnen musste und etliche Jahre im Knast saß. Eigentlich ist es kaum zu glauben, dass er immer noch so klar bei Verstand ist. Jedenfalls sind sie nun wieder vereint. Jetzt heißt es aus dem Jemen zu flüchten und dies ist eine neue Aufgabe: "Country Break". Auch das werden sie meistern.

Nebenbei bemerkt: Ich finde die neuen Charaktere zwar nett, aber insgesamt ziemlich uninteressant. Man merkt zwar, dass die Autoren sie nicht vollkommen ignorieren wollen und auch Hintergrundinformationen geben, aber irgendwie ist alles nur funktional. Emotional baut man mit den Neuen bisher noch gar nichts auf.

Fazit

Mit überraschenden Fortschritten nimmt diese Episode einige Hürden und sorgt für ein hohes Erzähltempo. Alle Protagonisten gehen mit ganz neuen Voraussetzungen in die nächste Episode. Gepaart mit den emotionalen Momenten ist das eine gelungene Episode, die zwar wie immer am Rande der Glaubhaftigkeit arbeitet, unter Berücksichtigung des guten Zufalls aber logisch sind. Das Agieren der Charaktere ist glaubhaft und die neuen Erkenntnisse machen Lust auf die nächste Episode.

Emil Groth – myFanbase

Die Serie "Prison Break" ansehen:


Vorherige Review:
#5.03 Der Lügner
Alle ReviewsNächste Review:
#5.05 Bauchgefühl

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Prison Break" über die Folge #5.04 Das Gefangenendilemma diskutieren.