Review: #5.07 Stiller Alarm
Während der Patientenfall zu Unstimmigkeiten und Diskussionen zwischen den Praxispartnern führt, bekommt Violet wenigstens ihr berufliches Leben so langsam wieder in den Griff. Dafür gleitet jedoch Amelias ganzes Leben durch ihre Drogensucht immer mehr aus den Fugen.
"She signed the donor card, so she can save a lot of people with her organs."
Wieder greift "Private Practice" beim Patientenfall ein Thema auf, welches umstrittener nicht sein könnte. Dieses Mal handelt es sich um die Schwierigkeiten der Organtransplantation, beziehungsweise um die Entscheidung, wann das Organ entnommen werden kann, um einem anderen Menschen das Leben zu retten. Die Schwierigkeit in dem Fall dieser Woche besteht darin, dass die hirntote Patientin von Jake schwanger ist und somit natürlich das Baby sterben wird, sobald der Frau die Organe entnommen werden. So müssen die Ärzte und am Schluss der Ehemann der Patientin entscheiden, ob durch die Organtransplantation einer anderen Mutter ermöglicht wird, weiterzuleben oder ob man versucht, das Baby, welches nur eine minimale Überlebenschance hat, zu retten.
Eine unglaublich schwierige Entscheidung bei der nun auch noch die persönlichen Gefühle der Ärzte einfließen. Jake hat zu seiner Patientin und deren Ehemann eine emotionale Beziehung aufgebaut, da sie lange bei ihm in Behandlung waren, als sie versucht haben, ein Baby zu bekommen. Durch die ständige Belastung der Behandlungen, um schwanger zu werden, ist sogar die Ehe der Patientin in die Brüche gelangen und Jake kann sich jetzt einfach nicht damit abfinden, dass dieses langersehnte Baby nicht überleben wird. Dem gegenüber steht Sam, der eine Patientin betreut, die zwei Kinder hat und nur durch eine Herztransplantation überleben kann. Auch er betreut die Patientin schon länger, kennt ihre Kinder und kann nicht verstehen, dass Jake an einem Baby festhalten will, das wahrscheinlich sowieso nicht überleben wird, da es noch viel zu klein ist.
Mir hat dieser Fall erneut sehr gut gefallen, vor allem weil man durch Jakes und Sams Einsatz für ihre Patienten, beide Seiten beleuchtet hat. Addison hat dazwischen so etwas wie die Vermittlerin gespielt und schlussendlich beiden klargemacht, dass die Entscheidung nicht in ihren Händen liegt, sondern in denen des Ehemanns von Jakes Patientin. Ich muss gestehen, dass ich Addison in dieser Folge mal nicht einfach nur nervig fand, vor allem deshalb, weil ihre künstliche Befruchtung dieses Mal nicht im Vordergrund stand, sondern eher ihre Schlichtungsversuche zwischen Jake und Sam. Außerdem bin ich froh, dass die Autoren die Storyline um das Scheitern der Ehe von Jakes Patientin nicht auf Sam und Addisons Beziehung übertragen haben, denn deren Probleme wurden in den letzten paar Folgen mehrmals durchgekaut, ohne eine Lösung zu finden und ich persönlich bin der Meinung, wenn bei diesem Handlungsstrang nicht endlich eine klarer Linie gezogen wird, dann will ich davon nichts mehr sehen und nichts mehr hören.
Enttäuscht bin ich immer noch darüber, dass Jake außer seinen Patientenfällen und dem Einbezug in Addisons Babywunsch-Handlungsstrang immer noch keine eigentliche Storyline bekommen hat. Ich wünsche mir wirklich, dass man endlich etwas mehr über Jake Reilly erfährt und bei seinem Charakter auch endlich mal etwas Spannung aufkommt, schließlich gehört er zum Hauptcast und davon merke ich zur Zeit noch nicht wirklich viel.
"But there is just you hanging out with him right? No Charlotte." – "Right, right."
Auch von der Storyline um Cooper und seinen Sohn hätte ich etwas mehr erwartet. Cooper ist zwar ein super Vater, woran ich auch nie gezweifelt habe, und die Szenen zwischen ihm und Mason sind wirklich süß, doch scheint alles irgendwie zu glatt zu laufen. Cooper findet sich sofort in der Vaterrolle zurecht, Mason liebt ihn, versteht sich sogar mit Charlotte auf Anhieb und jetzt da Erica Charlotte in der Umgebung ihres Sohnes akzeptiert, scheint das letzte Hindernis innerhalb kürzester Zeit auch noch überwunden zu sein.
Mir fehlt eigentlich vor allem der Umgang von Charlotte mit der Tatsache, dass Cooper nun Vater ist und zwar von einem Kind, welches nicht ihres ist und das plötzlich aus heiterem Himmel aufgetaucht ist. Am Anfang, als Mason und Erica auf der Bildfläche erschienen, waren ja solche Anzeichen bei Charlotte vorhanden und sie hat mit ziemlich radikalen Mitteln versucht, Cooper von seinem Sohn fernzuhalten, auch wenn es damals vor allem darum ging, dass Charlotte Erica nicht geglaubt hat. Dass diese Phase vorbei ist, darüber beklage ich mich überhaupt nicht, aber mich würde interessieren, wie Charlotte emotional damit umgeht, dass nun plötzlich ein Kind in Coopers Leben ist und davon merke ich leider momentan gar nichts, außer dass sie Mason gegenüber die coole Frau seines Vaters spielt.
"So one of the requirements for revisit my license is to have a periode of practice supervison." – "What? I’d be honored, if you asking me." – "I am."
Violet darf also wieder praktizieren und bekommt somit wenigstens ihr berufliches Leben so langsam wieder in den Griff, so scheint es auf alle Fälle am Anfang der Folge zu sein. Als Sheldon dann als Beisitzer an ihren Therapien teilnimmt, sieht die Situation sofort wieder anders aus. Klar scheint Sheldon momentan mehr mit seinen Gefühlen und seiner Sorge gegenüber Amelia beschäftigt zu sein. Doch trotzdem ist seine Kritik gegenüber Violet meiner Meinung nach nicht ganz aus der Luft gegriffen. Ich bin kein Spezialist in psychologischer Therapie, aber ich glaube nicht unbedingt, dass es sehr förderlich ist, dauernd die persönlichen Erfahrungen der Therapeuten ins Spiel zu bringen und bei Violet wirkt es für mich immer so, als würde sie lieber über sich reden, als den Patienten zuzuhören.
Ich finde es schade, dass mit der Entschuldigung von Sheldon dieser Handlungsstrang beendet ist, denn mir hätte es sehr gut gefallen, wenn Violet sich mit Sheldons Kritik noch etwas hätte auseinandersetzen müssen und es somit vielleicht endlich geschafft hätte, sich mit ihren eigenen Fehlern abzufinden und damit auch ihre nervige Art etwas loszuwerden. Doch scheinbar ist Violet nun sofort wieder als Therapeutin einsatzfähig und somit auch wieder ein vollwertiges Mitglied der Praxis.
"Did Violet ask you to come here?" – "No." – "Defending Violet is a big step for you."
Pete kämpft zwar nicht um seine Ehe, aber sie scheint ihm auch nicht ganz so egal zu sein, wie es in letzter Zeit den Eindruck gemacht hat. Indem er Violet gegenüber Sheldon verteidigt, zeigt er, dass er doch noch Gefühle für Violet hat, wenn auch nicht ganz sicher ist, ob diese Gefühle nur auch im Entferntesten etwas mit Liebe zu tun haben. Denn die Szene am Schluss zeigt für mich ziemlich eindeutig, dass die Ehe von Pete und Violet am Ende ist. Zwar machen sie wieder einmal etwas zusammen und die Initiative davon geht sogar von Pete aus, doch wenn man zusammen so weit voneinander entfernt ist wie die beiden, dann ist da meiner Meinung nicht mehr viel zu retten.
Ich finde den Handlungsstrang der kaputtgehenden Ehe von Pete und Violet eigentlich gar nicht so schlecht, wäre die Wendung in Petes Gefühlswelt nicht so extrem schnell aufgetreten. Klar hat sich durch Violets Buch und durch ihr Verhalten sicherlich einiges verändert, aber diese Kälte und die gar nicht mehr vorhandenen Gefühle von Petes Seites aus, sind doch irgendwie aus dem Nichts aufgetaucht. Aber ich will hier noch nicht zu schnell urteilen, denn je nachdem wie der Handlungsstrang jetzt weitergeführt wird, kann ich darüber hinwegsehen. Schließlich ist eine Storyline über eine Ehe, die aus Mangel an Gefühle scheitert absolut realitätsnah und ich bin vor allem darauf gespannt, wie Violet und Pete anschließend mit der schwierigen Situation (gemeinsames Kind, gemeinsamer Arbeitsplatz) umgehen.
"I’m worried about you and I love you and we are family and family looks out for each other." – "We stopped being family when you started sleeping with my brothers best friend while you were still married."
Der beste Handlungsstrang der ganzen Folge hatte eindeutig Amelia Shepard. Ihre Drogensucht nimmt Ausmaße an, die unglaublich beängstigend sind und an ihrem Verhalten gegenüber Addison zeigt sich schon sehr deutlich, wie tief sie in den Drogensumpf abgerutscht ist. Sie verletzt die Menschen, die ihr nahe stehen, indem sie diese mit harten Worten vor den Kopf stößt und sie auf diese Weise versucht, von sich fernzuhalten. Natürlich wird später in der Folge noch viel klarer gezeigt, in welchen Schwierigkeiten Amelia steckt. Sie stiehlt den Rezeptblock aus der Praxis, um sich weitere Drogen zu beschaffen und lässt sich darin durch nichts, was Charlotte sagt oder tut, aufhalten. Die Konsequenzen ihres Verhaltens spielen für sie schon keine Rolle mehr, das einzige wichtige ist die Drogenbeschaffung.
Auch Ryans Rolle in Amelias Drogenhandlungsstrang gefällt mir sehr gut. Er scheint schon länger in der Szene zu sein und hat im Gegensatz zu Amelia wohl nicht mehr allzu viel zu verlieren. Diese Tatsache wird ihm in den lichten Momenten auch klar und er versucht einmal sogar, Amelia klarzumachen wie viel sie zu verlieren hat, was mir zeigt, dass er echte Gefühle für sie hegt. Klar ändert sich dies sofort wieder, als die Aussicht auf eine einfache Beschaffung von Drogen besteht, denn auch wenn Ryan starke Gefühle gegenüber Amelia empfindet, seine Sucht nach Drogen ist sicherlich stärker und so ist es auch realistisch, dass er ihre Abhängigkeit ausnützt. Denn durch sie ist es für ihn um einiges leichter an Drogen ranzukommen, er muss schließlich nur mit ihrem Rezept die nächste Apotheke aufsuchen.
Fazit
Einem sehr guten Patientenfall und einer unglaublich starken Storyline um den Charakter Amelia, die durch die sehr gute schauspielerische Leistung von Caterina Scorsone nur noch mehr begeistern konnte, hat die Folge die sieben Punkte zu verdanken. Schwachstellen der Episode waren vor allem der etwas blasse Handlungsstrang mit Coopers neu entdecktem Sohn, von dem ich wirklich mehr erwartet hätte und Violets sofortigem und etwas zu leicht gemachten Wiedereinstieg ins Berufsleben. Von Petes und Violets endender Ehe erhoffe ich mir noch einige gute und interessante Szenen, welche dieses realitätsnahe Thema gut umsetzen können und schließlich äußere ich erneut den Wunsch, dass Addisons künstliche Befruchtung funktioniert oder sie damit endlich abschließen kann und wir uns somit weder mit einer hormongesteuerten noch mit einer Addison, die an nichts anderes denkt, als daran schwanger zu werden, herumschlagen müssen.
Maria Schoch - myFanbase
Die Serie "Private Practice" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Don't Stop 'Till You Get EnoughErstausstrahlung (US): 10.11.2011
Erstausstrahlung (DE): 09.05.2012
Regie: Bethany Rooney
Drehbuch: Fred Einesman
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