Review: #1.13 Spiel, Satz ... und Straftat?
Ich gebe es ja zu. Die Fälle bei "Psych" werden wirklich langsam etwas langweilig, sind meist nach dem selben Muster gestrickt und vom forensisch-kriminalistischen Standpunkt her äußert banal. Und doch tut dies dem Spaß an der Serie keinen Abbruch.
Ganz klar, James Roday macht seine Sache in der Serie wirklich gut. Er ist der perfekte Alleinunterhalter, spielt herrlich leichtfüßig einen Kerl, der zwar über dreißig Jahre alt ist, sich aber benimmt, als wäre er 13. Und aus irgendwelchen Gründen nimmt niemand dem überdrehten Detektiv seine Aussetzer krumm. Manchmal hege ich den Verdacht, dass bereits jeder der Charaktere genau weiß, dass Shawn keinerlei übersinnliche Kräfte hat, sie ihn jedoch mitspielen lassen, weil er sie wesentlich öfter einen Schritt nach vorne bringt, als er ihnen im Weg steht. Reicht es also aus, eine außergewöhnliche Fähigkeit zu besitzen und ein wenig verrückt zu sein, um Erfolg im Leben zu haben? Natürlich funktioniert so etwas nur im Fernsehen, aber ich genieße jede Sekunde davon.
"Psych" hatte von Anfang an nicht den Anspruch, eine ernstzunehmende Geschichten zu erzählen, weswegen der immer wieder angebrachte Vergleich mit "Monk" meist hinkt. Es geht bei "Psych" ums pure Entertainment, die Kriminalfälle sind nur schmückendes Beiwerk und Spielplatz für unseren Helden. Zu Beginn wirkten viele Charaktere neben Shawn relativ blass, doch nach dreizehn Folgen haben sich die Charaktere weiter entwickelt. Ein jeder hat irgend etwas liebenswertes an sich, weswegen sich das Einschalten lohnt. Deswegen stört es mich auch nicht, dass die Fälle bei "Psych" teilweise unglaublich viele Logikfehler enthalten und nichts wirklich Neues bieten.
Aber was zählt am Ende einer Episode von "Psych"? Für mich, dass ich mich ca. 45 Minuten lang köstlich amüsiert und mehr als einmal laut gelacht habe. Dann kann ich den Fernseher mit einem guten Gefühl abschalten und grüble nicht länger darüber nach, wie grausam die Menschheit im 21. Jahrhundert geworden ist.
Doch zurück zur Folge. Auch dieses Mal war der Fall alles andere als spannend und wäre mit wirklich ordentlicher Detektivarbeit schnell gelöst worden. Auch das Thema "armer, gebeutelter Star-Teenager, der aus dem goldenen Käfig ausbrechen will" ist gewiss nicht neu. Aber der Fall ist es auch nicht, der mir im Gedächtnis bleibt. Es sind die Gespräche zwischen Shawn und Gus, als letzterer einmal mehr klar macht, dass er wesentlich mehr auf dem Kasten hat als Shawn. Oder die "Freundschaft" zwischen Henry und Lassiter, die sich zunächst gegen Shawn verbünden und ihre neue Freundschaft vor Shawns Augen regelrecht zelebrieren, um ihn so richtig zu ärgern, nur um nach wenigen Tagen genervt voneinander wieder getrennte Wege zu gehen. Oder die Gespräche zwischen Juliet und Shawn, die unglaublich gut zusammen passen würden und doch niemals zusammen kommen sollten.
Die Folge bietet unglaublich viel Situationskomik und Wortwitz. Allein der Dialog von Shawn und einem von Gus' Mitarbeitern auf dem Teamfähigkeitstreffen von Gus' Firma war göttlich. Ich hab mich gekugelt vor lachen, als Shawn von seinem "neuen Projekt" erzählt und sein gegenüber in Grund und Boden geredet hat. Und am Ende sorgt er mit seinen irrwitzigen Geschichten sogar dafür, dass Gus öfter mal blau machen darf und auch noch die Geschäftspartner seiner Wünsche erhält. Sowas gibts doch nur im Fernsehen - na klar! Deswegen schalt ich ja auch ein!
Und so geht nach einer wirklich kurzweiligen Stunde letztlich wieder eine Folge zu Ende, die unglaublich banal und doch herrlich witzig war. Das ist "Psych" wie ich es kennen- und lieben gelernt habe. Manchmal sollte man sich eben einfach zurücklegen und einen Kerl genießen, der sich genauso verhält, wie man es selbst gern möchte, es aber in unserer Gesellschaft einfach nicht tut.
Melanie Brandt - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Game Set… Muuurder?Erstausstrahlung (US): 16.02.2007
Erstausstrahlung (DE): 19.02.2008
Regie: James L. Conway
Drehbuch: Anupam Nigam
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