Bewertung

Review: #1.16 Abschied

Foto: Johanna Brady & Graham Rogers, Quantico - Copyright: 2016 ABC Studios; ABC/Phillippe Bosse
Johanna Brady & Graham Rogers, Quantico
© 2016 ABC Studios; ABC/Phillippe Bosse

Seit der Rückkehr aus der Winterpause hat "Quantico" einen mächtigen Durchhänger. Dies liegt zum einen daran, dass man uns keine der vielen Fragen beantwortet, zum anderen harmonieren die beiden Handlungen aus Zukunft und Gegenwart nicht mehr. Zum Glück bekommt man mit dieser Episode eine Wendung hin und auch wenn noch so einige Fragen unbeantwortet im Raum stehen, hat man endlich wieder das Gefühl, einen roten Faden erkennen zu können.

"We don't match anymore."

Für mich gehörte der Anschlag auf Quantico in der letzten Folge nicht unbedingt zu den besten Ideen der Autoren, da man die ganze Geschichte unnötig verkompliziert hat. Man hätte Charlie einfach seine Mutter besuchen lassen können, um das FBI auszuspionieren und auch Mirandas Schuss auf ihn war mehr als übertrieben. Selbst Spannung kam nicht wirklich auf, da wir bereits wussten, dass alle Hauptcharaktere in der Zukunftshandlung noch am Leben sind. Die einzige Figur, um die man zum Schluss bangen konnte, war damit Charlie und man beantwortet uns in dieser Episode nicht, ob er die Schüsse lebendig überstanden hat. Auch Miranda gibt da nur wenig Aufschluss und glänzt stattdessen mit Abwesenheit. Einen kleinen Hinweis darauf, wie angeschlagen sie ist, erhalten wir aber dann doch noch. Mit ihrem Rücktritt aus Quantico und der einen Szene, in der sie weint, zeigt man uns, dass Miranda noch immer mit den Folgen des Anschlags zu kämpfen hat.

Wesentlich aufschlussreicher ist hingegen die Geschichte rund um Raina und Nimah. Wir erfahren nun, welcher geheimen Aktivität Raina in der letzten Zeit nachgegangen ist. Sie trägt den Namen Simon und ich bin froh, dass man die Geschichte auf diese Weise auflöst. Zu Beginn hätte man sich Raina durchaus noch als Terroristin vorstellen können, doch mittlerweile wäre es unglaubwürdig gewesen, hätte man sie auf die Seite der Bösen gestellt. Das Versteckspiel mit Simon macht äußerst viel Sinn, da Nimah seinen Rauswurf eigenhändig in die Wege geleitet hat und dementsprechend schlecht auf Simon zu sprechen ist. Auch dass man Simon nun wieder in die Zukunftshandlung integriert, gefällt mir sehr gut. Bisher wissen wir nicht, was ihn dazu gebracht hat, die Pläne für den Anschlag auf die Grand Central Station zu zeichnen und ich hoffe sehr, dass die Autoren es schaffen, diese Storyline zu einem glaubwürdigen Ende zu bringen. Den ersten Schritt haben sie dazu bereits getan: Simon ist aus der Versenkung zurück. Auch der zweite Schritt kündigt sich an, da sich Raina nun wieder von ihm abkapselt.

Ich verstehe nicht so recht, weshalb man uns in dieser Episode zunächst unter die Nase reibt, in welch unterschiedliche Richtungen sich Nimah und Raina entwickelt haben, nur um dann zum Schluss eine Kehrtwende hinzulegen. Dass Raina sich nun doch dem Willen ihrer Schwester unterordnet und die beiden plötzlich wieder matchen sollen, wurde nicht erklärt. Auch dass Raina ihr Kopftuch abgenommen hat, hat mich überrascht. Diese Geste unterstreicht zwar noch einmal bildlich, dass die Schwestern wieder im Einklang sind, der Sinn des ganzen ist mir jedoch etwas schleierhaft.

"She is strong, a survivor. Build to be an agent like her father."

Die Autoren können es nicht lassen und müssen aus Alex wieder einmal die ultimative Heldin machen. In beiden Handlungen wird Alex in dieser Folge als Anführerin ausgerufen, aber damit muss man sich wohl einfach abfinden. Dennoch muss ich sagen, dass sie ihrer Roller in meinen Augen nicht ganz gerecht wird. Allein mit ein paar motivierenden Worten den Teamgeist stärken zu wollen, reicht in meinen Augen einfach nicht aus. Ihr Position wird außerdem von Drew untergraben, der ihr wieder und wieder kontra gibt. Ich persönlich finde es durchaus richtig, dass man Alex einen Gegenspieler gibt, aber man hat in den letzten Episoden sowohl Drew als auch Hannah verweichlicht und gezeigt, dass sie eigentlich auch zu Team Alex gehören.

Auch die Lovestory, die sich zwischen Alex und Drew anzubahnen scheint, passt für mich nicht recht ins Bild. Alex' permanentes Hin und Her mit Ryan sollte man meiner Meinung nach erst einmal sacken lassen, bevor man ihr den nächsten Mann an die Seite stellt. Doch die Autoren scheinen andere Pläne zu haben. Denn nicht nur Alex und Drew hält man sich warm, auch Alex und Ryan gönnt man keine Ruhe. Dass Liam Ryan nach Quantico zitiert (kann er so einfach aus seinem Undercover-Einsatz aussteigen?), lässt nichts Gutes ahnen für den Drama-Gehalt der nächsten Folge.

An sich befürworte ich es durchaus, dass man neben Simon nun auch wieder Ryan in die Gegenwartshandlung einbindet, ich hätte mir nur gewünscht, dass man damit nicht gleichzeitig die On-Off-Beziehung mit Alex wieder ins Spiel bringt.

"There is no winning. They just come up with another way for us to loose."

Während die letzten beiden Anteile der Story eher mittelmäßig waren, gefiel mir die Handlung rund um Shelby und Caleb recht gut. Es war abzusehen, dass Shelby noch die ein oder andere Folge braucht, um den gefakten Tod ihrer Eltern zu verarbeiten. Man geht hier zwar mit dem Vorschlaghammer vor und bringt Shelby natürlich genau zum 'günstigsten' Zeitpunkt in eine Situation, die sie wahnsinnig an das Ableben ihrer Eltern erinnert. Obwohl ich dieses Vorgehen etwas plump finde, hat es Johanna Braddy dadurch aber geschafft, mal eine andere Seite an sich zu zeigen. In dieser Folge durfte sie neben der euphorischen Shelby auch Erschütterung spielen und ich bin froh, dass ihr Schauspieltalent gefordert wird. Besonders beim letzten Versuch im Flugzeug, die Angreifer zu überwältigen, konnte man den Schmerz in ihren Augen sehen und erkennen, wie tief die Enthüllung rund um ihre Eltern Shelby erschüttert hat.

Um noch einmal auf die etwas plumpe Herangehensweise einzugehen: ich finde es ebenso kurios, dass Liam, der von den Therapeuten gehört hat, dass einige NATs das Trauma noch nicht verwunden haben, eine Übung ansetzt, die darauf abzielt, dass man nicht gewinnen kann. Wäre es nicht besser gewesen, das Selbstvertrauen der Rekruten erst einmal wieder aufzubauen?

Nun zu Caleb. In der letzten Folge hat er sich Will gegenüber geöffnet und nun wissen wir also, dass er Mark Raymond nur deshalb ins Leben gerufen hat, um einen Freund aus der Sekte 'The Sistemics' zu befreien (klingt das für noch jemanden ein wenig nach 'Scientology'?). Ich finde es sehr gut, dass man den Bogen in diese Richtung schlägt und uns damit versichert, dass Caleb (wie Raina) bei den Guten einzuordnen ist. Was mir an der Sache ebenfalls gefällt, ist die Freundschaft, die sich dadurch zwischen Caleb und Will entwickelt. Ähnlich wie bei Drew durch Alex, bindet man Will nun enger an die uns vertrauen Hauptcharaktere und untermauert seinen Platz in der Serie. Gleichzeitig löst man das Rätsel von Wills Sockenschublade, das keinesfalls eine Bedrohung darstellt. Der kontaktscheue Will wird mir dadurch zunehmend sympathisch und ich würde es begrüßen, ihn in der Gegenwartshandlung wiederzusehen.

Was aber noch viel wichtiger ist, ist die Erkenntnis aus der Geschichte, die sich mit Ereignissen aus der Zukunftshandlung verknüpfen lässt. Dass Caleb im zukünftigen FBI-Hauptquartier als Mark Raymond unterwegs war und dieses einige Zeit darauf in die Luft gesprengt wurde, ist der erste konkrete Hinweis darauf, dass die beiden Handlungen in Zusammenhang stehen. Ich könnte Luftsprünge darüber machen, dass die Autoren nun langsam die Kurve zu kriegen scheinen und die verschiedenen Zeitebenen mit einander verflechten. Für mich ist dies der Beweis dafür, dass 'The Sistemics' in die Anschläge verwickelt ist. Dies könnte zum einen bedeuten, dass Caleb doch auf die schiefe Bahn rutscht, oder Will der Sekte zum Opfer fällt und zu ihnen überläuft. Ich fände es grandios, wann man uns eine so logische Erklärung des ganzen gibt und der Terrorist am Ende tatsächlich einer der Rekruten aus Quantico ist.

"You're the leader now."

Hannah und Alex in dieser Folge als Team zu sehen, war etwas seltsam, da die ungleichen Frauen in meinen Augen eher auf entgegengesetzten Seiten stehen. Es hat für mich daher auch nicht gepasst, dass Hannah Alex von ihrer Ehe mit Ryan erzählt hat und wie diese ihr Ende fand. Auch ihr Einknicken, das FBI nicht über den Terroristen zu informieren, erschien mir als nicht zu ihrem Charakter passend. Diese Entscheidung war nicht nur dumm, sondern hat auch schwerwiegende Folgen. Besonders für uns, da Hannah nach dem kurzen Intermezzo nun schon wieder aus Team Alex ausscheidet. Auch das sie Alex kurzerhand wieder die Führung überträgt, war wenig durchdacht und wirkt auf mich wie eine Kurzschlusshandlung der Autoren darauf, dass Eliza Coupe für eine andere Serie verpflichtet wurde. Ich hätte sie sehr gern noch länger an der Seite von Alex gesehen, auch wenn sie in dieser Folge eher gezeigt hat, dass sie genau so unfähig ist wie unser FBI-Liebling.

"We're almost done."

Trotz der Tatsache, dass ihre Mission nicht von Erfolg gekrönt war, bringt man die Folge zu einem positiven Abschluss, da Alex und Simon einen Hinweis entdecken. Ich persönlich kann mir noch keinen Reim darauf machen, was man aus der Columbia Universität entwendet hat und wie dies dem Terroristen von Vorteil sein soll. Dennoch finde ich es gut, dass man es wenigstens so aussehen lässt, als würde Alex mit ihren Ermittlungen vorankommen. Simon hat sich dabei in dieser Episode nicht sonderlich gut angestellt, da er nicht nur die Geschichtskontrolle zu langsam durchlaufen lies, auch bei der Identifikation des Componant Chips war er auf der falschen Fährte. Team Alex braucht daher neuen Zulauf und obwohl Hannah Alex verboten hat, Ryan einzuweihen, kann ich mir gut vorstellen, ihn bald wieder an ihrer Seite zu sehen. In der Zwischenzeit hoffe ich, dass Ryan sich nicht genau so stümperhaft wie Team Alex bei seinen Ermittlungen anstellt.

Fazit

Diese Episode hat durchaus einige Kritikpunkt, stellt aber einen angenehmen Ausgleich zu den letzten Folgen dar, da man endlich einen Schritt vorankommt. Das Gefühl, einen Sinn hinter dem Ganzen durchschimmern sehen zu können, ist einfach nur erleichternd, nachdem man sich während der letzten Folgen die Frage stellen musste, ob die Autoren überhaupt noch einen Durchblick haben und wissen, was sie tun. Auf diese Weise darf die Serie daher gern weitergehen.

Marie Florschütz - myFanbase

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