Ein kompletter Neustart? - Review Staffel 1

Bisher hatte ich nur von "Samantha Who?" gehört, da der "Gilmore Girls"-Star Melissa McCarthy für die Rolle der Dena gecastet wurde. Nach ein paar Monaten hatte ich die Serie schon längst wieder vergessen, bis ich sie für mich entdeckt habe, nachdem schon zahlreiche Lobpreisungen ausgesprochen wurden. Nun, nachdem ich mir selbst ein Bild gemacht habe, hat mich die Show überzeugt.
Die Schauspieler
Die meisten Darsteller von "Samantha Who?" sind keine Unbekannten. Jean Smart, die in dieser Serie der "P.S. Ich liebe dich" - Autorin Cecelia Ahern die Rolle der Regina Newly übernommen hat, kannte man bereits aus "24 – Twenty Four" und Kevin Dunn hat bereits Auftritte in der Fox-Show "Prison Break" und in "Eine himmlische Familie" zu verzeichnen. Die beiden spielen ihre Rollen als führsorgliche Eltern sehr gut, besonders Jean Smart gelingt es wieder einmal gekonnt, die Balance zwischen Humor und Dramatik zu halten. Jennifer Esposito hingegen agiert als Partygirl und Busenfreundin Andrea. Auch sie ist nicht schlecht und bringt immer etwas (zusätzliche) Stimmung in die Show, was sehr positiv ist.
Wer glaubt, es könnte kaum besser kommen, hat nicht mit dem "Gilmore Girls"-Star Melissa McCarthy gerechnet, die in der besagten Dramaserie von 2000 bis 2007 als Sookie St. James vor der Kamera stand. Zwar tritt McCarthy wie auch schon in "Gilmore Girls" die Rolle der quirligen und leicht verrückten Freundin an, doch überzeugt sie gerade deswegen. McCarthy sind solche Rollen auf den Leib geschnitten und sie sollte sie auch weiterhin spielen. Barry Watson, von dem man bisher Rollen wie die des Matts in "Eine himmlische Familie" gesehen hat, gibt nach "What About Brian" seinen zweiten Auftritt in einer Comedyserie. Das Genre steht ihm gut – auf alle Fälle. Tim Russ spielt ordentlich, doch sein Charakter konnte sich meiner Meinung nach in der ersten Staffel noch nicht richtig entfalten.
Zu guter Letzt wäre da noch Christina Applegate, die wie zu erwarten war, die gesamte Staffel über vollkommen überzeugen konnte. Es ist herrlich, ihr beim Schauspielen zuzuschauen: sie bringt die Emotionen perfekt rüber und macht die Dinge, die etwas gestört haben, wett.
Der Humor
"Samantha Who?" wartet mit einem leichten, aber feinen, außergewöhnlichen Humor auf und bringt oft und gerne zum Lachen. Es wäre sehr verwunderlich, wenn dies bei anderen Menschen nicht auch der Fall wäre. Falls doch, so verstehen diese möglicherweise von Grund auf einfach keinen Spaß.
Die Witze sind ordentlich ausgearbeitet, wirken so gut wie nie ausgelutscht oder beginnen gar zu langweilen. Der Humor funktioniert dann am besten, wenn es zu total unerwarteten Wendungen kommt. Ein sehr gutes Beispiel ist, als Samantha und Todd über ihre Affäre reden und sich auf einer Brücke beratschlagen, wie es nun weitergehen soll, weil Todd zudem eine Freundin namens Chloe hat.
Todd: That’s why I’ve got to put an end to this.
Sam: You want to stop seeing me?
Todd: No, I’m breaking up with Chloe.
Samantha: Oh… Oh! Good.
Ein weiteres fantastisches Beispiel wäre, als in einer Vergangenheitseinblende Andrea und Samantha sturzbetrunken aus einem Nachtclub kommen und sehen, wie Regina, Samanthas Mutter, in das Auto eines geheimnisvollen Mannes steigt.
Samantha: Oh, that’s my mom!
Andrea: I think your mom is having an affair!
Samantha: How cool is that? [hackt sich bei Andrea ein und beginnt zu lachen]
Die Storylines
In erster Linie geht es in der Serie darum, dass Samantha nach ihrem Autounfall mit Gedächtnisschwund ihr Leben wieder neu kennen lernt bzw. einordnen muss.
Dabei macht sie Erfahrungen, die sie früher schon einmal gemacht, jedoch vergessen hat. Gerade die kleinen Momente, in denen Samantha Dinge neu entdeckt und kennen lernt, wie als sie sich das "erste Mal" ein Eis bestellt oder als sie wieder lernt, mit dem Rad zu fahren, sind Momente, in denen man lächeln muss. Samantha ist so ausgewechselt, weiß nichts, versucht sich aber trotzdem wieder schnellst möglich einzufinden. Dabei schaut sie nicht einmal auf sich selbst, sondern bezieht auch ihre Mitmenschen, wie ihre Eltern oder ihre Freundin Dena, die sie in der Vergangenheit vollkommen vernachlässigt hat, in das Geschehen ein und lässt sie an ihrem "neu gewonnenen" Leben teilhaben.
Manche alte und zugleich neue Erfahrungen, die gesammelt werden müssen, stellen sich hier und da als Hindernis heraus. Als Samantha ihr erstes Mal erlebt, nachdem sie sich an Sex nicht mehr erinnern kann, ist so ein Beispiel. Es sind intensive Momente, in denen keine Frau, sondern mehr eine wenig selbstbewusste Jugendliche vor der Kamera steht, die zwar körperlich, aber noch nicht innerlich erwachsen wurde. Das bemerkt man einfach gut, wenn man beide Samanthas, also die zickige und gemeine, mit der neuen und großzügigen Samantha vergleicht. Ein anderer Mensch, ein anderes Bild.
Mutter und Tochter kommen sich hierbei immer näher. Besonders für Regina ist es eine tolle Zeit, ihre Tochter noch einmal "aufwachsen" zu sehen – diesmal kann sie aber die Dinge, die sie wohl damals falsch gemacht hat, richtig machen, um nicht wieder in Zwist mit ihrer Tochter leben zu müssen. Die beiden haben, um es anders auszudrücken, eine zweite Chance bekommen: ein Neustart, den sie vollends ausnutzen.
Einen Neustart wollen auch Todd und Samantha wagen, was jedoch nicht funktioniert, nachdem die Beziehung der beiden schon durch so viele Affären von Samantha gezeichnet war. Dass die beiden dann doch wieder zueinander finden, war etwas vorhersehbar, aber jede Serie hat und braucht nun mal ihre "Kriegen-sie-sich-nun-oder-nicht?"-Paare, die für Spannung sorgen und Stimmung bringen. Pech ist dabei nur, dass Todd Chloe, seine neue Freundin, betrügt – diese ahnt schon etwas in der Art und schüttet bei – welch Ironie – Samantha ihr Herz aus. Um hier nicht zu viel zu spoilern, sollte man sich das Finale (der ersten Staffel) auf alle Fälle selbst anschauen. Nach guten zwanzig Minuten ist das Spektakel dann schon wieder vorbei, aber meiner Meinung nach hat es sich gelohnt.
Wer denkt, die Serie habe nur Schokoladenseiten, der sei nun gewarnt: Es gibt auch Ärgerliches. Für meinen Geschmack hätte man zum Beispiel Frank, dem Türsteher, eine größere Storyline geben sollen, als nur Gelegenheitsauftritte. Ich hoffe, dass sich das mit der zweiten Staffel ändert.
Fazit
Reinzuschauen lohnt sich auf alle Fälle. Wer also an einem außergewöhnlichen, aber feinen Humor Gefallen findet, gerne Beziehungs-Hin-und-Hers à la "Grey’s Anatomy" mitverfolgt und sehen möchte, wie der chaotische Charakter Samantha Newly ihr Leben neu (ein)ordnen möchte, ist hier richtig.
Niko Nikolussi - myFanbase
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