Bewertung

Review: #8.18 Mein Finale

Es war klar, dass dieser Tag irgendwann kommen musste. Die Serie "Scrubs – Die Anfänger" stand schon nach der sechsten Staffel vor dem Aus. Durch den Autorenstreik wurde die finale 7. Staffel in seinem Konzept kaputt gemacht, sodass Bill Lawrence mit einem Senderwechsel noch eine achte Staffel in die Wege leitete, damit die Serie ein schönes und ordentliches Ende bekommt. Das ist auf jeden Fall gelungen.

Letzter Tag

Natürlich kommt J.D. an seinem letzten Tag nach acht Jahren nicht ohne Erwartungen an die Wirkungsstätte. Er erhofft sich ziemlich viel und wird entsprechend bitter enttäuscht. Einzig Elliot und Turk verhalten sich so, wie es auch angemessen ist, nur sind das im Endeffekt genau die beiden Menschen, mit denen J.D. noch am meisten zu tun haben wird. Elliot zieht gerade bei J.D. ein und auch wenn es schwierig wird, so werden Turk und J.D. alle Hürden von Zeit und Raum überwinden, um in engen Kontakt zu bleiben. Sie haben somit eher versucht, J.D.s Erwartungen an den letzten Tag zu erfüllen. Alle anderen kümmern sich zunächst herzlich wenig und J.D. muss richtig einstecken. Sein Schild am Eingang wird verändert und Kelso, der schon längst verabschiedet wurde, erhält nochmals Jubelstürme zum Abschied. Das ist natürlich typisch für "Scrubs" und sorgt für einige Lacher, die besonders den ersten Teil sehr amüsant gestalten.

Nach und nach kommen dann aber doch erste Szenen, die den Abschied einleiten. Ted bekommt seine Minianfälle, Kelso selbst hat gute Worte für J.D. übrig und sogar Jordan lässt sich zu einer Emotion hinreißen. Etwas längere Aufmerksamkeit bekommt Carla geschenkt, die sich nicht nur von J.D. verabschiedet, sondern irgendwie auch selbst verabschiedet wird. Zach Braff und Judy Reyes haben frühzeitig klar gemacht, dass es ihre letzte Staffel für die Serie ist. Dass sich J.D. hier auch bei Carla für ihre Hilfe bedankt, wirkt dadurch auch wie ein kleiner Dank an Reyes. Die Szene war emotional wirklich stark und stellte den Beginn dar, wo man als Zuschauer ein Kloß im Hals hat, weil das Ende unaufhaltsam näher rückt.

Hausmeister

Ganz besonderes Augenmerk muss man natürlich auf das Verhältnis von J.D. zum Hausmeister legen. Auch hier schlägt sich nach acht Jahren Feindschaft ein Bogen, weil der Hausmeister will, dass J.D. zugibt, den Penny damals in die Tür gesteckt zu haben. Das musste natürlich noch mal thematisiert werden, wurde aber auch nicht zu sehr in die Länge gezogen. Die Aktion mit Denise war dabei sehr witzig, insbesondere ihr dramatischer Abgang. J.D. nimmt sich letztlich ein Beispiel und gibt genervt aus. Er gibt es einfach zu, damit das Thema vom Tisch ist, obwohl er es nicht gewesen ist. Der Hausmeister reagiert auf seine Weise und macht einen ebenfalls tollen Abgang.

Als J.D. sein letztes Krankenblatt ablegt, zollt der Hausmeister ihm dann Respekt und gibt ihm einen schönen und verdienten Abschied. Außerdem ist dann noch das langjährige Geheimnis zu lüften gewesen. Wie heißt der Hausmeister? Die Autoren beantworten die Frage ganz trocken. J.D. fragt und der Hausmeister antwortet. Nachdem aus dem Namen so eine riesige Sache gemacht wurde, konnte man es nicht besser auflösen. Glenn Matthews und fertig. Dass ein anderer Arzt den Hausmeister dann auch noch mit Tony grüßt, setzt natürlich noch einen drauf. Keine der Geschichten vom Hausmeister kann man glauben und so bleibt es auch weiterhin und er sagte es schließlich selbst. Wer interessiert sich schon für den Namen des Hausmeisters? Einfach nur toll umgesetzt.

Cox

Neben dem Hausmeister war natürlich das Verhältnis von Cox und J.D. ein zentrales Thema beim Abschied. Schon in der letzten Episode hat sich Cox für ihn typisch verhalten und lieber andere Assistenzärzte angegriffen, statt zuzugeben, dass es ihn traurig macht, dass J.D. geht. Entsprechend verhält er sich auch an seinem letzten Tag. Das wohl großartigste Geschenk, was man machen kann (auch wenn es nicht realistisch ist), nimmt Cox von J.D. noch dankend an (ich würde das Buch im Übrigen sofort kaufen, wenn es das auf dem Markt gibt), nur um dann gleich weiter in die Kerbe dreinschlagen zu können. Das ist einfach nur brutal für J.D. gewesen und ich habe richtig mit ihm mit gelitten, als Cox eine neuerliche Rede hält und J.D. sagt, dass solle dann eine fünf im Buch bekommen. Cox denkt nicht mal daran, sein Ego mal hinten an zu stellen und J.D. ehrlich gegenüber zu sein. Doch J.D. soll sich seine hoch verdienten Worte mit Hilfe von Sunny holen.

Als Cox mit seiner ernsten aber völlig veränderten, fast schon trauernden Mimik Sunny belehrt und erklärt, wie sehr er J.D. respektiert und man das Gesicht von J.D. dabei sieht, weil er darauf schon so lange wartet und alle Worte von Cox einfach nur stimmen, war es bei mir vorbei. Ich konnte meine Tränen nicht länger zurück halten. Zu intensiv war diese Szene, auf die man eigentlich immer nur gewartet hat, aber nie für möglich gehalten hat. Und auch das Cox sich so sehr ärgert, als er realisiert, dass J.D. alles gehört hat und dieser ihn dann umarmt, passt einfach nur wie die Faust aufs Auge. Ich könnte die Szene immer und immer wieder hören und bin jedes Mal tief bewegt.

Abschied

Nachdem J.D. mit viel Mühe von den wichtigsten Wegbegleitern seinen Abschied bekommen hat, muss er nun noch die letzten Schritte aus dem Krankenhaus vollziehen. Acht Jahre war J.D. am Sacred Heart und Fans wissen nur zu genau, was er alles mit seinen Freunden und Kollegen erlebt hat. Diese lange Zeit lässt sich nicht einfach mal eben zusammenfassen und doch hat man einen Weg gefunden, zumindest in J.D.s Einbildung eine nahezu perfekte Zeitraffung zu unternehmen. Über 50 Gastdarsteller sind in dieser Episode dabei. Die meisten von ihnen laufen nur kurz durchs Bild, manche dürfen sich mit einem prägenden Satz noch mal in Erinnerung rufen. Diese Szene war wie so vieles in der Episode einfach nur großartig und das Schluchzen nahm seinen Lauf. Es ist einfach toll, viele wichtige Charaktere nochmals zu sehen, weil sie J.D. im Leben alle irgendwie vorwärts gebracht haben. Außerdem ist es auch einfach ein tolles Dankeschön für Fans, die Serienmacher und die Darsteller selbst, weil sie Teil der großen "Scrubs" – Familie sind und zu einem solchen Ende auch einfach dazu gehören. Doch wer dachte, dass es damit schon gewesen sei, hat sich geirrt, denn das Beste und Bewegendste kam erst dann.

J.D. steht am Ausgang und sieht die Zukunft vor sich. Das waren vielleicht die genialsten drei Minuten, die ich je gesehen habe. Der Song war perfekt gewählt. Die Zukunftshoffnungen von J.D. waren genau das, was ich ihm auch wünschen würde. Durch die Aufnahmequalität wirkte alles noch viel realer. Die ganzen Witze, die sich nur aus dem Schauen heraus ergeben, waren einfach nur toll. Man wusste nicht, ob man lachen oder weinen sollte und tat einfach beides. Diese Szenen bleiben für mich unvergesslich. Dieses Ende ist einfach nur großartig und genau richtig für diese Serie, mit der ich so lange Jahre viel Freude hatte. Danach war man nicht mal traurig, dass es nun wirklich die letzte Episode gewesen sein soll, weil diese letzte Episode einfach rundum perfekt war. So muss einfach etwas enden, das man jahrelang begleitet hat. Ewig weitergehen kann es schließlich nicht. Bill Lawrence hat ganze Arbeit geleistet und mir genau das Serienfinale geliefert, was ich mir erwünscht habe. Ihm gebührt schließlich auch die Anschlussszene. Als Hausmeister nimmt er das Laken mit J.D.s Abschiedsgruß vom Eingang und schmeißt es in den Müll. Das war es. Es folgt nur noch ein langer Abspann, der das gesamte Team am letzten Drehtag zeigt. Selbst das ist einfach nur gelungen und zeigte nochmals die Menschen hinter dieser großartigen Serie. Das war persönlich und unverfälscht und somit einfach nur echt. Echt toll!

Staffel 9

Dieses Finale war wirklich so konzipiert, dass dem nichts mehr folgen wird, weil auch schon lange klar war, dass einige Darsteller und Bill Lawrence selbst eigentlich damit abschließen wollen. Zwei Wochen nach der Ausstrahlung hat ABC aber bekannt gegeben, dass man die Serie doch noch für eine neunte Staffel verlängert. Trotzdem ist und bleibt diese Episode das gefühlte Serienfinale und die neunte Staffel wird wohl auch eher vom Gefühl ein Spin-Off werden, als eine wirkliche Fortsetzung der Serie. Viele Charaktere werden nicht mehr dabei sein, die Serie soll ein ganz neues Profil haben. Bill Lawrence nennt sich selbst zu sehr einen Kontrollfreak und wird auch bei Staffel 9 seine Finger im Spiel haben. Zach Braff hat sich bereit erklärt, in den ersten sechs Episode der neunten Staffel dabei zu sein, um den Übergang und Transfer zu der "neuen Serie" zu erleichtern. "Scrubs" wie wir es kennen, ist beendet. Ich bin gespannt, was nun auf uns zukommt, und freue mich auch irgendwie, dass es noch weitere Geschichten geben wird, mit welchen Charakteren auch immer das dann sein wird. Menschlich ist es auf jeden Fall toll, dass Bill Lawrence sich dagegen nicht verwehrt, weil er so die Arbeitsplätze eines ganzen Teams gesichert hat, mit dem er jahrelang zusammen arbeitete.

Fazit

Ein traumhaftes Staffelfinale, das wunderbar als Serienfinale funktioniert und auch als solches angesehen werden sollte. Es war alles dabei, was die Serie über Jahre auszeichnete. Eine gelungene Storyline, viel Witz und Humor, sinnvolles Verhalten der Charaktere und viele Emotionen. Wer die Serie mit viel Herzblut über die Jahre verfolgt hat, sollte eigentlich kein Auge trocken gehalten haben können.

Emil Groth - myFanbase

Die Serie "Scrubs - Die Anfänger" ansehen:


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