Review: #9.01 Unsere erste Vorlesung

Nach der überraschenden Verlängerung der Serie haben die Fans wild diskutiert, ob man der neunten Staffel mit den vielen Veränderungen eine Chance geben sollte oder das Staffelfinale von Season 8 wie konzipiert auch als Serienfinale sehen sollte und die weiteren Episoden meiden sollte. Nun ist die neunte Staffel gestartet und es darf mit Fakten diskutiert werden.

Alles neu…

Die meisten Neuerungen sind seit einigen Monaten bereits bekannt. Das Sacred Heart ist Geschichte. Die Serie richtet ihren Blick nun auf die Medizinschule und so ist am Ende des neu aufgepeppten und sehr gefälligen "Superman"-Intros unten in der Ecke der Zusatz [Med School] zu lesen. Auch wurde gleich zu Beginn der Episode über J.D. der Wechsel des Ambientes beschrieben. So ist also gleich alles klar und der Wechsel vollzogen. Es wird um das Unterrichten und die Probleme als junger Student bzw. junge Studentin gehen. Neben Denise Mahoney, die man schon aus Staffel acht kennen und ich für meinen Teil lieben gelernt hat, werden somit auch die Erstsemester Cole McCallister, ein arroganter Jüngling, der sich besonders toll findet und auf die Rückendeckung von Daddy vertraut, weil dieser die Schule finanziell unterstützt, Lucy Tompkins, ein zurückhaltendes Mauerblümchen, die sich erst noch gegen die Rauheit des Berufslebens durchsetzen muss, und Drew Suffin, der die Ausbildung vor Jahren schon mal abgebrochen hatte und nun den Neuanfang wagt, die neuen zentralen Figuren sein. Die Episoden wurden dazu in "Unsere…" umbenannt, ein weiteres Merkmal, dass die Serie einen Wandel durchmachen soll. Diese neuen Charaktere sind auf jeden Fall viel versprechend und bieten das notwendige Potenzial, um auch die kritischen Augen der Fans und Fachpresse zu überzeugen.

Unterstützung bekommen die neuen Hauptcharaktere von Cox, Turk und J.D., deren Darsteller zum Hauptcast gezählt werden. Was bei Donald Faison und John C. McGinley bereits klar war, ist bei Zach Braff zunächst verwunderlich, wollte er doch nur für drei Episoden den Übergang ermöglichen, was ihn eigentlich zu den Nebendarstellern verschlagen müsste. Ist das ein Hommage oder eine Änderung der Pläne? Es ist auf jeden Fall erst mal ein guter Grundstock, damit man als Zuschauer schnell in ein wohliges "Scrubs"-Feeling gelangt.

…oder doch nicht?

Von einer "neuen" Serie durch den veränderten Cast kann also zunächst gar nicht die Rede sein, denn der Übergang von Staffel 8 zu 9 wird sehr fließend und langsam vollführt. Die erste Episode hat nicht nur immer noch größtenteils J.D. als Erzählerstimme, der Humor ist immer noch der selbe und durch die Unterstützung bei den Gastdarstellern würde man gar nichts Neues vermuten, wenn nicht so viel davon gesprochen würde. Turk und J.D. albern weiter rum, man darf sich an den Klängen von "Guy Love" erfreuen, Dr. Cox hält seine Brandreden und ist schnell genervt und Tagträume gibt es auch einige. Zudem tauchen kurz auch Kelso, der auch an der Schule unterrichten wird, Elliot, die bald ein Kind erwartet, der Hausmeister, der nun verschwunden ist, weil Turk ihm versicherte, dass J.D. das Sacred Heart verlassen hat, in einer Rückblende, und sogar Todd auf. Die Umgewöhnung wird also sehr schleppend voran gehen. Diese Episode dient auf jeden Fall dazu, dass erst mal alle "Scrubs"-Fans noch mal einschalten könnten, weil es tatsächlich erstmal nur wie eine neue Staffel wirkt. Das kann man durchaus als sehr geschickt bezeichnen und zeigt, dass Bill Lawrence genau weiß, wie er der neunten Staffel zu einem Erfolg verhelfen kann. Jetzt hat man erst mal angefangen, dann kann man nun auch den nächsten Episoden eine Chance geben. Amüsant war es wie eh und je, der Stil hat sich auch nicht geändert und ein paar Neuerungen sind bei einer neuen Staffel jetzt auch nicht ungewöhnlich für den TV-Fan.

Storylines

Die neuen Charaktere bieten wie erwähnt Potenzial, bei der Umsetzung davon in der ersten Episode ist man zunächst den sicheren Weg gegangen. Die Neuen wurden eingeführt und mit simplen Geschichten vorgestellt. Turk hat mit dem arroganten Cole zu tun, eine Konstellation, die Elliot in einer Episode schon mal durchleben musste. Die nächsten Episoden werden zeigen, ob es nur ein Abklatsch dieser Geschichte bleibt, mein Vertrauen in Bill Lawrence lässt aber hoffen, dass dies nicht so kommen wird. Drew wird unterdessen als cooler und etwas gleichgültig, was seine Kommilitonen angeht, dargestellt. Als Ältester steht er eben über den Dingen und scheint auch nicht für emotionale Nähe empfänglich. Perfekt für Denise, die es auch nicht so mit Menschen hat. Die beiden landen im Bett, Drews Aufmüpfen gegenüber Cox sorgt dafür, dass er es jetzt besonders schwer haben könnte. Mal schauen, was daraus noch wird, aber wenn Cox eine Aufgabe für sich gefunden hat, ist das gewiss nicht so falsch für die Serie.

Den Hauptpart hat Lucy bekommen, die für die Umgewöhnung auch schon mal ein paar Gedankentexte sprechen und Tagträume haben durfte und dann noch eng mit J.D. verknüpft wurde. Sie hat Probleme mit Cox und erhält Hilfe von J.D., was nun wirklich nicht den Vogel vom Dach schießt. Aber es ist auch logisch, dass Neulinge immer wieder Probleme mit Cox haben und so musste man diese Storyline fast zwangsläufig bringen. Lucy ist mit ihrem geringen Selbstvertrauen dafür bestens geeignet und durch J.D. hat sie bereits in dieser Episode eine kleine Entwicklung genommen. Man muss das Rad schließlich nicht immer neu erfinden und so ist auch dieser Teil als gelungen zu bezeichnen.

Fazit

Nach dem starken (Serien-)Finale von Staffel 8 bin ich erst mal ohne jede Erwartung an die neue Staffel herangegangen, um dem neuen Konzept eine Chance zu geben. Nach dieser ersten Episode ist man aber nur einen klitzekleinen Schritt weiter gekommen, denn sie ist so wie man "Scrubs" kennt. Dadurch ist die Skepsis schnell verflogen und der Genuss einer weiteren Episode der Lieblingsserie konnte dominieren. Ob dies auch in Zukunft so bleiben wird, können dann wirklich erst die nächsten Episoden zeigen, wenn die Wandlung deutlicher geworden ist.

Emil Groth - myFanbase

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