Bewertung

Review: #2.16 Glockenläuten

Die letzte Episode nahm uns mit Lucas Ripley einen Nebencharakter, den ich sehr vermissen werde und man betrauert diesen Verlust nun mit einer Gedenkepisode. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Vic und rundherum versucht man den Tod von Ripley auch in die anderen Handlungen einfließen zu lassen, was nicht ganz reibungslos gelingt.

For Whom the Bell Tolls

Es ist immer schwer, den Schmerz nach einem Verlust einzufangen, man macht bei Vic allerdings vieles richtig und zeigt uns bei ihr die ersten beiden Phasen der Trauer. Zunächst ist Vic sehr distanziert, will ihre Gefühle lieber mit Arbeit überspielen, sich von der bevorstehenden Trauerfeier fernhalten und am liebsten komplett ausblenden, was geschehen ist. Im Verlauf der Folge und durch ein Gespräch mit Travis wird sie dann schließlich in die nächste Phase katapultiert und schäumt nur so vor Wut. Beides weiß Vic sehr gut darzustellen und man ist ganz bei ihr, weil die Liebesgeschichte von ihr und Ripley leider viel zu schnell endete. Auch die Versuche von Andy und Maya zu Beginn oder später von Sullivan und Jennifer, Vic durch ihren Kummer zu helfen, trafen genau ins Schwarze. Während Vic dabei recht wenig Gefühle durchblicken lässt und lieber alles mit sich selbst ausmacht, zeigt Sullivan uns eine andere Seite. Er erscheint verletzlich, die Trauer spiegelt sich in seinen Augen wider und er hat eine zerbrechliche Art an sich, die man sonst von Sullivan nicht kennt.

Neben diesen beiden sehr einprägsamen Aspekten der Folge konnten mich Andy und Maya nicht so recht abholen. Noch in den ersten Minuten sieht man Maya stark wie eh und je, doch auf der Feuerwache weint sie plötzlich die ganze Zeit und man fragt sich, was nun in ihr vorgeht. Es ist zwar verständlich, dass auch Maya um den Firechief trauert, aber dass sie fast schon ein emotionales Wrack ist, passt dann doch recht wenig ins Bild. Vielleicht soll ihre weinerliche Art für einen Lacher am Rande sorgen, doch irgendwie zerstörte es für mich eher die gedrückte Stimmung, sie so "grundlos" weinen zu sehen. Auch bei Andy, die durch den Tod von Ripley den ihrer Mutter reflektiert, war ich emotional wenig involviert. Man konnte nachvollziehen, dass man Andys eigene Erfahrung mit einem Verlust einbauen wollte, um den Zuschauer an Andys Kummer teilhaben zu lassen, aber wie schon so häufig wollte der Funke von Andy ausgehend einfach nicht überspringen. Störend empfand ich dabei auch, dass man nur vom Tod der Mutter Andys sprach, aber gar nicht darauf eingegangen wurde, dass es sich um Pruitts Frau handelte. Der ehemalige Captain kommt wieder einmal viel zu kurz.

Ein ergreifender Moment war ohne Frage der Anblick der versammelten Feuerwehrleute auf den Straßen Seattles und der Klang der Dudelsackmusik. Diese Töne verbinde ich stets mit einem schweren Herz und auch dieses Mal konnten die Klänge des Dudelsackes wieder die traurige Stimmung aufgreifen. Gelungen war auch Sullivans Rede, die von Herzen kam und ohne große Anekdoten zu berühren wusste. Positiv überrascht war ich vom erneuten Auftauchen Levis, das in #2.14 Friendly Fire das Crossover einleitete und es nun wieder beendet. Indem er Vic die Blumen überreichte, die Ripley ihr gern zur Verlobung geschenkt hätte, werden ihre Zweifel, über ihre Zugehörigkeit bei der Trauerfeier ausgeräumt. Der Klang der Glocke in der Kirche hatte letztendlich etwas Magisches, ganz wie Andy es zuvor beschrieb.

Verhandeln und Depression überspringt Vic in dieser Episode, stattdessen landet sie am Ende gleich bei Akzeptanz. Diese kann sie allerdings nur an einem für sie bedeutsamen Ort zulassen und so sitzt sie in dem Diner, in das sie immer mit Ripley ging, um auszusprechen, dass die Liebe ihres Lebens gestorben ist. Es war eine ergreifende Szene, denn auch wenn es etwas befremdlich erscheint, dass Vic lieber mit einem Kellner spricht, als mit ihren Freundinnen, so kennt jener Mann sie und Ripley dann doch viel besser, als es bei Andy und Maya der Fall ist. Ein gelungenes Ende für diese Abschiedsepisode.

Am Rande des Geschehens befinden sich Dean, Travis und Ben. Alle drei können gute Ratschläge geben, wobei Deans Worte über Maya und Jack wohl am lustigsten waren. Travis stellt indes eine wunderbare Stütze für Vic dar, während Ben leider nur in die schwache Handlung rund um Andy involviert wird. Noch viel weiter weg vom Mittelpunkt des Geschehens befindet sich Ryan, dessen Geschichte schon lange brach liegt und immer nur mal mit einem Nebensatz angesprochen wird. Einerseits finde ich es gut, dass man ihn nicht länger als Andys Bettwärmer verschwendet, andererseits ist es schade, dass man für Ryan keine bessere Verwendung gefunden hat. Die Ankündigung, dass Ryan für ein paar Monate die Stadt verlassen wird, könnte bedeuten, dass er in Staffel 3 nicht mehr zum Hauptcast gehört, was aufgrund seiner fehlenden Storyline kein Verlust wäre.

Randnotizen

  • Der Fall der Woche war noch unspektakulärer als sonst. Natürlich wollte man den Fokus nicht von der Trauer um Ripley ablenken, doch etwas mehr als eine Einlieferung ins Krankenhaus ganz ohne Feuerwehr-Aspekte wäre dann doch nett gewesen.
  • Als man uns die Waldbrände zeigte, hoffte ich, dass die Feuerwehrleute etwas zu tun bekommen, aber leider verstrich diese Gelegenheit ungenutzt.
  • Dass Travis nach zwei Jahren als Witwer seinen Ehering abgenommen hat, war eine schöne Geste, besonders wenn man bedenkt, dass er ihn trotz der recht ernsten Beziehung mit Grant die ganze Zeit über trug.
  • Ob die Schlägerei Konsequenzen nach sich ziehen wird?
  • Leider wird Deans Date mit Nikki nur kurz angesprochen, gern hätte ich gesehen, wie er sie davon überzeugt hat, mit ihm auszugehen, nachdem Nikki bei ihren letzten Treffen kein Interesse an Dean zu haben schien.

Fazit

Nach dem Verlust von Ripley lässt man erst einmal den Kopf hängen und stürzt sich nicht gleich wieder in den Feuerwehralltag, was durchaus passend war. Dennoch konnten nicht alle Trauer-Momente berühren.

Marie Florschütz - myFanbase

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