January Jones in "Huff - Reif für die Couch"
#1.10 Versuchungen & #1.11 Die Kostprobe

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Im Herbst 2004 schickte der US-Kabelsender Showtime die einstündige Dramedy "Huff" ins Rennen um die Gunst der Zuschauer. Wie der Name schon verrät, dreht sich die Serie in erster Linie um den von Hank Azaria dargestellten Psychotherapeuten Dr. Craig Huffstodt, kurz "Huff", sowie dessen unmittelbares familiäres und berufliches Umfeld. Das Leben des angesehenen Familienvaters gerät schlagartig aus den Fugen, als ein 15-jähriger Patient während einer Therapiesitzung plötzlich eine Waffe zückt und vor den Augen des hilflosen Mannes Selbstmord begeht. Zwei Staffeln lang wurde beleuchtet, in welch tiefe Krise dieser tragische Vorfall den Protagonisten und seine Angehörigen stürzt, ehe Showtime das Format nach insgesamt 26 Folgen vorzeitig absetzte. In zwei Episoden der Serie, welche im Jahr 2010 unter dem Titel "Huff - Reif für die Couch" auf ZDFneo in deutscher Erstausstrahlung gezeigt wurde, absolvierte January Jones einen Gastauftritt als selbstsichere Pharmavertreterin Marisa Wells.

I just had a three-hour lunch with a 25-year-old salesgirl. Three hours, my friend, and it felt like five minutes.

Foto: January Jones, Mad Men - Copyright: Frank Ockenfels/AMC
January Jones, Mad Men
© Frank Ockenfels/AMC

Unangemeldet taucht Marisa eines Tages mit einem Koffer voller Medikamentenproben in Huffs Praxis auf und insistiert, den Psychotherapeuten im Rahmen eines Verkaufsgesprächs persönlich von den Vorzügen ihrer Produkte in Kenntnis setzen zu dürfen. Da Huff Unmengen derartiger Besuche bekommt, will er die aufdringliche Geschäftsfrau zunächst höflich aber bestimmt abwimmeln. Diese gibt sich jedoch nicht so schnell geschlagen, spielt ihre weiblichen Reize aus und schafft es mithilfe der guten alten Mitleidstour, Huff zu einem gemeinsamen Mittagessen zu überreden. Im Laufe des sich daraus entwickelnden dreistündigen Beisammenseins unterhalten sich die beiden über Gott und die Welt, nicht jedoch über das Geschäftliche. Huff genießt die Aufmerksamkeit seines deutlich jüngeren Gegenübers sichtlich und lässt sich bei der Verabschiedung schließlich doch noch von dem gewieften Verkaufstalent um den Finger wickeln: Im Gegenzug für ihre Telefonnummer erklärt er sich bereit, Marisa eines der Medikamente auf Vorrat abzukaufen.

She pushed that button, you know, the one that releases all the adrenaline and testosterone. It leaves you spiralling, and you hope sleep takes it away, but it doesn't.

Zu Huffs anfänglicher Euphorie über den kurzen Flirt gesellt sich schnell ein schlechtes Gewissen seiner Ehefrau Beth (Paget Brewster) gegenüber. Verunsichert gesteht er seinem besten Freund Russell (Oliver Platt) von der Begegnung mit Marisa und meint, sich selbst nicht wiederzuerkennen, war er doch stets der Inbegriff eines treuen Ehemannes und fürsorglichen Familienvaters. Trotz aller Bedenken kann Huff der Versuchung nicht widerstehen, nimmt telefonischen Kontakt zu der Vertreterin auf und verabredet sich mit ihr zu einem privaten Treffen in einem Nachtclub. Dort angekommen, lernt er auch einige Freunde Marisas kennen und muss feststellen, dass er angesichts des unübersehbaren Altersunterschieds zwischen ihm und all den Mittzwanzigern fehl am Platz ist. In einem unbeobachteten Moment will er sich davon schleichen, wird allerdings auf halbem Weg von Marisa eingeholt. Es kommt zu einem Kuss zwischen den beiden, der Huff aber nicht davon abhält, einen Schlussstrich unter die sich anbahnende Affäre zu ziehen. Glaubt er zumindest. Es dauert nämlich nicht lange, bis eine Verkettung unglücklicher Umstände im Privatleben des Psychotherapeuten dazu führt, dass er sich spät nachts vor Marisas Hotelzimmertür wiederfindet. Was genau sich an besagtem Abend ereignet und wie January Jones' Gastspiel in der Serie endet, sei dem interessierten Leser an dieser Stelle nicht vorweggenommen.

Foto: January Jones, Mad Men - Copyright: Frank Ockenfels/AMC
January Jones, Mad Men
© Frank Ockenfels/AMC

Stellt man abschließend den Charakter der Marisa Wells jenem der "Mad Men"-Vorstadthausfrau Betty Draper gegenüber, so lassen sich einige durchaus amüsante Gegensätzlichkeiten zwischen den beiden Frauenfiguren identifizieren. Schon allein als die toughe Pharmavertreterin das erste Mal im strengen Geschäftsoutfit ins Bild kommt und gekonnt ihre Produkte an den Mann bringt, drängt sich einem Verdacht auf, dass January Jones in dieser Rolle viel eher einem jungen Don Draper ähnelt als dessen oftmals unbeholfener Ehefrau. Dieser Eindruck bestätigt sich spätestens in dem Moment, als Marisa sich skrupellos an den verheirateten Huff heranmacht und einer Affäre genauso wenig abgeneigt zu sein scheint wie das große Werbetalent im Hause Sterling Cooper. Abgesehen davon entbehrt es natürlich nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet Betty Draper in Episode #1.11 Hitzewelle Besuch von einem Vertreter bekommt, der Marisa Wells in Sachen Hartnäckigkeit in nichts nachsteht. Wer weiß, ob Matthew Weiner diese Szene nicht vielleicht eingebaut hat, um den Kennern von "Huff" ein breites Grinsen zu entlocken?

Fazit

Da January Jones vor ihrem Engagement bei "Mad Men" ein vergleichsweise unbeschriebenes Blatt in der Serienwelt war, ist es definitiv interessant, sie bei "Huff" in einer ihrer wenigen älteren Rollen abseits der großen Leinwand zu sehen. Insbesondere aufgrund der zuvor geschilderten Unterschiede zwischen den beiden dargestellten Charakteren lohnt sich das Einschalten, obgleich die Schauspielerin als Marisa Wells noch nicht ganz so souverän wirkt, wie später als Betty Draper. Dies mag womöglich aber auch bloß darin liegen, dass erstere Figur nicht annährend so vielschichtig gezeichnet ist wie zweitere.

Willi S. - myFanbase