Atypical - Review, Staffel 3
Im Sommer 2018 war ich auf der Suche nach Serien, die das Sommerloch überbrücken könnten und bin durch die gerade gestartete zweite Staffel von "Atypical" auf eben diese gestoßen. Die 18 Episoden der ersten beiden Staffeln rund um den Autisten Sam Gardner (Keir Gilchrist) waren schnell durchgesehen, da diese liebevoll gestaltete Comedyserie voller Witz, Gefühl und Charme einem unweigerlich ans Herz wachsen muss. In diesem Monat hat uns Netflix nun die dritte Staffel präsentiert und tatsächlich habe ich bei mir eine gewisse Skepsis bemerkt. Schon im Vorfeld war klar, dass Sam nun aufs College wechseln. Dies kann einerseits neue Möglichkeiten bieten, andererseits haben andere Serien, deren Hauptcharaktere von der High School aufs College gewechselt sind, schon Schiffbruch erlitten, siehe "O.C., California", "Teen Wolf" oder auch "Gossip Girl". Wie schlägt sich nun also "Atypical" nach dem Umbruch?
Beim Staffelauftakt merkt man sehr deutlich, dass sich die Serienmacher um einen sanften Übergang bemühen, denn wir befinden uns mitten im Sommer der Freiheiten, den Sam dafür nutzt, sich so akribisch wie möglich auf seinen Start am College vorzubereiten. Nebenbei werden dann auch die großen Themen der Staffel angeschnitten. Sams Schwester Casey (Brigette Lundy-Paine) muss sich zwischen ihren Gefühlen für ihren Freund Evan (Graham Rogers) und für ihre beste Freundin Izzie (Fivel Stewart) entscheiden. Elsa (Jennifer Jason Leigh) kämpft derweil mit ihrer Eifersucht, weil Doug (Michael Rapaport) Anschluss in seiner Lerngruppe gefunden hat, vor allem bei einer Frau namens Megan (Angel Laketa Moore). Sam selbst wiederum erwartet eine Fernbeziehung mit Paige (Jenna Boyd) und sein bester Freund Zahid (Nik Dodani) wird zunehmend von seiner neuen Freundin eingenommen.
Relativ schnell zeigt sich, dass das College als neue Thematik gut genutzt wird. Zum einen wird das neue Umfeld dafür genutzt, Sam aus seinem gewohnten Umfeld rauszuholen, so dass er erstaunt feststellen muss, dass er auch irgendwo als cool angesehen wird, denn seine unkonventionellen Antworten bescheren ihm gleich am ersten Tag einen Fanclub. Dennoch ist der Kreis an neuen Figuren sehr klein gehalten. Mit Abby (Kimia Behpoornia) bekommt er eine neue Kommilitonin, die ihm zu einer wichtigen Unterstützerin wird. Zudem gibt es seine beiden neuen Collegeprofessoren. Sara Gilbert ("Die Conners") unterrichtet Sam in Philosophie als Professor Judd und Eric McCormack ("Will & Grace") fordert ihn als Professor Shinerock in Kunst heraus. Beide Charaktere nehmen keinen großen Raum ein, aber sie stellen Sam in ihren jeweiligen Fächern immer vor neue Hürden, die wichtige Lebensfragen betreffen. Der Autist droht immer wieder daran zu verzweifeln, aber letztlich hat er am Ende immer seine Lektion gelernt und einen Schritt nach vorne gemacht. Die Entwicklungsschritte von Sam in dieser Staffel sind daher als bemerkenswert zu bezeichnen.
Etwas zur kurz kommen meiner Meinung nach die Familienszenen, da die vier Hauptfiguren kaum noch gemeinsame Szenen haben. Das dysfunktionale Familienleben war in den ersten beiden Staffeln ein großes Highlight, weswegen es hier fehlend etwas Wehmut hervorruft. Die Eltern sind größtenteils mit sich selbst beschäftigt und auch Sam und Casey sind jeweils mehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Dennoch finden gerade die Geschwister immer wieder zueinander, da sie durch ihre Gegensätze ergänzen. Toll ist auch, dass diese seltsame Beziehung zwischen Elsa und Casey wieder intensiver beleuchtet wird. Die Tochter mag sich bei ihrer Mutter immer zurückgesetzt gefühlt haben, aber wenn es darauf ankommt, kann sie immer auf sie zählen. Insgesamt muss man sagen, dass so stereotype Gesten, Sprüche und Taten der Familie immer wieder aufgegriffen werden und so einen roten Faden durch die Serie flechten, aber dennoch wird immer Raum gelassen für Erweiterungen, Verbesserungen, aber sicherlich auch Verschlechterungen.
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Da die Familie eher zu kurz kommt, geht es vor allem um Liebe und Freundschaft. Doug und Elsa müssen sich klarwerden, ob ihre Affäre die Beziehung wirklich zum Scheitern verurteilt hat oder ob es noch Hoffnung gibt. Diesen Handlungsbögen fand ich leider doch am schwächsten, denn Elsa ist schon ein sehr spezieller Charakter und man kann sie nur als anstrengend empfinden. Casey wiederum hat ihre Gefühle für Izzie entdeckt, aber gleichzeitig hat sie auch ähnlich viel Liebe für Evan, der ihre erste große Liebe war und der sich mit seiner angenehmen Art problemlos in die Familie Gardner integriert hat. Ich bin kein großer Fan von Dreiecksgeschichten, von daher blutete mir alleine schon bei der Aussicht dieser Entwicklung das Herz. Aber ich durfte erfreut feststellen, dass diese Handlung mit viel Bedacht angegangen wurde. Natürlich gab es verletzte Gefühle, aber jeder Schritt war durchdacht, nichts wurde sich leicht gemacht und wenn die Gefühle so offen transportiert und dargelegt werden, dann kann man dies nur als gelungen betrachten, auch wenn es eben nicht für jeden ein Happy End gibt.
Das klare Highlight der Staffel war aber eindeutig die Freundschaft zwischen Sam und Zahid. Diese wurde über zwei Staffeln hinweg schon solide aufgebaut, dennoch war es nie der dominante Fokus der Serie. Zahid war meistens auch von den übrigen Handlungen isoliert und hat durch seine freizügige und ehrliche Art immer für viele Lacher gesorgt, aber erstmals dürfen wir auch bei ihm hinter die Kulissen sehen. Er sehnt sich einfach nur nach Liebe und als er diese erhält, verliert er völlig die Bodenhaftung, ohne zu bemerken, dass er die falsche Entscheidung getroffen hat. Hier kommt nun Sam in Spiel, der ja in der Regel sich selbst an erste Stelle setzt, aber diesmal räumt er den Platz für Zahid frei und die dadurch entstehenden Momente, vor allem die abschließende Rettungsmission, waren jeden Moment wert. Diese Situationen gleichen auch die Anstrengung mit Paige aus. Sie ist zwar in ihrer besonderen Art das perfekte Gegenstück zu Sam, aber Schauspielerin Boyd muss hier immer in Extremen spielen, da kann man nur den Hut ziehen. Für den Zuschauer selbst sind aber manches Mal Oropax empfehlenswert.
Die Serie "Atypical" ansehen:
Fazit
Trotz einer inhaltlichen Verschiebung vom Familiären ins eigenständige Leben hinein, meistert "Atypical" die größeren Veränderungen sehr geschickt. Man muss einfach mit dem etwas anderen Fokus leben, aber dadurch eröffnet sich Raum für neue Möglichkeiten, der auch an vielen Stellen sehr gut genutzt wird. Das Wichtigste ist ohnehin, dass der Humor nach wie vor stimmt, denn vorderhand handelt es sich hierbei um eine Comedyserie.
Lena Donth - myFanbase
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