Bridgerton - Buch-Serien-Vergleich - Staffel 1

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"Bridgerton" aus dem Hause Shondaland hat im alten und neuen Jahr Rekorde brechen lassen, denn es ist die bislang meistgesehene Serie des Streamingdienstes innerhalb der ersten vier Wochen. Die Serie basiert auf einer erfolgreichen Romanserie von Julia Quinn, die ihre Liebesromanzen gerne in einem historischen Kontext eingebettet erzählt. Nachfolgend findet ihr nun einen Vergleich des ersten Bandes, der inzwischen in Deutschland unter dem Titel "Der Duke und ich" neu bei HarperCollins aufgelegt wurde, mit der ersten Staffel, die ihr weiterhin bei Netflix streamen könnt, solltet ihr die Serie noch nicht für euch entdeckt haben.

Erzählweise

Foto: Copyright: 2021 HarperCollins Germany GmbH
© 2021 HarperCollins Germany GmbH

Das Buch konzentriert sich sehr auf die Liebesgeschichte zwischen Daphne (Phoebe Dynevor) und Simon (Regé-Jean Page), was dadurch unterstützt wird, dass die Handlung ausschließlich aus ihrer Perspektive erzählt wird. Die Nebenfiguren spielen daher eine untergeordnete Rolle. Zu Kapitelanfängen hat man zudem immer einen kleinen Ausschnitt aus dem Blättchen von Lady Whistledown beigefügt. Die Serie wiederum ist wesentlich breiter erzählt und nimmt dadurch deutlich mehr Figuren in den Fokus. Zudem werden erste Handlungsstränge aufgebaut und angedeutet, die erst in den weiteren Büchern zum Thema werden. Als Beispiel sei hier die Affäre von Anthony (Jonathan Bailey) mit der Opernsängerin Siena (Sabrina Bartlett) erwähnt, die im ersten Buch nicht dargestellt wird.

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Figuren

Foto: Claudia Jessie, Ruth Gemmell & Florence Hunt, Bridgerton - Copyright: 2020 Netflix, Inc.; Nick Briggs/Netflix
Claudia Jessie, Ruth Gemmell & Florence Hunt, Bridgerton
© 2020 Netflix, Inc.; Nick Briggs/Netflix

Bei den Figuren sind einige Unterschiede zu finden, die ihr hier aufgelistet findet:

  • Im Hause Bridgerton stimmt mit den Figuren alles, jedoch sind einige leichte charakterliche Veränderungen zu bemerken. Das Buch lässt die vier jüngsten Geschwister weitestgehend außen vor, was somit auch Eloise (Claudia Jessie) betrifft. In der Serie steht sie für die Rebellion, da sie alles ablehnt, wonach ihre große Schwester Daphne strebt. Im Buch wiederum wird sie nur in Nebensätzen erwähnt, es fällt jedoch auf, dass sie zur begeisterten Schar der Familie gehört, die Daphnes Aufnahme in die Gesellschaft, begleiten. In den Büchern mag eine veränderte Denkweise bei Eloise ja noch erfolgen... Bei Colin (Luke Netwon) wiederum ist zu beobachten, dass er im Buch wesentlich draufgängerischer inszeniert wird. Hier wie dort ist er sehr reisefreudig und abenteuerlustig. In der Serie wird er aber wegen Marina (Ruby Barker) zum hoffnungslosen Romantiker. Im Buch wiederum ist davon nichts zu bemerken. Hier wirkt es eher so, als ob er doppelt so schlimm wie seine älteren Brüder ist. Abschließend sind bei den Bridgertons noch Worte zu Daphne zu verlieren. In der Serie ist sie der Star der neuen Heiratssaison, die sich kaum vor Verehrern retten kann, bis Anthony alle davonjagt. Im Buch wiederum befindet sie sich bereits in ihrer zweiten Saison, aber sie hat noch keinen Heiratskandidaten begeistern können, da sie alle als Kumpeltyp wahrnehmen. Das schadet ihrem Selbstbewusstsein erheblich und auch der Druck durch ihre Mutter Violet (Ruth Gemmell) ist hoch. In der Serie gibt es derweil keine Zweifel, dass Daphne jeden Mann um ihren Finger wickeln kann.
  • Eine wichtige Figur in der Serie ist auch Lady Danbury (Adjoa Andoh). Im Buch taucht sie zwar auf, jedoch ist hier ihr Einfluss deutlich geringer. Sie ist in beiden Medien eine gefürchtete Dame wegen ihres kritischen Blicks und ihren bissigen Kommentaren, jedoch war sie nicht diejenige, die Simon als stotterndes Kind unter ihre Fittiche genommen hat. Das war ausschließlich ein hartnäckiges Kindermädchen. Zudem ist Lady Danbury nicht offensichtlich in die Verkupplung von Simon und Daphne verwickelt.
  • Im Hause Featherington gibt es zwei Unterschiede zu bemerken. Zum einen haben die Töchter Philipa (Harriet Cains), Prudence (Bessie Carter) und Penelope (Nicola Coughlan) noch eine weitere deutlich jüngere Schwester, die in der Serie bislang aber nicht aufgetaucht ist. Zudem ist die Dame des Hauses, Portia (Polly Walker), verwitwet. In der Serie wiederum ist der Lord (Ben Miller) noch lebendig und hat mit erheblichen Geldsorgen zu kämpfen. Im Buch ist derweil noch keine Geldthematik abzusehen.


Foto: Bridgerton - Copyright: 2020 Netflix, Inc.; Nick Briggs/Netflix
Bridgerton
© 2020 Netflix, Inc.; Nick Briggs/Netflix

  • Eng verknüpft mit dem Schicksal der Featheringtons ist Marina Thompson, die vom Lord bei sich aufgenommen wird, um Schulden bei seinem Verwandten zu tilgen. Im Buch wiederum ist noch keine Spur von ihr.
  • Neben Marina sind zahlreiche andere Figuren, vorwiegend Nebenfiguren, nicht Teil der Buchvorlage. Am wichtigsten dabei zu nennen ist wohl Queen Charlotte (Golda Rosheuvel), deren traurige Ehe mit dem schwererkrankten König (James Fleet) somit ebenso wenig ein Thema ist wie die Tatsache, dass sie Daphne mit ihrem Neffen, Prinz Friedrich (Freddie Stroma), verkuppeln wollte.
  • Ein weiteres wichtiges Set an Nebenfiguren fehlt mit den Mondrichs. Will (Martins Imhangbe) ist Simons engster Freund abseits der adligen britischen Gesellschaft, der ein Boxstudio aufbauen will, um seine Frau Alice (Emma Naomi) und die Kinder versorgen zu können. Die Familie spielt im Buch aber keinerlei Rolle und wird wohl auch nicht mehr auftauchen, da sie eng mit Simon verknüpft sind, dessen Geschichte mit dem ersten Buch beendet ist. Vermutlich waren die Mondrichs da, um eine andere Seite von Simon zu zeigen und ihm vor allem zu demonstrieren, was er verpasst, wenn er sich gegen eine Familie entscheidet.
  • Abschließend ist ein gewaltiger Unterschied zwischen Serie und Buch die Diversität des Casts. Im Buch wird mit keinem Wort etwas zur Hautfarbe der Figuren verloren, weswegen davon auszugehen ist, dass es sich um typischen englischen Hochadel und dementsprechend ausschließlich um Weiße handelt. In der Serie sind dagegen viele Ethnien vertreten und gerade mit der Königin, also mit dem Oberhaupt, wurde auf eine schwarze Schauspielerin gesetzt. Bereits jetzt ist bekannt, dass die Protagonistin der zweiten Staffel, Kate, mit Simone Ashley besetzt wurde. Im Zuge dessen wird ihr Nachname Sheffield aus dem Buch in Sharma umgewandelt, um sie so von indischer Herkunft sein zu lassen. Somit setzt sich auch dann die Diversität fort.


Handlung

Foto: Regé-Jean Page & Phoebe Dynevor, Bridgerton - Copyright: 2020 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix
Regé-Jean Page & Phoebe Dynevor, Bridgerton
© 2020 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix

Bei den Abweichungen der Figuren sind bereits erste Änderungen bezüglich der Handlung deutlich geworden; nachfolgend findet ihr nun eine weitere Auflistung von Unterschieden.

  • In der Werbungsgeschichte von Daphne und Simon sind viele Parallelen in Buch und Serie zu erkennen. Jedoch gibt es auch Änderungen. So lernen sich die beiden nicht durch einen Zusammenstoß kennen, stattdessen begegnen sie sich in einem Vorraum des Ballsaals. Dort ist Daphne gerade von Nigel Berbrooke bedrängt worden und Simon will ihr zur Hilfe eilen, doch sie erwehrt sich seiner selbst, indem sie Nigel einen Schlag verpasst. Diese Szene gibt es in der Serie zwar auch, jedoch deutlich später. Zudem ist Simon in Violets Augen zunächst kein geeigneter Heiratskandidat, was sich aber sofort legt, als sie bemerkt, dass er Daphne ehrlich zugetan ist. Daphne und Simon handeln auch ihren Pakt aus, jedoch wird Anthony schließlich eingeweiht, weil er sich zu sehr gegen das mögliche Interesse von Simon an seiner kleinen Schwester auflehnt. Daphne und Simon ist unter den Augen von Anthony kein Moment zu zweit gegönnt, stattdessen ist er immer in die Aktivitäten von Familie Bridgerton involviert, sei es gemeinsame Abendessen oder ein Bootsausflug, den Simon und Anthony beide im Wasser beenden. Letztlich kommt es aber zu der intimen Szene zwischen dem Liebespaar, in die Anthony platzt, der sofort ein Duell fordert. Dass Simon sich letztlich doch auf die Heirat einlässt, liegt aber nicht daran, dass Cressida Cowper (Jessica Madsen) zu plaudern drohte, sondern ein anderer Graf. Das entspricht aber nur Vermutungen von Colin, was Daphne aber dankbar annimmt, um eine mögliche Entehrung aufzubauschen und Simon so zur Ehe zu überreden.
  • Bevor wir zur Ehe von Simon und Daphne kommen, seien noch wenige Worte zu seinem Verhältnis zum Vater gesagt. Im Buch ist der Duke wieder von seinem Sohn angetan, als Simon in Eton in Mathematik hervorragende Leistungen erbringt. Er strebt eine Versöhnung an, die Simon aber ablehnt. Um Abstand zu gewinnen, begibt er sich auf eine Weltreise. Der Duke schreibt ihm daraufhin zahlreiche Briefe, die er schließlich von einem Vertrauten aufbewahren lässt, denn bis zu seinem Tod ist Simon nicht zurückgekehrt. In der Serie wiederum ist er am Totenbett seines Vaters, als sich dieser plötzlich versöhnen will und schwört dort, dass er die Hastings-Linie aussterben lassen wird. Im Buch wiederum gibt sich Simon das Versprechen ganz alleine.
  • Das Eheleben von Simon und Daphne läuft solange perfekt, bis sie in einem Gespräch mit Haushälterin Mrs. Colson (Pippa Haywood) etwas von einem gesunden Samen hört. In der Serie lässt sich Daphne von ihrer Zofe Rose (Molly McGlynn) aufklären, aber die Figur gibt es im Buch gar nicht. In der nächsten Nacht konfrontiert sie Simon mit ihrem Verdacht, woraufhin er die Wahrheit gesteht, dass er nicht keine Kinder bekommen KANN, sondern WILL. Nachdem Daphne auf getrennte Schlafzimmer bestanden hat, kommt es zur sogenannten 'Vergewaltigungsszene', die in der Serie für einigen Aufruhr gesorgt hat. Doch im Buch ist diese Sequenz deutlich abgeschwächter. Simon kehrt betrunken nach Hause zurück und sucht trotz der getrennten Zimmer die Nähe zu seiner Frau, die ihn auch bei sich schlafen lässt. Als sie erwacht, wird sie von Sehnsucht überwältigt und Simon halb im Schlaf, halb benebelt vom Alkohol lässt sich auf ihre Verführung ein, kann sich aber nicht richtig kontrollieren, weswegen es zum Samenerguss in Daphne kommt. Zunächst wirft er ihr ähnlich wie in der Serie vor, das absichtlich gemacht zu haben, aber letztlich gesteht er sich selbst ein, dass er den Sex wollte, aber zu seinem üblichen Vorgehen schlichtweg nicht in der Lage war. Daraufhin bricht Simon aber überhastet zu einem anderen Landsitz auf und die enttäuscht Daphne kehrt nach London zurück. Sie zieht aber nicht bei ihrer Familie ein, weil sie sich keine Blöße geben soll, stattdessen kommt sie im Stadtanwesen der Hastings unter.


Foto: Regé-Jean Page & Phoebe Dynevor, Bridgerton - Copyright: 2020 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix
Regé-Jean Page & Phoebe Dynevor, Bridgerton
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  • In der Serie sind Daphne und Simon zu keinem Zeitpunkt physisch getrennt, dafür aber emotional. Im Buch jedoch sind die beiden über einen Monat getrennt. Wie kommt es nun zur Versöhnung? Während in der Serie Daphne ihren Mann wieder für sich gewinnt, indem sie ihm klarmacht, dass sie alle Seiten an ihm liebt, ist die Sachlage im Buch etwas anders. Als Daphne mit ihrer Periode überfällig ist, schreibt sie Simon einen Brief, dass sie schwanger sei und eine Reaktion von ihm erwarte. Als er diese Worte liest, wird er aufgerüttelt und bricht sofort nach London auf, wo Daphne in der Zwischenzeit doch noch ihre Tage bekommen hat. Dennoch hat das in Simon eine andere Sorge hervorgerufen. Im Buch wird vielmehr auf sein Stottern eingegangen, das in Streitgesprächen mit Daphne wieder häufig an die Oberfläche gelangt. Deswegen befürchtet er, dass seine Kinder genauso stottern könnten. Daphne macht ihm aber bewusst, dass ihre gemeinsamen Kinder aber den Vorteil haben werden, zwei liebende Eltern zu haben.
  • Abschließend gibt es im Buch und in der Serie einen Blick in die Zukunft. Dieser weist aber ebenfalls Unterschiede auf. Während Daphne in der Serie ein Jahr später von einem Jungen entbunden wird, der der Tradition der Bridgertons gemäß einen Namen mit 'A' tragen soll, ist im Buch der Sprung in die Zukunft noch weiter weg. Dort sind die beiden bereits Eltern von vier Kindern. Doch es begann mit einem Mädchen namens Amelia. Anschließend folgten Belinda und Caroline bis hin zum männlichen Erben David.


Natürlich gibt es noch zahlreiche weitere Unterschiede bei der Handlung, doch diese sind wie gesagt durch eine sehr breit erzählte Serie entstanden. Viele dieser Momente ereignen sich möglicherweise noch in weiteren Bänden der Buchreihe, weswegen ich aber hier auf einen Vergleich verzichte. Fakt ist jedoch, dass diese dann zeitlich nicht parallel zur Liebesgeschichte von Daphne und Simon stattfinden.

Fazit

Zwar belegt dieser Kolumnentext, dass es bei "Bridgerton" doch einige Unterschiede zwischen Buch und Serie gibt, aber jeder Buchfan dürfte sich dennoch mit mir einig sein, dass man mit der Umsetzung sehr zufrieden sein kann, zumal das Ergebnis in Form einer Serie noch viel opulenter geworden ist.

Die Serie "Bridgerton" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

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