Criminal Minds - Review Staffel 17

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Die Produktion von "Criminal Minds: Evolution" läuft offenbar wie eine geölte Maschinerie, denn die Wartezeit zwischen Staffel 16 und 17 war nicht lange und mit Beendigung der deutschen Ausstrahlung auf Disney+ steht schon fest, dass die 18. auch schon wieder abgedreht ist. Aber wenn man zuvor 22 Episoden pro Staffel produziert hat, dann ist wohl wirklich alles perfekt aufeinander abgestimmt. So gut es also nach außen wirkt, so muss ich doch sagen, dass ich die zweite Staffel nach dem Wechsel zu Paramount+ (in den USA) zwar immer noch unterhaltsam finde, sich aber Baustellen auftun, die ganz andere sind als bei der davor. Das lässt dann schon Fragen aufkommen, wie lange man das Spielchen noch wie fortsetzen kann?

Foto: Criminal Minds: Evolution - Copyright: 2024 ABC Studios Inc. and CBS Studios Inc. All Rights Reserved.; Michael Yarish/Paramount+
Criminal Minds: Evolution
© 2024 ABC Studios Inc. and CBS Studios Inc. All Rights Reserved.; Michael Yarish/Paramount+

Nehme ich doch zunächst nochmal die Kritikpunkte aus Staffel 16 genauer unter die Lupe. Während es mir per se gefallen hat, dass die Neuausrichtung deutlich sichtbar versucht, die persönlichen Seiten des Ermittlerteams intensiv zu beleuchten, war es aber insofern ein schmaler Grat, als dass Penelope Garcia (Kirsten Vangsness) und Neuzugang Tyler Green (Ryan-James Hatanaka) sowie Tara Lewis (Aisha Tyler) und Rebecca Wilson (Nicole Pacent) mir zu soapig gewirkt haben. Die Geschichten zeugten nicht unbedingt von Reife, stattdessen hätte man auch die Darsteller durch Teenager austauschen können und ich hätte wohl keinen Unterschied bemerkt. Wenn man bedenkt, welchen Grundton "Criminal Minds" all die Jahre hatte, dann war das schon auffällig negativ. Als Botschaft darf gerne rüberkommen, dass in die Schwärze der menschlichen Seelen zu blicken, einen nicht völlig abstumpft, aber pubertierend muss es deswegen nicht wirken. Diese Beobachtung ist aus Staffel 17 eigentlich verschwunden, weil beispielsweise Tara und Rebecca einen ganz anderen Umgang miteinander finden und vor allem Letztere weniger eine Gegnerin der BAU ist, sondern mit ihnen an einem Strang zieht, so dass die beruflichen Streitpotenziale ausgeklammert wurden. Da Hatanaka mit der 17. Staffel neu in der Hauptcast aufgenommen wurde und eine wichtige Rolle in der BAU findet, wäre bei seiner Rolle Ryan und Penelope sicherlich auch wieder Ähnliches möglich gewesen. Es bleibt latent vorhanden, aber so zurückhaltend, dass ich es nicht als Störfaktor wahrgenommen habe.

In einem nächsten Punkt hatte ich angesprochen, dass Luke (Adam Rodriguez) völlig in den Hintergrund gerückt wurde. Auch das wurde behoben. Insgesamt würde ich auch sagen, dass es viel besser gelungen ist, die Waage bei den Hauptfiguren zu halten. So wurde JJs (A.J. Cook) Privatleben mit Ehemann William (Josh Stewart) diesmal gar nicht behandelt (auch weil er für die Staffel offenbar nicht zu bekommen war oder es gab noch ganz andere Gründe). Ich fand das zwar in Staffel 16 alles sehr intensiv und mitreißend gespielt, gerade weil man das Paar schon so lange kennt, aber es hat JJ sehr dominant wirken lassen. So war es zurückgeschraubt und jede Rolle hat dann auch mit dem großen Antagonisten Elias Voit (Zach Gilford) interagieren dürfen. Auch wenn er vor allem eine Fehde mit David Rossi (Joe Mantegna) hat, aber Voit weiß von allen die Knöpfe zu drücken und so hat er mit allen seine Spielchen getrieben, während aber auch sie umgekehrt ihre Charaktereigenschaften ausleben durften. Dementsprechend war es eine viel ausgewogenere Staffel, die keine klaren Lieblinge kannte.

Foto: Adam Rodriguez & Zach Gilford, Criminal Minds: Evolution - Copyright: 2024 ABC Studios Inc. and CBS Studios Inc. All Rights Reserved.; Michael Yarish/Paramount+
Adam Rodriguez & Zach Gilford, Criminal Minds: Evolution
© 2024 ABC Studios Inc. and CBS Studios Inc. All Rights Reserved.; Michael Yarish/Paramount+

Während es hier also Verbesserungen gab, habe ich umgekehrt aber schon deutliche Abnutzungserscheinungen bei Voit wahrgenommen. Mit dem Ende von Staffel 16 war bereits klar, dass er weiterhin von Bedeutung sein wird, aber in welchem Ausmaß, das war schon viel und erinnert mich noch an einen Kritikpunkt. Denn so genial es auch ist, Gilford in einer solchen Rolle zu erleben, so haben weder er noch seine Rolle etwas davon, wenn alles aufgebauscht ist, um nur ja auf die zehn Episoden zu kommen. Ich bleibe weiterhin bei dem Standpunkt, dass es für "Criminal Minds" nicht schlecht ist, sich von der alten Procedural-Erzählweise zu lösen und zusammenhängende Ermittlungen als roten Faden zu haben, aber da darf man das Blatt auf seiner Hand auch nicht ausreizen. Auch wenn es sich sinnig aufbauen ließ, dass Voit über sein Wissen zu Gold Star wichtig geblieben ist, aber die Art und Weise, wie er trotz der Widerwärtigkeit seiner Taten für das juristische System so unantastbar geblieben ist, das hat doch regelmäßig für innere Wutausbrüche bei mir gesorgt. Irgendwann ist es der Zuschauerschaft auch unerklärlich, dass es keine gerechte Verurteilung gibt. Dadurch wirkte dann auch der Anwalt Orlov (Brian White) total seltsam, weil er schalten und walten konnte, wie er wollte, ob nun aus Angst oder weil er selbst ein Psychopath ist, wer weiß das schon. Von daher bitte: So gerne ich Gilford mag, aber die ganze Rolle ist für mich jetzt auserzählt. Es gibt sicherlich genug weitere spannende Antagonisten da draußen, die nur darauf warten, für "Criminal Minds" erfunden zu werden.

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Nachdem es zuvor schon angeteasert war, beschäftigt sich die 17. Staffel in der Hauptsache mit Gold Star. Was verbirgt sich dahinter? Nachdem die BAU einmal den Haken geworfen hat, bekommen wir zunächst relativ klassische Episoden geboten, mit denen dem vermeintlichen Einzeltäter auf die Spur gekommen werden soll. Nach und nach enthüllt sich aber, dass es sich um eine Gruppierung handelt, was dann für die Fallstruktur sowie die Breite an möglichen Profilen mehr Freiraum bedeutet. Dadurch beleuchtete Charaktere wie Jade (Liana Liberato) und Damien (David Garelik) hatten sicherlich ähnlich wie Voit eine lange Liste von Verbrechen, aber dennoch waren sie im Profil anders angelegt, auch weil sie in erster Linie selbst Opfer waren. All das führt dann zu einem Teil, der mir in dieser Staffel sehr gut gefallen hat. Die Geschichte der gesamten Serie wurde vielfältig eingebunden. Am meisten durch das Stuart House, das hinter Gold Star steckt und das aufgrund einer Abhandlung von Rossi und Jason Gideon installiert wurde. Es hatte was von Gänsehaut den Geist von Gideon, der einst von Mandy Patinkin dargestellt wurde, so präsent zu wissen.

Foto: Joe Mantegna & Paget Brewster, Criminal Minds: Evolution - Copyright: 2024 ABC Studios Inc. and CBS Studios Inc. All Rights Reserved.; Michael Yarish/Paramount+
Joe Mantegna & Paget Brewster, Criminal Minds: Evolution
© 2024 ABC Studios Inc. and CBS Studios Inc. All Rights Reserved.; Michael Yarish/Paramount+

Das hat dann umgekehrt auch eingeladen, Gideons Ex-Frau Jill (Felicity Huffman) einzubinden. Sie war zu Gideons Lebzeiten nicht in der Serie zu sehen, damit stellt dieses Casting für mich hier auch so eine clevere Idee dar, auch weil sich alles gut ineinandergefügt hat. Die gemeinsame Vergangenheit mit Rossi passte gut ins Bild, aber es wurde auch durch Kleinigkeiten unterstrichen, wie verbunden sie mit den anderen BAU-Mitgliedern war. Diese nostalgische Note lässt sich die Staffel definitiv ein kleines Extra-Sternchen verdienen, gerade weil so weit zurückgegangen wurde. Auch wenn es entsetzlich ist, was aus den Ideen von Jill, Gideon und Rossi geworden ist, aber gerade für Profiler kann ich mir auch vorstellen, dass es die Forschung voranbringt, gewagte Thesen in den Raum zu stellen. Gerade das Finale war dann auch sehr würdig, weil es den Spuk rund um das Stuart House beendet hat und gleichzeitig auch Voit etwas von seiner Macht genommen wurde. Staffelfinale müssen sich auch mal echt befriedigend anfühlen.

Angesichts dieser doch nicht wenigen positiven Aspekte, warum schreibe ich in der Einleitung, dass ich skeptisch bin, wie lange man "Criminal Minds" fortsetzen kann? Mein Eindruck ist, dass die Evolution der neuen Staffel, wie es selbst genannt wird, sehr unbeständig daherkommt. Vielleicht ist es hier zu erkennen, dass die Produktion tatsächlich sehr flott ist und weniger innehält. Dass Voit nicht ewig funktioniert, das wäre dann früher ersichtlich gewesen. Genauso kann man mit mehr Abstand auch sehen, welche Potenziale in den einzelnen Figuren liegen, ohne dann aber gleich wie eine Soap zu wirken. Dazu war jetzt zum zweiten Mal in Folge klar, dass man sich schwer tut, die 10 bestellten Episoden zu füllen. Während Staffel 16 nach hinten den Biss verloren hat, hat die 17. Staffel zwischendurch den Dornröschenschlaf gehalten. Episode #17.06 hätte man für mich ersatzlos streichen können. Rossis endgültiger Zusammenbruch wegen des Traumas, das ihm Voit beigefügt hat, schwebte ohnehin schon über allen fünf Episoden zuvor. Das nun also noch einmal so zu zelebrieren, einfach zu viel. Auch der Drogentrip von Emily (Paget Brewster) und JJ, was war das denn? Soll das Figuren nahbarer wirken lassen? Ich fand es einfach lächerlich. Da war Tylers Fall, den er mitgebracht hat, noch das spannendste, wenn auch für die Staffel auch nicht weltbewegend. Diese Episode hat zugespitzt gezeigt, was überhaupt nicht funktioniert. Dementsprechend sind zu langatmige wiederholende Elemente genau das, was mich doch sehr besorgt, gerade weil "Criminal Minds" auf ein sehr erfolgreiches Erbe blicken kann, bei dem dieser Kritikpunkt mir nie eingefallen wäre.

Fazit

"Criminal Minds: Evolution" geht in Runde 2 (oder in Staffel 17) und hat durchaus Highlights zu bieten. Die Geschichte rund um Gold Star und wie es mit der Vergangenheit der BAU zu tun hat, sehr lobenswert. Diese klare Struktur wird auf anderen Ebenen aber leider unterbrochen. Voit als Antagonist ist für mich schon längst im Potenzial aufgebraucht und auch ansonsten gibt es zu viele Elemente, die sich wiederholend und so zäh durch die Staffel ziehen. Alleine vom Papier her kann das funktionieren, was mit den 10 Episoden gewollt ist, aber die Ausdauer für die Distanz ist nicht konstant gegeben.

Die Serie "Criminal Minds" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

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