Dolly Partons Herzensgeschichten - Review Staffel 1

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Lange Jahre habe ich Countrylieder wie "Jolene" oder "9 to 5" gehört, ohne zu wissen, von wem die überhaupt gesungen wurden. Fast noch länger war mir immer egal, wovon die Musiker überhaupt singen, aber das hat sich zum Glück geändert, denn je älter ich werde, desto mehr interessieren mich die Künstler und die Geschichten hinter den Liedern, die mir mitten ins Herz gehen. Daher habe ich einen Trend der letzten paar Jahre sehr aufmerksam verfolgt, dass Lieder und ihre Geschichten für das Fernsehen adaptiert werden. So gab es bereits Berichte, dass der Hit "Hey There Delilah" von den Plain White T’s in eine Fernsehserie umgewandelt werden könnte, was bis heute aber nicht entscheidend vorangetrieben wurde. Wham!‘s "Last Christmas" wurde ganz aktuell in Form eines Weihnachtsfilms mit Emilia Clarke, Henry Goulding und Emma Thompson in den Hauptrollen rausgebracht. Auch wenn es eine unerwartete Interpretation des Songtexts war, so muss ich den Gedanken dahinter und die Würdigung des Künstlers George Michael einfach loben. Dass nun eine erfolgreiche Countrysängerin wie Dolly Parton eine ganze Serie zu ihren Songs gewidmet bekommt, ist eine schöne Entwicklung, die sich auch bei vielen anderen Künstlern anbieten würde. Wie aber funktioniert nun diese Interpretation von Partons Hitsongs?

Meine Kollegin Daniela hat in ihrer Review zum Piloten, der sich "Jolene" widmet, schon zwei wichtige Punkte angesprochen, die auch für die gesamte Serie gelten. Das eine ist die Involvierung von Dolly Parton selbst. Es hat etwas sehr Sympathisches, wenn sie zu Beginn jeder Episode in knappen Sätzen den Kern ihrer jeweiligen Songs erklärt und dann in die eigentliche Handlung überleitet. Hier merkt man doch deutlich, dass sie voll hinter diesem TV-Projekt steht und dass sie es vermutlich auch als Ehre empfindet, dass ihre Lieder ausgewählt wurden. Im Piloten spielt sie selbst eine größere Rolle und auch in der zweiten Episode, die den Titel "Two Doors Down" trägt, ist sie als musikalischer Gast dabei. In "JJ Sneed" fungiert sie zudem noch als Erzählerin. In den restlichen Episoden ist sie in persona nicht zu sehen und dennoch ist ihre Musik einem stets in Ohr. Man hat sie und ihre Intentionen ständig vor Augen, so dass sich wirklich ein rundes Bild ergibt.

Foto: Dolly Parton's Heartstrings - Copyright: Netflix, Inc.
Dolly Parton's Heartstrings
© Netflix, Inc.

Der andere Aspekt ist, dass die einzelnen Geschichten, die sich hinter den Songs verbergen, oftmals sehr überraschend erzählt werden. Bei "Jolene" wurde das bereits dargestellt, da hinter die Fassade der vermeintlich gewissenlosen Ehebrecherin geschaut wurde. Die Serie wirkt insgesamt sehr kitschig und romantisch aufgemacht, aber dennoch kann man die acht Episoden nicht nur durch die rosarote Brille sehen, weil auch vor Schicksalsschlägen nicht halt gemacht wurde. Zwar enden alle in einer versöhnlichen Note, aber oft genug bleibt auch eine gewisse Traurigkeit zurück, weil das Leben mit allen Auf und Abs zugeschlagen hat. Die aber stets erzeugte wohlige Atmosphäre macht es auch perfekt, dass diese Serie in der Adventszeit veröffentlicht wurde, da ich mir sehr gut vorstellen kann, wie man sich zusammen vor dem Bildschirm kuschelt. Aber natürlich wird man die Mischung an Erzählungen auch zu jeder anderen Jahreszeit genießen können.

Dennoch muss man in der Qualität der einzelnen Episoden natürlich Unterschiede feststellen. Auch thematisch bietet man ein breites Spektrum an, so dass einem unweigerlich nicht alles gleich gut gefallen kann. Die Episode zu "Two Doors Down" beispielsweise erstickt in Klischees, zwar sicherlich auch bewusst, aber dennoch konnte ich mir an einigen Stellen das Augenverdrehen nicht verkneifen. Im krassen Gegensatz dazu steht eine Episode wie "Down from Dover", die in einem wesentlich früheren Jahrzehnt spielt und die mit viel Einfühlsamkeit Rassendiskriminierung und Ausstoßung von unverheirateten Schwangeren beleuchtet. Hier wurde mit Schicksalsschlägen nicht gegeizt, so dass ich am Ende resultieren konnte, dass ich von Anfang bis Ende mitgefiebert habe. "JJ Sneed" wiederum steht ganz im Zeichen eines Western, ein Genre also, das mich noch nie faszinieren konnte, so dass mich diese thematische Umsetzung nicht mitreißen konnte und das trotz Colin O'Donoghues ("Once Upon a Time"), der den Verbrecher charmant wie eh und je gegeben hat.

O’Donoghue steht für einen insgesamt sehr breiten Cast, in dem man wirklich viele aus den unterschiedlichsten Film- und Serienprojekten kennt. Das ist sicherlich ein cleverer Schachzug, da man so sicherlich unterschiedliche Fanlager zu der Serie zieht. Aber das hat sich nicht nur strategisch gelohnt, sondern auch qualitativ, da auf dem schauspielerischen Niveau genug Emotionen erzeugt werden konnten. Zudem möchte ich hervorheben, dass sich die Länge der einzelnen Episoden ausgezahlt hat. Immer rund 60 Minuten darf man in die einzelnen Geschichten eintauchen. Für Serienepisoden ist das vergleichsweise lang, aber da immer ganze Geschichten erzählt werden, ist das auch das Mindestmaß, um nicht überhastet zu wirken. Umgekehrt erlebt man oft den Effekt, dass bei 90-minütigen Filmen das Gefühl von Langeweile aufkommt, weil der Inhalt eigentlich für die Sendezeit gar nicht ausreicht. Das kann ich aber bei keiner der Episoden von "Dolly Parton’s Heartstrings" bestätigen, hier wird jede einzelne Minute genutzt.

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Fazit

"Dolly Partons Herzensgeschichten" hat mich genau passend zur Adventszeit sehr gut unterhalten können. Es war spannend, gemeinsam mit Parton selbst die Geschichten hinter ihren erfolgreichen Countrysongs zu entdecken. Da jede Menge bekannte Darsteller gecastet wurden, ist das Ganze auch mit der nötigen Portion Qualität versehen. Natürlich sind die einzelnen Episoden thematisch und qualitativ unterschiedlich, aber in der Gesamtschau bleibt unter dem Strich definitiv ein positives Fazit.

Lena Donth – myFanbase

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