Blu-ray-Rezension: Emerald City - Die dunkle Welt von Oz, Staffel 1
Schon seit dem Beginn schien die Serie "Emerald City - Die dunkle Welt von Oz" unter keinem guten Stern zu stehen. Denn kurz nach der Verkündung im Jahr 2013, eine düstere Version des Zauberers von Oz in Serie schicken zu wollen, wurde das Projekt vom produzierenden Sender NBC aufgrund von kreativer Differenzen wieder gecancelt. Nach einigem Hin und Her wurde die Serie mit neuem Kreativteam nun doch in Auftrag gegeben und schließlich einige Jahre später ausgestrahlt. Bei Betrachtung des Ergebnisses wäre es vielleicht doch besser gewesen, wenn NBC bei der Entscheidung geblieben wäre, die Serie nicht zu produzieren…
Inhalt
Die Serie handelt von der bereits 20-jährigen Dorothy Gale (gespielt von Adria Arjona), die auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter in einen gewaltigen Sturm gerät. Dieser bringt sie in die magische, wenn auch sehr düstere Welt von Oz. In Oz angekommen muss Dorothy feststellen, dass sich verfeindete Königreiche erbitterte Kämpfe um die Macht liefern. Um nach Hause zu kommen, muss Dorothy zum Zauberer von Oz (Vincent D'Onofrio) gelangen, was sich als relativ schwierig erweist, da die Welt von Oz unzählige Gefahren und Geheimnisse beheimatet, die fest mit Dorothys Vergangenheit und Schicksal verbunden sind.
Externer Inhalt
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Rezension
Wenn man mich fragt, wie ich die Serie kurz und präzise beschreiben würde, dann würde ich sie als Seifenblase bezeichnen. Zuerst sieht sie schön aus, aber dann zerplatzt sie relativ schnell, ohne große Spuren hinterlassen zu haben. Dies schien auch der Eindruck des US-Publikums gewesen zu sein. Denn obwohl die Serie von NBC extrem gehyped worden ist, konnte sie die Zuschauer nicht überzeugen und die Quoten fielen nach und nach ins Bodenlose. Das größte Problem der Serie ist, dass sie, obwohl sie fantastisch aussieht, inhaltlich nicht überzeugen kann. Bevor ich diese Aussage begründe, möchte ich mich kurz meinem einzigen Pluspunkt widmen, nämlich die vorhin schon angesprochene Produktion. Richtig gut gefallen hat mir, dass die Welt von Oz zum größten Teil nicht am Computer entstanden ist, sondern wirklich reale Drehorte in der Natur hatte. So kam vor allem zu Beginn der Serie ein starkes "Game of Thrones"-Feeling auf, da sich die unterschiedlichen Schauplätze im Land optisch stark unterschieden haben und dadurch sehr sehenswert waren. Darauf bezogen hat es sogar Spaß gemacht, Dorothy auf ihrer Reise auf dem gelben Ziegelsteinweg, an unterschiedlichen Stämmen und Königreichen, bis in die Smaragdstadt zu begleiten. Auch die aufwendigen Kostüme der Darsteller und CGI-Effekte sind sehenswert und könnten auch aus einer Filmproduktion stammen, wo man einfach merkt, dass NBC sich mit "Emerald City" einen großen Erfolg erhofft haben muss. Wie vorhin schon angedeutet reicht es allerdings nicht aus, nur optisch zu überzeugen, denn elementar wichtig ist eine spannende Handlung, die den Zuschauer fesselt und ihm das Bedürfnis gibt, mehr von dieser Serie zu sehen. Und dies war leider definitiv nicht der Fall.
Der erste Schwachpunkt stellt die Figur von Dorothy Gale dar, die fast über die komplette Staffel hinweg mit ein und demselben überraschten und zugleich ängstlichen Gesichtsausdruck durch Oz herumflaniert. Obwohl sie auf mich nicht unsympathisch wirkt, schaffte sie es in den ganzen zehn Folgen nicht, dass ich mit ihr mitfiebern konnte. Und dies ist aus meiner Sicht elementar wichtig für einen starken Hauptcharakter. So ist mir ihr Charakter im Verlauf der Serie regelrecht gleichgültig geblieben. Aus meiner Sicht liegt das daran, dass man auch aufgrund der niedrigen Episodenanzahl, nicht richtig die Möglichkeit hatte, Dorothy kennenzulernen. Vieles aus ihrer Vergangenheit wurde in den Gesprächen mit unterschiedlichen Figuren angedeutet aber nicht richtig offengelegt. Ein weiterer Schwachpunkt in Bezug auf Dorothy stellte für mich ihre Rolle in Oz dar. Geschichten, wie die, die in "Emerald City" erzählt wurde, folgen meist einem stets gleichen Muster. Zu Beginn landet die Hauptfigur in einer mysteriösen und für sie unbekannten Welt, die von einem Bösewicht bedroht wird. Der Protagonist ist zunächst mit der ganzen Situation überfordert, wächst an irgendeinem Zeitpunkt aber doch über sich hinaus und ist im Endeffekt verantwortlich dafür, das Böse zu besiegen. Diese Erwartung habe ich auch an "Emerald City" gestellt, jedoch ist alles ganz anders gelaufen. Denn im Gegensatz zu den anderen Geschichten verbleibt Dorothy in ihrer Rolle als eine mit der ganzen Situation überforderten Frau. So gibt es von der ersten bis zur letzten Folge keine Charakterentwicklung bei ihr. In den einzelnen Folgen reist sie durch Oz und wird in gefühlt jeder Folge von irgendeiner anderen Figur gefangen genommen, bedroht, gefoltert oder fast umgebracht, wobei sie letztendlich doch noch immer freikommt. Nach einigen Folgen wirkt das Ganze eher unfreiwillig komisch anstatt bedrohlich. Der einzige spannende Ansatz bei Dorothy war ihre scheinbare Fähigkeit Magie einzusetzen. Denn nachdem sich die Hexe des Ostens gleich zu Beginn der Serie aus Versehen selbst mit Dorothys Waffe erschossen hat, erschienen deren magischen Ringhandschuhe immer in gefährlichen oder magischen Momenten an ihren eigenen Händen, wodurch der Gedanke bei mir entstand, dass Dorothy dieses Potenzial nutzt und sich im Verlauf der Serie von der unsicher auftretenden Krankenschwester zur mächtigen Hexe wandelt, die Oz von dem Bösen befreit. Diese Entwicklung ist allerdings nicht eingetreten. So tauchten die Ringhandschuhe gefühlt ganz sporadisch mal auf und am Ende war Dorothy mit der Magie genauso vertraut, wie bei ihrer Ankunft in Oz. An dieser Stelle haben die Autoren eine Menge Potenzial verschenkt. Ebenfalls gestört hat mich, dass Dorothy in der Schlacht in der finalen Folge eher mit Nichtstun und Abwesenheit geglänzt hat. Denn obwohl immer angedeutet wurde, dass Dorothy Oz befreien wird, ließ sie sich in den bedrohlichsten Momenten einfach von ihrer leiblichen Mutter Jane (Gina McKee) in einer Maschine wieder nach Kansas schicken. Ist natürlich auch nicht so stressig wie wenn man sich mit irgendwelchen Schurken rumschlagen müsste. So wirkte Dorothys ganzer Oz-Aufenthalt total sinnlos.
Auch die anderen Figuren konnten bei weitem nicht überzeugen. Dorothys anfänglicher Love-Interest Lucas (Oliver Jackson-Cohen) beispielweise verlor im Laufe der Staffel immer mehr an Sympathie. Dass er sein Gedächtnis verloren hatte, war am Anfang eine spannende Ausgangslage, da so offen stand, ob er zu den Guten oder nicht vielleicht doch zu den Bösen gehörte. Im Endeffekt entpuppt er sich als liierte Marionette von Glinda (Joely Richardson), die hilflos zwischen den Forderungen der Hexe und "Dorothys Mission" wie eine Fahne im Wind agiert, ohne sich fest auf die Seite einer der beiden Frauen zu schlagen. Das macht ihn ein wenig unberechenbar, da man nie genau weiß, für wen er jetzt gerade kämpft. Ebenfalls unberechenbar sind die beiden Hexen Glinda und West (Ana Ularu). Mal handeln sie, als würden sie zu den Bösewichten gehören und mal bekommt der Zuschauer den Eindruck, als wenn sie doch zu den Guten gehören. Auf Dauer wird dies ziemlich anstrengend, da man viele Charaktere nicht fest einschätzen kann und das ganze zum Teil sehr willkürlich geschrieben wirkt. Welchen Charakter man im Gegensatz daui von vornherein sehr gut einschätzen kann, ist der Zauberer von Oz. Dieser verhält sich während der ganzen Staffel wie ein kleines Kind, das Gewalt einsetzt und sein Volk belügt, um seinen Willen zu bekommen. Während die Hexen von Oz eher auf Magie setzen, bevorzugt der Zauberer Wissenschaft und lässt im Verlauf der Staffel Waffen herstellen, mit denen er seine Feinde bekämpfen will. So gibt s in der letzten Folge ein sinnloses Gemetzel, da er fast alle Hexen erschießen lässt, um seine Macht nicht zu verlieren. Auch dieser scheinbar dramatische Handlungsstrang zeigt sich im Endeffekt als wirkungslos, da alle Hexen wie von Zauberhand wieder auferstehen. Der kluge Zuschauer weiß natürlich, dass nur eine Hexe eine andere Hexe töten kann. Die Figur des Zauberers war die, die mich in der ganzen Serie am meisten genervt hat. Aus diesem Grund war ich vor allem in den letzten Folgen echt in Rage, wenn er immer wieder in bedrohlichen Situationen gelandet ist, wo ich mir dachte: "So, jetzt stirbt er gleich endlich." Und jedes Mal lösten sich die Situationen wie eine Rauchwolke auf und der Typ lebte immer noch. Letztendlich habe ich doch noch meinen Willen bekommen, auch wenn dieser mir persönlich zu lange gedauert hat.
Ebenfalls als Schwachpunkt ist eine zum Teil starke Absurdität bezüglich einzelner Szenen zu nennen. So fällt mir als erstes der Unfall von Jack (Gerran Howell) ein, der, nachdem er von Tip (Jordan Loughran) geschubst worden, gefühlt hundert Meter in die Tiefe gestürzt und mit dem Rücken und Hinterkopf aufgeschlagen ist, trotzdem überlebt hat. Normalerweise müsste der Sturz ja eigentlich tödlich gewesen sein, aber eine Wissenschaftlerin, die zufälligerweise auch noch Dorothys leibliche Mutter ist, rettet ihm das Leben. Natürlich geht das nicht so einfach wie gedacht, sondern sie muss ihm dafür sämtliche Gliedmaßen amputieren und mit Blech ersetzen. Und so bekommt auch diese Oz-Adaption ihren ganz eigene, wenn auch von der Figur aus betrachtet, sehr unfreiwillige Version des Blechmanns. Auch wenn diese Szene schon absurd war, ging es noch krasser. Die Szene, von der ich spreche, behandelt den Tod der exzentrischen Königin Langwidere. Als kurze Zusammenfassung: Der eben benannte Blechmann will die Königin vor den Fängen des Zauberers retten und schießt mit seiner Waffe auf ihn. Da so eine Kugel natürlich nicht so schnell fliegt, hat der Zauberer noch genug Zeit, Langwidere so zu positionieren, dass sie von der Kugel getroffen wird und stirbt. Überraschung! Damit aber noch nicht genug. Der Blechmann trägt seine geliebte Königin zur Wissenschaftlerin, damit diese Langwidere genauso das Leben rettet wie ihm. Zu Anfang sieht es so aus, als wenn dies nicht möglich sei, da ein Kopfschuss ja schon eine etwas ausgefallenere Verletzung darstellt, die mit einem Pflaster nicht so leicht behoben ist. Bis zu diesem Zeitpunkt wäre noch alles in Ordnung gewesen. Aber dann greift Dorothys Mutter zum Skalpell, entfernt das Gesicht der Königin und offenbart eine Maschine. Und dann ganz nach dem Motto: "Nicht weinen, wir können die Königin reparieren." Leute wirklich. So einen Murks habe ich lange nicht mehr gesehen.
Der krönende Abschluss stellte für mich die Tatsache dar, dass alle Handlungsstränge offen geblieben sind. Sowohl in Oz als auch in Kansas blieben alle Fragen offen. Denn kurz nachdem Ozma (vorher Tip) ihren rechtmäßigen Platz als Königin von Oz eingenommen hat, starren alle Beteiligten wie von Sinnen an den Himmel, da das lang gefürchtete ewige Biest aufgetaucht ist. Und Dorothy wird in Kansas von dem noch fünf Minuten vorher am Kreuz hängenden Lucas aufgesucht, der ihr mitteilt, dass das ewige Biest, welches blöderweise zuvor von Dorothy befreit wurde, nun ausgerechnet ihre Mutter entführt hat. Da muss man schon eine Menge Pech haben, dass sich das Biest willkürlich eine Person herauspickt und dann ist es ausgerechnet auch noch die eigene Mutter. Und mit diesen letzten Momenten wird der Zuschauer zurückgelassen. Auch das ewige Biest stellte insgesamt betrachtet keine echte Bedrohung dar. Obwohl es schon in der ersten Folge den Stempel als Hauptantagonisten aufgedrückt bekam, ist es doch erst recht spät in Erscheinung getreten. Und wenn es erst knapp zehn Minuten vor dem Ende auf Oz losgelassen wird und nur Zeit hatte, seinen bedrohlichen Schatten auf die Smaragdstadt zu werfen, dann lehne ich mich wohl nicht sehr weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass dies so ganz dezent seine Wirkung verfehlt hat.
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Wenn ich die Staffel Revue passieren lasse, hat mir die Geschichte um Tip/Ozma, die als verschollene Königstochter zu ihrem Schutz in einen Jungen verwandelt wurde, noch die spannendste Geschichte dar. Mir hat die Figur am besten gefallen, da sie der einzige Charakter war, der eine wirkliche Entwicklung innerhalb der Staffel durchgemacht hat. So war sie auf der Suche nach sich selbst und musste erkennen, dass ihr gesamtes Leben eine Lüge darstellte. Während Dorothy nur von einem Ort zum anderen gedümpelt ist ohne groß was zu erreichen, konnten wir beobachten, wie Ozma Stück für Stück gewachsen ist und sich vom eingesperrten Waisenjungen Tip in die rechtmäßige Königin von Oz verwandelt hat.
Specials und Technische Details
Die Specials auf der Blu-ray fallen relativ dürftig aus. So sind lediglich entfallene Szenen sowie ein Making-Of als Extra vorhanden. Die Gestaltung des Blu-ray-Covers ist dagegen relativ ansprechend. So befinden sich fast alle wichtigen Hauptcharaktere im Vordergrund und bilden einen Rahmen um das Tor nach Oz, welches Richtung Smaragdstadt führt. Negativ empfinde ich die Tatsache, dass Ozma/Tip nicht auf dem Cover zu sehen ist, da ihr/sein Charakter eine wesentlich wichtigere Rolle für den Gesamtkontext der Geschichte hat, als beispielsweise Eamonn (Mido Hamada), die Wache des Zauberers. Selbst die Hexe East (Florence Kasumba), die sich bereits in der ersten Folge aus Versehen selbst erschossen hatte und aus diesem Grund logischerweise nicht so viel Screentime innerhalb der Serie hatte, ist auf dem Cover zu sehen. Das Cover stellt glücklicherweise ein Wendecover dar, sodass man die Möglichkeit bekommt, das FSK-Logo auf die Innenseite der Blu-ray-Hülle zu verbannen.
Erscheinungstermin: 4. Oktober 2019
FSK: 12
Laufzeit: 424 Minuten
Bildformat: 16:9 - 1,78:1
Sprache: Deutsch und Englisch
Untertitel: keine
Fazit
Obwohl "Emerald City" zunächst optisch überzeugen kann, stellt die Serie doch eher eine schöne Hülle dar, die, wenn man sich näher mit der Handlung beschäftigt, sofort in sich zusammenbricht. Bis auf Ozma sind aus meiner Sicht keine großen Sympathieträger in der Serie vertreten, sodass einem das Schicksal der einzelnen Figuren eher gleichgültig bleibt. Vor allem Dorothys Reise durch Oz erschien mir trotz der geringen Episodenanzahl recht langatmig, wobei vorhandenes Potenzial, beispielsweise ihre Magie, nicht genutzt wurde. So wie die Handlung aufgebaut ist, merkt man ganz klar, dass NBC sich während der Produktion von "Emerald City" sicher war, noch eine zweite Staffel von der Serie zu bestellen. Da die Quoten aber immer mieser wurden, aus meiner Sicht aufgrund der zum Teil echt absurden Handlungen, gibt es keine Fortsetzung, sodass auch Fans der Serie mit zahlreichen offenen Fragen zurückgelassen werden. Als Fazit lässt sich sagen, dass "Emerald City" eine Mischung aus "Game of Thrones" und dem "Zauberer von Oz" darstellt, welches mit blassen Charakteren, dünnen Storylines, absurden Wendungen und einem vollkommen offenen Ende versehen nicht lohnt, angesehen zu werden.
Marcel F. - myFanbase
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