Élite - Review des Piloten
Nach dem riesigen Erfolg, den Netflix mit seiner ersten spanischsprachigen Serie, "Die Telefonistinnen" und der eingekauften Serie "Haus des Geldes" hatte, ist es kein Wunder, dass man mit der Jugendserie "Élite" nun bereits auf das dritte Serienprojekt aus Spanien setzt. Hilfreich ist dabei natürlich vor allem, dass in "Élite" gleich vier DarstellerInnen aus den bereits anderen genannten Serien auftauchen. Miguel Herrán, Jaime Lorente und María Pedraza sind bestens bekannt als Río, Denver und Alison. Itzan Escamilla hatte schon eine kleinere Nebenrolle in "Die Telefonistinnen" inne. Bei dieser Ausgangslage hat sich die Werbemaschinerie fast selbst aufgestellt.
"Élite" handelt, wie der Name bereits andeutet, von der gesellschaftlichen Elite, die in diesem Falle durch reiche Sprösslinge repräsentiert wird, die eine Privatschule besuchen. Deren Leben gerät gehörig durcheinander, als eine lokale Schule einstürzt und drei Schüler durch ein Stipendium von nun an die Privatschule besuchen dürfen. Aus dieser Ausgangslage heraus entwickelt sich zunächst eine typische Teenieserie, in der es um Liebeleien, Eifersucht, Drama, Intrigen und große Gefühle geht. Jedoch gibt es auch noch Krimi-Elemente, da man bereits im Piloten erfährt, dass es um einen Mord geht und es aufzudecken gilt, welche Ereignisse zu dieser Tat geführt haben und wer der Täter ist. Zwischen diesen beiden Extremen, auf der einen Seite das eher oberflächliche Schülerleben, auf der anderen Seite die ernste Seite des Lebens, die alle durch den Mord trifft, spielt sich der Pilot, aber auch die ganze Serie ab. Man verfolgt die SchülerInnen also bei ihrem schulischen und privaten Alltag und wird parallel Zeuge von Befragungen der Beteiligten nach dem Mord, die in der Zukunft liegen. In diesem erzählerischen Stil hat mich "Élite" sehr stark an Serien wie "How to Get Away with Murder", "Tote Mädchen lügen nicht" und "Big Little Lies" erinnert. Man weiß, was am Ende passiert und verfolgt dann nach und nach mit, wie es dazu gekommen ist. Ich jedenfalls bin ein sehr großer Fan dieses Stils, weil eine unterschwellige Spannung durchweg gegeben ist und weil man so immer weitersehen will und regelrecht an die Serie gebunden wird.
Gerade im Piloten werden vor allem Sympathien für die drei Neulinge an der elitären Schule geweckt. Samuel (Itzan Escamilla), die Muslima Nadia (Mina El Hammani) und der draufgängerische Christian (Miguel Herrán) werden an der Schule vom Großteil angefeindet und müssen sich erst an die Gepflogenheiten der neuen Schule gewöhnen. So versteht sich Samuel auf Anhieb mit Marina (María Pedraza), muss aber einsehen, dass ihr Bruder Guzmán (Miguel Bernadeau) ein Problem damit hat. Nadia will die Schulausbildung für exzellente Karriereaussichten nutzen, ist aber schon aufgrund ihrer Religion eine Außenseiterin. Christian hat derweil nur ein Stipendium erhalten, weil er bei dem Einsturz seiner Schule schwerer verletzt wurde, ist aber intellektuell an der Elite-Schule überfordert. Das macht er mit einem enormen Selbstbewusstsein wett, das ihn dazu bringt, in den inneren Zirkel vorzudringen. Auf der anderen Seite stehen eben Guzmán, seine Affäre Lu (Danna Paola) und deren beste Freundin Carla (Ester Expósito), die wiederum mit Guzmáns bestem Freund Polo (Álvaro Rico) liiert ist. Hinzu kommt noch Ander (Aarón Piper), der Sohn der Direktorin, der sich in diesem dekadenten Lebensstil überhaupt nicht wohlfühlt.
Diese Gegensätze sorgen für jede Menge Drama, zumal eben jeder der Hauptfiguren sein eigenes Päckchen zu tragen hat. Gerade diese Päckchen sind es aber, die dem Piloten sehr viele Klischees mitgeben. So ist Marina HIV positiv, Carla und Polo peppen ihre Beziehung durch sexuelle Experimente auf, Ander ist schwul und versucht seine Probleme mit Drogenkonsum zu verdrängen und Lu will eigentlich eine feste Beziehung mit Guzmán, der wiederum aber ungebunden bleiben will. Diese Geschichten findet man in jeder anderen Teenieserie auch. "Élite" erfindet das Genre an dieser Stelle also nicht neu, sondern stellt es sogar fast eher überspitzt dar. Daher habe ich für mich erschlossen, dass ich die Serie eher wegen der Mysterien als wegen der Dramen weiterverfolge, da ich befürchte, dass mich Letzteres überwiegend die Augen verdrehen lässt.
Fazit
"Élite" setzt in seinem Piloten vor allem auf jede Menge Klischees, die sicherlich zur Jugendzeit dazugehören, die aber in dieser Dichte vor allem sehr überspitzt wirken. Daher muss man als stärkeren Teil der Serie sehen, mitzuverfolgen, wer das Mordopfer getötet hat und wie es dazu überhaupt gekommen ist. Dabei hoffe ich sehr, dass die Auflösung am Ende überraschend kommt und dass die Geschichte in sich schlüssig ist.
Lena Donth - myFanbase
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